Zerstört KI das klassische Internet, Philipp Justus?
Der Google-Deutschland-Chef erklärt die größte Revolution der Tech-Geschichte.
Philipp Justus zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Managern der US-Tech-Riesen. Im OMR Podcast erzählt der Google-Deutschland-Chef, für welchen Job er von Gründer-Legende Oliver Samwer abgeworben wurde. Er blickt auf die Veränderungen durch KI und sagt, warum er nicht glaubt, dass diese eine Gefahr für die Zukunft der Google-Suche sind. Und er verrät, welchen Content eines weltbekannten Youtubers er gerne verfolgt.
Seine erste Begegnung mit Oliver Samwer hatte Philipp Justus an der privaten Hochschule WHU. Samwer war damals Student und Justus versuchte ihn zu überreden, bei der Beratung BCG anzuheuern, seinem damaligen Arbeitgeber. Doch Samwer, erinnert sich Philipp Justus, hatte keine Lust: "Wahrscheinlich mache ich das nicht". Stattdessen machte er sich selbstständig und gründete gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und drei Freunden ein Startup. Alando war ein Klon des damaligen Online-Auktionshauses Ebay, doch es dauerte nur knapp 100 Tage, bis das Original die Kopie für einen mittleren zweitstelligen Millionenbetrag übernahm. Sicher ist sicher. Und so kam es, dass sich Oliver Samwer rund ein Jahr nachdem ersten Treffen doch nochmal bei Philipp Justus meldete. Und dieses Mal war er es, der einen Job anzubieten hatte – als Deutschland-Chef von Ebay.
Philipp Justus sagte zu. Im Jahr 2000 heuerte er als Deutschland-Chef bei Ebay an. "Da gab es 30 Festangestellte und 30 Praktikanten, die über einem Teppichgeschäft in Kreuzberg gearbeitet haben. Und es hat richtig Spaß gemacht, dann in den nächsten Jahren das mit aufzubauen", sagt er rückblickend im OMR Podcast. Was er damals noch nicht weiß: Der Wechsel in das Startup wird der Beginn einer steilen Karriere sein, in der aus dem einstigen Berater einer der wichtigsten deutschsprachigen Manager der US-Tech-Konzerne wird. Denn nach rund zehn Jahren bei Ebay bzw. dessen damaliger Tochter Paypal und einer Zwischenstation bei der Axel-Springer-Beteiligung Zanox übernimmt Philipp Justus 2013 die Leitung des Geschäfts in der DACH-Region bei Google. Heute ist er dort als VP Central Europe für eine Vielzahl von Ländern zuständig, von Deutschland über Griechenland bis Ungarn und Rumänien (die Geschichte von Google in Deutschland haben wir hier aufgeschrieben).
Rund 2500 Mitarbeitende in Deutschland
Allein in Deutschland arbeiten heute rund 2500 Menschen für Google. Nach dem Start in Hamburg, laut Philipp Justus dem ersten Büro in ganz Europa, hat das Unternehmen inzwischen viele weitere Standorte eröffnet. Die meisten Mitarbeitenden beschäftigt man inzwischen in München, wo auch die Software-Entwicklung angesiedelt ist. Genaue Umsätze für einzelne Länder veröffentlicht der Tech-Riese nicht, aber Deutschland, so viel verrät Philipp Justus dann doch, zählt weltweit zu den wichtigsten Märkten für den Konzern – und natürlich will man weiter wachsen, egal ob es um Cloud-Lösungen geht oder das Werbegeschäft.
Dass Künstliche Intelligenz das Werbegeschäft von Google zerstören wird, weil die Menschen künftig nur noch kompakte Zusammenfassungen ausgespuckt bekommen wollen anstatt Listen von Suchergebnissen, glaubt Philipp Justus nicht. Menschen würden inzwischen zwar immer mehr Wörter bei Suchanfragen eintippen, was darauf schließen lässt, dass sie auch komplexere Antworten möchten. Für Google sei das jedoch eine Chance. "Unsere Mission ist, Zugang zu Informationen für alle Menschen möglichst sinnvoll und einfach zu machen", sagt er: "Und da ist KI eine Riesen-Möglichkeit für uns, die Suche weiterzuentwickeln." Nutzende könnten beispielsweise nicht nur Text eintippen, sondern auch Fotos machen und nach den Motiven suchen lassen. Die Vielfalt der Suchmöglichkeiten nehme also zu.
"Ich gucke auch Mr. Beast"
Auch andere Produkte von Google verändern sich permanent. Youtube hat sich beispielsweise in den vergangenen Jahren zu einer der wichtigsten Podcast-Plattformen gemausert. "Mehr als eine Milliarde Menschen hören oder schauen auf Youtube jeden Monat Podcasts", sagt der Google-Deutschland-Chef. Hinzu kommen immer mehr extrem aufwendige Inhalte von Creatorn, die schon längst auf Fernseh-Niveau oder sogar darüber sind. "Das Spektrum der Inhalte ist unheimlich breit geworden", sagt Philipp Justus, der den Content des weltgrößten Youtubers dabei auch selbst verfolgt: "Ich gucke auch Mr. Beast".
Im OMR Podcast verrät Philipp Justus außerdem, wie er auf die Zukunft der Verlags- und Medienbranche blickt, ob er für Friedrich Merz die Nordsee umbenennen würde, so wie es Google beim "Golf of Mexico"/"Golf of America" nach dem Dekret von US-Präsident Donald Trump gemacht hat und ob sein Gehalt eigentlich auch in Google-Aktien ausbezahlt wird.