Der Quotenkrieg zur Weltmeisterschaft: Fernsehen versus YouTube

Torben Lux17.6.2014
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Inhalt
  1. Wie das Videoportal dem alten Fernsehen die jungen Zuschauer wegmüllert
  2. Youtube besteht nicht nur aus Katzenvideos
  3. Der tägliche Fernsehkonsum der Deutschen bleibt konstant

Wie das Videoportal dem alten Fernsehen die jungen Zuschauer wegmüllert

(Foto: jonsson / Flickr / CC BY 2.0)

(Foto: jonsson / Flickr / CC BY 2.0)

Alle Welt spricht über das Vier zu Null der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Portugal; die klassische Medienbranche begeistert sich an der TV-Quote von 26,23 Millionen Zuschauern. Doch ist die Zahl wirklich so beeindruckend? „Die 50 größten deutschen Youtube-Kanäle alleine hatten am Montag fast 30 Millionen Video Views“, hat Online-Marketing-Experte Christoph Burseg gemessen. Er glaubt: „Wer heute 14 ist, surft lieber auf YouTube als TV zu schauen. Und das wird sich später nicht wieder ändern.“ Im Gespräch mit Online Marketing Rockstars lieferte er weitere beeindruckende Zahlen, die diese These belegen sollen.

Youtube besteht nicht nur aus Katzenvideos

Weit über 50 Millionen Videos der Kategorie Sport seien am selben Tag angeklickt worden . Und der beliebte Musikkanal Kontor.TV habe alleine 1,7 Millionen Video-Views erreicht. Christoph Burseg, Geschäftsführer von dem YouTube-Analyse-Tool VeeScore, ist sich sicher, dass sich diese Entwicklung noch deutlicher abzeichnen wird. „Wir messen in Deutschland monatlich zweistellige View-Wachstumsraten für die YouTube-Nutzung. Die Qualität des Contents nimmt zur Zeit extrem zu. YouTube besteht eben nicht nur aus Katzenvideos“, erklärt er. Das beweisen unter anderem auch die immer aufwändiger produzierten Werbeclips großer Unternehmen. So erreichte das jüngste Video der WM-Kampagne von Adidas innerhalb einer Woche über 15 Millionen Views. Und auch private Kanäle, die sich mit dem Thema Weltmeisterschaft beschäftigen, haben Erfolg. Der für seine lustigen Videos bekannte Franzose Rémi Gaillard kam mit diesem Clip immerhin auf über 7 Millionen Views in der letzten Woche.

Das sind nicht zu unterschätzende Zahlen und Reichweiten. Doch lassen die sich auch mit den im Fernsehgeschäft als Währung geltenden Quoten vergleichen? „Die beiden Kanäle sind so natürlich nicht direkt vergleichbar. Das wäre ein Vergleich von Äpfel mit Birnen. Aber ein Tag hat nur 24 Stunden. Und wenn davon immer mehr Zeit auf YouTube verbracht wird, sinkt parallel die vorhandene Zeit für den Fernseher. Wer heute 14 ist, wird YouTube klar bevorzugen und das auch in Zukunft nicht ändern“, ist sich Christoph Burseg sicher.

Der tägliche Fernsehkonsum der Deutschen bleibt konstant

Es ist so eine Sache mit dem Fernsehen. Immer wieder gibt es Theorien zum Untergang des Massenmediums. Als ein Indiz dafür wird der allgemeine Fortschritt der Digitalisierung und des Internets genannt. Immer mehr Smart-TVs stehen in Wohnzimmern und eigentlich wollen wir uns ja sowieso aussuchen, was wir wann und wo gucken. Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie wächst die Nutzungsdauer des Internets seit Jahren enorm (von täglich 17 Minuten 2000 bis 108 Minuten 2013), während der TV-Konsum hier und da ein wenig schwankt, am Ende aber konstant bleibt. Mit täglich 242 Minuten hängt er jedoch weiterhin alle anderen Medien locker ab. Dafür sorgen vermutlich die zahlreichen Formate, die mit großer Zuverlässigkeit Spitzenquoten erzielen. Das kann, wie aktuell die WM, eine Sportveranstaltungen sein oder der bei den Deutschen so beliebte Tatort. Allerdings bestätigt sich auch die Aussage von Christoph Burseg, dass besonders die junge Zielgruppe eine wichtige rolle Spielen wird. Schon jetzt nutzen die 14-29-jährigen das Internet viel intensiver als alle anderen Medien.

(Quelle: ARD ZDF Onlinestudie)

(Quelle: ARD ZDF Onlinestudie)

Wie der Quotenkrieg letztendlich ausgeht und ob nicht doch eine langfristige und für beide Seiten funktionierende Co-Existenz möglich ist (der Quotenfrieden?), steht in den Sternen. Was wir aber jetzt schon definitiv wissen: Patzer, Pannen und andere peinliche Einlagen aus dem TV funktionieren bei YouTube bestens. Davon kann auch der ARD-Sportmoderator Matthias Opdenhövel ein Lied singen. Offensichtlich ohne zu wissen, dass sein Mikrofon noch angeschaltet war, sinnierte er nach dem ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft über die „schwindeligen FIFA-Flöten“. Noch sind die Klickzahlen hier eher unspektakulär, doch dürfte sich das nach der Berichterstattung in den Medien schnell ändern. Seine Art der „Entschuldigung“ folgte übrigens am nächsten Tag auf Twitter.

https://www.youtube.com/watch?v=Y596UDH3DrE

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Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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