Wie Whatsapp-Newsletter zum neuen Hoffnungs-Kanal von Sneaker-Affiliates werden
Deutsche Sneaker-Affiliates erreichen hunderttausende Nutzer über Whatsapp – warum funktioniert der Kanal in dem Bereich so gut?
- Immer auf der Suche nach dem neuesten Schuh
- Prinz Sportlich spielt mit
- Sind Whatsapp-Newsletter auch nur Newsletter?
In kaum einer anderen Produktkategorie sind in den vergangenen Jahren mehr Affiliate-Player entstanden als im Sneaker-Business. Der Hype um neue Schuhe ist ungebrochen und wird durch Marketing-Techniken wie den „Drop“ weiter befeuert. Gerade weil Nutzer sofort wissen wollen, wann ein seltener Sneaker in den Handel kommt, haben Sneaker-Affiliates Whatsapp als Wachstumskanal ausgemacht. Wie sie Nutzer gewinnen und wie die Klickraten aussehen, zeigen wir hier.
Sie heißen Grailify, Snkraddicted, Heat Mvmnt oder Dead Stock – Sneaker-Affiliate-Seiten, die vor allem mit Meldungen über die neuesten „Releases“ (Verkaufsstarts neuer Schuhmodelle) Reichweite und anschließend auf CPO-Basis (Cost per Order) Umsätze generieren. Seitdem Ende 2017 die organische Reichweite von Facebook-Seiten im Newsfeed der Plattform immer schlechter wird, mussten sich auch Sneaker-Blogs nach neuen Hebeln umschauen. Viele sind offenbar bei Whatsapp fündig geworden.
Immer auf der Suche nach dem neuesten Schuh
„Seit 2016 steigt der Hype um Sneaker unaufhörlich. Gründe gibt es unterschiedliche, wie z.B. die künstliche Verknappung, stark nachgefragte Kollaborationen, Drop-Mechanismen oder auch Raffles“, sagt Grailify-Gründer Edgar Suppes gegenüber OMR. Gemeinsam mit seinem Cousin Edward Levin springt er auf den Zug auf und gründet 99 Kicks – 2018 müssen die beiden ihre Seite in Grailify umbenennen, weil Zalando mit der Marke Kickz.com auf Namensrechte pocht. Das Grail steht für den heiligen Grahl, wie besonders seltene Sneaker in der Szene genannt werden. „Wir durchstöbern täglich 50 bis 70 Retailer, um unseren Nutzern zeigen zu können, wo wann welcher Sneaker zu kaufen ist – das ist unser USP“, sagt Suppes. Neben dem Zeigen neuer Schuhe gehe es auch darum, auf sogenannte Restocks aufmerksam zu machen, durch die begehrte Schuhmodelle wieder verfügbar werden, nachdem sie bei einem Retailer schon einmal ausverkauft waren.
„Wir haben schon gemerkt, dass die Reichweiten auf Facebook 2018 zurück gingen und haben als erster deutscher Anbieter einen Sneaker-Alarm bei Whatsapp gestartet“, sagt Supper. Der Kanal erschien perfekt: Wenig Konkurrenz zu diesem Zeitpunkt, direkter Weg auf die Smartphones möglicher Kunden und für diese sofortige Meldungen über die neuesten Sneaker. „Heute haben wir an die 100.000 Abonnenten auf dem Whatsapp-Kanal. Wenn mal ein neuer Yeezy rauskommt haben wir auch mal eine Klickrate von 15 bis 20 Prozent“, so der Grailify-Gründer. Er und sein Team würden ein bis drei Whatsapp-Newsletter pro Tag verschicken – mit den wichtigsten Releases oder Restocks des Tages. Auf der Grailify-Seite selbst wird der Whatsapp-Service offensiv mit Bannern angepriesen, um Nutzer zur Anmeldung zu bewegen. Pro Monat erreiche das Sneaker-Blog 150.000 Besucher und mache fünfstellige Umsätze ausschließlich durch Affiliate-Provisionen.
