Petfluencer übernehmen die Macht

Martin Gardt1.4.2016
Grumpy Cat und ihr Geld

Süße Tier-Influencer mit Millionen Followern rücken in den Fokus von Brands

Grumpy Cat und ihr Geld Hunde und Katzen sind ja schon lange die heimlichen Stars im Internet – und jetzt werden sie auch so bezahlt. Einige erfolgreiche Petfluencer drehen Werbespots für große Unternehmen oder sind deren Social-Media-Gesichter. Wir haben uns das tierische Phänomen mal genauer angeschaut und zeigen, wie groß das Geschäft jetzt schon ist.

Wir hatten ja schon des öfteren über menschliche Influencer geschrieben, die sich über ihre Social-Media-Reichweite und damit einhergehende Werbedeals ein echtes Business aufgebaut haben. Denn Brands und Marketer haben längst erkannt, dass Influencer oft eine so enge Bindung zu ihren Fans haben, dass die Markenbotschaften eine viel stärkere Wirkung entfalten können. Also verdienen Social-Stars wie BibisBeautyPalace, Pamela Reif oder Kayla Itsines viel Geld mit Werbedeals. Warum sollten also nicht auch die eigentlichen Stars des Internets – Hunde, Katzen, Hasen, Vögel – in diesem Spiel mitspielen?

Süße Hunde und grimmige Katzen – clever inszeniert

Auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Snapchat erfolgreiche Tiere haben mittlerweile den passenden Namen Petfluencer verpasst bekommen und können laut Digiday – zumindest in den USA – zwischen 2.000 und 3.500 US-Dollar pro Deal mit einem Advertiser verdienen. Und reichweitenstarke Petfluencer gibt es tatsächlich einige: Grumpy Cat (über 8,5 Millionen Facebook-Fans, 1,3 Mio. Instagram-Abonnenten), Boo, der süßeste Hund der Welt (über 15,5 Mio. Facebook-Fans), Sir Charles Barkley (471.000 Instagram-Abonnenten) oder Lil Bub (1,2 Mio. Instagram-Follower) sind da nur die bekanntesten Beispiele. Fotostarke Plattformen wie Instagram und Snapchat sind perfekt für die Inszenierung der süßen Tierchen.

Die größten Petfluencer

Einige der größten Petfluencer der Welt (Quelle: MSLGROUP)

Aus dem viralen Katzen-Content bei Reddit und Imgur wurden in den letzten Jahren Stars wie Grumpy Cat geboren, die durch clevere Inszenierung auf den Plattformen selbst zur Marke wurden. Die Top 5 der internationalen Petfluencer kommen bei Instagram auf jeweils über eine Million Abonnenten. Und das haben sie meist dem Einsatz von Herrchen und Frauchen zu verdanken und eben nicht Werbeauftritten für Brands. Die Tiere werden dabei professionell in Szene gesetzt und in witzigen Posen fotografiert. „Man verbindet die zwei größten Trends – Social Media und witzige Tierbilder – und verbindet das mit Branding“, sagt Marco Hansell, CEO von der Influencer Plattform Speakr gegenüber Digiday.

Eigene Shops und Apps

Die ganz großen Petfluencer wie Grumpy Cat, Nala The Cat und Lil Bub schlagen aus ihrer Bekanntheit ganz direkt Profit. Alle drei betreiben eigene Online-Shops mit T-Shirts, Büchern und anderen Fanartikeln. Grumpy Cat hat sogar mehrere Apps im Programm, darunter eine Emoji-App – Kim Kardashian lässt grüßen. Doch insgesamt dürften diese Projekte nur Hardcore-Fans ansprechen. Dauerhaft lukrativer sind sicherlich Aufträge von Brands. Und die können sich mittlerweile sogar in einem eigenen Petfluencer-Verzeichnis über die bekanntesten Tiere im Internet informieren. Bei Furcard sind über 500 Hunde, Katzen und Hamster mit teilweise zehntausenden Followern verzeichnet – darunter auch die ganz großen.

