Dieser Typ macht mit einer simplen E-Mail-Liste fast vier Millionen US-Dollar Jahresumsatz
Scott Keyes hat mit Reiseschnäppchen ein beachtliches Business aufgebaut
- Viral Growth dank Erwähnungen auf großen Seiten
- Finanzierung durch das Freemium-Modell
- Günstige Preise führen zu hohen Transaktionskosten
- Scott’s Cheap Flights spielt mit der Angst, etwas zu verpassen
- Wachstumshebel für das Newsletter-Business
- Hohe Einnahmen bei vergleichsweise niedrigen Ausgaben
- Keine Marketing-typischen Optimierungsmaßnahmen
(Quelle: Scott Keyes)Für möglichst wenig Geld möglichst tolle Reisen unternehmen – das will wohl fast jeder Mensch. Mit seinem Unternehmen “Scott’s Cheap Flights” hat Scott Keyes daraus ein Geschäft gemacht. Als einfacher E-Mail-Newsletter für Freunde gestartet, erwirtschaftet sein Dienst heute mehr als drei Millionen US-Dollar Umsatz im Jahr. OMR erzählt die ganze Geschichte. Wie Scott gegenüber dem Portal Indiehackers erzählt, beginnt alles damit, dass er Ende 2013 einen Flug für lediglich 130 US-Dollar von NYC nach Mailand bucht. Als er wieder zurückkommt, bitten ihn seine Kollegen, ihnen den nächsten Deal mitzuteilen – zu diesem Zeitpunkt arbeitet Scott noch als Journalist. Um sich nicht jede Person merken zu müssen, der er Bescheid geben soll, erstellt er eine simple Newsletter-Liste mit dem Newsletter-Dienstleister MailChimp – “Scott’s Cheap Flights” (SCF) ist geboren.
Viral Growth dank Erwähnungen auf großen Seiten
Durch Mundpropaganda seiner Freunde sei seine Liste in den darauffolgenden Monaten auf 300 Abonnenten angewachsen, erzählt der Gründer weiter. Im April 2015 plant Scott eine Weltreise, über welche er auf Facebook berichtet – auch hier hilft ihm sein Riecher für Schnäppchen, diese enorm günstig zu buchen. Diese Weltreise führt Scott in 21 Flügen über 20.000 Meilen in 13 Länder. Insgesamt “kostet” ihn das 136.500 Vielfliegermeilen, die er durch die Beantragung von mehr als 25 kostenlosen Kreditkarten angesammelt hat, und ein paar “Airport Use Fees”, die allerdings nie mehr als 20 US-Dollar pro Flug betragen haben sollen.
Nicht einmal für die Hotels muss er bezahlen, da er für genau diesen Trip Kreditkarten-Reward-Points angesammelt habe, um kostenlos in den Hotels unterzukommen. Die Planung dieses Trips dauert laut eigener Aussage zwischen zehn und 15 Stunden.
Einer seiner Freunde, der für Business Insider arbeitet, leitet die Story einer Kollegin weiter. Diese veröfentlicht am 24. April 2015 einen Artikel darüber, welcher mit über 400.000 Interaktionen viral geht. Dieser Business-Insider-Artikel beinhaltet einen Link zu seiner, eigenen Aussagen zufolge, damals noch amateurhaften E-Mail-Liste, welche daraufhin in kurzer Zeit von 300 auf 3.000 und dann auf 5.000 Abonnenten anwächst. Als Scott diesen Meilenstein erreicht, fasst er den Entschluss, sein Hobby in ein Vollzeit-Business zu transformieren – auch weil das Newsletter-Tool MailChimp bei einem solchen Volumen nicht mehr kostenfrei nutzbar ist.
Finanzierung durch das Freemium-Modell
Beim Business-Modell setzt er auf ein Freemium-Modell, bei welchem die Basisversion gratis angeboten wird, wohingegen für die vollständige Produktversion eine Bezahlung fällig ist. Im konkreten Fall SCF bedeutet dies, dass die zahlenden Newsletter-Abonnenten alle Deals erhalten. Free-Subscriber hingegen bekommen nur jeden dritten Deal. Des Weiteren können Premium-Subscriber auswählen, für welche Flughäfen sie benachrichtigt werden möchten. Alle Deals erhalten sie 30 Minuten vor den Free-Subscribern.
Das Freemium-Modell hat laut Scott einen beträchtlichen Anteil am Erfolg von SCF : “Es ist viel einfacher, einen bestehenden Kunden davon zu überzeugen, für zusätzliche Features zu bezahlen, als jemanden, der den Service gar nicht kennt“, so Scott. Genau das sei es auch, was für Unternehmen wie Slack und Spotify so gut funktioniere.
Günstige Preise führen zu hohen Transaktionskosten
Schon seit dem Launch bietet er eine 30-Tage-Geld-Zurück-Garantie an, sodass keine potentiellen Kunden vom Preis abgeschreckt sein müssen. Zu Beginn betragen die Kosten für Abonnenten des Premium-Abonnements lediglich zwei US-Dollar pro Monat bei einer monatlichen Kündigungsmöglichkeit. Doch aufgrund der vielen kleinen Transaktionen stehen die Transaktionskosten in Höhe von 18 Prozent für den Bezahldienstleister Stripe in keinem Verhältnis zu dem, was am Ende von den zwei US-Dollar übrig bleibt, so Scott Keyes.
Deshalb erhöht er die Kosten für ein Premium-Abonnement für drei Monate auf 15 US-Dollar, für sechs Monate auf 25 US-Dollar und für zwölf Monate auf 39 US-Dollar.
