Das Startup vom Sohn eines ehemaligen israelischen Premierministers ist zweitgrößter Publisher bei Facebook

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Inhalt
  1. Playbuzz verzeichnet im September dreimal so viele Shares wie die New York Times
  2. Minimale Belegschaft, maximale Reichweite
  3. Von null auf Platz zwei in neun Monaten

Playbuzz verzeichnet im September dreimal so viele Shares wie die New York Times

Shaul Olmert, CEO und Mitgründer von Playbuzz

Shaul Olmert, CEO und Mitgründer von Playbuzz

Fast 7,6 Millionen Mal wurden Online-Quizze von Playbuzz im zurückliegenden September von Usern bei Facebook geteilt. Das israelische Startup liegt damit im Facebook-Share-Ranking noch vor der Social-Publishing-Größe Buzzfeed und weit vor traditionellen Medienhäusern wie der BBC, der New York Times und dem Guardian. Wir haben uns die Erfolgsgeschichte genauer angesehen und das Monetarisierungspotenzial analysiert.

Es klingt wie der Albtraum der traditionellen Medienhäuser: In weniger als einem Jahr ist die Website Playbuzz laut dem Statistikdienst Quantcast von null auf Platz 33 der am meisten besuchten US-Websites geschossen. Quantcast schätzt, dass im vergangenen Monat weltweit 55,6 Millionen Nutzer Playbuzz besucht haben. Gründer und CEO Shaul Olmert, Sohn des ehemaligen israelischen Premiers Ehud Olmert, nannte im Juni dieses Jahres gegenüber Business Insider sogar die Zahl von 70 Millionen Unique Visitors.

<img src="//omr.com/de/wp-content/uploads/2014/10/quantcast.jpg" alt="Die Entwicklung der globalen Reichweite von Playbuzz laut Quantcast“ width=“545″ height=“260″ class=“size-full wp-image-4466″ /> Die Entwicklung der globalen Reichweite von Playbuzz laut Quantcast

Minimale Belegschaft, maximale Reichweite

Um diese Reichweite aufzubauen, benötigte das Startup nur fünf fest angestellte Autoren und 25 freie Mitarbeiter, wie das US-Blog Digiday schreibt – fast 90 Prozent des Contents wird von Besuchern der Seite selbst erstellt. „Wie gut ist Dein Erinnerungsvermögen“, „In welchem Alter wirst Du sterben“ oder „Welche magische Kreatur bist Du“ lauten die Fragestellungen, auf die die Besucher von Playbuzz durch Anklicken entsprechender Optionen eine Antwort erhalten. Als „interaktiven und leicht zugänglichen Content für die 140-Zeichen-Generation“ bezeichnete CEO Olmert die Quizze gegenüber Business Insider. Mit einem Drag-and-Drop-Baukasten können die Besucher selbst Quizze erstellen.

Die Playbuzz-Startseite

Die Playbuzz-Startseite

Der Playbuzz-Content erinnert stark an jenes Format, mit dem das US-Portal Buzzfeed große Erfolge feiert. Bis Juni fanden sich unter den 30 am häufigsten in Social Media geteilten Artikeln ganze 13 Quizze von Buzzfeed, unter anderem auf den Plätzen eins bis vier. Buzzfeed beschäftigt rund 300 Mitarbeiter; der Wert des Unternehmens könnte im zehnstelligen Bereich liegen. Bisher wurde dem Portal vorgeworfen, Inhalte von Communitys wie Reddit zu recyclen, nun sieht sich das Unternehmen selbst mit einer „Copycat“ konfrontiert. CEO Olmert findet seine Website jedoch überhaupt nicht mit dem US-Portal vergleichbar: „Buzzfeed hat weder viralen Content noch Quizze erfunden“, so Olmert gegenüber Business Insider. Während Buzzfeed auf eine Themen- und Formatmischung setzt, finden sich bei Playbuzz ausschließlich Quizze. Darüber hinaus ermöglicht es Playbuzz im Unterschied zu Buzzfeed auch anderen Publishern, Quizze auf ihrer Seite einzubinden – und erhöht so die eigene Reichweite. US-Publisher wie die Huffington Post und Martha Stewart haben bereits Playbuzz-Content veröffentlicht.

Die Buzzfeed-Startseite

Die Buzzfeed-Startseite

Playbuzz wird von dem 2012 gegründeten Unternehmen Playchanger Media mit Sitz in Tel Aviv betrieben. Das Startup hat laut Crunchbase bisher in zwei Finanzierungsrunden 3,8 Millionen US-Dollar eingesammelt. Größter Investor ist die israelische VC-Firma Carmel Ventures, die unter anderem auch an den Adtech-Firmen Outbrain und MyThings sowie dem Datenanbieter Exelate beteilligt ist. CEO Shaul Olmert war zuvor für mehrere Jahre bei Nickelodeon / MTV Networks tätig und arbeitete später als Marketingchef für Conduit, Anbieter einer zweifelhaften Browser-Toolbar.

Von null auf Platz zwei in neun Monaten

Online ist Playbuzz in der jetzigen Form seit Dezember 2013. Im Juni 2014 tauchte das Portal dann erstmals in Newswhips Ranking der Facebook-Seiten mit den meisten Shares auf – auf Rang zehn. Newswhip trackt über das Tool Spike, wie sich Content über Social Media verbreitet. Playbuzz stieg im Ranking des Dienstes dann innerhalb von wenigen Wochen auf Rang zwei – im September wurden nur Artikel der Huffington Post häufiger in dem sozialen Netzwerk geteilt. Berücksichtigt man auch Likes und Kommentare, liegt Playbuzz auf Rang vier hinter HuffPo, Buzzfeed und Fox News. September-Facebook-Top-10 Welches Monetarisierungspotenzial steckt in Playbuzz? Bisher münzt das Unternehmen seine stark wachsende Reichweite offenbar noch nicht im gleichen Maß in Einnahmen um. Außer Google Adsense Anzeigen lässt sich auf der Seite bisher kaum Werbung finden. Auch wenn andere Seitenbetreiber Playbuzz-Quizze auf ihrer Seite einbinden, sind diese nicht werbevermarktet, wie das Unternehmen in seinen FAQ erklärt. In Zukunft wolle Playbuzz jedoch „den geschätzten Partnern mehrere Monetarisierungsstrategien anbieten“.

Als ein Vorteil sind sicherlich die niedrigen Produktionskosten des Contents von Playbuzz zu werten, wegen denen die Betreiber in puncto Monetarisierung unter nur geringem Zeitdruck stehen dürften. Zudem hat Playbuzz nicht ein ähnliches Urheberproblem wie andere Viralsites wie beispielsweise heftig.co. Größter Nachteil des Konzepts von Playbuzz dürfte die Abhängigkeit von Facebook sein: Mit nur einer kleinen Änderung am Algorithmus des Netzwerks kann die Reichweite von Playbuzz dahin sein.

Denkbar wäre auch, dass Playbuzz die über die Quizze erhaltenen Informationen über die Nutzer weiter verkauft. Konkurrent Buzzfeed hat bereits vorgemacht, wie man mit simplen Umfragen jede Menge werberelevante Nutzerdaten einsammelt.

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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