Genossenschaft statt Scheich oder US-Investor: Die Millionen-Pläne von Schalke 04 und dem FC St. Pauli

Florian Rinke12.3.2025

Im OMR Podcast sprechen Schalke-Chef Matthias Tillmann und St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich über ihre Karrieren und die Zukunft ihrer Clubs.

OMR-Gründer Philipp Westermeyer begrüßte Schalke-Chef Matthias Tillmann (m.) und St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich im Studio.
OMR-Gründer Philipp Westermeyer begrüßte Schalke-Chef Matthias Tillmann (m.) und St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich im Studio. Foto: OMR
Inhalt
  1. Taylor Swift und Co. helfen Schalke
  2. "Investoren-Clubs sind deutlich erfolgloser"

Schalke 04 und der FC St. Pauli sind Traditionsvereine mit starker Marke, hoher Loyalität der Fans – und hohen Schulden. Um die finanziellen Probleme in den Griff zu kriegen, gründen die Fußball-Clubs aktuell jeweils eine Genossenschaft. Im OMR Podcast sprechen St. Pauli-Präsident Oke Göttlich und Schalke-Vorstandschef Matthias Tillmann über die Pläne, ihre bisherige Karriere und die Frage, warum viel Geld von externen Investor*innen im Fußball nicht automatisch zu Erfolg führt.

Mit Extremsituationen kennt Matthias Tillmann sich aus. Als Finanzchef hat er die Hotel-Suchmaschine Trivago durch die Corona-Pandemie geführt. Das Düsseldorfer Unternehmen machte dabei nach dem weltweiten Zusammenbruch des Reise-Marktes zeitweise mehr Verlust als Umsatz. Seit etwas mehr als einem Jahr ist Tillmann nun schon Vorstandsvorsitzender beim FC Schalke 04. Und erneut befindet er sich in einem finanziell extrem angespannten Umfeld.

Rund 160 Millionen Euro Verbindlichkeiten lasten auf dem Club aus der zweiten Fußball-Bundesliga. "Letztes Jahr haben wir rund 16 Millionen Euro an Zins und Tilgung aufbringen müssen. Das ist wahrscheinlich mehr, als ein durchschnittlicher Zweitligist an Budget für seinen Kader zur Verfügung hat. Das ist schon ein Brett", sagt der Schalke-Vorstandschef. Denn gleichzeitig sind die Einnahmen in der zweiten Liga deutlich niedriger als in der ersten Fußball-Bundesliga, wo deutlich höhere Summen aus Fernsehverträgen verteilt werden.

Taylor Swift und Co. helfen Schalke

Davon profitiert aktuell zwar der FC St. Pauli. Rosig sind die Zeiten aber auch in Hamburg gerade nicht, auch dieser Verein kämpft mit Verbindlichkeiten. Doch während Schalke seine Arena wenigstens noch für Konzerte von Taylor Swift, Rammstein und Co. vermieten kann, ist in Hamburg selbst das nicht möglich. "Wir dürfen im urbanen Raum keine Konzerte durchführen", sagt Oke Göttlich, der den Verein seit knapp zehn Jahren führt.

Und weil die Lage ist, wie sie ist, gehen der FC Schalke 04 und der FC St. Pauli nun andere Wege. Beide Clubs haben jeweils eine Genossenschaft ins Leben gerufen. Unterstützer*innen der Clubs können Anteile kaufen, mit denen dann wiederum Anteile an den jeweiligen Stadien erworben werden. So kommt Geld in die Kassen der Clubs, das dann in den Ausbau der Infrastruktur bzw. auch in die Schuldentilgung fließen kann. Die Mitglieder wiederum können auf eine kleine Rendite hoffen. Die Hürde für institutionelle Investor*innen wurde allerdings bewusst hochgelegt. "Mitglied der Fördergenossenschaft kann nur werden, wer auch Mitglied des Vereins ist. Damit bleibt auch das Stadion in Schalker Hand", sagt Matthias Tillmann.

"Investoren-Clubs sind deutlich erfolgloser"

Auch Oke Göttlich betont im OMR Podcast, dass es bei der Genossenschaft zwar um ein Finanzierungsprojekt handelt, für die meisten Unterstützer*innen aber der Support des Vereins im Vordergrund stand. Generell hoffen die beiden, mit ihrem Genossenschaftsansatz einen erfolgreichen Gegenentwurf zu den Entwicklungen im Weltfußball zu setzen. Denn während in England, Italien und anderen Ligen unter anderem reiche Scheichs aus dem arabischen Raum oder Investoren aus dem angelsächsischen Raum die Mehrheiten bei den Clubs übernehmen, ist das in Deutschland aufgrund der 50+1-Regel nicht möglich. Hier müssen immer mindestens 50 plus ein Anteil beim eingetragenen Verein verbleiben. Das ist finanziell natürlich ein großer Nachteil, andererseits sagt Oke Göttlich auch: "Es gibt ein, zwei positive Beispiele. Wenn du dir den Großteil der Investoren-getriebenen Clubs aber anschaust, sind die deutlich erfolgloser."

Im OMR Podcast sprechen Matthias Tillmann und Oke Göttlich außerdem darüber, wie man mit einem Fußball-Verein überhaupt Geld verdienen kann, warum der Präsidenten-Job bei St. Pauli am Ende kein Ehrenamt bleiben konnte und welche Clubs die beiden Verantwortlichen selbst für ihr gutes Management bewundern.

Hier findest Du Infos zu den Finanzierungsmodellen:

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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