Mister Spex: Deshalb setzt der größte Brillen-Onlinehändler Europas auf AR-Filter und KI

Florian Heide28.7.2022

Mister Spex CEO Mirko Caspar zu Gast im OMR International Podcast

Caspar
Mister Spex CEO Mirko Caspar im OMR international Podcast. Foto: Mister Spex
Inhalt
  1. Brille anprobieren mit AR-Filter
  2. Mit Shops und KI das Online-Business pushen
  3. Mister Spex bald auch in der Schweiz

Schon gewusst? The OMR International Podcast ist unser englischsprachiges Talkformat. Einmal im Monat lädt unser OMR International Redakteur Scott Peterson eine spannende Person aus Tech, Marketing oder Business-Welt ein, um mit ihm oder ihr über digitale Geschäftsmodelle und Online Marketing zu sprechen. So, wie auch in der aktuellen Folge, für die sich Peterson am zweiten Tag des OMR Festivals mit Mirko Caspar getroffen hat, dem CEO des international tätigen Brillenherstellers Mister Spex.

Mister Spex ist der größte Online-Brillenhändler Europas und bekannt für seine ausgefeilte Digitalstrategie. Im OMR International Podcast mit Redaktur und Host Scott Peterson erzählt Mister Spex CEO Mirko Caspar, wie die Internationalisierung des Unternehmens voranschreitet, welche Rolle AR und KI spielen und weshalb es bald Brillen aus dem 3D-Drucker geben könnte.

„Als Mister Spex 2007 begonnen hat, gefiel es zwei Drittel der Konsumenten nicht, Brillen online zu kaufen“, sagt Mirko Caspar zu Beginn des Podcasts zu Peterson. Vier Jahre danach stößt Caspar dazu. Zwar macht das Unternehmen damals schon rund elf Millionen Euro Umsatz im Jahr, dennoch sei es eine Zeit gewesen, in der es kompliziert und teuer war, Brillen online zu kaufen. „Die Leute waren einfach den Experten ausgeliefert. Sie erhielten ein Angebot, das in der Regel sehr teuer war, und das war’s“, sagt er.

Mit Caspar als neuem CEO setzt Mister Spex damals als einer der ersten Brillenhändler des Landes auf eine Omni-Channel-Marketing-Strategie, eine Kombination aus Offline- und Online-Kanälen. „Wir wollten den Brillenkauf zu einem Einkaufserlebnis machen“, sagt Caspar. Der Ansatz scheint sich bewährt zu haben: Heute ist das Berliner Unternehmen mit über 1.200 Mitarbeitenden der größte Online-Brillenhändler des Landes, fast 200 Millionen Euro Umsatz machte es im Jahr 2021. Rund 60 Prozent aller verkauften Brillen kaufen Kund:innen, die von ihrem Augenarzt eine Brille mit Stärke verordnet bekommen haben. Der Rest besteht aus Sonnen- und Modebrillen und Kontaktlinsen. (Ihr wollt genauer wissen, wie Mister Spex gewachsen ist und welche Rolle dabei lokale Optiker spielen? Dann hört Euch hier den OMR Podcast mit Philipp Westermeyer, Mirko Caspar und Dirk Graber an!).

Brille anprobieren mit AR-Filter

Die Zielgruppe von Mister Spex besteht heute vor allem aus Millennials zwischen 20 und 39 Jahren. Die seien offen für digitale Kauferfahrungen, gleichzeitig „wollen sie auch gut aussehen“, sagt Caspar. Mister Spex setzt deshalb auf eine besondere Form der Online- und Offline-Verknüpfung. Etwa, in dem es seinen Online-Kunden einen virtuellen Anprobierservice bietet: Jedes der rund 10.000 unterschiedlichen Brillenmodelle kann mittels AR-Filter vom Tablet oder Smartphone aus getestet werden. Vier Brillen könnte sich jeder Kunde dann nach Hause schicken lassen und ausprobieren.

Was für Kunden bequem scheint, hat für Mister Spex einen besonderen Nutzen: Das Unternehmen erhält dadurch wichtige Kundendaten wie etwa Kopfumfang oder Sehstärke. „Wenn wir die Daten einmal haben, können wir sehr genaue Empfehlungen aussprechen, auch für die zweite und dritte Brille“, sagt Caspar. Zwar dauere es bei Brillen oft Monate, bis die Wiederverkäufe starten. Dann aber, auch weil die Daten schon hinterlegt sind, häufig wieder bei Mister Spex online.

Mit Shops und KI das Online-Business pushen

Zwar kämen weit über 100 Millionen Euro – also mehr als die Hälfte des Umsatzes – ausschließlich durch das Digitalgeschäft zustande. Dennoch setzt Mister Spex auch auf physische Verkaufserlebnisse. Mittlerweile gibt es 59 Stores in über zehn Ländern. Die dienen einerseits der Brand Awareness, andererseits würden auch hier wichtige Kundendaten generiert, denn auch vor Ort erstellen Mitarbeitende von den Besucher:innen Kundenaccounts. Das wirke sich messbar auf die Online-Umsätze aus: „In einem Radius von fünf Kilometer rund um einen Store sehen wir nach dem Eröffnungsmonat signifikanten Wachstum im Online-Sales“, sagt Caspar.

Um auch künftig mehr auf KI und datenbasierte Customer Journeys zu setzen, hat Mister Spex Ende 2020 Tribe gekauft, ein in Berlin sitzendes Deep-Tech Unternehmen. „Wir arbeiten ständig daran, das Kundenerlebnis unter dem Aspekt der Personalisierung zu verbessern.“ Tribe soll dabei helfen, etwa indem das Gesicht von Kunden maßstabsgetreu nachgebaut wird, um die Brille genau darauf abzustimmen. Brillen wie diese würden nicht nur perfekt passen, sie seien dann auch ein sehr persönliches Item, sagt Caspar.

Mister Spex bald auch in der Schweiz

40 der rund 60 Mister Spex Shops befinden sich aktuell in Deutschland. Gerade erst eröffnete Mister Spex drei weitere Filialen in Schweden, bald soll auch die erste Schweizer Filiale eröffnen. Insgesamt „soll der Store-Rollout in den kommenden Jahren deutlich schneller passieren“, sagt Caspar. Allein in diesem Jahr sollen insgesamt rund 20 neue Stores öffnen.

Ihr wollt wissen, was Mister Spex CEO Mirko Caspar zu Brillen aus dem 3D-Drucker sagt und wieso er das Unternehmen als die „modernste, offenste und Gen Z- und Millenial-freundlichste Eyewear-Brand“ bezeichnet? Dann hört jetzt in die neueste Folge des OMR international Podcasts mit Mirko Caspar und Scott Peterson.

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Florian Heide
Autor*In
Florian Heide

Florian arbeitet seit fast zehn Jahren als Print-Journalist. Angefangen beim Lokalblatt, später als Praktikant und Freelancer für DIE ZEIT und GEO. Seit 2020 ist er Redakteur bei OMR, wo er über Startups, Viraltrends, den Wandel von Social Media Plattformen und neue Technologien berichtet. Er hat nie Bargeld dabei und verbringt die Wochenenden am liebsten weit weg von Technologie in der Natur.

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