Kik-CEO Patrick Zahn: "Wir glauben an den stationären Handel"

4200 Filialen, 3,2 Milliarden Umsatz: CEO Patrick Zahn erklärt das Discounter-Business

OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Kik-CEO Patrick Zahn nach der Aufnahme
OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Kik-CEO Patrick Zahn nach der Aufnahme in Hamburg. Foto: OMR
Inhalt
  1. Aus 4200 Kik-Filialen sollen 5000 werden
  2. "Erfolgreiche Händler sind nicht quartalsabhängig"

Beim Textilhändler Kik sollen Kund*innen sich für 30 Euro ein komplettes Outfit kaufen können. Das verspricht Patrick Zahn. Im OMR Podcast verrät der Chef des Textildiscounters, wie man solche Preise als Händler hinbekommt, warum er weiter stärker auf Filialen setzt als auf E-Commerce – und warum es aus seiner Sicht keine andere Branche gibt, in der man so schnell vom Tellerwäscher zum Milliardär werden kann.

Am Monatsanfang läuft das Geschäft meistens besser. Dann haben die Kund*innen frisches Geld bekommen. Und dann ist auch die neue Jeans mal wieder drin. Oder die Winterjacke. Die Warenkörbe sind dann in den rund 4200 Filialen des Textildiscounters Kik voller. Rund 3500 Euro brutto haben die typischen Kik-Kund*innen im Schnitt pro Monat an Einkommen – als Haushalt, in dem in der Regel auch noch Kinder leben. Für sie ist jede Preiserhöhung, die Patrick Zahn durchführen muss, im Zweifel mitentscheidend darüber, ob sie sich ein Produkt noch leisten können oder nicht. Für 30 Euro, das ist das Ziel, soll man bei Kik ein komplettes Outfit bekommen.

"Ich bin manchmal überrascht, wie teuer eigentlich andere Produkte sind, weil wir ja wissen, dass die Marken in den selben Fabriken wie wir die Aufträge platzieren", sagt Patrick Zahn, der den Textildiscounter Kik seit 2016 führt. Damit ein T-Shirt bei Kik 2,99 Euro kosten kann, verzichtet der CEO auf teure Marketingkampagnen, Filialen in den besten Lagen und teure Inneneinrichtungen in den Shops. Und dann geht es natürlich um die Einkaufspreise, die bei Kik einer der entscheidenden Faktoren sind. "Wir müssen nicht das haben, was in Paris gerade auf dem Catwalk gezeigt wird", sagt Patrick Zahn im OMR Podcast: "Wir haben die Farbe oder den Schnitt dann halt ein Jahr später."

Aus 4200 Kik-Filialen sollen 5000 werden

Mit dieser Strategie hat Kik unter der Führung von Patrick Zahn ein rasantes Wachstum hingelegt. Als der Kölner den CEO-Posten übernimmt, macht Kik rund zwei Milliarden Euro Umsatz. Heute sind es rund 3,2 Milliarden Euro, wobei etwa die Hälfte davon in Deutschland erwirtschaftet wird. Auch das Filialnetz ist seitdem rasant gewachsen. Knapp 4200 Geschäfte gibt es jetzt europaweit. Perspektivisch sollen es 5000 werden. Größe ist wichtig in diesem Geschäft – speziell auch im Nicht-Textilien-Bereich, der bereits einen großen Teil des Umsatzes von Kik ausmacht, bei dem es mit dem niederländischen Unternehmen Action aber einen dominierenden Konkurrenten gibt.

Der Online-Handel steht hingegen weniger im Fokus. Klar, einen Online-Shop betreibt natürlich auch Kik. Doch entscheidend ist am Ende das Geschäft in den Filialen. "Wir glauben an den stationären Handel", sagt Patrick Zahn. Die niedrigen Preise lassen kaum Spielraum, um mit Retourenquoten wie große Online-Player wie Zalando oder About You zu operieren. Dass Shein, Temu und Co. dies tun, ist für Zahn daher auch nicht der Gegenbeweis, sondern eher ein Hinweis auf Wettbewerbsverzerrung. "Die Plattformen sind technologisch gut gemacht, aber sie spielen halt außerhalb des Spielfelds", sagt er.

"Erfolgreiche Händler sind nicht quartalsabhängig"

Gegen Shein und Temu gibt es immer wieder Vorwürfe, dass sie gezielt die Zollfreigrenzen unterlaufen. Auch an der Qualität der Produkte und deren Sicherheit gibt es immer wieder Zweifel. Die Bundesregierung hatte zuletzt einen Aktionsplan verabschiedet, um die Plattformen stärker in die Schranken zu weisen. "Das Problem ist in der Politik schon angekommen", sagt Patrick Zahn: "Es ist nur immer wieder erstaunlich, wie langsam die Mühlen dann mahlen."

Diese Verzerrung des Wettbewerbs ist für viele Händler ein Problem – der Wettbewerb ist sowieso schon extrem. Kein Wunder, immerhin gibt es laut Kik-Chef Patrick Zahn auch "keine Branche, in der es so schnell geht, vom Tellerwäscher zum Milliardär zu werden". Lidl-Gründer Dieter Schwarz, Drogeriemarkt-König Dirk Roßmann oder Fressnapf-Gründer Torsten Toeller sind für ihn Beispiele, denen dies in einer Generation gelungen sei. Dass viele Handelsunternehmen wie beispielsweise auch US-Riese Walmart bis heute privat geführt werden und nicht an der Börse sind, ist dabei für ihn eine logische Konsequenz. "Erfolgreiche Händler sind nicht quartalsabhängig."

Im OMR Podcast erklärt Patrick Zahn, welche Bedeutung die Filialleiter*innen bei Kik haben, wie eine typische Filiale aufgebaut ist und welche Bedeutung einzelne Artikel wie Fleecedecken für das Business haben.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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