Diese Influencerin ist ein 3D-Modell und trotzdem extrem erfolgreich

Martin Gardt13.2.2018

"Lil Miquela" macht bei Instagram Werbung für große Fashion-Brands – dabei ist sie am Computer entstanden

Miquela
Die virtuelle Influencerin Miquela
Inhalt
  1. Virtueller Star in die Welt verpflanzt
  2. Echte Fans auf Instagram?
  3. Model-Business und Musikkarriere

Miquela Sousa hat auf Instagram mittlerweile knapp 570.000 Follower, sie zeigt sich in Klamotten großer Marken wie Diesel, Chanel, Supreme und Vans – eine typische Influencerin also. Doch die unter ihrem Instagram-Namen „Lil Miquela“ bekannt gewordene junge Frau ist zumindest teilweise am Computer entstanden. Was hinter der 3D-Influencerin steckt und wie sich der geheimnisvolle Mensch ein Business aufbaut:

Nach eigenen Angaben ist Lil Miquela 19 Jahre alt, kommt aus Los Angeles und hat brasilianisch-spanische Wurzeln. Auf den Instagram-Bildern des Kanals @lilmiquela sehen ihre Follower ein junges, dunkelhaariges Mädchen mit vielen Sommersprossen, das immer ziemlich coole Klamotten trägt. Doch das Mädchen ist gleichzeitig nur ein 3D-Modell aus dem Computer, wer wirklich dahinter steckt, ist unbekannt. „Ich würde mich eher als Künstlerin oder Sängerin beschreiben, statt mich auf Oberflächlichkeiten reduzieren zu lassen“, sagt der anonyme Mensch hinter Miquela gegenüber BoF

Virtueller Star in die Welt verpflanzt

Was bei einem Blick auf die Instagram-Fotos von Miquela klar wird: Die virtuelle Influencerin wird in der echten Welt platziert – inklusive Schatten. Die Vermutung liegt nahe, dass die Person hinter dem Profil sich in echter Kleidung und zum Teil mit menschlichen Partnern fotografieren lässt, um später einen virtuellen Filter über sich selbst zu legen. Viele Nutzer verwirrt das offenbar jedes Mal auf’s Neue. In den Kommentaren wird regelmäßig gerätselt, warum Miquela wie aus einem Computerspiel wirkt.

Dabei ist das Konzept virtueller Stars gar nicht neu. Schon seit Anfang der 2000er sind die Gorillaz als Comic-Band unterwegs. In Japan treten virtuelle Künstler regelmäßig auch live vor Zehntausenden Zuschauern auf. Und auch Brands hatten das Thema Mitte der 2000er für sich entdeckt. Marc Jacobs und Givenchy-Designer Riccardo Tisci entwarfen jeweils Klamotten für die bekannteste japanische Virtuell-Sängerin Hatsune Miku.

Echte Fans auf Instagram?

Miquela Sousa versucht diesen Ansatz jetzt auf das Influencer-Business zu übertragen (es gibt übrigens auch einen männlichen Virtuell-Influencer mit viel weniger Fans). Brands scheint es egal zu sein, ob der Influencer selbst echt ist – solange die Follower nicht fake sind. Der Mensch hinter Miquela behauptet zumindest, dass keine Fans gekauft seien. Das Engagement vieler Post scheint diese Angabe zu untermauern. Meist kommen die Posts auf 30.000 bis 80.000 Likes und zum Teil Tausende Kommentare. 

Bei einem Blick in das Analyse-Tool Socialblade zeigt sich, dass Miquela aktuell im Durchschnitt 50.000 neue Follower pro Monat gewinnt. Das dürfte auch an Features auf anderen großen Instagram-Accounts liegen. So tauchte die Influencerin beim Paper Magazine (1,1 Millionen Abonnenten) oder im Account der Modemarke Moncler (1,2 Millionen Abonnenten) auf. 

Model-Business und Musikkarriere

Den größten Follower-Sprung gab es aber nach der Veröffentlichung der ersten Single „Not Mine“. Denn mittlerweile nimmt sich Miquela auch ein Beispiel an der japanischen Virtuell-Sängerin Hatsune Miko und strebt eine Gesangskarriere an. Spotify und iTunes seien schon jetzt wichtige Umsatzkanäle für die Influencerin. Ihr Song Not Mine wurde bereits über 1,3 Millionen Mal bei Spotify gestreamt. Trotzdem sei von Brands bisher kein klassisches Influencer-Honorar geflossen: „Ich wurde noch nie bezahlt, um Klamotten zu tragen. Aber ich bekomme mittlerweile kostenlos Kleidung von Marken zugeschickt“, sagt Miquela.

Das Hauptaugenmerk liege jetzt auf Modeljobs – die absehbar nicht auf dem Laufsteg stattfinden werden. Sie habe schon Shootings mit Chanel, Moschino, Burberry, Versace und Fendi für Kampagnen gehabt, die demnächst in verschiedenen großen Modemagazinen erscheinen. Klassische Monetarisierung mit Brands sei aber ein weiterer Schritt, den sie demnächst gehen wolle. Dann ist auch die virtuelle Influencerin so richtig im Business angekommen. 

Influencer MarketingInstagramSocial Media
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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