Im Februar hat Arist von Harpe sie übernommen: So geht es der Hamburger Morgenpost heute

Torben Lux21.9.2020

Der Verleger spricht im OMR Podcast über Ziele und Herausforderungen. Außerdem: Linkedins Marketing-Chefin DACH Selena Gabat

OMR Podcast Hamburger Morgenpost Mopo Arist von Harpe Philipp Westermeyer

Lange hatte DuMont einen Käufer für die in Schieflage geratene Traditions-Tageszeitung Hamburger Morgenpost gesucht. Mit der Anfang des Jahres gefundenen Lösung hat dann aber keiner gerechnet: Arist von Harpe, der zuvor das Marketing-Geschäft beim Hamburger Karrierenetzwerk Xing geleitet hatte, ist seitdem alleiniger Gesellschafter, hat einen neuen Chefredakteur eingesetzt und ziemlich konkrete Ziele. Welche das sind, wie es der Mopo während der Corona-Krise bisher ergangen ist und wie dieser Deal überhaupt zustande kommen konnte, verrät er im OMR Podcast.

„Im September vergangenen Jahres hatte ich von einem ehemaligen Kollegen bei Facelift gehört, dass DuMont die Zeitungen wohl einzeln verkaufen will“, sagt Arist von Harpe im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Von 2001 bis 2017 war von Harpe Geschäftsführer bei der Social-Media-Cloud Facelift. Ende 2016 hatte DuMont 75 Prozent des Hamburger Unternehmens übernommen, man war sich also schon mal begegnet. „Dann hatte ich die Schnapsidee: Joa, dann nehme ich die Mopo.“

Aus der spontanen Idee wird in der Folge relativ schnell ein echter Plan. Von Harpe nimmt Kontakt zu Maik Koltermann auf, den er von ein paar Events kannte. Der ehemalige stellvertredende Chefredakteur Koltermann hatte sich im Jahr zuvor von der Hamburger Zeitung verabschiedet und schilderte Arist von Harpe ehrlich seine Sichtweisen und Herausforderungen der Hamburger Morgenpost. „Dann habe ich ihn gefragt: Wenn ich das machen würde, würdest Du dann mitkommen?“, so von Harpe weiter. Koltermann kam mit – und ist seit März diesen Jahres Chefredakteur.

Wie schwer hat Corona die Mopo getroffen?

Auch wenn die Mutter des gebürtigen Düsseldorfers vom Kauf abgeraten hat, als sie von den Plänen hörte, hatte Arist von Harpe schnell den Austausch mit zu DuMont gesucht. Er erinnert sich: „Am Anfang haben sie das vielleicht nicht so ganz ernst genommen. Aber je länger die Gespräche liefen, desto mehr haben sie gemerkt, dass ich Bock drauf habe und mir Gedanken gemacht habe.“ Ein paar Monate dauert es dann aber doch noch, bis es konkret wurde. „Den finalen Deal haben wir letztendlich innerhalb von fünf Tagen zusammengeklöppelt“, so von Harpe.

Über die Details des Deals darf der Verleger nichts sagen. Nur so viel: Er ist alleiniger Gesellschafter. Entgegen einiger Gerüchte habe er allerdings kein Geld dafür bekommen, die wirtschaftlich angeschlagene Boulevard-Zeitung zu übernehmen. Und es gebe ein Darlehen. Man kann wohl davon ausgehen, dass sich der erfahrene Manager (vor der Zeit bei Xing und Facelift war er sieben Jahre bei der Boston Consulting Group) nicht in einem finanziellen Fiasko verrannt hat. Dass das Geschäft mit Journalismus kein Selbstgänger ist, weiß er aber auch. „Es ist auch eine Wette. Keiner weiß, was in ein paar Jahren ist“, sagt Arist von Harpe.

Die erste große Herausforderung stand dann auch schon wenige Tage nach Bekanntgabe des Deals vor der Tür: Corona. Auch für Verlage und Medienhäuser eine Herausforderung, weil zeitweise nicht nur Anzeigenkunden Budgets eingespart haben oder es immer noch tun, sondern auch der Live-Sport lange stillstand, der in der Mopo großen Raum einnimmt. „Wir verkaufen knapp 30.000 Hefte pro Tag. Mit Corona gab es dann einen kleinen Einbruch. Aber wir haben uns wieder erholt und sind recht stabil“, sagt Arist von Harpe. Zur Print-Auflage kämen täglich noch 600.000 bis 800.000 Visits dazu. „Wir sind mit Abstand das reichweitenstärkste Portal in dieser Stadt“, so von Harpe.

