Warum Slamball der viralste Sport des Jahres werden könnte

Der spektakuläre Basketball-Trampolin-Football-Mix hat noch gar nicht so richtig begonnen und ist trotzdem schon ein Social-Media-Hit

Slamball Viral
Slamball ist ein spektakulärer Mix aus Basketball, Trampolin und Football.

Nach einer jahrelangen Pause kommt Slamball im Juli 2023 zurück auf die Sportlandkarte. Die Bekanntgabe des Comebacks bringt in den gängigen Social-Media-Kanälen die Drähte zum glühen. OMR erklärt, warum das Sportphänomen das Zeug zum digitalen Hit hat.

#BringBackSlamBall geht durch die Decke

Wer den Hashtag #BringBackSlamBall bei Twitter eingibt, der verharrt unweigerlich einige Minuten im Scroll-Modus. Zu schnell wird man süchtig nach den fast schon unwirklich spektakulären Dunking-Moves und Monster-Blocks von athletischen Kraftpaketen in ihren oversized Retro-Trikots. Ein Wechsel rüber zu Tiktok wird die eigene Screentime unweigerlich verlängern. Aber keine Angst, ihr seid nicht allein: Der Hashtag hat bei der Bytedance-Plattform schon über 25 Millionen Views generiert – und es werden täglich mehr.

In Summe hat der von sehnsüchtig wartenden Fans ins Leben gerufene Hashtag #BringBackSlamBall binnen eines Jahres 200 Millionen Views generiert, sagt Mason Gordon im Sommer 2022 gegenüber „TMZ Sports“. Der US-Amerikaner ist der Erfinder von Slamball. Nach einem ersten gescheiterten Versuch Anfang der 2000er will er den abgefahrenen Mix aus Basketball, Trampolin, Football, Rugby und Eishockey diesmal langfristig in der Sportwelt etablieren.

„Cinderella-Story mit Helmen, Schonern und Trampolinen“

Slamball wird auf einem stoßdämpfenden Parkett gespielt, das die Größe eines Basketballfelds hat. Ringsherum ist eine zwei Meter hohe Wand aus Plexiglas. Der Clou: Vor den beiden Körben sind jeweils vier Trampoline im Boden eingelassen. Aus diesen sogenannten „Slamzones“ katapultieren sich die Athlet*innen in die Höhe, ehe sie den Spielball spektakulär in den Korb stopfen – oder sie in letzter Sekunde in der Luft unsanft weggeblockt werden.

„Es ist ein unglaubliches Gefühl, zurück zu sein – vor allem aufgrund der großen Nachfrage“, sagt Gordon bei der Bekanntgabe des Comebacks. „Ich möchte den hartnäckigen und leidenschaftlichen Slamball-Fans dafür danken, dass sie dieses Comeback möglich gemacht haben. Das ist eine wahre Cinderella-Story – nur mit Helmen, Schonern und Trampolinen.“

Am 21. Juli 2023 startete die Slamball League nach 15 Jahren Abstinenz in eine sechswöchige Saison. Gordons Schlüssel zum Erfolg: ein starkes Investoren-Netzwerk, ein fürs TV optimiertes Sportformat und vor allem die virale Kraft der Sozialen Medien.

2,3 Millionen TV-Zuschauer*innen

Machen wir zunächst eine kurze Reise in die Vergangenheit. Eigentlich läuft der initiale Slamball-Start von Mason Gordon und seinem Co-Founder Mike Tollin gar nicht so schlecht. Die ersten beiden Saisons der Slamball League werden 2002 und 2003 im Fernsehen live bei Spike TV übertragen. Der neue Sport kommt gleich gut an: Im Schnitt verfolgen 2,3 Millionen Zuschauer*innen die einstündigen Slamball-Übertragungen, davon 604.000 im Alter von 18- bis 34 Jahren.

Doch dann verschwindet Slamball von der Bildfläche, denn Gordon und Warner Bros. Television können sich nicht auf ein Konzept einigen. Während Gordon Potenzial für eine Profiliga sieht, will der Medienkonzern dem Vernehmen nach Slamball als wrestlingähnliche Show inszenieren.

2008 gibt es nochmals einen Anlauf in Zusammenarbeit mit der Marketingagentur IMG, dessen Wirkung allerdings schon nach einer Saison wieder verpufft. Slamball wird in den USA vorerst eingemottet, woran auch eine Sequenz in der Erfolgsserie King of Queens nichts mehr ändern kann. Außerhalb der USA flackert Slamball anschließend von Italien bis Russland immer mal wieder in kleineren Formaten auf und gewinnt unter anderem in China eine beträchtliche Anhängerschaft. In Deutschland fristet Slamball dagegen nicht zuletzt aufgrund fehlender Infrastruktur ein absolutes Nischendasein.

Slamball wird zum Social-Media-Mythos

Erstaunlicherweise will der Slamball-Stern trotzdem auch in den USA nie so ganz untergehen. Der Sport lebt stattdessen auf Social Media weiter und der von Fans getriebene Hashtag #BringBackSlamBall sorgt für ein permanentes Grundrauschen. Über ein Jahrzehnt träumen Anhänger schon von der Rückkehr.

Die ungebrochene Popularität von Slamball in Social Media zeigt allein die Tatsache, dass bei Tiktok die Views zum Hashtag #slamball seit Jahren kontinuierlich steigen. Und das ausschließlich mit zum Teil weit über zehn Jahre altem Content, der nach wie vor viral geht.

