„Whatsapp for Enterprises“: So will Facebook mit dem Messenger ab jetzt Geld verdienen
Schon am 17. Juli: Notifications, Live-Chat und Sponsored Messages sollen kommen – eine Newsletter-Funktion hingegen nicht
- Schon jetzt eine der größten Plattformen der Welt, nun kommt „Whatsapp for Enterprises“
- Ist „Whatsapp for Enterprises“ ein lange überfälliger Schritt?
- Welche Auswirkungen haben die Änderungen auf Produkte Dritter?
Lange hat sich Facebook schwer damit getan, für den 2014 für 19 Milliarden US-Dollar gekauften Messenger Whatsapp eine geeignete Monetarisierungs-Strategie zu finden. Nach ersten kleinen Schritten – zuletzt mit „Whatsapp Business„, einer Lösung für mittelständische Firmen – soll jetzt ein großer folgen. OMR-Informationen zufolge geht am 17. Juli „Whatsapp for Enterprises“ live. Welche drei konkreten Funktionen die Anwendung umfassen wird und für welche Unternehmen das keine guten Nachrichten sein dürften, lest Ihr hier.
Update: Dieser Artikel ist mittlerweile nicht mehr aktuell. Wenn ihr wissen wollt, was mit der WhatsApp API alles möglich ist, könnt Ihr euch den Artikel zur WhatsApp API durchlesen.
Update, 18. Juli, 10:00 Uhr: Der von uns vermutete 17. Juli war es dann wohl offensichtlich nicht: Bisher hat Facebook „Whatsapp for Enterprises“ weder veröffentlicht, noch angekündigt. Laut unserer Quelle sei das eine sehr spontane, strategische Entscheidung seitens Facebook. Inhaltlich soll aber alles wie im Artikel beschrieben bleiben – nur der neue Zeitpunkt für den Launch stehe noch nicht fest.
Viele Branchenbeobachter wussten nicht so recht, was sie von dem gigantischen Deal halten sollten: 19 Milliarden US-Dollar hatte Facebook 2014 für die Messenger-App Whatsapp gezahlt. Zwar war die Anwendung mit schon damals über 600 Millionen Monthly Active Users (MAU) eine unglaubliche Erfolgsgeschichte (heute sind es über 1,5 Milliarden). Doch gab es Zweifel, wie die Integration in die Facebook-Plattform funktionieren würde – und mit Hilfe welcher Produkte die bis dahin werbefreie App Geld verdienen würde.
Ein Vergleich, dem sich die Whatsapp-Akquisition vor allem durch den enorm hohen Kaufpreis außerdem immer wieder stellen musste: Instagram. Schon 2012 hatte Facebook die Foto-App für nur eine Milliarde US-Dollar übernommen; rein finanziell bis heute der bessere Deal. Regelmäßige Einführung neuer Funktionen wie das Story-Format sorgen für unglaubliche Beliebtheit bei Promis und Influencern – und für aktuell über eine Milliarde MAU. Und auch bei der Monetarisierung scheint die Rechnung einfach zu sein. Seit 2015 verkauft Instagram verschiedene Werbeformate, ist inzwischen komplett in Facebooks Ad-Plattform integriert und soll laut Morgan Stanley-Analyst Brian Nowak alleine im zweiten Quartal 2018 3,8 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert haben. Das wären rund 36 Prozent des gesamten Wachstums von Facebooks Werbegeschäft.
Schon jetzt eine der größten Plattformen der Welt, nun kommt „Whatsapp for Enterprises“
Jetzt scheint Facebook mit Whatsapp aber endgültig nachziehen zu wollen. OMR liegen Informationen vor, denen zufolge mit „Whatsapp for Enterprises“ eine Lösung für große Unternehmen und Konzerne bereits in den Startlöchern steht. Das Release-Datum für den nächsten großen Schritt sei demnach schon der 17. Juli 2018 (Funfact: Das ist genau das Datum, das unter anderem auf Apples Kalender-Emoji zu sehen ist). Die Anwendung soll sich unserer Quelle zufolge auf drei große Bereiche beschränken:
- Notifications: Was dieser Punkt in etwa bedeuten dürfte, können Passagiere der Fluglinie KLM Royal Dutch Airlines bereits seit September vergangenen Jahres erleben. Im Zuge eines ersten großen Tests verschickt die Airline Boarding-Passes, Buchungsbestätigungen, Status-Updates zu Flügen und alle Infos, die über eine „Wenn-Dann-Funktion“ darstellbar sind, über Whatsapp. Facebook betritt damit einen Bereich, der bisher vor allem noch von Mails und SMS dominiert wird – und könnte hier so mittelfristig den „Short Message Service“ verdrängen. In Deutschland haben den Infos zufolge bereits ein paar wenige Partner Zugang zu dem Feature. Es sei aber unklar, ob sie mit der Umsetzung rechtzeitig zum Launch von „Whatsapp for Enterprises“ bereits fertig werden.
