Vom Top-Manager in New York zum CEO im Münsterland: Die kuriose Karriere des Takko-CEO
Im OMR Podcast verrät Martino Pessina seinen Wachstumsplan für die Modekette.
300 neue Filialen in drei Jahren: Der neue CEO des Modehändlers Takko will mit einer rasanten Expansion im stationären Handel in neue Umsatzregionen vorstoßen. Im OMR Podcast verrät der Italiener, warum ihn der Job bei Takko nach Stationen bei H&M und dem Schmuckhersteller Pandora so gereizt hat, warum der ideale Standort einer Filiale in der Nähe eines Lidl oder Aldi ist – und warum die ideale Marktposition von Takko zwischen H&M und Kik ist.
Martino Pessina war Top-Manager in New York, ist nach Kopenhagen gewechselt – und schließlich in Telgte gelandet, einer kleinen Stadt im Münsterland mit knapp 20.000 Einwohner*innen. "Ich konnte aus meinem Büro das Empire State Building sehen", sagt er und ergänzt mit Blick auf die immer kleiner werdenden Städte bei den weiteren Stationen: "Ich habe ein bisschen Angst, weil ich mich frage: Wo bin ich in fünf Jahren?"
Das ist natürlich ein Scherz. Denn der Italiener hat sich diesen Schritt vor seinem Wechsel im Januar 2024 sehr genau überlegt. Bei H&M in New York und später dann beim Schmuckhersteller Pandora in Kopenhagen hatte er Führungspositionen inne. Doch hier beim Textilhändler Takko bot sich ihm die Chance, den CEO-Posten zu übernehmen und die Wachstumsstrategie eines Milliarden-Unternehmens zu gestalten. "Das ist natürlich super interessant", sagt Martino Pessina im OMR Podcast. Und auch Telgte gefällt ihm inzwischen, wie das gesamte Münsterland, sehr gut.
Ziel? "Mehr Umsatz, mehr Profit"
Hinter dem 1982 gegründeten Modehändler liegen unruhige Jahre mit vielen Wechseln in der Führung und großen Problemen. In der Pandemie ist das Unternehmen in Schwierigkeiten geraten. Haupteigner war seinerzeit der Finanzinvestor Apax, der Takko mit erheblichen Schulden beladen hatte. Um aus der Krise zu kommen, einigte sich Takko 2023 mit seinen Gläubigern auf eine Restrukturierung. Dabei übernahmen Anleihegläubiger wie der Finanzinvestor Silver Point Capital per Wandlung von Fremd- in Eigenkapital die Mehrheit am Unternehmen. Die Anteile von Apax schrumpften im Zuge der Transaktion auf weniger als zehn Prozent. Unter Martino Pessina soll es wieder aufwärts gehen – und Takko rasant expandieren.
Zu den aktuell rund 2000 Filialen sollen in den nächsten drei Jahren rund 300 weitere kommen, der Großteil in Deutschland. "Die Agenda ist sehr, sehr clean: Mehr Umsatz, mehr Profit", sagt Martino Pessina, für den die deutlichen Zielvorgaben der Eigentümer nach eigener Aussage hilfreich sind auf seiner ersten Station als CEO. Bislang läuft es gut, der Umsatz ist 2024 auf 1,3 Milliarden Euro gewachsen. Durch den Ausbau des Filialnetzes dürfte er bald noch schneller steigen, bei gleichzeitiger Profitabilität. Für Pessina ist dabei wichtig, dass sich Takko richtig positioniert: "Wir müssen immer schauen, dass wir nicht zu nah an H&M sind, aber auch nicht zu nah an Kik" (hier ist Kik-Chef Patrick Zahn zu Gast im OMR Podcast).
Erst Lebensmittel bei Lidl, dann Mode bei Takko
Zum Thema Positionierung gehört auch der richtige Standort: "Ich will keine Kämpfe kämpfen, die ich nicht gewinnen kann", sagt Martino Pessina. Und dazu gehöre eben auch, dass man keine Destination sein wolle. Was der Takko-CEO damit meint: Idealerweise liegen die Filialen in der Nähe eines Discounters wie Lidl oder Aldi. "Der typische Takko-Kunde ist eine Frau, die um die 40 Jahre alt ist, ein bis zwei Kinder hat und mit einem geringen Budget für die ganze Familie kauft", sagt der Italiener: "Sie kommt, um bei Lidl einzukaufen, aber geht dann auch noch zu uns, wo sie dann für sich selbst, aber auch den Mann und die Kinder kauft". Man habe sehr loyale Kund*innen, aber es sei unrealistisch zu glauben, dass diese 20 bis 30 Kilometer allein für einen Takko-Besuch fahren würden.
Im OMR Podcast verrät Martino Pessina außerdem, was er bei Pandora und H&M für seine jetzige Aufgabe gelernt hat, wieso das Thema E-Commerce auch weiterhin keine große Rolle spielen wird und wie groß das Loyalty-Programm von Takko als Hebel für das Business ist.