Defense-Tech-Startups als Investment: "Das ist schon viel, was wir da machen"
OMR-Stammgast und Investor Florian Heinemann ist zurück mit einem Update über die Lage der Startup-Szene in Deutschland.
Investor Florian Heinemann ist mal wieder da und gibt ein Update über die Lage der deutschen Startup-Szene. Im OMR Podcast erzählt der Project-A-Gründer, wie groß der Anteil von Startups aus dem militärischen Bereich inzwischen im eigenen Portfolio ist. Außerdem spricht er über das Scheitern der Flugtaxi-Startups – und warum deren Insolvenz nicht gegen Deutschland als Deeptech-Standort spricht.
Nein, für Armee steht das A im Namen des Wagniskapitalgebers Project A noch nicht. Soweit geht der Strategieschwenk dann doch nicht. Aber dennoch ist aus dem Berliner Venture-Capital-Geber inzwischen ein Investor geworden, der eine gewisse Nähe zum Thema Militär aufgebaut hat. Knapp 25 Prozent des Portfolios machen laut General Partner Florian Heinemann inzwischen Startups aus dem Defense-Tech-Bereich aus. Dazu gehören Projekte wie das Drohnen-Startup Quantum Systems oder das auf Roboter-Fahrzeuge spezialisierte Startup Arx Robotics (früher: Arx Landsysteme). "Das ist schon viel, was wir da machen", sagt Florian Heinemann mit Blick auf das Portfolio des Venture-Capital-Gebers.
Der 49-Jährige ist einer der Gründer von Project A. 2012 ist der Wagniskapitalgeber von einer Gruppe ehemaliger Mitarbeitender der Berliner Startup-Fabrik Rocket Internet gegründet worden. Anfangs lag der Fokus noch stark auf Angeboten für Konsumenten, bis heute ist das bekannteste Startup im Portfolio wahrscheinlich der Neobroker Trade Republic. Inzwischen hat Project A aber auch einen sehr starken Fokus auf B2B-Themen, speziell im Software-Bereich. Florian Heinemann glaubt, dass es hier großes Potenzial gibt. Gleichzeitig sieht er natürlich auch, wie schwer sich Europa immer noch tut, im weltweiten Wettrennen um digitale Innovationen Schritt zu halten.
"Wir brauchen eine andere Förderkultur"
Aus seiner Sicht bräuchte es daher nicht nur Sondervermögen für eine bessere Ausstattung der Bundeswehr, sondern auch insgesamt mehr Bewegung beim Thema Innovationen. "Wir brauchen eine europäische Industriepolitik", sagt Florian Heinemann im OMR Podcast. In einzelnen Bereichen sieht er allerdings auch schon Fortschritte, was die Rahmenbedingungen für Startups angeht. Im militärischen Bereich habe sich beispielsweise inzwischen viel getan, sagt er: "Die Armeen in Europa sind deutlich schneller bereit, von Startups zu sourcen. Das reicht oft schon, dann brauchst du gar keine Förderung mehr."
Wünschen würde er sich aber weiterhin mehr Anstrengungen, um mehr Gründungen mit Weltformat hervorzubringen. Natürlich gebe es europäische Tech-Firmen wie Booking.com, Adyen oder Spotify, die sich extrem gut entwickelt hätten bzw. mit Trade Republic (gehört wie erwähnt zum Project-A-Porfolio) auch Startups, denen Florian Heinemann eine weitere große Entwicklung zutraut. Dennoch sagt der Investor: "Wir brauchen eine andere Förderkultur." Europa müsse aus seiner Sicht Kernthemen definieren, in denen man eine zentrale Rolle spielen möchte – und dann ein Setup schaffen, dass nicht auf die Förderung einzelner Unternehmen, sondern genereller Themenfelder setzt. Das Beschaffungswesen stärker an Startups auszurichten, wie es die Bundeswehr tut, ist dabei aus seiner Sicht nur ein Punkt von vielen.
Lilium-Pleite kein Menetekel
Dass es ausgerechnet im Deeptech-Bereich zuletzt durch die Insolvenzen der Flugtaxi-Startups Lilium Aviation und Volocopter öffentlichkeitswirksame Rückschläge für den Standort Deutschland gab, sieht Florian Heinemann unproblematisch. Das Startup Lilium hatte innerhalb kurzer Zeit zweimal Insolvenz anmelden müssen, nachdem zuvor rund 1,5 Milliarden Euro in das Unternehmen geflossen waren, ohne dass es den Entwickler*innen gelang, ein senkrecht startendes elektrisches Flugzeug zur Serienreife zu bringen. "Wir sollten es nicht an einzelnen Firmen festmachen", sagt er. "Nur weil Lilium nicht gefördert wurde, ist das nicht der Untergang des Deeptech-Standorts Deutschland."
Im OMR Podcast spricht Florian Heinemann außerdem darüber, warum trotz der Milliarden-Investments in künstliche Intelligenz viele Firmen nicht die Erwartungen erfüllen werden – und warum Krypto-Promis der eigenen Branche einen Bärendienst erwiesen haben.