- Live-Chat: Dieses Feature stehe nur verifizierten Profilen zur Verfügung. Das dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit aber alle Notifications nutzenden Partner einschließen. Vermutlich verbergen sich hinter dieser Funktion ähnliche Möglichkeiten, die kleinere Firmen bereits seit wenigen Monaten mit „Whatsapp Business“ haben: mit einzelnen Kunden kommunizieren, Fragen beantworten, klassischer Customer Support. Ob und in welcher Form beim Launch bereits Chatbot-Funktionen zur Verfügung stehen werden oder Drittanbieter Lösungen vorbereitet haben, bleibt abzuwarten.
- Sponsored Messages: Für viele Marketer dürfte der letzte Punkt auch der wichtigste sein. Mit Sponsored Messages werde Whatsapp laut unserer Quelle das erste und lang ersehnte skalierbare Ad-Produkt einführen. Grundsätzlich sollen die bezahlten Nachrichten ähnlich funktionieren, wie im Facebook Messenger. Dort gibt es aktuell eigentlich nur zwei echte Formate: „Messenger Ads“, die im Feed auf der Startseite des Messengers erscheinen und „Sponsored Messages“, bezahlte Nachrichten, die als Direktnachricht im Posteingang des Users landen. Whatsapp wolle aber nicht den persönlichen Charakter verlieren, daher dürfte es hier stärkere Einschränkungen als beim Facebook Messenger geben. Laut Quelle werde das Ad-Produkt noch nicht direkt zum Launch von „Whatsapp for Enterprises“ verfügbar sein. Ob das seit einigen Monaten diskutierte Ad-Format innerhalb des Whatsapp-Status auch unter diesen Punkt fällt, bleibt ebenfalls abzuwarten.
Ist „Whatsapp for Enterprises“ ein lange überfälliger Schritt?
Dass Facebook erst mit „Whatsapp Business“ und jetzt mit „Whatsapp for Enterprises“ die Monetarisierung des Messengers endgültig vorantreiben will, dürfte für viele Branchen-Beobachter keine überraschende, wenn auch lange überfällige Entscheidung sein. Obwohl die Whatsapp-Gründer Brian Acton und Jan Koum eine Vermarktung durch Werbeanzeigen nach der Übernahme 2014 komplett ausgeschlossen hatten, haben sich die Anzeichen pro Ad-Produkt in jüngster Vergangenheit immer schneller verdichtet.
Schon Mitte 2015 sprach Facebook über die zukünftige Monetarisierung von Whatsapp mittels B2C-Services, Anfang 2016 folgte in einem Blog-Post auch die Bestätigung seitens Whatsapp. Als Whatsapp Anfang 2017 auf den Facebook Campus zog, war für viele klar, dass der bis dahin nahezu unabhängige Messenger dann doch schneller als gedacht in Facebooks Plattform integriert werden würde. Wenige Monate später folgte die Ankündigung von Brian Acton, das Unternehmen zu verlassen. Und nach dem Launch von „Whatsapp Business“ und einen Tag vor Facebooks Ankündigung auf der Entwicklerkonferenz F8, Whatsapp auch für große Unternehmen zu öffnen, verabschiedete sich ebenfalls Jan Koum.
Welche Auswirkungen haben die Änderungen auf Produkte Dritter?
Beim Lesen der drei großen Funktionen, die „Whatsapp for Enterprises“ umfassen soll, dürfte eines auffallen: Eine Newsletter-Funktion, wie sie aktuell von Unternehmen wie Whatsbroadcast angeboten wird, scheint es offenbar nicht zu geben (Wir nutzen den Dienst bei OMR, um Artikel per Whatsapp zu verschicken). Was das für Tools dieser Art bedeuten wird, bleibt Spekulation: Entweder toleriert Facebook weiterhin das Anbieten der Dienste – oder der Konzern schiebt dem einen Riegel vor, um die eigenen Business- und Enterprise-Lösungen zu stärken.