„Slamball ist etwas Besonderes, weil es eine Marke ist, die in den sozialen Medien auf wirklich starke Weise weiterlebt. Bei jüngeren Bevölkerungsgruppen ist es fast zu einem Mythos geworden“, erinnert sich Gordon bei CNN.

Erst Tackle, dann Dunk aus sechs Metern

Im August 2022 kündigt die Slamball League schließlich ihr Comeback an – und zwar in einer völlig anderen Marktsituation. Denn anders als zu Beginn der 2000er Jahre sind Social-Media-Plattformen von Twitter bis Tiktok keine Fremdwörter mehr.

Zudem ist das Sportformat wie gemacht für Social Media. Slamball produziert viral taugliche Szenen am Fließband. Kommt es gerade noch zu einem spektakulären Tackle eines Gegenspielers, wird postwendend auf der anderen Seite ein Dunk aus fünf bis sechs Metern Höhe krachend in den Korb gestopft. Mehr Entertainment in hoher Taktung ist kaum möglich.

Die Regeln tun ihr übriges. Sie schüren beim Slamball actionreiche Situationen en masse unter den beiden Körben. Während beispielsweise normale Würfe aus dem Feld auch beim Slamball zwei Punkte zählen, sind Dunks anders als im Basketball sogar drei Punkte wert – ein kleiner, aber entscheidender Unterschied, der Spektakel in den „Slamzones“ aktiv befeuert.

So ist ein Slamball-Court aufgebaut. (Foto: Slamball League)

ESPN sichert sich TV-Rechte

Slamball will allerdings mehr als ein reines Social-Media-Phänomen sein. Gordon und Tollin haben den Sport als kurzweiliges halbstündiges TV-Format gebaut. Ein Slamball-Match dauert nur 20 Minuten, gespielt in vier Vierteln. „Jüngere Zuschauer wollen keine dreistündigen Sportsendungen mehr sehen“, wird Gordon Mason von „Front Office Sports“ zitiert.

Der Ansatz scheint anzukommen: In den Saisons 2023 und 2024 ist ESPN als TV-Partner dabei. Das Sendernetzwerk überträgt dieses Jahr 30 Stunden live von den Slamball-Spielen, die allesamt im Cox Pavilion in Las Vegas stattfinden. Die 78.300 Quadratmeter große Mehrzweckhalle auf dem Campus der University of Nevada ist darüber hinaus auch Schauplatz der alljährlichen NBA Summer League im Basketball.

Eigene Doku soll Slamball in den Mainstream hieven

Slamball-Gründer Gordon gibt sich in allen Interviews betont selbstbewusst. Er geht davon aus, dass Slamball in den Sommerpausen von NBA, NFL & Co, der „signature summer sport“ für ESPN wird. Auch international prognostiziert Gordon schnelles Wachstum. In vier bis fünf Jahren hält er Weltmeisterschaftsformate für realistisch, danach stehe die Aufnahme in den Sportartenkatalog der Olympischen Spiele auf der Agenda.

Kurzfristig haben die beiden Slamball-Founder Mike Tollin und Gordon Mason aber noch ein ganz anderes Ass im Ärmel. Tollin ist nämlich ein hochdekorierter Film-Produzent, auf den unter anderem die mit einem Emmy ausgezeichnete Michael-Jordan-Doku „The Last Dance“ zurückgeht. Mit seinem Unternehmen Mandalay Sports Media, dessen President Gordon zeitweise war, will Tollin den Slamball-Restart 2023 ebenfalls verfilmen.

Gary Vaynerchuk und NBA-Star Blake Griffin investieren

Das Konzept von Slamball überzeugt nicht nur Sportfans, sondern auch eine Reihe prominenter Geldgeber. Im Frühjahr 2023 schließen die Co-Founder Gordon und Tollin eine Serie-A-Runde in Höhe von elf Millionen US-Dollar ab, angeführt von Roger Ehrenbergs IA Sports Ventures und Eberg Capital.

Mit an Bord sind zudem strategische Investor*innen aus den Bereichen Sport, Gaming, Unterhaltung und Medien. Dazu zählen David Blitzer (Cleveland Guardians, Crystal Palace), David Adelman (Philadelphia 76ers, New Jersey Devils), Kevin Nagle (Sacramento Kings), Tom Penn (Los Angeles FC) sowie NBA-Star Blake Griffin von den Boston Celtics, Fanatics-CEO Michael Rubin und Digitalunternehmer Gary Vaynerchuk. Es gibt sicher schlechtere Line-Ups.

Mit dem neuen Setup sehen sich die Slamball-Macher nun gerüstet, ein ähnlicher Challenger für die NBA zu werden wie es in den vergangenen Jahren die UFC für den Boxsport geworden ist. Dafür müsste die spektakuläre Korbjagd bei aller Euphorie aber zunächst mal mehr als zwei Saisons überstehen.

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Henning Eberhardt
Autor*In
Henning Eberhardt

Henning ist bei OMR seit Anfang 2023 für Sport- und Gaming-Inhalte zuständig. Von 2010 bis 2019 pendelte er für den Sportbusiness-Verlag SPONSORs als Redakteur zwischen Fußballstadion und Formel-1-Rennstrecke. Anschließend wechselte der waschechte Insulaner zum Marketing-Medium absatzwirtschaft in die Handelsblatt-Gruppe.

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