Online Marketing Beachboys: Wie digitales Know-how und Reiselust Leben verändern
- Digitale Nomaden etabliert sich gerade als Begriff für Menschen, die durch die Welt reisen und von überall am Rechner arbeiten. Viele von ihnen haben einen Online-Marketing-Background. Was man wissen muss, wie man mitmachen kann und was uns ein Insider erzählt hat
- Meurer hilft anderen auf dem Weg zum Nomadentum
- Erste Arbeitgeber bieten freie Wahl des Arbeitsorts
- Erfolgreiche Nomaden gehen voll ins Risiko
- Ex-IBM-Mann wird Instagram-Star und reist durch die Welt
Digitale Nomaden etabliert sich gerade als Begriff für Menschen, die durch die Welt reisen und von überall am Rechner arbeiten. Viele von ihnen haben einen Online-Marketing-Background. Was man wissen muss, wie man mitmachen kann und was uns ein Insider erzählt hat
Aufwachen in einem Strandhaus, bis zum Nachmittag am Notebook und dann ab zum Surfen. So sieht das Leben von Online-Marketing-Profi Marcus Meurer und seiner Freundin Felicia Hargarten etwa zwei Drittel des Jahres aus. Die beiden sind digitale Nomaden und seit drei Jahren in der Welt unterwegs. In Deutschland haben sie alle Zelte abgerissen – keine Wohnung, kein Auto, keine Verpflichtungen. Mit einer eigenen Konferenz wollen Meurer und Hargarten Mitstreiter für den Lebensstil begeistern. Das scheint zu gelingen. „Auf unseren Events waren bisher 1.000 Interessierte, ich würde in Deutschland auf 10.000 Leute tippen, die sich mit dem digitalen Nomadentum auseinandersetzen“, sagt Meurer gegenüber Online Marketing Rockstars. Wie er es geschafft hat, sich als Marketer in ein Abenteuer nach dem anderen zu stürzen und wie Ihr den Schritt zum digitalen Nomaden schaffen könnt, lest Ihr hier.Marcus Meurer arbeitete lange im typischen 9-to-5-Job. Nach einer Zeit bei Zanox wollte er es auf eigene Faust probieren und bootstrapte mit 500 Euro eine UG in Berlin. Seine Freundin riss ihn mit ihrer Reiselust mit und während der Zeit in Südostasien war die Entscheidung gefallen: „Ich wollte meine Online-Marketing-Skills anbieten und das ging auch von unterwegs. Das war Null geplant“. Meurers Freundin Felicia Hargarten betreibt das Backpacking-Blog „Travelicia“. Allein davon können die beiden laut Meurer gut leben. Gute vierstellige Beträge verdienen die beiden im Monat mit dem Blog. Laut Similarweb verzeichnet Travelicia durchschnittlich 50.000 Visits im Monat. Aufgebaut hat das Paar die Reichweite laut Meurer durch „viel und guten Content, OnPage-Optimierung (beim Suchwort „Backpacking Länder“ liegt der Blog bei den Google-Ergebnissen auf der 1), Gastartikel, Interviews und regelmäßige Social Media Posts“. Die Gastartikel und Interviews beziehen sich wohl auf die Medienarbeit der beiden. Sie waren die ersten, die das Thema digitale Nomaden in Deutschland richtig groß machen wollten und bekamen entsprechend Aufmerksamkeit (und vermutlich starke Backlinks) von etablierten Medien wie Stern TV und dem ZDF. Der Großteil der Umsätze kommt über Affiliates mit Partnern wie der DKB, Hostelbookers, Airbnb und Hanse Merkur. „Die Dinge, die ich empfehle, nutzen wir auch selbst“, sagt Hargerten. Für Reiseblogger ist Affiliate eine perfekte Verdienstmöglichkeit. Gleichzeitig verkaufen die beiden erste eigene Produkte wie einen Kofferanhänger und bald ein E-Book.
Meurer hilft anderen auf dem Weg zum Nomadentum
„Wir werden oft angeschrieben und gefragt, wie wir uns die Reiserei und Kite-Surfen an vielen Stränden der Welt leisten können“, sagt Marcus Meurer. „Wir haben eben in Deutschland nahezu keine Ausgaben“. Deshalb sei das Nomadenleben auch mit Einkünften von 30.000 Euro im Jahr möglich. Man müsse an den Orten nur nicht wie ein Tourist sondern ein normaler Anwohner leben. Trotzdem sieht Meurer digitale Nomaden nicht als „Überleber“, sondern geht unternehmerisch an die Lebensweise. Seine Projekte fasst er im Inkubator „Force M“ zusammen. Dazu zählen neben Travelicia sein Podcast „Lifehacks“ und eine eigene Konferenz zum Thema digitale Nomaden. Seit 2014 veranstaltet das Paar die DNX in Berlin. Hier tauschen sich digitale Nomaden aus, geben Tipps und helfen bei Workshops Neulingen auf dem Weg zum neuen Leben. „Mittlerweile kommen 500 Leute pro Event zu uns“, sagt Meurer. Die nächste Konferenz findet vom 31. Juli bis zum 1. August 2015 wieder in Berlin statt. Diesmal mit internationalen Speakern.Um die Messe herum spinnen die beiden ein echtes Business. Im Mai 2015 fand das erste DNX Camp in Tarifa (Südspanien) statt. In den Camps treffen sich digitale Nomaden, um gemeinsam zu arbeiten – vor allem aber, um Spaß zu haben. Die nächsten Camps in Lissabon, Thailand, Brasilien, Indonesien und Mexiko sind schon geplant. Marcus Meurer teilt die Nomadenszene in einzelne Bereiche ein: „Es gibt drei Arten von digitalen Nomaden: Freelancer, Selbstständige mit eigenem Produkt und Angestellte. Wir empfehlen, als Freelancer zu starten und parallel ein eigenes Produkt langsam aufzubauen“.
Erste Arbeitgeber bieten freie Wahl des Arbeitsorts
Für Marketer ist die Freelance-Variante eine gute Möglichkeit, in das Nomaden-Leben einzusteigen. Marcus Meurer sieht aber auch eine langsame Konsolidierung des Hype-Themas: „In Deutschland gibt es Firstmover wie Dropscan und Fastbill, die keine Büropflicht mehr haben“. In den USA sind Unternehmen wie Buffer, Toptal und Automattic Vorreiter. Dort werden die Teams nicht nach Aufgabenbereich, sondern nach Zeitzone organisiert. Das Modell könnte Schule machen und die Möglichkeit der Arbeit überall auf der Welt zum echten Incentive digitaler Unternehmen werden. Doch nicht jeder ist für das Leben als digitaler Nomade geschaffen. Keine festen Arbeitszeiten, viele Tage allein unterwegs und Ungewissheit, was die Voraussetzungen am Arbeitsort angeht. Laut Marcus Meurer müsse das Urlaubsgefühl so schnell wie möglich dem Alltagsmodus weichen – selbst im Paradies.