Fuck the poor! – In diesen 1:20 habe ich mehr über Aufmerksamkeit gelernt als je zuvor
Eine britische Charity-Kampagne zeigt, wie man Reaktionen provoziert
Die Aufmerksamkeit der Verbraucher ist ein knappes, hart umkämpftes Gut – im Internet vielleicht sogar noch stärker als in anderen Medien. Dort rangeln Abertausende von Diensten und Websites um Nutzer und Besucher. Ein 80-sekündiges, nicht inszeniertes Video führt vor Augen, wie Empörung als Treiber funktionieren kann, um Aufmerksamkeit zu erzielen – auch im Internet.
Er habe zeigen wollen, wie sich Menschen einerseits aufregen, wenn sie Zeuge von Ungerechtigkeit und Bigotterie werden, aber wie apathisch sie andererseits reagieren, wenn sie direkt aufgefordert werden, etwas dagegen zu tun, nämlich zu spenden, sagte Andy Bird, Kreativdirektor bei Publicis London, der für die Kampagne verantwortlichen Agentur. Das Video der Hilfsorganisation Pilion Trust zeigt, dass ein Aktivist, der im Rahmen eines sozialen Experiments mit einem Schild „Fuck the poor!“ (recht frei übersetzt: „Scheiß auf die Armen!“), auf die Straße geht, deutlich mehr Beachtung erhält als mit dem Plakatslogan „Help the poor!“.
Nicht selten stilisieren Publisher Themen zum „Shitstorm“ hoch, um Zugriffszahlen zu steigern – auch deswegen wird die Qualität der Inhalte im Netz immer wieder heiß diskutiert. Die Ereignisse rund um das „Gauchogate“ haben in den vergangenen Tagen erneut gezeigt, wie gut öffentliche Empörung immer wieder als Traffic-Treiber funktionieren kann – auch bei vergleichsweise „nischigeren“ Blogs:
Die Kampagne des Pilion Trust hat diesen Umstand auf clevere Weise ausgenutzt. Der provokative Hashtag #fuckthepoor sorgte für die Verbreitung des Videos über Social-Media-Plattformen; große Viralsites, Verlagsmedien und Blogs griffen das Thema auf. Innerhalb von drei Monaten wurde der Clip mehr als 4,3 Millionen Mal abgerufen.