Pop-ups 2.0: Das ist die neue Generation der Nervbanner – sie ist erwachsener

Martin Gardt11.8.2015
Eigentlich lösen Pop-ups Schrecken und Wut aus. Eine neue Generation ändert das jetzt.
Inhalt
  1. Pop-ups sind eigentlich seit ein paar Jahren aus der Mode, schließlich stehen sie bei vielen Usern für die nervigste Form von Online-Werbung. Doch jetzt tauchen Pop-ups in neuer Form wieder auf – wir zeigen die spannendsten Beispiele
  2. Der Abstieg der klassischen Pop-ups
  3. Pop-ups sterben nicht aus, sie werden cleverer
  4. Beispiel 1: Notifications am Rand des Browsers
  5. Beispiel 2: Sticky Elemente
  6. Beispiel 3: Weiterleitung auf weitere Artikel
  7. Beispiel 4: Newsletter-Anmeldung
  8. Beispiel 5: Inaktivitäts Pop-up
  9. Beispiel 6: Login-Forcierung mit Rabatten
  10. Beispiel 7: Mitgliedschaft versüßen
  11. Beispiel 8: Wichtige Tipps als Hilfestellung
  12. Beispiel 9: Sogar Banken machen mit
  13. Beispiel 10: Es geht auch nervig

Pop-ups sind eigentlich seit ein paar Jahren aus der Mode, schließlich stehen sie bei vielen Usern für die nervigste Form von Online-Werbung. Doch jetzt tauchen Pop-ups in neuer Form wieder auf – wir zeigen die spannendsten Beispiele

Eigentlich lösen Pop-ups Schrecken und Wut aus. Eine neue Generation ändert das jetzt.

Eigentlich lösen Pop-ups Schrecken und Wut aus. Eine neue Generation ändert das jetzt.

Sie sind wohl der Hauptgrund für den stetigen Anstieg der Adblock-Nutzung: Pop-ups. Noch vor wenigen Jahren gehörten sie zum Standard-Inventar vieler Publisher. Bei Bild.de nervten teilweise mehrere Layer übereinander, bevor nach mehrfachen Klicks auf den Schließen-Button endlich der eigentliche Inhalt zum Vorschein kam. Mit dem vermasselten Ruf haben Pop-ups mittlerweile einen sehr schwierigen Stand. Anders als neue Werbeformen wie Native Advertising identifiziert der Nutzer sie sofort als Werbung – die auch noch das eigentliche Ziel verdeckt. So ernten Advertiser statt neuer Kunden eher negative Reaktionen. 70 Prozent der Nutzer finden Pop-ups einfach nur nervig, also muss eine Revolution her. Wir zeigen zehn Beispiele der neuen Pop-up-Generation, die weniger nervt und gleichzeitig einen größeren Mehrwert bietet, als klassische Display-Werbung.

Conversionexperte Marcel Licht von Web Arts – gleichzeitig Dozent für Conversion Optimierung an der Hochschule Darmstadt – hat sich ausführlich mit den neuen Pop-ups beschäftigt: „Es geht darum, Aufmerksamkeit zu schaffen, um wichtige Botschaften zu verbreiten“. Viele Inhalte kämpfen auf Webseiten um die Blicke des Besuchers. Da helfe oftmals nur ein noch stärkerer Reiz, eine Bewegung. Also doch ein Plädoyer für klassische Pop-ups? „Sobald etwas aufpoppt verbinden es die Nutzer mit Werbung. Das kann sich negativ auf die Conversion Rate auswirken“, sagt Licht gegenüber Online Marketing Rockstars. Bis heute werden trotzdem für die wenigen klassischen Pop-ups, die man noch buchen kann, vergleichsweise hohe TKPs von drei, vier oder sogar zehn Euro bezahlt – je nach Inventar. 

