Gerard Piqué im exklusiven Interview: So will die Kings League global durchstarten
Der zum Digital-Unternehmer avancierte Ex-Profi sprach mit OMR auch über deutsche Mitbewerber
- Jake Paul eröffnet vor 40.000 Zuschauer*innen
- Piqué: "Deutschland hat für die Kings League Top-Priorität"
2023 mit ihrer ersten Saison gestartet, ist die Kings League zweifelsohne die internationale Vorreiterin unter den innovativen Indoor-Kleinfeldfußballligen. Und ihr Gründer Gerard Piqué setzt nach einer 60 Millionen Euro schweren Investmentrunde im Jahr 2024 nun mehr denn je alles auf Wachstum. Nach den Markteintritten in Spanien, Mexiko, Brasilien und Italien ist nun auch Deutschland an der Reihe. Im exklusiven Interview mit OMR hat der Ex-Star des FC Barcelona erklärt, wie er hierzulande durchstarten und dabei die Baller League und die Icon League hinter sich lassen will.
Jake Paul eröffnet vor 40.000 Zuschauer*innen
Sonntag, 12. Januar, Turin: Es ist Kings League World Cup of Nations – und damit Premiere für ein Fußballspiel, das die Fans im Allianz Stadium des italienischen Rekordmeisters Juventus in dieser Form noch nie zuvor zu sehen bekommen haben. Auf dem Platz stehen sich Nationalmannschaften gegenüber, die von prominenten Fußballern und Influencern geführt werden. Deutschland hat ein Team unter der Präsidentschaft von 2014-WM-Macher Mario Götze (7,9 Millionen Follower*innen auf Instagram), Papaplatte (1,1 Millionen auf Youtube), Trymacs (3,7 Millionen bei Twitch) und Younes Zarou (56,4 Millionen bei Tiktok) ins Rennen geschickt, schaffte es allerdings anders als Kolumbien und Brasilien nicht ins Finale.
Der Hype um das Event ist groß: Bereits die Halbfinals werden laut Kings League durchschnittlich von mehreren Million Menschen verfolgt, in der Spitze sind nach Angaben der Liga beim Finale 3,5 Millionen Devices bei den Streams dabei. Im Turiner Stadion wollen rund 40.000 Menschen das Endspiel sehen, es ist damit beinahe ausverkauft.
Es geht beim Kings League World Cup um weit mehr als nur um Fußball: Bevor der erste Anpfiff ertönt, startet als Musikact Mahmoud die Show. Der italienische Rapper kommt bei Spotify auf über drei Millionen monatliche Hörer*innen. In der Halbzeit heißt es dann "Streamer vs. Legenden". Ex-Fußball-Stars wie Iker Casillas, Gianluigi Buffon und Andrea Pirlo schnüren dafür noch einmal die Schuhe, während aus deutscher Sicht auch Younes mit von der Partie ist. Überall wimmelt es nur so von prominenten Gesichtern. Auch Jake Paul (28,7 Millionen Follower*innen bei Instagram) ließ sich das Spektakel in Turin nicht nehmen – der Boxer und Influencer eröffnete gar das Finale, indem er das Spielgerät von der Tribüne per Ballkanone auf den Rasen schoss.
In dem ganzen Getümmel haben sich Kings-League-Boss Gerard Piqué und sein neuer CEO Djamel Agaoua die Zeit genommen, um exklusiv mit OMR zu sprechen. Denn abseits des Kings League World Cups will der frühere Welt- und Europameister Piqué sein Ligen-Format global ausrollen. Deutschland ist dabei der nächste europäische Kernmarkt, den Piqué mit seinem Team in diesem Jahr unbedingt erschließen will. Und zwar – Baller League hin und Icon League her – mit nicht weniger, als dem Anspruch auf Marktführerschaft.
Piqué: "Deutschland hat für die Kings League Top-Priorität"
Gerard, welcher Zweikampf ist schwieriger: der gegen Cristiano Ronaldo auf dem Platz oder der gegen die Baller League und die Icon League auf dem deutschen Sport- und Entertainmentmarkt?
Gerard Piqué: (lacht) Die Zweikämpfe gegen Cristiano zählen definitiv zu den größten Herausforderungen, die ich in meiner gesamten sportlichen Karriere hatte. Er war und ist schließlich einer der besten Spieler der Welt. Das Business der Kings League ist damit nicht vergleichbar. Wir wissen natürlich, dass es da draußen einige Ligen gibt, die versuchen, das zu machen, was wir vor zwei Jahren gestartet haben. Wir sind aber davon überzeugt, dass wir die einzigen sind, die ein funktionierendes globales Ökosystem haben werden. Die Kings League ist zudem bereits jetzt in allen relevanten Kennzahlen, insbesondere in Social Media, mit Abstand die Nummer eins.
