Subify statt Onlyfans: Hier starten große US-Youtube- und -Musikstars bezahlte Communities

MrBeast, Steve Aoki und Logan Paul veröffentlichen Content exklusiv hinter einer Paywall

So wirbt Youtuber Logan Paul für seinen "Maverick Club"
So wirbt Youtuber Logan Paul für seinen "Maverick Club" (Quelle: Club.Maverickclothing.com)
Inhalt
  1. Wird die Seite noch offiziell gelauncht werden?
  2. Zwei Hustlepreneure verhelfen Logan Paul zu Bezahl-Abos
  3. Das Gegengift zur Demonetarisierung
  4. Tiktok-Star Bryce Hall nutzt ebenfalls Subify
  5. 140.000 oder eine Million US-Dollar Monatsumsatz?
  6. Patreon und Onlyfans avancieren zu Unicorns
  7. Hat MrBeast den Patreon-Gründer auflaufen lassen?

Onlyfans, Patreon, Substack – in den vergangenen zwei Jahren sind mehrere große milliardenschwere digitale Paid-Content-Plattformen entstanden. In den letzten zwölf Monaten hat sich nun mit Subify offenbar unter dem Radar ein weiterer Player etabliert, über den einige der größten Youtuber der Welt jeweils einen eigenen, kostenpflichtigen Club betreiben, deren Mitglieder Zugriff auf exklusive Inhalte bekommen. OMR zeigt, wer dabei ist, und erklärt, was dahinter steckt.

83,4 Millionen Abonnenten auf zwei YoutubeKanälen und in der Regel mittlere bis hohe achtstellige View-Zahlen auf seinem Hauptkanal – MrBeast alias Jimmy Donaldson ist ohne Zweifel einer der größten Youtuber der Welt (wir haben bereits an dieser Stelle darüber geschrieben, wie er sich diese Reichweite aufgebaut hat). Bislang sind alle seine Inhalte kostenlos abrufbar. Vielleicht könnte sich dies in Zukunft ändern. Denn unter der Website MrBeastCrew.com findet sich eine Website für einen kostenpflichtigen Club. Für 20 US-Dollar im Monat sollen die Mitglieder der Crew u.a. Zugriff auf exklusive Posts und Podcasts von MrBeast erhalten.

Ein Screenshot von MrBeastCrew.com

Ein Screenshot von MrBeastCrew.com

Wird die Seite noch offiziell gelauncht werden?

Die MrBeastCrew-Website ist offenbar schon seit einigen Monaten online – das belegen Posts anderer User, die die Website schon im März und April aufgespürt haben. Im Footer von MrBeastCrew.com wird die Seite als „powered by Subify“ deklariert; in den AGB wird das Unternehmen Subify LLC als Betreiber des Dienstes genannt. Bislang hat Donaldson die Website noch nicht offiziell über seine Youtube-Kanäle oder Social Media Accounts beworben. Ob die Website wirklich ein offizielles Angebot des Youtubers ist, ist also nicht sicher.

Zumindest erkundigte sich MrBeast schon im Januar über einen Zweit-Account bei Twitter öffentlich bei seinen Fans, was diese von einem kostenpflichtigen Mitgliedsprogramm halten würden. Die jüngsten, nur für Mitglieder anklickbaren Posts auf MrBeastCrew.com stammen von Ende Juni, Anfang Juli. Steht die Seite vielleicht kurz vor einem offiziellen Launch?

Zwei Hustlepreneure verhelfen Logan Paul zu Bezahl-Abos

Jimmy Donaldson wäre nicht der erste große Youtuber, der ein kostenpflichtiges Mitgliedsprogramm ins Leben ruft. Im Mai 2020 startete Youtube-Bad-Boy Logan Paul, dessen Kanal 23,2 Millionen Menschen abonniert haben, der immer wieder für Skandale sorgt und zuletzt mit einem Boxkampf gegen Floyd Mayweather Aufsehen erregte, seinen Maverick-Club. Zahlende Mitglieder sollen laut der Website zum Preis von knapp 20 US-Dollar im Monat Zugang zu u.a. „exklusivem Content“, Rabatten auf Merchandise, persönlichen Treffen und Zoom Calls mit Logan Paul und seinem „Team Maverick“ sowie monatlichen Verlosungen von jeweils 10.000 US-Dollar erhalten. Ein eigener Instagram Account für den Club zeigt Screenshots von Livestreams, Zoom Calls und Non Fungible Tokens (NFTs), die die Mitglieder erhalten haben sollen.

