OMR50: Hier kommen die aufregendsten Köpfe der Digitalbranche

OMR Team7.5.2023

Von aufstrebenden Talenten bis zu fixen Größen des Digital-Business – das OMR50-Ranking 2023 ist da

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Inhalt
  1. 1. Jonas Andrulis und Richard Socher, Gründer von Aleph Alpha und You.com
  2. 2. Marlena Hien und Laurence Saunier, Gründerinnen Bears with Benefits
  3. 3. Christian Wolf, The Quality Group
  4. 4. Elisabeth Schrey, Geschäftsführerin Deep Tech & Climate Fonds (DTCF)
  5. 5. Bastian Nominacher, Alexander Rinke und Martin Klenk, Gründer Celonis
  6. 6. Nina Chuba, Musikerin
  7. 7. Björn Ommer, Professor an der Ludwig Maximilians Universität
  8. 8. Manon Littek und Janna Ensthaler, Gründerinnen und Geschäftsführerinnen GGF
  9. 9. Oliver Schusser, Vice President Apple Music und Apple TV+
  10. 10. Nonakanal, Creatorin
  11. 11. Stepan Timoshins, CEO/Mitgründer Vaditim/Elevate
  12. 12. Sasha Bühler und Katja Hofem, Director International Original Film / VP Content DACH, Netflix
  13. 13. Ole Obermann, Global Head of Music Business Development and IP Rights, Tiktok
  14. 14. Kim Petras, Sängerin und Songwriterin
  15. 15. Jaroslaw Kutylowski, Gründer und CEO DeepL
  16. 16. Gloria Bäuerlein, Founding Partner Beyond Capital
  17. 17. Fabian Spielberger, CEO bei Pepper.com/Mydealz
  18. 18. Sophie Kühn, Gründerin Miss Sophie
  19. 19. Philipp Schröder, Gründer und CEO 1Komma5°
  20. 20. Anne Imhof, Künstlerin
  21. 21. Benjamin Kremer und Noël Bollmann, Gründer YFood
  22. 22. Anna Christmann, „Die Grünen“, Startup-Beauftragte und Bundesregierung
  23. 23. David Fischer, Gründer und Geschäftsführer Highsnobiety
  24. 24. Anna Engelschall aka Growingananas, Creatorin
  25. 25. Anonym, Gründer Kinder Spielzeug
  26. 26. Denise Kratzenberg, Mitgründerin Cheex
  27. 27. Luciano, Musiker
  28. 28. Tijen Onaran, Business-Influencerin und Investorin
  29. 29. Armin Omerovic, Gründer Pegador
  30. 30. Naomi Jon, Youtuberin
  31. 31. Noel Robinson aka Noelgoescrazy, Creator
  32. 32. Steffi Sinzenich, Gründerin Gaumenfreundin.de
  33. 33. Max Knabe aka HandOfBlood, Präsident Eintracht Spandau
  34. 34. Isabell Schneider aka Honeypuu, Streamerin
  35. 35. Ben Unterkofler, Sebastian Stricker Iris Braun, und Tobias Reiner, Gründer*innen Share
  36. 36. Anne Lamp und Johanna Baare, Gründerinnen Traceless
  37. 37. Leo Mahalo, Künstler
  38. 38. Elina Dimitrova, Social Media Managerin Tiktok, Cosnova
  39. 39. Adrian Bianco, Gründer Sabukaru
  40. 40. Giulia Gwinn, Profi-Fußballerin, FC Bayern München
  41. 41. Johannes und Thomas Heinze, Gründer und Geschäftsführer Popcore
  42. 42. Nadine Breaty, Creatorin
  43. 43. Alex Hofmann, Mitgründer und CEO 9count
  44. 44. Laura Haller / Oliver Schellpeper, Brand Managerin / Head of Digital Marketing, Stada
  45. 45. Michael „Gercollector“ Spegel, Creator
  46. 46. Alexandra Schulze aka Sashka, Youtuberin
  47. 47. Jonas Weber, Co-CEO COLORSxSTUDIOS
  48. 48. Rose Friedericke Curschmann aka rose.friederike, Tiktokerin
  49. 49. Niklas Kolorz, Youtube
  50. 50. Hatice Nizam und Ayse Auth, Inhaberinnen Haarwerk Frankfurt

Wer ist bei den aktuellen Marketing-Trends am weitesten vorne, welche Startups haben riesige Funding-Runden abgeschlossen oder spektakuläre Exits hingelegt, welche Creator haben ihre Reichweiten enorm gesteigert oder mit viralem Content auf sich aufmerksam gemacht – Fragen wie diese stellen wir uns einmal im Jahr: Pünktlich zum OMR Festival 2023 präsentieren OMR, Ströer und HORIZONT das neue Ranking der OMR50.