Prinz Sportlich spielt mit
Ein weiterer Sneaker-Affiliate mit Whatsapp-Newsletter ist Snkraddicted. Gemeinsam mit dem Mode-Affiliate Prinz Sportlich bildet das Blog eine Firma. Während Snkraddicted die Release- & Vollpreis-Artikel abdeckt, postet Prinz Sportlich Deals und Angebote im Bereich Sneaker, Streetwear und Fitness. Prinz Sportlich gehört wiederum zur UNIQ GmbH, die hinter Urlaubsguru steht. Wie Snkraddicted-Projektleiter Tamo Gengel gegenüber OMR erklärt, komme sein Whatsapp-Newsletter ebenfalls auf etwa 100.000 Abonnenten. Die Klickrate variiere stark – je nach Inhalt der Nachricht. „Gehypte Produkte wie Yeezys, Off-White x Nike gehen immer ab, weil da die Nachfrage hoch ist. Da geht die Klickrate auch manchmal auf die 40 Prozent zu“, so Gengel. „Bei Releases ist es aber manchmal so, dass viele mehrfach auf die verschiedenen Shops (also Links) klicken und so die Klickrate weit von den ‚Unique Clicks‘ entfernt ist.“ In Whatsapp-Newslettern, wie sie die Sneaker-Affiliates verschicken, verweisen die Macher direkt auf die Produktseiten der Shop-Partner und verdienen so eine Provision, wenn der Newsletter-Empfänger einen Schuh kauft.
Wie häufig Snkraddicted seine Whatsapp-Newsletter verschickt, komme immer auf die Nachrichtenlage an. „Im Schnitt sind es 2,2 pro Tag. An manchen Tagen, wenn beispielsweise gar nichts ansteht, posten wir gar nichts. Dafür gibt es aber auch Tage, bei denen die Releases so verteilt sind, dass sie um 0 Uhr, 9 Uhr, 10 Uhr kommen und eventuell ein Restock um 12 Uhr und wir dann vier Postings machen müssen“, sagt Gengel. „Wenn es zu viele Nachrichten sind, merkt man das auch direkt an der Anzahl der Abmeldungen. Wenn es zu wenig sind und wir z.B. mal an einem Wochenende zwei Tage gar nichts gepostet haben, gibt es aber auch Follower, die fragen, wann es wieder News gibt.“
Die Whatsapps formuliere Gengels Team immer so, wie die Nutzer sich auch auf der Plattform unterhalten würden. Das führe zu einer aktiven Community. Beim technischen Anbieter Messengerpeople (den OMR auch nutzt) zahle Snkraddicted einen Grundpreis und pro Tausend Abonnenten eine weitere Gebühr. Allerdings koste es nichts, auf die Anfragen und Chats der Nutzer zu antworten. Der Sneaker-Affiliate antworte deshalb auf jede eingehende Nachricht, um die Community bei der Stange zu halten.
Sind Whatsapp-Newsletter auch nur Newsletter?
Wie Grailify auch, bewirbt Snkraddicted seinen Whatsapp-Service großflächig auf der eigenen Webseite. „Wir sind auf Instagram ziemlich groß (285.000 Abonnenten) und haben anfangs damit viele Abonnenten bekommen, als wir einen Hinweis auf den Service gepostet haben. Sonst verbinden wir es oft mit Gewinnspielen“, so Gengel. „Aber vieles geht über Mundpropaganda, weil es sich natürlich rumspricht, wenn wir die schnellsten waren, die den Restock vom Yeezy gebracht haben. Jeden Tag fragen uns auch Leute, wie sie uns ihren Freunden empfehlen können.“
Doch die Technologie hat sich in den vergangenen Jahren nicht weiter entwickelt. Nutzer müssen eine Rufnummer einspeichern und dieser per Whatsapp den Begriff „Start“ schicken, erst dann können sie Nachrichten von dem jeweiligen Unternehmen empfangen. Umso erstaunlicher, dass Hunderttausende diesen Anmeldeprozess bei den Sneaker-Affiliates durchlaufen haben.
Allerdings sind die Blogs nicht die einzigen Unternehmen, die Nachrichten in die Whatsapp-Postfächer der Nutzer schicken. „Die Klickrate auf Whatsapp war zu Beginn noch deutlich höher, weil es noch ein neuer Kanal mit wenig Wettbewerb war. Heute ähnelt es E-Mail-Newslettern, weil so viele Unternehmen jetzt Nachrichten bei Whatsapp verschicken“, sagt Grailify-Gründer Edgar Suppes. Deshalb sei die gerade veröffentlichte App so wichtig, die seit Ende März über 45.000 Mal heruntergeladen wurde. Die Suche nach dem richtigen Kanal hört eben nie auf.
Vor allem wird die Suche nach dem nächsten Kanal nicht aufhören, weil Facebook gerade angekündigt hat, Whatsapp-Newsletter nur noch bis zum 7. Dezember 2019 zu dulden. So lange können Bestandskunden noch versenden, dann ist Schluss. Wir hatten schon Mitte 2018 über diese Entwicklung berichtet.
Update: Mittlerweile ist das Vorgehen nicht mehr so einfach möglich. Unternehmen sollten stattdessen auf die WhatsApp API ausweichen, um Marketing auf der Plattform zu machen.