Diese Firma steckt hinter der Technologie für Shopify-Shops und ist trotzdem kaum bekannt

Martin Gardt9.3.2021

Die Cloud-Plattform Fastly kennen in Deutschland nur Aktien-Experten – und die CTOs großer Online-Player

Fastly
Inhalt
  1. Warum Edge Computing?
  2. Shopify-Shops vor dem Zusammenbruch retten
  3. Ohne schnelle Webseite keine SEO-Erfolge
  4. Entwickler als neue Entscheider – und als Marketing-Ziel

Wer bei Google gut ranken und sein Webseiten-Publikum glücklich machen will, braucht eine schnelle, sichere Seite. Viel Speed versprechen aktuell sogenannte Edge-Cloud-Plattformen, die Daten so nah an den Standorten der User verarbeiten wie möglich. Hier tut sich gerade das US-Unternehmen Fastly hervor – denn das liefert die technische Infrastruktur der Webseiten von globalen Playern wie Shopify, Buzzfeed, Spotify, Slack, Business Insider, Kayak oder der New York Times. Trotzdem analysieren in Deutschland bisher vor allem Aktien-Experten die Zahlen des Unternehmens. Wir zeigen, wie es Fastly zu fast 300 Millionen US-Dollar Umsatz geschafft hat und warum Shopify auf die Dienste der Firma setzt.

„Wir sind glücklich, im Hintergrund zu bleiben und großartige Brands zu unterstützen“, sagt Fastly-CEO Joshua Bixby gegenüber OMR. Die Produkte von Fastly garantieren eben einen Platz im Schatten. Das Unternehmen liefert als Edge-Cloud-Plattform vor allem ein Content Delivery Network (CDN), zusätzlich Security- und Streaming-Dienste. Kurz gesagt: Als CDN liefert Fastly ein Netz aus Servern, das Daten zu den Nutzerinnen und Nutzern schickt. Auf die Dienste des Unternehmens vertrauen mittlerweile über 2.000 Firmen auf der ganzen Welt – darunter die bereits angesprochenen globalen Player.

Warum Edge Computing?

„Unser Gründer Artur Bergman hatte ein Problem: Er war für den Betrieb einer der größten Webseiten der Welt zuständig und musste seinen Content schnell ändern können. Zu dem Zeitpunkt brauchten CDNs zum Teil 15 Minuten, um Änderungen live zu stellen“, erzählt Bixby. „Früher wurden Änderungen auf einem zentralen Server gemacht und es dauerte ewig, bis diese bei den Usern ankamen. Wir wollen, dass das schneller geht und machen das deshalb so nah am Nutzer wie möglich“, so der Fastly-CEO. Das erklärt das Prinzip von Edge Computing ganz gut, das hinter der Fastly-Technologie steckt. Die Server, die Daten der Fastly-Kunden an die User ausliefern, sind nah an diesen dran. So werden Änderungen auf Webseiten schnell angezeigt und Ladezeiten reduziert.

Business Insider setzt zum Beispiel auf Fastly, um Updates der Beiträge sofort für Leserinnen und Leser sichtbar zu machen und eingeloggten Nutzenden individuelle Geschichten vorschlagen zu können. Der Möbelversender Wayfair hat nach eigener Aussage seine Seiten-Performance mit Fastly verbessert und konnte dadurch einfacher über die Grenzen des Heimatmarktes USA expandieren. Und das Uhren-Startup Daniel Wellington hat sich mit Fastly für eine Werbekampagne rund um Super-Influencerin Kylie Jenner und die damit einhergehende Traffic-Explosion gewappnet.

Zuletzt musste Fastly aber auch eine Schlappe hinnehmen. Durch das von der Trump-Regierung angestoßene Verbot von Tiktok in den USA zieht der Mutterkonzern Bytedance Mitte 2020 den vorher über Fastly abgewickelten Traffic der Hype-Plattform ab. Der Verlust des bisher größten Kunden wiegt schwer – zum dritten Quartal 2020 muss Fastly seine Umsatzprognose senken. Hier rächt sich die Konzentration auf Konzerne als Kunden. „Fastly wurde für die größten Unternehmen der Welt gebaut“, sagt Bixby. „Unsere Kunden erwarten Sicherheit, Skalierbarkeit, schnelle Performance und starken Customer Support.“ Die 324 Großkunden von Fastly sorgen derzeit für 89 Prozent des Jahresumsatzes von 291 Millionen US-Dollar – und geben im Durchschnitt 782.000 US-Dollar für die Dienste des Unternehmens aus.

Ihr wollt mehr Infos zu CDNs oder sucht weitere Software, um die Performance Eures Unternehmens zu verbessern? Dann schaut bei OMR Reviews vorbei und informiert Euch, welche Tools Euch dabei helfen können.

