E-Commerce-Stammtisch: Das sagen Pip Klöckner, Flo Heinemann und Alex Graf zum Zalando-About-You-Plan
In einer Sonderfolge des OMR Podcasts diskutieren wir die Folgen einer Übernahme von About You durch Zalando
Zalando will den Konkurrenten About You übernehmen – diese Nachricht hat am Mittwochmorgen für viel Aufregung und Diskussionen gesorgt. Ganz spontan haben wir kurzfristig zum E-Commerce-Stammtisch eingeladen, um die Lage von den Experten Alexander Graf, Florian Heinemann und Philipp "Pip" Klöckner analysieren zu lassen. Sie sprechen darüber, ob der Verkauf für About-You-Großaktionär Otto nun ein Erfolg ist oder nicht, wie wichtig das Software-Business Scayle im neuen Großunternehmen werden könnte – und welchen weiteren E-Commerce-Player Zalando nun noch übernehmen sollte.
Was ist passiert? Zalando hat per Ad-hoc-Mitteilung bekanntgegeben, dass man den Konkurrenten About You übernehmen will. About-You-Großaktionär Otto, Heartland und das About-You-Management haben bereits zugestimmt. Sie repräsentieren rund 73 Prozent des Kapitals. Sollten die Wettbewerbsbehörden die Übernahme durchwinken, dürfte dem Verkauf also nichts mehr im Wege stehen. Zalando bietet Aktionären 6,50 Euro je Aktie. Die Bewertung von About You liegt dabei bei rund 1,1 Milliarden Euro – an der Börse war das Unternehmen zuletzt nur rund 725 Millionen Euro wert.
Was sagt die Börse? Nachdem die About-You-Aktie morgens noch bei 3,91 Euro stand, ging der Kurs nach Bekanntwerden der Nachricht um 65 Prozent auf 6,40 Euro hoch. Der Kurs der Zalando-Aktie ging hingegen zunächst nach unten. Bis 14 Uhr lag die Aktie weiterhin mit mehr als zwei Prozent im Minus. E-Commerce-Experte Alexander Graf ist überzeugt, dass der geplante Kauf eine gute Entscheidung ist: „Ich glaube, es macht total Sinn.“ Dass es in den vergangenen Jahren immer wieder mal Gespräche gab, war bekannt. Aus Sicht von Investor und Podcaster Philipp "Pip" Klöckner war der Deal daher "überfällig".
Wer gewinnt und wer verliert? Beim Börsengang vor knapp drei Jahren kostete die About-You-Aktie noch 23 Euro. Nun ist es nur noch ein Drittel. „Man hätte als Otto wahrscheinlich einen etwas besseren Deal bekommen, wenn man es vor ein paar Jahren gemacht hätte", sagt Florian Heinemann. Dennoch hat sich der Deal für Otto vermutlich finanziell gelohnt. Der Gründer des u.a. von Otto finanzierten Wagniskapitalgebers Project A ist überzeugt, dass sich Otto nun auch bei Zalando beteiligen wird – denn das Potenzial eines gemeinsamen Unternehmens sei sehr groß. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Otto zu dem Kurs komplett aussteigen würde. Meine Vermutung wäre, Otto wird weiter an der Wertentwicklung teilhaben wollen", sagt er im OMR Podcast. Verlieren werden umgekehrt vermutlich etliche Beschäftige. Gerade in der Logistik könnte es aus Sicht der Experten Einsparungen geben.
Software eats the world? About You hat in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, seine Shop-Software auch an andere Unternehmen zu verkaufen. Die Software-Einheit Scayle sollte auch die Aktie von About You deutlich attraktiver machen, angesichts hoher wiederkehrender Einnahmen. Die Frage ist, wie gut das geglückt ist. Während sich Florian Heinemann vorstellen kann, dass auch größere Händler zukünftig häufiger auf "Software von der Stange" zurückgreifen werden, ist Philipp Klöckner mit Blick auf den Kundenkreis von Scayle eher skeptisch: „Die Kunden, die Scayle wählen, sind so ein bisschen das Hospiz des E-Commerce“.
What's next? Durch die – sollte nichts mehr schief gehen – größte Übernahme der Firmengeschichte gewinnt Zalando circa zwei Milliarden Euro zusätzlichen Umsatz. Zumindest, wenn sich die Geschäftszahlen aus dem Vorjahr bei About You nicht verschlechtern. Zalando wiederum macht jährlich rund zehn Milliarden Euro Umsatz. Florian Heinemann würde anstelle von Zalando-CEO Robert Gentz nicht mit der Übernahme von About You stoppen: "Ich würde auch noch Asos kaufen", sagt Heinemann mit Blick auf den internationalen Rivalen.
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Update, 21:00: Inzwischen ist klar, dass die Otto Group keine Anteile an Zalando übernehmen wird. Unter anderem die "Wirtschaftswoche" berichtet, dass sich das Unternehmen bewusst gegen den Einstieg entschieden habe, weil man bei Joint Ventures im Kerngeschäft releventanen Einfluss nehmen wolle. Dies sei in der Konstellation so nicht möglich.