Wie immer ist diese Liste das Ergebnis langer Diskussionen und beharrlicher Recherche innerhalb der OMR-Redaktion, aber letztlich eine rein subjektive Auswahl und eher Infotainment denn eine Liste mit Anspruch auf absoluter Vollständigkeit. Wer drin ist, darf sich freuen. Wer nicht – never stop hustling! 😉 Und für alle gilt: Viel Spaß beim (Wieder-)Entdecken der spannendsten Köpfe der Branche mit den OMR 50 des Jahres 2023, presented by Ströer.

1. Jonas Andrulis und Richard Socher, Gründer von Aleph Alpha und You.com

Nach dem Hype um ChatGPT ist künstliche Intelligenz im Allgemeinen und so genannte Generative AI im Speziellen in der digitalen Welt das Thema der Stunde. Die beiden spannendsten deutschen Figuren auf diesem Feld: Jonas Andrulis und Richard Socher. Ersterer war für mehrere Jahre in führender Position in Apples KI-Forschung tätig, nachdem sein zweites Unternehmen von Apple aufgekauft worden war. Nun will er mit Aleph Alpha einen globalen Champion aufbauen – aus Heidelberg heraus: „Ich glaube, dass es notwendig ist, dass wir eine unabhängige KI-Firma haben, die ungefähr in derselben Liga mitspielt wie das, was in den USA und China passiert“, so Andrulis im OMR Podcast.

Wird sich Aleph Alpha als David gegenüber dem Goliath OpenAI behaupten können, der schon 11 Milliarden US-Dollar von u.a. Microsoft eingesammelt hat? Bislang gelang das offenbar gut: Während GPT3, das „Large Language Model“ von OpenAI, auf dem ChatGPT basierte, über 175 Milliarden Parameter verfügt haben soll, sollen es bei Aleph Alphas Luminous World 300 Milliarden sein. Einem Medienbericht zufolge soll GPT4 nun über eine Billion Parameter verfügen. Aleph Alpha soll unterdes Gerüchten zufolge kurz vor einem Einstieg durch SAP stehen. Der deutsche Software-Konzern will angeblich 100 Millionen Euro in das KI-Startup investieren.

Jonas Andrulis, Gründer von Aleph Alpha, und You.com-Gründer Richard Socher (v.l). Montage: Horizont

Während Andrulis aus den USA zurückgekehrt ist, will der in Dresden geborene Richard Socher das KI-Game vom amerikanischen Kontinent aus revolutionieren. Sein Lebenslauf im Zeitraffer: Doktor der Informatik in Stanford, Gründung eines Startups, das Kundenservice und Marketing mittels KI automatisieren will und das 2016 von Salesforce aufgekauft wurde, dann Chief Scientist Officer bei dem CRM-Konzern. Nun will Socher mit You.com eine KI-basierte Suchmaschine und Plattform aufbauen und hat dafür 45 Millionen US-Dollar eingesammelt; die dazugehörige Domain hat ihm Salesforce-Gründer Marc Benioff zu seinem Ausscheiden geschenkt. Der Name You.com signalisiert die großen Ambitionen: eine Suchmaschine für alle und jeden. Er scheue nicht den Wettbewerb mit Firmen wie OpenAI und Google, so Socher gegenüber The Information: „Wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, gebe ich nicht mehr auf.“

2. Marlena Hien und Laurence Saunier, Gründerinnen Bears with Benefits

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel ist hart umkämpft, trotzdem starten Marlena Hien und Laurence Saunier 2018 mit Bears with Benefits ein Supplement-Business auf Amazon. Der Kniff: Die Vitamine und Nährstoffe sind in süßen Gummibären versteckt. Diese sollen nach Darstellung des Unternehmens Haarausfall vorbeugen, die Haut schöner machen oder in der Menopause helfen. „Unsere Hauptkundin ist die klassische Multi-Tasking-Mama im Alltagsstress“, sagt Laurence Saunier in einer Folge des OMR Podcasts.