Shopify-Shops vor dem Zusammenbruch retten

Fastly-CEO Joshua Bixby

Fastly-CEO Joshua Bixby

„Wir glauben, dass Aggregatoren der beste Weg sind, um kleinere Unternehmen zu unterstützen. Deshalb arbeiten wir so gern mit Shopify zusammen“, erklärt Joshua Bixby. Nach dem Ausscheiden von Tiktok ist der E-Commerce-Riese aus Kanada wohl der derzeit heißeste Fastly-Kunde. Wie Shopify auf der eigenen Info-Seite schreibt, bietet das Unternehmen seinen Händlern Fastly als CDN für ihren Shopify-Shop. Dadurch sei sichergestellt, dass auch bei Traffic-Spitzen der jeweilige Shop erreichbar und performant bleibe. „Der Service von Shopify muss schnell, sicher und skalierbar sein. Und wenn der Traffic explodiert, darf die Performance nicht einbrechen“, sagt der Fastly-CEO.

Als Beispiel dient beiden Unternehmen die Story von GoldieBox. Der Spielzeug-Shop hatte einen Werbeslot beim Super Bowl gewonnen und danach einen Traffic-Anstieg von 18.000 Prozent gemessen. Dank Fastly sei der Shopify-Shop des Unternehmens unter der Last nicht zusammengebrochen und komplett nutzbar geblieben.

Für Shopify selbst sei die Entscheidung für Fastly gefallen, weil der vorherige CDN-Anbieter keine Echtzeit-Analyse von Webseiten-Geschwindigkeit ermöglicht habe. Probleme einzelner Shopify-Shops seien so erst nach vier bis 24 Stunden aufgefallen. Fastly liefere eine Echtzeit-Dashboard, das im „Control Center“ von Shopify laufe. „Bei Shopify herrscht einfach eine Ingenieurs-Kultur. Sie testen viel und wollen Änderungen schnell umsetzen“, so Bixby.

Ohne schnelle Webseite keine SEO-Erfolge

Warum sollte so ein technisches Thema für Marketer interessant sein – abseits vom Interesse, dass die Seite des eigenen Unternehmens stabil läuft? „Unsere Technologie hilft in Sachen SEO gleich auf mehrere Arten: Die Seiten laden schnell und Nutzer können sofort mit ihnen interagieren. Gleichzeitig sorgen wir durch Verschlüsselung für Sicherheit – was Google ebenfalls honoriert“, erklärt Joshua Bixby. Ein weiterer Faktor: „Der Algorithmus von Google ändert sich ständig. Mit uns können sich Seitenbetreiber dem extrem schnell anpassen.“

Allerdings wird der PageSpeed für das Suchmaschinen-Ranking einer Seite nie einen so großen Einfluss wie Content und Backlinks haben. Allerdings sagen auch die SEO-Experten von Sistrix, dass die Kombination aller drei Faktoren am Ende der Idealfall ist. Viel eher wirkt sich die Performance auf die Zufriedenheit der Nutzenden aus – vor allem mobile. Ein Shop mit zu langen Ladezeiten, ein Publisher, der Breaking News nicht schnell live schieben kann, all das kostet am Ende User.

Entwickler als neue Entscheider – und als Marketing-Ziel

Bleibt die Frage, wie Fastly selbst seine Kunden gewinnt. Das CDN-Business ist hart umkämpft. Alte Riesen wie Akamai und neue Player wie Cloudflare kämpfen mit dem Unternehmen um Marktanteile. Hinzu kommen Angebote von Amazon, Google und Microsoft. Joshua Bixby sieht dabei die Entwickler potenzieller Unternehmenskunden als Fokus: „Jedes Unternehmen muss jetzt ein Technologie-Unternehmen werden. Nur wer seinen eigenen Code schreibt, kann die Konkurrenz ausstechen“, sagt er. „Entwickler sind die neuen Entscheider. Testing unterscheidet jetzt Gewinner und Verlierer. Und Fastly hilft dabei, Tests durchzuführen und Entscheidungen zu treffen.“

Er sehe den großen Vorteil von Fastly darin, dass es möglich sei, alle Tools im Vorfeld kostenfrei zu testen. So könnten Entwickler bereits eigenen Code schreiben und erkennen, ob und wie Fastly dem eigenen Unternehmen helfen kann. „Unsere potenziellen Kunden wollen ihren eigenen Code schreiben und die volle Kontrolle über technische Abläufe haben. Und sie wollen ein Produkt wie unseres ausprobieren und schnell implementieren. Wir machen das möglich“, so Bixby. Diese „Bottom-Up“-Strategie, erst Entwickler zu überzeugen, die dann ihre Vorgesetzten an Bord holen, soll Fastly jetzt laut dem CEO auch weiteres Wachstum in Europa erlauben. „Wir wollen weiter in Deutschland investieren. 2019 sind wir hier gestartet und beschäftigen zehn Mitarbeitende. Wir wollen jetzt weiter wachsen.“

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Disclaimer: OMR arbeitet mit Fastly, um Euch omr.com stabil auf den Bildschirm zu liefern.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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