Bild-Journalist Paul Ronzheimer: "Ich glaube, es wird sehr viel radikaler werden"
Im OMR Podcast spricht der Reporter über seine Einsätze in Krisengebieten und den ungeplanten Aufbau seiner Personenmarke.
Mit seinen Berichten aus Krisengebieten ist Paul Ronzheimer zum bekanntesten journalistischen Gesicht des Axel-Springer-Konzerns in Deutschland geworden. Inzwischen moderiert er einen nach ihm benannten Podcast und eine nach ihm benannte Doku-Reihe im Fernsehen. Im OMR Podcast spricht Paul Ronzheimer über seine ersten Einsätze im Schützengraben, Youtuber auf der Jagd nach spektakulären Bildern in Krisengebieten und die Sorgen, die er sich um Deutschlands Zukunft macht.
Eigentlich wollte Paul Ronzheimer die Geschichte einer Revolution erzählen. Doch am Ende steht er in einem Schützengraben. "Plötzlich war ich da drin", sagt er im OMR Podcast: "Es ist einfach passiert." Die proeuropäischen Maidan-Proteste in der Ukraine Ende 2013 und die anschließende völkerrechtswidrige Annektion der Krim durch Russland sind Schlüsselmomente in der Karriere des Journalisten. Aus dem Reporter Paul Ronzheimer wird der Kriegsreporter, der fortan im Auftrag der "Bild" überall dort auftaucht, wo die großen weltpolitischen Schlagzeilen entstehen.
Heute, knapp zehn Jahre nach den Maidan-Protesten, ist Paul Ronzheimer mit gerade mal 39 Jahren stellvertretender Chefredakteur der Bild, er moderiert mit "Ronzheimer" einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Podcasts und begibt sich für Sat.1 in einer ebenfalls nach ihm benannten Doku-Serie auf die Reise, um Antworten auf die Frage "Wie geht's Deutschland?" zu suchen. Seit 2023 baut ihn der Axel-Springer-Verlag auf den eigenen Kanälen zum markenübergreifenden journalistischen Gesicht auf. Paul Ronzheimer berichtet aus dem Gaza-Streifen über den Nahost-Konflikt, von der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump und immer wieder aus den Kriegsgebieten in der Ukraine, in denen Russland einen erbarmungslosen Angriffskrieg führt.
"Smartphonisierung der Kriegsgebiete"
Paul Ronzheimer ist der Prototyp des Journalisten, den Springer-CEO Mathias Döpfner meint, wenn er über den Journalismus der Zukunft spricht. Im OMR Podcast sagte Döpfner kürzlich, Verlage würden in Zukunft eher die Aufgabe von Plattenlabels übernehmen. Sie würden technologische nfrastruktur bereitstellen, sich um Vertrieb und Marketing kümmern – und damit eine Plattform schaffen, mit der Personenmarken wie Paul Ronzheimer wachsen können, auch wenn der Journalist sagt, er habe nie so strategisch darüber nachgedacht. "Es ist einfach passiert".
Aber natürlich sieht auch Ronzheimer, wie neue Medien die Welt verändert haben. Früher habe es in Krisengebieten viel mehr freie Fotografen gegeben, sagt er. Aber die hätten das Problem, dass sie kaum noch Bilder verkaufen würden – oder wenn, dann nur für 200 bis 300 Euro pro Bild, was angesichts des großen Risikos und der mit solchen Reisen verbundenen Kosten viel zu wenig sei. Stattdessen würden die Soldaten heute aus den Schützengräben mit ihren Handys selbst Fotos und Videos machen und diese im Internet veröffentlichen. Ronzheimer nennt das die "Smartphonisierung der Kriegsgebiete".
Youtube-Creator bei den Taliban
Umgekehrt beobachtet der Journalist, dass immer mehr Creator auf der Jagd nach Klicks und Reichweite in Krisenregionen auftauchen, um möglichst spektakulären Content für Youtube und Co. zu produzieren. "Schau dir mal an, wie viele Leute jetzt plötzlich bei den Taliban sind", sagt Ronzheimer mit Blick auf Afghanistan. Ob diese immer ausreichend auf die Situation vorbereitet sind, bezweifelt er. Ronzheimer sagt, er selbst habe Erste-Hilfe-Kurse machen müssen und sei auch von der Bundeswehr geschult worden.
Paul Ronzheimer hat in den vergangenen Jahren viel gesehen. Sein Blick auf die Zukunft ist dadurch düsterer geworden: "Ich glaube, es wird sehr viel radikaler werden, in vielerlei Hinsicht". Die bevorstehende Bundestagswahl in Deutschland am 23. Februar hat für ihn fast von Schicksalscharakter. "Die Parteien haben jetzt noch einmal die Chance, es in den Griff zu kriegen", sagt er: "Ansonsten sprechen wir wahrscheinlich in vier bis acht Jahren über eine Regierung mit AfD-Beteiligung, was grausam wäre."
Im OMR Podcast spricht Paul Ronzheimer außerdem zu seiner Beziehung zum früheren Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, seine Jugend als homosexueller Mann in Ostfriesland und den Moment, als er während seiner Arbeit in einem Krisengebiet in Gefangenschaft geriet.
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