Bears with Benefits-Gründerinnen Laurence Saunier und Marlena Hien (v.l)

Drei Monate nach der Gründung sind sie Bestseller in ihrer Produktkategorie, weitere drei Monate später stehen sie bei Douglas im Regal. Dieses Jahr knacken sie die 20-Millionen-Umsatzmarke – komplett ohne Investorengelder. Bears with Benefits schafft dann auch den Weg zur D2C-Brand mit einer Community von knapp 200.000 Followern in Social Media – 80 Prozent des Umsatzes laufen über den eigenen Online-Shop. Insgesamt sind die beiden also Amazon entwachsen. Mittlerweile gibt es Bears with Benefits außer bei Douglas auch bei Rossmann und dm.

Das alles weckt Interesse bei größeren Playern. Im November 2022 verkünden die Gründerinnen einen Exit in zweistelliger Millionenhöhe. Die französische Havea Group übernimmt das Startup. Havea ist eine französische Unternehmensgruppe, die verschiedene Kosmetikmarken vertreibt. Der Jahresumsatz der Gruppe lag eigenen Angaben zufolge 2021 bei über 200 Millionen Euro. Schon zuvor hatten beide Gründerinnen angekündigt, als Investorinnen anderen Frauen bei ihren Unternehmungen zu helfen. „Wir haben selbst erlebt, wie es sein kann, auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen. Und wir haben selbst erlebt, wie es ist, mit einem Produkt für Frauen von Männern nicht ernst genommen zu werden. Und das wollen wir natürlich ändern“, sagt Marlena Hien. Das kann nach dem erfolgreichen Exit jetzt also starten.

3. Christian Wolf, The Quality Group

Der Traum vom perfekten Körper wird schon von vielen Generationen geträumt. Regelmäßige Bewegung und eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung – die Regeln zum Erreichen dieses Traums haben sich im Laufe der Zeit kaum verändert. Was sich aber verändert hat, ist die Fülle an Hilfsmitteln, sogenannten Supplements, die auf dem Weg helfen sollen, und um die herum ein riesiger Markt entstanden ist (siehe auch Platz zwei unserer Liste). Christian Wolf hat dazu mit beigetragen. Während seiner Schulzeit ist er Profi-Gamer, gewinnt Counter-Strike-Turniere und ist übergewichtig, wie er selbst rückblickend sagt. Irgendwann fängt er an, sich mit Ernährungsmythen auseinanderzusetzen und bringt ein erstes Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt: eine Kombination aus Omega 3, Vitamin D3 und K3.

Eigentlich nichts, was es so oder ähnlich nicht schon gegeben hätte. Und dennoch scheint Christian Wolf aus dem Stand heraus erfolgreicher zu sein als andere. Das liegt auch an seinem Gespür für die Aufmerksamkeitsökonomie. Reaction-Videos, Statements und Provokationen bringen ihm auf Social Media schnell große Reichweiten. 2020, schon zwei Jahre nach der Gründung der ersten Brand More Nutrition mit Fokus auf Abnehm- und Diätprodukte, folgt der Merger mit der Fitmart GmbH zu The Quality Group. Mit ESN bringt diese eine der etabliertesten Supplement-Brands im deutschsprachigen Raum auf den Markt. Die Quality Group ist direkt ein echtes Schwergewicht in der umkämpften, weil sehr lukrativen Nahrungsmittelindustrie. Das erkennt auch die Private-Equity-Firma CVC Capital Partners. Die übernimmt im Mai 2022 die Mehrheit an The Quality Group; der Westwing-Gründer Stefan Smalla stößt später als CEO dazu. Über 300 Millionen Euro soll das Unternehmen umsetzen. Und Christian Wolf, längst durchtrainiert, ist immer noch Gesellschafter – und reagiert online weiterhin auf Ernährungsmythen.