So verdient die Mopo Geld

Obwohl die Reichweite online also schon länger deutlich größer ist, werde der Großteil des Umsatzes immer noch mit der gedruckten Zeitung generiert. „Drei Viertel des Umsatzes hängt immer noch am Heft. Inklusive Anzeigen. Aber die Verkaufserlöse sind schon der große Treiber“, so Arist von Harpe. Damit sich das in Zukunft ändert, arbeiten er und sein Team gerade an einer App mit Bezahl-Elementen. Für dieses Jahr rechne er mit rund 15 Millionen Euro Umsatz, ähnlich wie 2019. Ob da in Zukunft mit Wachstum zu rechnen ist? „Dafür bin ich da“, entgegnet von Harpe. Es gebe zwar keine Zielgrößen. Aber: „Für mich geht es erstmal darum, den Laden so umzubauen, dass er dauerhaft Geld verdienen kann und wir überall einen Puffer haben.“

Mit welchen Produkten und Veränderungen das abgesehen von Paid-Content-Plänen gelingen soll, wie die etwa 75 Mitarbeiter auf die Nachricht seiner Übernahme reagiert haben und weshalb für von Harpe die Mopo eine enorm starke Marke ist, erzählt er in der aktuellen Folge des OMR Podcasts.

Direkt im Anschluss hat Philipp Westermeyer für die Folge auch mit einer Art Publisher gesprochen: Linkedins Marketing-Chefin für DACH Selena Gabat hat ihm verraten, mit welchen Hebeln der OMR-Gründer seine Reichweite auf der Plattform steigern kann. Garat gibt aber nicht nur einige sehr hilfreiche Hinweise, sondern räumt auch direkt mit einem Reichweiten-Mythos auf: „Ich habe kürzlich einen Blog-Post gesehen, der mit Minutenangaben beschreibt, wann man am besten auf Linkedin posten sollte. Das ist echt Quatsch.“ Man kommen nicht drum herum, Content strategisch für die eigene Zielgruppe zu planen.

Wenn Ihr also erfahren wollt, welcher Content warum auf Linkedin gut funktioniert, welche Rolle dabei der Einsatz von Hashtags spielt und was es mit dem Begriff „Netzwerk-Hygiene“ auf sich hat, solltet Ihr auch da unbedingt reinhören.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

HubSpot dürfte ja den allermeisten hier ein Begriff sein. Das Unternehmen hinter der Marketing- und CRM-Plattform ist seit neun Jahren ähnlich wie wir auch mit einer Veranstaltung unterwegs. Normalerweise findet die Konferenz „Inbound“ einmal im Jahr in Boston statt, für die diesjährige Ausgabe haben die Kollegen das Programm entsprechend digitalisiert – inklusive einer Reihe spannender Speaker. In 250 Session könnt Ihr unter anderem Disney-Chef Bob Iger und Sänger John Legend hören. Das Ganze findet am 22. und 23. September statt – auf inbound.com findet Ihr das gesamte Programm.

Vor rund zwei Jahren hat Salesforce Datorama übernommen – und das natürlich nicht ohne Grund. Denn das Unternehmen hat sich auf die Verknüpfung von Daten aus verschiedensten Quellen spezialisiert. Vor allem im Marketing liegen Infos ja recht häufig in voneinander getrennten Silos; so sind gute Analysen und das Ableiten von richtigen Entscheidungen fast unmöglich. Genau das übernimmt Datorama. Und falls Ihr mal anhand eines ganz konkreten Cases erfahren wollt, wie das im Detail aussehen kann, solltet Ihr Euch am 7. Oktober das Webinar mit Bosch Siemens Hausgeräte anschauen. Hier geht es zur Anmeldung.

Keine Sorge, wir haben unsere Freunde von Vodafone in diesem Podcast nicht vergessen. Wäre auch schade, denn die Kollegen haben gerade die Ära des „Überall Office“ eingeläutet und dafür auch das passende Produkt auf den Markt gebracht: One Net Express (ONX). Das Ganze ist eine virtuelle Telefonanlage, mit der Ihr überall immer unter einer Nummer erreichbar seid – egal ob auf dem Smartphone, Festnetztelefon oder dem Laptop. Anrufe lassen sich ohne Unterbrechung entsprechend hin- und herschalten. Klingt gut? Dann einmal zu Vodafone.de/ONX klicken bitte!