Der Abstieg der klassischen Pop-ups

Über Jahre waren Pop-ups oder ihre Ableger die „Pop-under“ (bei denen ein neues Browser-Tab im Hintergrund geöffnet wird, das meist erst ins Auge sticht, wenn man Tabs schließt) eine der besten Monetarisierungsoptionen für Reichweiten-Publisher. Dann wurde die Frequenz der Pop-ups pro Unique User gesenkt (Frequency Capping), um die Nutzer nicht zu vergraulen. Pop-ups gab es später nur noch auf Seiten mit extrem hohen SEO-Traffic-Anteil (da ist es egal, ob jemand vergrault wird, er kommt ohnehin über die Suchmaschine, sagte man). Heute gibt es kaum noch Qualitäts-Umfelder auf denen Pop-ups oder auch Pop-under seitens der Publisher zugelassen werden. Entsprechend fair ist der TKP auf den verbliebenen Qualitäts-Inventaren. Viele Internet-Laien ahnen aber nicht, wie gut sogar Pop-under unabhängig von allem Branding tatsächlich konvertieren. Auch im Jahr 2015 gibt es viele Menschen, die Probe-Abos oder ähnliches direkt im Pop-under abschließen (vielleicht liegt das auch an den vielen netten Beigaben, legendär ist der ferngesteuerte Hubschrauber….). 

Pop-ups sterben nicht aus, sie werden cleverer

Dennoch: Die Ära der klassischen Pop-ups & -unders neigt sich dem Ende. Eine neue Generation „Störer“ tritt an und „schafft im besten Fall Aufmerksamkeit, ohne den ganzen Bildschirm zu verdecken und die Besucher von ihrem Ziel abzuhalten“, sagt Marcel Licht. Es gibt Beispiele wie das von Blogger Dan Zarrella, der mit Pop-ups die Subscription Rate seines Newsletters von 1,5 auf drei Prozent verdoppeln konnte, ohne dass sich die Absprungrate seiner Seite verschlechterte. Laut Licht würde ja auch der Trend um Exit-Intent Layer zeigen, dass das Thema sehr aktuell ist. (Über Exit-Intent-Layer hatten wir bereits geschrieben sie öffnen sich, wenn der Nutzer dabei ist, die Seite zu verlassen).

Die Learnings der Nutzer, dass hinter Pop-ups meist irrelevante Werbung verbirgt, macht es der Werbeform zwar schwer, durch neue Ansätze umgehen erste Marketer und Publisher dieses Problem aber. Laut Marcel Licht muss man dabei drei Punkte beachten: Die Meldungen sollten nicht wie Werbung aussehen, relevante Inhalte liefern (Nutzwert) und zum richtigen Zeitpunkt angezeigt werden. Die Darstellung sollte immer zu Inhalt und aktuellem Kontext auf der Webseite passen. Hilfreich sei auch, Pop-ups segmentiert etwa für Neukunden oder bei Exit-Intent auszuspielen. Denn laut Licht könne sich besonders bei häufigen Besuchern auch bei der neuen Generation ein Nervfaktor einstellen. Diese neun Ideen (mit dabei ist auch ein Negativ-Beispiel) sollen das vermeiden und zu erfolgreichen Conversion-Treibern werden, statt zu Ärgernissen für den Nutzer.

Beispiel 1: Notifications am Rand des Browsers

Pop-ups auf Booking.com  (Screenshot: Konversionskraft )

Pop-ups auf Booking.com (Screenshot: Konversionskraft)

Vor allem Travel-Seiten wie Booking.com nutzen solche Einblendungen, um die Nutzer zur Buchung zu überreden. Die Elemente tauchen dezent am Browser-Rand auf und ziehen die Aufmerksamkeit der Besucher durch die Bewegung auf sich, ohne den eigentlichen Inhalt zu verdecken.

Beispiel 2: Sticky Elemente

Pop-up auf Xing.de  (Screenshot: Konversionskraft )

Pop-up auf Xing.de (Screenshot: Konversionskraft)

Plattformen wie Xing zeigen Publishern derzeit, wie es geht. Hier bleibt die Leiste am Rand „kleben“ – auch wenn der Besucher scrollt. Diese festen Elemente gelangen genau dann ins Blickfeld, weil sie das einzige Element auf der Seite sind, das sich mit bewegt. Trotzdem ist ein solches Sticky mehr als dezent.