Auch der Maverick-Club ist „powered by Subify“. Das Unternehmen wendet sich auf seiner eigenen Website direkt an Creator: „Bist Du es leid, dass Social-Media-Plattformen Deine Kreativität einschränken?“, heißt es dort in einem Werbevideo. „Du bist nicht alleine! Deswegen wechseln jeden Tag so viele Top Creator zu Subify. Subify ist die Nummer-eins-Plattform zum Ausliefern von Inhalten direkt an Fans.“ Hinter dem Unternehmen stehen die beiden Gründer Chase Hero und Zak Folkman. Diese haben in der Vergangenheit offenbar eine eigene Online-Marketing-Agentur sowie mehrere geschlossene Coaching-Gruppen rund um Facebook Ads und digitale Businesses aufgebaut (inklusive der typischen Videos mit teuren Autos, Privatjet und Haus mit Swimmingpool).

Das Gegengift zur Demonetarisierung

Mit Subify wollen die beiden offenbar vor allem Creator ansprechen, die aufgrund ihres umstrittenen Contents von Youtube zumindest zeitweise „demonetarisiert“ worden sind – bei denen also Youtube keine Werbung mehr ausgespielt hat, wodurch die Kanalbetreiber eine wichtige Einnahmequelle verloren haben. Auch Logan Pauls Kanal war 2018 von Youtube kurzzeitig für Werbung gesperrt worden. Mit einem kostenpflichtigen Mitgliedsprogramm sollen die Creator mittels Subify ihre Unabhängigkeit von Youtube reduzieren können. Mitarbeiter des Startups pitchen Subify beispielsweise auf Twitter genau gegenüber solchen Kanalbetreibern.

Noch bis vor Kurzem hat das Youtuber-Kollektiv Nelk (hier im Porträt der New York Times) ein Mitgliedsprogramm auf Basis von Subify betrieben. Nelk ist bekannt für „Pranks“ und politisch nicht immer korrekten Humor à la Barstool Sports (hier im OMR Porträt), der bei „Frat Boys“, also jungen College-Studenten gut ankommt. Auch ihr Kanal (6,65 Millionen Abonnenten, View-Zahlen pro Video im deutlich siebenstelligen Bereich) wurde im vergangenen Jahr von Youtube demonetarisiert – vermutlich mit ein Grund, warum die Gruppe ebenfalls eine kostenpflichtige Community betreibt. Der „Full Send Club“ startete, wie Archive.org zeigt, im vergangenen November noch unter Verwendung von Subify; mittlerweile sind die Hinweise auf den Dienst auf der Plattform verschwunden. Offenbar hat Nelk auf eine selbstentwickelte Lösung umgestellt.

Tiktok-Star Bryce Hall nutzt ebenfalls Subify

Auf Subify-Website führt das Unternehmen drei weitere prominente Nutzer ihres Services auf (der weiteren Creatorn aktuell nur auf Einladungsbasis offen steht). Der prominenteste unter ihnen: Bryce Hall (20,5 Millionen Follower auf Tiktok, acht Millionen auf Instagram und 3,64 Millionen Abonnenten auf Youtube), der seinen großen Durchbruch auf Tiktok als Mitglied des „Sway House“ erlebte und kurzzeitig mit Tiktok Superstar Addison Rae Easterling liiert war. Der 21-Jährige hat vor rund drei Monaten den „PAU Club“ (steht für „Party Animals University“) ins Netz gebracht.

Weitere auf der Subify-Website aufgeführte Referenzen: Unternehmer Mike Majlak mit der „Overtime Crew“ sowie Musiker, Comedian und Schauspieler George Janko mit dem „Bubba Club“. Majlak und Janko sind beide Mit-Hosts von Logan Pauls Podcast Impaulsive.