Hand aufs Herz: Wie sehr nervt es Sie, dass in Deutschland Konkurrenzformate mit Konzepten am Start sind, die sehr stark der Kings League ähneln?
Piqué: Es ist unmöglich, zu kontrollieren, was andere machen. Fakt ist: Wir waren die Ersten, wir sind das Original. Und ehrlich gesagt: Wenn dann andere auf die Idee kommen, uns zu kopieren, dann stört mich das nicht, sondern ich empfinde das vielmehr als Ehre.
Welche Indikatoren und Kennzahlen lassen Sie glauben, dass neben der Baller League und der Icon League auf dem deutschen Markt noch Platz für eine dritte Liga ist?
Piqué: Deutschland ist in jeglicher Hinsicht ein sehr großer Markt. Unabhängig davon kommen wir mit dem Selbstbewusstsein nach Deutschland, dass wir egal wo wir waren, den Markt erobert und den Wettbewerb in den Schatten gestellt haben. Unser zeitlicher Vorsprung gibt uns zudem den Vorteil, dass wir bereits aus vielen Problemen lernen konnten – diese Erfahrungen kann man sich nicht kaufen.
Auf einer Skala von eins bis zehn: Welche strategische Bedeutung hat der deutsche Markt für die Kings League?
Piqué: Deutschland zählt im traditionellen Fußball zu den wichtigsten Märkten der Welt und genauso auch für uns. Insofern hat Deutschland hat für die Kings League eine Top-Priorität – acht bis zehn!
Nach OMR-Informationen soll die Kings League schon im April 2025 in Deutschland starten. Können Sie das bestätigen?
Piqué: Wir lieben es, Dinge zu kommunizieren, wenn keiner damit rechnet – und zwar mit einem richtigen Überraschungseffekt und einem großen Aufschlag. Insofern kann ich hier im Interview noch nicht zu viel verraten. Klar ist aber, dass wir schon sehr bald starten werden. Wir haben in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit in die Vorbereitungen für den deutschen Markt gesteckt. Die Teilnahme Deutschlands am Kings League World Cup war ein gutes Warm-Up für alles, was nun kommt.
Sie haben bereits vor einigen Monaten am Standort in Köln unter anderem die Stelle für einen Competition Director ausgeschrieben. Wird Köln auch der dauerhafte Spielort der Kings League in Deutschland werden?
Piqué: (lacht) Wir werden sehen.
Wird es denn am Ende der ersten Saison ein Final-Event in einem deutschen Fußballstadion geben?
Piqué: Ich kann sagen, dass wir uns viele Gedanken dazu gemacht haben. Und dass wir aus unseren vielen Erfahrungen heraus daran arbeiten, ein paar Dinge etwas anders zu machen, als wir es in der Vergangenheit getan haben. Auf jeden Fall wird es auch in Deutschland ein Finalevent vor vielen Zuschauer*innen geben, aber mehr ins Detail möchte ich noch nicht gehen.
Djamel Agaoua: Grundsätzlich ist es bei uns wie in der Tech-Branche, aus der ich komme: Sobald du erfolgreich bist, werden dich andere kopieren und du musst dich neu erfinden, wenn du Marktführer bleiben willst. Die Kings League lebt eins zu eins dieselbe Kultur. Insofern werden wir unser Produkt in den kommenden Jahren überall auf der Welt und stetig anpassen. Unsere Fans sind jung, sie wollen kontinuierlich Innovationen. Das heißt für uns: Egal wo wir hinkommen, wollen wir Dinge anders und besser machen als der Wettbewerb. Wir sind die Gamechanger!
Sicher ist derweil nach unseren Informationen, dass Mario Götze und Trymacs bei der anstehenden Kings League in Deutschland jeweils ein Team stellen werden. Und schaut man auf das deutsche Line-Up beim Kings League World Cup könnte man zudem auf die Idee kommen, dass beispielsweise auch Younes dabei sein dürfte …
Piqué: Wir können und wollen nicht verstecken, was man sich eventuell schon denken kann. Aber ich möchte an dieser Stelle auch noch nichts offiziell bekannt geben. Grundsätzlich ist es unser Anspruch, in jedem Markt die besten Streamer des Landes zu haben.
Das Buhlen um Influencer ist im Wettbewerb zwischen der Baller League, der Icon League und der Kings League ein mitunter zähes Ringen. Trymacs beispielsweise startete im ersten Split der Baller League im Jahr 2024 noch mit einem Team in der Baller League, schied dort allerdings aus.