Beispiel 3: Weiterleitung auf weitere Artikel

Pop-up auf Focus Online  (Screenshot: Online Marketing Rockstars)

Pop-up auf Focus Online (Screenshot: Online Marketing Rockstars)

Focus Online setzt auf eine ähnliche Strategie wie Xing: Nähert sich der Nutzer dem Seitenende, erscheint ein Pop-up mit weiteren Artikeln. Auch dieses Element nimmt nur wenig Platz ein und fällt doch durch die Bewegung auf. Das Pop-Up begleitet den Leser bis zum Seitenende.

Beispiel 4: Newsletter-Anmeldung

Pop-up auf Practical Ecommerce  (Screenshot: Konversionskraft )

Pop-up auf Practical Ecommerce (Screenshot: Konversionskraft)

Stellvertretend für die vielen Newsletter Pop-ups hier das Beispiel von Practical Ecommerce. Beim Scrollen zum Ende der Seite erscheint der Hinweis auf die Newsletter-Anmeldung. Wie im Case von Dan Zarella steckt viel Potenzial in dieser Art von Pop-ups. Sie fangen den Leser am Ende des Artikels ein und liefern ein Versprechen auf weitere ebenso interessante Inhalte.

Beispiel 5: Inaktivitäts Pop-up

Pop-up auf Handelsblatt.de  (Screenshot: Konversionskraft )

Pop-up auf Handelsblatt.de (Screenshot: Konversionskraft)

Wer beim Handelsblatt länger inaktiv bleibt, bekommt den Hinweis auf neue Inhalte eingeblendet. So steigern Publisher das Engagement ohne große Mühe und halten die Leser auf der Seite.

Beispiel 6: Login-Forcierung mit Rabatten

Pop-up auf Booking.com  (Screenshot: Konversionskraft )

Pop-up auf Booking.com (Screenshot: Konversionskraft)

Im E-Commerce sind Login-Daten Gold wert. Kein Wunder, dass Booking.com seine Nutzer zur Anmeldung ermuntert. Das Pop-up platzt aber nicht nur rein, sondern verspricht auch bessere Suchergebnisse und Rabatte. Eine clevere Lösung, um Logins und Registrierungen zu steigern.

Beispiel 7: Mitgliedschaft versüßen

Pop-up auf Xing.de  (Screenshot: Konversionskraft )

Pop-up auf Xing.de (Screenshot: Konversionskraft)

Und nochmal Xing: Das Netzwerk bietet ja eine Premium-Mietgliedschaft an und ist damit überaus erfolgreich. Vielleicht ja auch wegen Pop-ups wie diesem. Der Banner taucht am unteren Ende des Browsers bei der Anmeldung auf, mit dem Versprechen auf dicke Rabatte bei der Premium-Mitgleidschaft.

Beispiel 8: Wichtige Tipps als Hilfestellung

Pop-up auf misterspex.de  (Screenshot: Konversionskraft )

Pop-up auf misterspex.de (Screenshot: Konversionskraft)

Beim Brillen-Shop Mister Spex setzt ein kleines Pop-up bei der Auswahl der Brillen ein. Das zielt komplett auf Mehrwert für den Nutzer, denn es gibt Tipps für eine bessere Bedienung des Shops. Cleverer Einsatz für die Verbesserung der User Experience.

Beispiel 9: Sogar Banken machen mit

Pop-up auf maxblue.de (Screenshot: Marcel Licht)

Pop-up auf maxblue.de (Screenshot: Marcel Licht)

Auch die Deutsche Bank setzt auf ein Nachrichten-Pop-up auf bestimmten Seiten. Hier empfiehlt das Geldhaus eigene Produkte.

Beispiel 10: Es geht auch nervig

Pop-up auf thenextweb.com  (Screenshot: Online Marketing Rockstars)

Pop-up auf thenextweb.com (Screenshot: Online Marketing Rockstars)

The Next Web ist eine der erfolgreichsten US-Tech-Seiten und hat vor ein paar Monaten eine neue Form nerviger Pop-ups erfunden: Das sogenannte Canvas. Bei manchen Artikeln wird der Text automatisch nach rechts und aus dem Bild verschoben. Das Canvas mit der Werbung nimmt dann den ganzen Bildschirm ein. Um zum Artikel zurück zu gelangen, muss der Nutzer ganz rechts klicken. Dieses eigentliche Anti-Pop-up verwirrt Nutzer komplett.

MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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