Scott’s Cheap Flights spielt mit der Angst, etwas zu verpassen
Um Abonnenten des kostenlosen Newsletters davon zu überzeugen, sich für den kostenpflichtigen Premium-Newsletter anzumelden, spielt SCF mit der FOMO (Fear Of Missing Out). Ans Ende jeder E-Mail des kostenfreien Newsletters werden ein, zwei kleine Anmerkungen über die Deals, die man als Free-Subscriber verpasst hat, gesetzt. Ein Beispiel: “Free subscribers missed out on $382 nonstop roundtrip flight to Paris this week. Upgrade to premium to receive all the deals.” Über die Zeit gelingt es Scott so, zehn bis zwölf Prozent der Free-Abonnenten in Premium-Abonnenten umzuwandeln.
Im November 2015 lernt Scott Keyes Brian Kidwell kennen. Brian hat zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Reise-Websites aufgebaut. Scott und Brian, der von da an zum Team von SCF gehört, arbeiten nun zwölf Monate ausschließlich über das Internet zusammen, ohne sich live gesehen zu haben.
Wachstumshebel für das Newsletter-Business
Scott und Brian steigern gemeinsam die Zahl ihrer Abonnenten vor allem durch Mundpropaganda immer weiter. Auch heute noch stellt dieses Mittel die wichtigste Quelle für neue Abonnenten dar – rund 44 Prozent der Subscriber sollen über Mundpropaganda auf SCF aufmerksam geworden sein. Dazu tragen verschiedene Tricks und Hebel bei: Im Premium Newsletter ist mit “Know a friend who would like this deal? Send it to a friend” eine Handlungsaufforderung eingebunden, die die Abonnenten aktiv darauf hinweist, den Deal mit Freunden zu teilen.
Ein wichtiger Wachstums-Multiplikator stellt die Erwähnung von SCF durch geschicktes Storytelling, in welchem Scott über günstige Reisen berichtet, in der Presse dar. Scott’s Cheap Flights wurde bereits bei CNBC, Condé Nast Traveler und Independent, sowie vielen Weiteren erwähnt.
Ein weiterer Reichweiten-Hebel ist das Portal Reddit – mit 1,28 Milliarden Visits im Monat eine Traffic-Macht und die zehntgrößte Seite in den USA, sowie die 25. größte Seite weltweit. Reddit hat eine sehr große und aktive Community und bezeichnet sich selbst auch als “Frontpage of the Internet”. Durch mehrere sehr erfolgreiche AMAs (Ask Me Anything) – unter anderem helfen Scott und Brian den Reddit-Usern beim Finden von günstigen Flügen – schaffen sie es 2016 auch tatsächlich auf die Frontpage, was nochmals einen Abonnenten-Schub zur Folge hat.
In einem weiteren AMA auf Reddit beschreibt Scott die Funktionsweise von viralen Gewinnspielen, in deren Rahmen SCF in der Regel attraktive Flüge verlost. Für das Eintragen der E-Mail-Adresse erhalten die Nutzer einen Slot im Lostopf und einen Referral-Link, durch welchen sie für jeden Freund, der über diesen Link am Gewinnspiel teilnimmt, einen weiteren Platz im Lostopf erhalten. Dies eröffnet dem Teilnehmer die Chance auf bis zu fünf zusätzliche Slots. 43.852 Personen sollen alleine an dem ersten dieser Gewinnspiele teilgenommen haben und somit zu Abonnenten des kostenlosen Newsletters geworden sein. Mit Kosten von 1.400 US-Dollar für die Flüge hat das SCF-Team somit fast 44.000 neue Newsletter-Abonnenten generiert und, wie Scott weiter berichtet, die Anmeldungen für den kostenpflichtigen Premium-Newsletter in der folgenden Zeit verdoppelt. Die Kosten für einen E-Mail-Adressen-Lead liegen somit bei knapp über 3 Cent.
Hohe Einnahmen bei vergleichsweise niedrigen Ausgaben
Heute verzeichnet das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 600.000 Subscriber – ca. 570.000 Free-Subscriber, sowie rund 72.000 Premium-Subscriber – und ist auf dem Weg zu einem Jahresumsatz von vier Millionen US-Dollar, bei einer monatlichen Wachstumsrate von zehn bis 20 Prozent.
Einem Monatsumsatz von über 300.000 US-Dollar stehen Ausgaben für die digitale Infrastruktur, sowie Kosten für 15 überwiegend Teilzeit-Mitarbeiter gegenüber. Da das ganze Team aus dem Homeoffice arbeitet, fallen keine Kosten für ein gemeinsames Büro an.
Keine Marketing-typischen Optimierungsmaßnahmen
Anders, als man annehmen könnte, setzen Scott und Brian für ihr E-Mail-Business nicht auf Marketing-typische Optimierungsmaßnahmen wie A/B-Testing oder die Optimierung der Öffnungsrate. Da ihr Business Abonnement-basiert ist und sie keine Provisionen erhalten, sei ihr einziges Incentive, die Abonnenten glücklich zu machen, so Scott Keyes. Wenn er für jeden Verkauf eine Provision erhalten würde, läge der Fokus nicht mehr auf den besagten Deals, sondern auf den besten Provisionen.
Heute beschäftigen sich Brian und Scott immer noch 40 bis 60 Stunden pro Woche mit ihrem Startup – die Reiselust lassen sie sich dabei allerdings nicht nehmen und arbeiten einfach von unterwegs. Scott knackte im Jahr 2016 die 80.000 Flugmeilen. “Es fühlt sich an, als ob ich immer in der Luft bin”, so der Reise-Süchtige.
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