Fail: Diese Seiten haben Texte mit ChatGPT erstellt, aber beim Einfügen etwas übersehen
Eine simple Google-Suche zeigt, wie schnell sich mit dem Tool erstellter Content bereits im Netz verbreitet
- Mehr als 50.000 Seiten mit Copy-and-Paste-Fail
- Wie systematisch geschieht die Nutzung bereits?
- Amazon Seller nutzen ChatGPT für Produktbeschreibungen
- Erste US-Publisher experimentieren mit AI-Inhalten
Mit ChatGPT kann heute jede*r mit einer künstlichen Intelligenz kostenlos Texte aller Art erstellen lassen. Dass viele Website-Betreiber*innen und Online-Händler*innen diese Möglichkeit bereits intensiv nutzen, zeigt sich, wenn man eine bestimmte Begriffskombination bei Google eingibt. Denn einige der Nutzer*innen kopieren offensichtlich unabsichtlich und unbemerkt eine Phrase aus der Benutzeroberfläche von ChatGPT mit und fügen diese so auf ihren Seiten ein. OMR zeigt Beispiele.
Es sind nur zwei Wörter, die all jene verraten, die es sich mit ChatGPT besonders einfach gemacht haben: „regenerate response“, also „neue Antwort generieren“. So lautet der Text der Schaltfläche, die ChatGPT standardmäßig unter allen Antworten einbindet. Wenn die erste Textversion den Nutzenden nicht gefällt, können sie damit einfach eine neue generieren. Wer nun aber den mit ChatGPT generierten Text einfach kopiert, auf der eigenen Website einfügt und ohne Überprüfung veröffentlicht, läuft Gefahr, dabei genau diesen Schnipsel mit zu veröffentlichen.
Mehr als 50.000 Seiten mit Copy-and-Paste-Fail
Eine Google-Suche nach „‚regenerate response‘ -chatgpt“ führt zu genau solchen Websites. Durch den Zusatz -chatgpt werden alle Seiten ausgeschlossen, bei denen ChatGPT im Text selbst genannt wird – also potenziell Seiten, die einfach die Funktion des Tools selbst erklären und dabei möglicherweise auch den Button „Regenerate Response“ erwähnen. Trotzdem weist Google immer noch knapp 55.000 Ergebnisse für diese Suche aus.
Es sind vor allem kleinere Online-Shops sowie Websites, bei denen es um bestimmte Produkte geht, die sich unter den ersten Suchergebnissen finden: ein Shop für Tierfutter, ein Vergleichsportal für Golf-Ausrüstung und ein Balance-Board-Shop sind die ersten drei Links, auf den weiteren Plätzen finden sich u.a. ein Whirlpool-, ein Heimwerker-Bedarf- und ein Matratzen-Shop.
Wie systematisch geschieht die Nutzung bereits?
Durchsucht man bei den genannten Beispielen mittels Google die gesamten jeweiligen Domains nach der Keyword-Kombination „Regenerate response“, so führt Google bei den von uns überprüften Stichproben nur eine Seite auf. Ob dies bedeutet, dass die jeweiligen Seitenbetreiber*innen ChatGPT nicht systematisch benutzen, sondern das Tool nur einmal für einen Text ausprobiert haben, oder ob sie bei den anderen Texten einfach den verräterischen Textschnipsel nicht übersehen haben, lässt sich nicht überprüfen.
Indem man ein weiteres Keyword hinzufügt, kann man auch prüfen, ob es in bestimmten Produktsegmenten Websites gibt, die ChatGPT genutzt haben. Mit „‚regenerate response‘ -chatgpt kaffee“ stößt man beispielsweise auf ein US-Café, dass seinen Espresso auch im Netz vertreibt und für die Produktbeschreibung offensichtlich ChatGPT verwendet hat.
Amazon Seller nutzen ChatGPT für Produktbeschreibungen
Durchsucht man mit Hilfe des Operators „site“ mit Google einige große Marktplätze nach „Regenerate response“, zeigt sich, dass Händler*innen auf Amazon und Etsy ebenfalls ChatGPT für das Verfassen von Produktbeschreibungen verwendet haben. Für alle Amazon-Marktplätze weist Google 229 verräterische Ergebnisse aus, bei Etsy sind es sogar 736 Seiten. Auf Amazon findet sich beispielsweise eine FFP2-Maske mit integrierter LED, die über 1.000 Bewertungen aufweist, und in deren Beschreibung sich der Textschnipsel befindet. Auch in einem Bewertungstext einer elektrischen Zahnbürste findet sich das Überbleibsel.
Wie steht Google zu solchen Inhalten? Noch im Frühjahr 2022 erklärte John Müller vom Search Relations Team des Suchmaschinenkonzerns, dass AI-generierte Inhalte Spam seien und gegen Googles Richtlinien verstoßen. Mittlerweile hat der Konzern diese Aussage revidiert und erklärt, dass der Fokus von Googles Ranking-Algorithmus auf der Qualität der Inhalte liege und nicht auf der Art, wie diese produziert werden. Google hat selbst mit „Bard“ gerade ein ChatGPT-artiges Tool vorgestellt.
Erste US-Publisher experimentieren mit AI-Inhalten
Das US-Medienunternehmen Red Ventures (hier im OMR-Porträt) hat im vergangenen November bereits damit begonnen, auf der Technik-Website Cnet Inhalte zu Finanzthemen zu veröffentlichen, die von einer künstlichen Intelligenz (jedoch nicht ChatGPT) erstellt worden waren. In einigen Texten waren jedoch faktische Fehler enthalten, wie Chefredakteurin Connie Guglielmo in einer ersten Bilanz im Februar einräumen musste. Cnet wolle jedoch weiterhin die Möglichkeiten von AI austesten, so Guglielmo weiter. Im März verkündete Cnet die Entlassung von zehn Prozent der Redaktion. Zuletzt hatte auch der Viral-Publisher Buzzfeed angekündigt, mit ChatGPT-basierten Inhalten experimentieren zu wollen.
Vielen Dank an Jennifer Slegg und Malte Landwehr, durch die wir auf diese Google-Suche aufmerksam geworden sind!