Mit Ronaldinho verkündete dagegen die Baller League ihrerseits jüngst einen ersten prominenten Team-Manager für ihre anstehende US-Liga – was wiederum bei der Kings League für Aufsehen gesorgt hat. Denn der brasilianische Ex-Profi war zuletzt noch mit der Piqué-Liga verbandelt, wo er in der Vergangenheit im Team Porcinos FC des Streaming-Giganten Ibai Llanos (unter anderem 17,2 Millionen Subscriptions bei Twitch) mitkickte und nach wie vor als einer von zwölf Legenden-Spielern gelistet wird.
Ist der Kampf um Influencer, Fußballspieler und Ex-Profis in der aktuellen Marktlage in Deutschland vor allem ein Kampf des Geldes?
Piqué: Es ist nicht unsere Art, Streamer zu bezahlen oder eine kommerzielle Partnerschaft mit ihnen einzugehen, damit sie Dinge für uns tun. Unser Geschäftsmodell ist es, dass die Präsidenten unserer Teams diese auch besitzen. Streamer und Legenden werden quasi zu Co-Foundern im jeweiligen Ecosystem der Kings League. Sie generieren dementsprechend ihre Umsätze und sind im Hintergrund bei Entscheidungen sehr stark involviert.
Djamel Agaoua: Das ist auch der Grund, warum die Streamer sich bei uns derart stark engagieren und für Reichweite sorgen. Das ist ein elementarer Unterschied im Vergleich zum Wettbewerb und ist uns entsprechend sehr wichtig zu betonen.
Im Erfolgsfall können die Teams im Kings-League-Ecosystem entsprechend ihre Bewertungen steigern, wie 2024 am Los Troncos FC zu sehen war. Das Team hat angeblich 15 Prozent seiner Anteile für 600.000 Euro veräußert, was einer Bewertung von vier Millionen Euro entspricht.
Piqué: Absolut. Das war die erste Transaktion im Ecosystem der Kings League. Bei einem anderen Team stand ein Angebot von fünf Millionen für 49 Prozent der Anteile im Raum. Der Deal ist zwar nicht zustande gekommen, er zeigt aber exemplarisch, was möglich ist.
Wie bewerten Sie die deutsche Creator Economy im Vergleich zu anderen Märkten?
Piqué: Es gibt in Deutschland wirklich viele gute Streamer und Content Creators, die auch gute Audience-Zahlen erreichen. Spanien beispielsweise ist in der Spitze womöglich noch etwas größer, aber die Deutschen sind insgesamt auf einem ähnlichen Niveau.
Sowohl die Baller League als auch die Kings League haben zuletzt Geld für ihre globale Expansion eingesammelt. Die Baller League sicherte sich dabei ein 33 Millionen US-Dollar schweres Investment mit EQT als Lead-Investor. Die Liga will damit 2025 in Großbritannien und in den USA durchstarten, wie CEO Felix Starck jüngst gegenüber OMR erklärte.
Bereits im Mai 2024 schloss die Kings League unter anderem mit Left Lane Capital eine Finanzierungsrunde in Höhe von über 60 Millionen US-Dollar ab. Mit dem Geld wollen Gerard Piqué & Co. perspektivisch in verschiedene europäische Märkte wie Italien, Deutschland und Frankreich sowie in die USA und Asien expandieren.
Die Kings League zählt über ihre verschiedenen Accounts (Instagram, Tiktok, Twitch, X, Youtube, Anm. d. Red.) der nationalen Ligen und globalen Wettbewerbe in Summe rund 20 Millionen Follower*innen. Ist die Marke von 100 Millionen realistisch?
Piqué: Warum nicht? Für uns gilt in der aktuellen Wachstumsphase das Motto "Sky is the limit". Nach unserer 60-Millionen-Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr wollen wir nun expandieren und skalieren – mit vollem Fokus auf Geschwindigkeit und Execution.
Was haben Sie mit dem Geld vor?
Piqué: Am Ende des Jahres 2025 wollen wir auf weltweit neun bis zehn verschiedene nationale Ligen wachsen. Zudem ist es unser Ziel, sowohl den Kings World Cup of Nations wie hier in Turin als auch den Kings World Cup of Clubs, den wir 2024 erfolgreich in Mexiko durchgeführt haben, als wiederkehrende Events zu etablieren. 2025 wird für uns daher eine riesige Herausforderung und ganz sicher auch eine verrückte Reise. Aber: Wir haben mittlerweile über 200 Mitarbeiter, Ende des Jahres werden es 350 sein – und wir alle sind absolut bereit.
Vielen Dank für das Gespräch.