Aber wer will überhaupt mit Tieren für seine Produkte werben? Besonders naheliegend sind natürlich Tierbedarfs-Hersteller. Allein die Deutschen gaben 2014 über vier Milliarden Euro für alles rund um das Tier aus. Insgesamt gibt es hierzulande 28 Millionen Haustiere. Zumindest US-Unternehmen wie der Katzenfutter-Hersteller Friskies setzt voll auf Influencer und hat Grumpy Cat zu seinem Markenbotschafter gemacht. Doch auch andere Unternehmen erkennen die Social-Media-Zugkraft der Petfluencer. Boo der Hund ist „Spokesdog“ von Virgin American Airlines und Mercedes hat erst vor Kurzem eine große Kampagne mit Loki dem Wolfshund für den neuen GLS SUV gestartet. Ein Post vom Shooting auf Lokis Instagram-Kanal kommt auf über 50.000 Likes.

Influencer-Plattformen springen auf den Petfluencer-Zug auf

Um Brands bei der Suche nach einem tierischen Werbepartner zu helfen, nehmen Influencer-Plattformen wie Speakr aber auch Brandnew.io aus Berlin immer mehr Tiere in ihr Portfolio auf. „Petfluencer sind kein besonderer Fokus für uns, aber es ist sicherlich ein interessanter Bereich. Sie bieten Brands einen verspielten und süßen Ansatz, um ihre Produkte zu vermarkten“, erklärt Brandnew gegenüber Online Marketing Rockstars. Die herausragendsten Petfluencer bei Brandnew seien Maddie und ihr Mensch Theron, Lionel the Hedgehog, Miuda und Albert. „Natürlich sind Petfluencer perfekt um Tierprodukte zu bewerben, aber da muss es nicht enden. Wenn Marken bereit sind, mit einem gröberen Konzept zu arbeiten, können Tiere sehr erfolgreiche Influencer-Kampagnen gestalten“, so Brandnew. Ein Beispiel dafür ist die Kampagne mit Miuda der französischen Bulldogge für Neckermann Reisen. Diese wurde von der Berliner Social Media Agentur Visumate geplant und durchgeführt. In einem ersten Post bei Instagram hatte Miudas Herrchen die Follower auf ein „spannendes“ Ereignis vorbereitet und dann in einem zweiten Beitrag gefragt, wohin Miuda mit Neckermann Reisen denn fahren solle. Insgesamt erreichte der Post 765 Likes, was durchaus im Durchschnitt für Miudas Instagram-Aktivitäten liegt.

Dank der Popularität der Petfluencer entsteht eine ganze Branche rund um das Thema. In den USA gibt es mittlerweile The Dog Agency, die sich ausschließlich um die Vermittlung zwischen Hunden und Brands spezialisiert. Das Startup Bark & Co., das vor allem monatliche Überraschungsboxen an Hundehalter verschickt, hat das BarkPack gegründet. Um in das Influencer-Netzwerk aufgenommen zu werden, müssen Herrchen oder Frauchen ein Instagramfoto ihres Hundes mit #BarkPack versehen und @Barkbox adressieren. Schon allein dadurch bekommt das junge Unternehmen viel Aufmerksamkeit auf der Plattform. 

Petfluencer könnten auf lange Sicht interessant für alle Arten von Brands sein. Laut Speakr-Chef Hansell sind sie meist günstiger als menschliche Influencer mit ähnlicher Follower-Zahl. „Bei der Bezahlung gibt es allerdings einige Faktoren, die in die Bezahlung einfließen: Follower, Engagement Rate, Branche, Region und Level an Professionalität der Influencer“, erklärt uns Brandnew.io. Und: „Wenn ein Petfluencer eine starke Followerschaft mit viel Engagement zu bieten hat und dann auch hochwertigen Content liefert, sehen wir keinen Grund, warum er weniger verdienen sollte.“ Laut Brandnew verdient der durchschnittliche Influencer mit 100.000 Followern in der DACH-Region 400 bis 500 Euro pro Instagram-Post. Grumpy Cat (also ihre Besitzerin Tabatha Bundesen aus Arizona) hält sich mit solchen Zahlen natürlich nicht auf. Sie verdient angeblich 100 Millionen US-Dollar pro Jahr, Boo „der süßeste Hund der Welt“ macht immerhin noch rund eine Million US-Dollar pro Jahr.

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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