140.000 oder eine Million US-Dollar Monatsumsatz?

Noch einmal deutlich bekanntere Namen von Subify-Nutzern lassen sich über den Instagram-Account des Unternehmens finden: Youtuber Tanner Fox (10,5 Millionen Abonnenten) mit dem No Focks Club, Tiktoker Thomas Petrou (Mitinitiator des Sway House mit 8,1 Millionen Tiktok-Followern) und sein Hype Club, Youtuber Ben Azelart (7,45 Millionen Abonnenten) mit dem „Stay Wild Club“ sowie Star-DJ Steve Aoki (9,1 Millionen Instagram-Abonnenten) mit seiner „Aoki Fam“.

Darüber, wie viele Mitglieder die einzelnen Creator jeweils für ihre Abo-Angebote bislang gewinnen konnten, gibt es bislang offenbar keine verlässlichen öffentlichen Informationen. Das britische Boulevard-Medium The Sun berichtete im Juni ohne Angaben von Quellen, dass Logan Paul innerhalb von zwei Monaten 50.000 „Maverick Club“-Mitglieder gewonnen habe. Ein Youtuber wies demgegenüber im April darauf hin, dass der NFT, den Logan Paul an seine Club-Mitglieder verschenkt hatte, ebenfalls auf der Plattform Open Sea gelistet sei – und dort sein Bestand auf 7.000 Exemplare beziffert sei. Somit könnte der Maverick Club also nicht über mehr Mitglieder verfügen. Das würde der Youtube-Skandalnudel immerhin noch ein monatlich wiederkehrendes Einkommen in Höhe von 140.000 US-Dollar einbringen. Liegt die Sun richtig, läge die Summe schon bei einer Million US-Dollar.

Patreon und Onlyfans avancieren zu Unicorns

Der Aufstieg von Subify dürfte vom einen von dem Hype rund um die Creator Economy getrieben sein, zum anderen vom Trend hin zu Paid Content und Abonnements in der Welt der Creator. Offenbar ist für viele von ihnen die Monetarisierung mittels Werbung nicht mehr verlässlich oder lukrativ genug – oder beides. Youtube ermöglicht es Kanalbetreibern bereits seit 2018 auch Mitgliedschaften für Kanäle zu verkaufen. Doch damit sind Creator immer noch den inhaltlichen Vorgaben der Plattform unterworfen und weiterhin von dieser abhängig.

Vielleicht haben deswegen in den vergangenen beiden Jahren alternative Abo-Plattformen wie Patreon und Onlyfans (hier ein OMR Podcast zum Thema) und (im deutschsprachigen Raum) Steady (hier im OMR Porträt) einen Aufstieg erlebt. Patreon soll nach der jüngsten Finanzierungsrunde mit vier Milliarden US-Dollar bewertet sein; Onlyfans gerade eine Runde auf Basis einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar abschließen.

Hat MrBeast den Patreon-Gründer auflaufen lassen?

Hat Subify das Zeug dazu, das nächste Paid-Content-Unicorn zu werden? Zumindest mit einem Argument kann der Service bei Creatorn gegenüber den Konkurrenten Patreon und Onlyfans möglicherweise punkten: Subify ist dezentral organisiert. Die Creator können mit dem Service einen Club auf ihrer eigenen Website oder in einer eigenen App betreiben – statt wie im Falle von Patreon oder Onlyfans wieder eine zentral organisierte Plattform zu „füttern“, groß zu machen und sich damit in deren Abhängigkeit zu begeben.

Patreon-CEO Jack Conte hat Jimmy Donaldson alias MrBeast nach seinem öffentlichen Nachdenken über ein Mitgliedsprogramm übrigens im Januar auf Twitter dazu eingeladen, dieses auf Patreon einzurichten. Anstatt wie sonst Bargeld zu verschenken, könne er im Video zur Bekanntgabe Anteile an Patreon unter seinen Followern verlosen, schlug Conte darüber hinaus vor. Bisher hat Donaldson ihm – zumindest öffentlich – nicht geantwortet.

Creator EconomyPaid Content
Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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