Am Schluss noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Im Juli haben unsere Kollegen von Podstars den Podcast TOMorrow gestartet. Host Tom Junkersdorf war mal Chefredakteur der GQ und hat spannende Promis aus der Mode-, Lifestyle-, Entertainment-Branche zu sich eingeladen. In den ersten Folgen waren bereits zu Gast: Mode-Designer Philipp Plein, Hugo-Boss-Markenchef Ingo Wilts und Breitling-CEO Georges Kern. Alle Folgen findet Ihr hier

Alle Themen des Podcasts mit Mopo-Eigentümer Arist von Harpe und Selena Gabat von Linkedin im Überblick:

  • Boston Consulting Group, Facelift, Xing – Das hat Arist von Harpe vor der Rolle als Mopo-Verleger gemacht (ab 02:40)
  • Lange hatte DuMont nach einem Käufer für die Hamburger Morgenpost gesucht. Wie kam es zu ersten Gesprächen mit Arist von Harpe? (ab 07:20)
  • Weshalb haben sich die Verhandlungen von September 2019 bis Anfang Februar 2020 gezogen? Und wie viel musste Arist von Harpe am Ende für die Mopo bezahlen? (ab 09:45)
  • Was war der ausschlaggebende Grund für von Harpe, die wirtschaftlich angeschlagene Mopo zu übernehmen? (ab 12:25)
  • Welche inhaltlichen Anpassungen hat es bei der Mopo seit dem Besitzerwechsel gegeben? (ab 14:10)
  • Wie wichtig ist der Verkauf der gedruckten Zeitung für den Gesamtumsatz? (ab 15:30)
  • So setzen sich die Mitarbeiter der Mopo zusammen – und so haben sie auf Arist von Harpe als neuen Besitzer reagiert (ab 18:45)
  • Wie hat sich die Corona-Krise auf die Arbeit aber auch auf die Verkaufszahlen der Mopo ausgewirkt? (ab 21:00)
  • Wie relevant sind Themenbereiche wie Kultur und Sport für die Mopo? (ab 22:50)
  • Was denkt Arist von Harpe über die Bild und Kritik an ihrer Berichterstattung? (ab 25:55)
  • Ab welcher Einwohnerzahlen kann ein Titel wie die Mopo für eine Stadt funktionieren? (ab 27:15)
  • So denkt Arist von Harpe über andere Unternehmer wie Jeff Bezos, die in den vergangenen Jahren eine oder mehrere Zeitungstitel übernommen haben (ab 29:20)
  • Wie und wo lassen sich jüngere Generationen von Qualitätsjournalismus begeistern? (ab 30:00)
  • Die Mopo arbeitet aktuell an einem Paid-Content-Modell über eine App (ab 32:15)
  • Was muss eine App eines Publishers können und wer macht das bereits gut? (ab 34:30)
  • Stimmt es wirklich, dass Arist von Harpe für die Übernahme der Mopo sogar Geld bekommen hat? (ab 35:00)
  • Welche Projekte abseits vom eigentlich Inhalt plant die Mopo gerade noch? (ab 35:50)
  • Wie wird sie die Mitarbeiterzahl der Mopo in den kommenden Jahren entwickeln? Und welche Rolle spielen bei einer Übernahme älterer Unternehmen Posten wie Rentenansprüche? (ab 38:10)
  • So kompliziert ist der Presse-Großhandel (ab 41:20)
  • Wie ist der Kontakt von Arist von Harpe zur Hamburger Politik? (ab 43:00)
  • Wo kommt der Traffic auf mopo.de her? (ab 46:40)
  • Deshalb hat Philipp Westermeyers Aktivität auf Linkedin in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen (ab 49:20)
  • Weshalb bekommen Beiträge mit beispielsweise persönlichen, lustigen Fotos auf der Plattform Linkedin mehr Reichweite, als aufwändige Analysen? (ab 50:00)
  • Welche Tipps kann Selena Gabat geben, wenn sie nach mehr Reichweite auf Linkedin gefragt wird? (ab 52:00)
  • Welche Rolle spielen Hashtags für die Plattform? (ab 53:50)
  • So arbeitet die Linkedin-Redaktion (ab 57:15)
  • Das steckt hinter den Profil-Badgets in verschiedenen Farben (ab 58:15)
  • Welche Formate, wie zum Beispiel Videos oder Live-Streaming, funktionieren besonders gut auf Linkedin? (ab 59:50)
  • Wann kommen Linkedin Stories? (ab 1:02:25)
  • Gibt es eine Posting-Frequenz, die Selena Gabat empfiehlt? (ab 1:03:10)
  • Hat Frank Thelen wirklich den größten deutschsprachigen Linkedin-Account? Und von welchen Accounts ist Gabat Fan? (ab 1:04:30)
  • Spricht Linkedin gezielt Prominente an, ein Profi auf der Plattform zu erstellen (ab 1:08:50)
  • So wichtig ist ein vollständiges Profil wirklich (ab 1:12:30)
  • Das steckt hinter dem Begriff „Netzwerk-Hygiene“ (ab 1:14:00)
  • Wer sind die größten Wettbewerber von Linkedin? (ab 1:17:00)
LinkedInMedienPaid ContentPublishing
Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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