Warum die Suchmaschine Ecosia plötzlich eine Bankkarte aus Holz launcht

Die Suchmaschine partnert mit einem Fintech mit dem gleichen Geschäftsmodell

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Inhalt
  1. Treecard als Zahlungskonto
  2. Eine Million Euro von Ecosia

Seit mehr als einem Jahrzehnt nutzt die Suchmaschine Ecosia ihre Gewinne aus Werbeeinnahmen, um Bäume zu pflanzen. Jetzt partnert sie mit einem Fintech mit dem gleichen Geschäftsmodell.

Die erste Fintech-Generation hat es geschafft: Sie ist zum Vorbild geworden: Vom bemerkenswerten Wachstumserfolg der Neobanken wie Revolut, N26 und Chime inspiriert, bieten mittlerweile auch andere Player wie die Krypto-Börse Coinbase oder der Fahrdienstleister Uber eigene Kreditkarten an. Jetzt will auch der deutsche Google-Konkurrent Ecosia in dem Segment mitmischen.

Die Suchmaschine beteiligt sich dafür am britischen Fintech Treecard, mit dem sie zudem eine Marketing-Partnerschaft eingeht. Treecard bietet eine Debitkarte an, die zwei ambitionierten Ziele dient: Das Fintech soll es „mit Unternehmen wie Chime und Revolut“ aufnehmen, heißt es – und gleichzeitig die Welt retten.

Denn wie bei Ecosia will Treecard mit den Gewinnen Bäume pflanzen. Das Programm soll 2021 in den USA, Großbritannien und der EU starten. Über die Vertriebskanäle von Ecosia, das immerhin 15 Millionen aktive Nutzer zählt, will CEO Christian Kroll schnell einen großen Kundenstamm aufbauen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Finance Forward. Auf dem Schwesterportal von OMR dreht sich alles rund um die Themen Fintechs, Kryptowährungen und Digital-Banking.

Treecard als Zahlungskonto

Das Fintech macht sich über die Nutzungsgewohnheiten seiner Zielgruppe keine Illusionen – im besten Fall würden die Kunden Treecard als Zweitkonto nutzen, so Gründer Jamie Cox im Gespräch mit Finance Forward. „Es läuft doch üblicherweise so: Man lässt sich sein Gehalt auf ein bestehendes Konto auszahlen und überweist dann einen Teil auf ein junges Fintech, mit dessen Konto man dann im Alltag bezahlt.“ Das hätten Fintech-Vorreiter wie Revolut massentauglich gemacht. „Wir sehen uns als eine Art Chrome-Extension im echten Leben, ein kleiner Hebel, der dafür sorgen kann, dass man mit seinen Zahlungen Gutes tut.“

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Denn das einzige Alleinstellungsmerkmal des Kontos mit der Debitkarte aus Holz soll zunächst lediglich sein, dass 80 Prozent der Gewinne für das Pflanzen von Bäumen verwendet werden. Mit den übrigen 20 Prozent will Treecard nach dem Vorbild von Ecosia sein Wachstum finanzieren. „Wir machen Geld, um Bäume zu pflanzen – wir pflanzen keine Bäume, um Geld zu verdienen“, sagt Kroll ganz routiniert. In diesem Sommer erst hat sein Unternehmen verkünden können, dass es bereits 100 Millionen Bäume pflanzen konnte. Finanziert wurde das durch die Werbeeinnahmen der eigenen Suchmaschine.

Treecard wird im Gegensatz dazu lediglich an den Händler-Transaktionsgebühren verdienen, die in Europa vergleichsweise niedrig sind. Eine Kontoführungsgebühr soll es nicht geben. „Wir schätzen, dass pro Kunde Europa jedes Jahr 30 bis 40 Bäume gepflanzt werden können“, sagt Cox. In den USA kommen Fintechs auf eine weitaus höhere Transaktionsgebühr, dort könnten es etwa 120 Bäume sein.

Eine Million Euro von Ecosia

Völlig neu ist das Konzept in der Fintechszene nicht: Sowohl das niederländische Bunq als auch Tomorrow aus Hamburg werben damit, Bäume zu pflanzen. „Wir heben uns davon ab, weil unser einziger Fokus die Wiederaufforstung ist“, sagt Cox. „Wenn wir den Markt weiter dahin treiben können und Revolut etwa merkt, dass sie auch Bäume in ihr Geschäftsmodell integrieren müssen, ist das ein Riesengewinn für uns.“ Mittelfristig sei der Plan, mit großen Marken eine Art Cashback-System zu etablieren, mit dem ebenfalls Bäume gepflanzt werden können.

In einer Seed-Finanzierung steckt Ecosia nun eine Million Dollar für eine Minderheitsbeteiligung in Treecard. Gleichzeitig ist das Startup auf der Suche nach weiteren Investoren, will demnächst eine Series-A-Finanzierungsrunde angehen. Entsprechende Gespräche liefen bereits, sagt Cox. Geld von VC-Fonds, die in fossile Brennstoffe oder sonstige Umweltverschmutzer investierten, will das Startup nicht annehmen.

Der 23-Jährige Gründer hat zuvor bereits mit Cashew ein Fintech aufgebaut, das in den renommierten kalifornischen Startup-Inkubator YCombinator aufgenommen wurde und ist Teil des Fellowship-Programms von Paypal-Mitgründer Peter Thiel. Mit Treecard will er zunächst nur eine Plattform bauen, die auf Banking-Partner angewiesen ist. In den USA ist das Synapse, das Banklizenz und Backend-Technologie zur Verfügung stellt, ein weiterer Partner wird Mastercard.

Mit welchem Partner Treecard in Europa zusammenarbeiten will, ist noch unklar, ein möglicher Kandidat für eine EU-Lizenz wäre die Solarisbank, unter deren Dach auch das Nachhaltigkeits-Fintech Tomorrow läuft. Zudem braucht Treecard noch einen Partner in Großbritannien. Deshalb wird der Launch hierzulande auch erst später im Jahr 2021 folgen, im Frühjahr steht zunächst der US-Start an. Sein sechsköpfiges Team sitzt in Berlin und London, auch von Ecosia sollen Ressourcen genutzt werden.

Die Debitkarte des Startups fertigt Treecard aus Holz. Ein Widerspruch zu dem Vorhaben, Bäume anzupflanzen, sieht Cox darin nicht. Immerhin reiche ein einziger Kirschenbaum für 200.000 Karten, sagt er.

Autor: John Stanley Hunter

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