Geheim-Treffen und große Pläne: So lief Zalandos Milliarden-Deal mit About You

Florian Rinke26.1.2025

Die beiden Top-Manager David Schröder und Tarek Müller sprechen im OMR Podcast über eine der spektakulärsten Übernahmen der deutschen Startup-Geschichte.

Philipp Westermeyer, David Schröder und Tarek Müller bei der Aufnahme
Zalando-Co-CEO David Schröder (M.) und About-You-CEO Tarek Müller (r.) sprachen mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer in der Berliner Zalando-Zentrale. Foto: OMR
Inhalt
  1. Getrennte Anreise zu Geheim-Treffen
  2. "Müssen zeigen, dass es hier Innovationen gibt"

Jahrelang waren Zalando und About You Konkurrenten – doch künftig bündeln die beiden Online-Händler ihre Kräfte. Mit der Übernahme von About You stärkt Zalando nicht nur seine Position am Markt, sondern bekommt auch noch das fehlende Puzzle-Teil zum Ausbau des B2B-Geschäfts. Im OMR Podcast sprechen Zalandos Co-CEO David Schröder und About-You-CEO Tarek Müller über ihre Geheim-Treffen in Berlin und Hamburg, die gemeinsamen Pläne nach der Übernahme und die Frage, was sie sich von der Politik nun wünschen.

Für Tarek Müller ist der Weg noch nicht vorbei. Er möchte weiter, wie es neudeutsch so schön heißt, "skin in the game" haben. "Meine beiden Mitgründer und ich haben entschieden, dass wir Zalando-Aktionäre werden", sagt er im OMR Podcast. Zehn Jahre lang hat er den Online-Modehändler About You von Hamburg aus aufgebaut, einen Konkurrenten zum Berliner Überflieger Zalando geschmiedet. Nun verbünden sich die beiden deutschen E-Commerce-Player. Im Dezember gaben die Unternehmen bekannt, dass Zalando den Konkurrenten übernehmen werde – für eine Milliardensumme. Der Deal ist eine Sensation (die wir hier auch am Tag der Bekanntgabe diskutiert haben). Wann hat es das schon mal gegeben, dass ein deutsches Ex-Startup einen Konkurrenten für eine solche Summe übernimmt?

Natürlich kannten sich die Verantwortlichen seit Jahren. Natürlich beobachteten sie, was der jeweils andere macht. Natürlich hatte man sich auch immer wieder mal über verschiedene Themen ausgetauscht – "aber eher mit der Distanz des kritischen Wettbewerbers", sagt David Schröder, Zalandos Co-CEO. Doch irgendwann hat man sich bei Zalando Gedanken über die langfristige Strategie gemacht, speziell auch über den B2B-Bereich, in dem man anderen Unternehmen beispielsweise Logistik-Lösungen anbietet. Das Geschäft ließe sich noch stärker ausbauen, wenn man ein eigenes Shopsystem anbieten könne, lautete eine der Thesen. Zum Beispiel so eins, wie es About You seit Jahren mit der Einheit Scayle entwickelt und vertrieben hat. "Und dann haben wir uns ein paar Mal getroffen", sagt David Schröder.

Getrennte Anreise zu Geheim-Treffen

Anfangs sei es eher ein loser Austausch von Ideen gewesen, erzählen David Schröder und Tarek Müller im OMR Podcast. Dann wurden die Gespräche immer intensiver. Im kleinen Kreis habe man gesprochen, erzählen die beiden. Mal in Berlin. Mal in Hamburg. Immer an Orten, wo man idealerweise getrennt anreisen kann und keine bekannten Gesichter trifft. Wenn man in Berlin-Mitte zu fünft oder sechst gesehen werde, brauche es ja nicht so viel Phantasie, um zu erraten, worum es gehen könnte, sagt David Schröder. Und tatsächlich: Obwohl gegen Ende hin eine dreistellige Anzahl Menschen an der Übernahme werkelte, drang bis zur Verkündung der Nachricht nichts nach außen.

"Ich war immer überzeugt, die werden an Geschwindigkeit verlieren", sagt Tarek Müller über die knapp zehn Jahre, in denen er mit About You gegen Zalando angetreten ist. Mobile, Osteuropa, Inspiration – immer wieder habe es Themen gewesen, bei denen man Chancen erkannt habe, sich einen Vorteil gegenüber Zalando zu verschaffen. Immer wieder habe Zalando schnell reagiert und sich angepasst. Gleichzeitig sind mit Shein und Co. neue Konkurrenten erwachsen, die – so zumindest der Vorwurf – nicht immer nach den gleichen Regeln spielen. "Wir wussten, dass wir eigentlich mehr Größe brauchen", sagt Tarek Müller über die Gründe, warum er und seine Mitstreiter am Ende für die Übernahme waren.

"Müssen zeigen, dass es hier Innovationen gibt"

Gemeinsam sieht man mehr Chancen, nicht nur im B2B-Geschäft. Nach außen hin sollen beide Marken weiter bestehen bleiben, Effizienzen sollen im Hintergrund gehoben werden – etwa durch den Verzicht auf externe Logistik-Dienstleistungen, mit denen About You bislang das Geschäft betrieben hat. "Und im nächsten Schritt wollen wir uns natürlich in Richtung eines Inditex und darüber hinaus entwickeln", sagt David Schröder. Inditex, bekannt speziell für die Marke Zara, gilt seit Jahren als Benchmark im europäischen Modehandel. Selbst eine Expansion in die USA, die Zalando bislang immer vermieden hat, ist für David Schröder perspektivisch denkbar.

Ähnlich ambitionierte Ziele würden sich die beiden auch von der Politik mit Blick auf den Standort Deutschland bzw. Europa wünschen. "Ich glaube, man gewinnt nicht auf der Kostenseite", sagt David Schröder. Natürlich sei es hilfreich, Bürokratie abzubauen und effizienter zu werden: "Um als Europa langfristig wettbewerbsfähig zu sein, müssen wir aber auch wieder zeigen, dass es hier echte Innovationen gibt." Tarek Müller sagt, unabhängig von der inhaltlichen Bewertung, sei es spannend, was gerade in den USA passiere. "Es ist schon interessant, dass viele Leute, die nichts mit Politik am Hut hatten, da jetzt mitmischen", sagt er. So ein Engagement wünscht er sich auch in Europa stärker: "Es ist nicht nur an den Politiker*innen, es ist an den Unternehmer*innen, an an allen Beteiligten und Stakeholdern jetzt dafür zu sorgen, dass wir hier in Europa wieder Gas geben."

Im OMR Podcast sprechen David Schröder und Tarek Müller außerdem darüber, wie sie den Konkurrenzkampf jahrelang wahrgenommen haben, was aus Tarek Müllers Politik-Plänen geworden ist und wann seine Mutter vom Verkauf von About You erfahren hat.

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OMR PodcastZalandoAbout YouTarek Müller
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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