4. Elisabeth Schrey, Geschäftsführerin Deep Tech & Climate Fonds (DTCF)

DTCF-Geschäftsführerin Elisabeth Schrey (Foto: DTCF)

Elisabeth Schrey hat etwas, was alle Startups brauchen: Geld. Als Geschäftsführerin des neuen Deep Tech & Climate Fonds der Bundesregierung soll sie in den kommenden Jahren mit insgesamt bis zu einer Milliarde Euro innovative Unternehmen fördern. Der von Bundesfinanz- und Bundesumweltministerium initiierte Fonds soll künftig als Co-Investor und Partner von institutionellen Investoren und Familienunternehmen dafür sorgen, dass innovative Technologien und Verfahren von KI über Industrie 4.0 bis Quantencomputing in Deutschland entwickelt werden können und die Köpfe dahinter nicht ins Ausland abwandern.

Die ersten 3,5 Millionen Euro gehen an das Berliner Startup Xolo, das eine neue Art von 3D-Drucker entwickelt hat, der schneller drucken und glattere Oberflächen produzieren soll als die bisherigen Geräte in diesem Bereich. Schrey hat zu Innovationsmanagement an der RWTH Aachen promoviert, hatte im Anschluss mehrere Positionen im Bereich Investments und Portfoliobetreuung im Sektor Industrietechnologie. Klingt so, als sei Schrey die Idealbesetzung, um das Land der Ideen zum Land der Umsetzung zu machen.

5. Bastian Nominacher, Alexander Rinke und Martin Klenk, Gründer Celonis

Alexander Rinke, Bastian Nominacher and Martin Klenk (v.l.)

Mit einer Bewertung von 13 Milliarden US-Dollar ist Celonis das wertvollste Startup Deutschlands und eines der Top 5 Startups Europas. Im Rahmen einer Series-D-Runde hat die Münchner Firma im zurückliegenden August insgesamt eine Milliarde US-Dollar eingesammelt (400 Millionen davon als Investment, 600 Millionen in Form eines Kredits). Das war bei der Gründung 2011 noch überhaupt nicht absehbar: „Am Anfang wollte uns keiner was geben“, so Mitgründer Bastian Nominacher im OMR Podcast.

Zugegeben, das Geschäftsfeld von Celonis ist anspruchsvoll: Die „Process Mining“-Software des Unternehmens durchsucht riesige Datenmengen der Kunden auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten. Der Fahrdienstvermittler Uber soll beispielsweise sein Beschwerdemanagement mit Hilfe von Celonis verbessert haben. Die Analyse hatte ergeben, dass es einfacher ist, den Kunden pauschal 5 Dollar gutzuschreiben, als jede Beschwerde aufwändig zu prüfen. Inzwischen arbeiten fast 3.000 Menschen für Celonis, das trotz der aktuellen wirtschaftlichen Lage optimistisch in die Zukunft schaut. Denn Krisenzeiten sind für Optimierer wie Celonis sogar Chancen – weil viele Firmen effizienter werden wollen, um Kosten zu senken.

6. Nina Chuba, Musikerin

Seit vergangenem Sommer ist „Wildberry Lillet“ nicht nur ein geflügeltes Wort innerhalb der Gen Z. Es ist ein Szene-Getränk, so wie mal Aperol Spritz oder Hugo, erhältlich in Clubs, Bars und Restaurants quer durch Deutschland. Die zwei Zutaten, den Aperitif Lillet von Pernod Ricard und die Geschmacksrichtung „Wildberry“ von Schweppes, gibt es bereits seit Jahren oder sogar Jahrzehnten. Und sogar den Drink hatten sich die beiden Unternehmen vor über einem Jahrzehnt unter dem Namen „Lillet Wild Berry“ ausgedacht – nur hat es eben niemanden interessiert. Geändert hat das mit einem Knall Nina Chuba, die eigentlich Nina Katrin Kaiser heißt.

Mit kurzen Videos zum Song „Wildberry Lillet“ ging die heute 24-Jährige, die früher mal eine Hauptrolle in der Kinderserie „Die Pfefferkörner“ spielte, auf Tiktok viral. Die Folge: knapp 100 Millionen Streams auf Spotify, Platz 1 der Singlecharts, goldene Schallplatten, ausverkaufte Tour. Dem Verdacht, dass das alles eine geplante Marketing-Kampagne für einen in der Versenkung verschwundenen Drink gewesen sein soll, widersprechen alle Parteien. Vom Hype profitieren sie dennoch; im Fall von Schweppes später auch als Partner für das Video zum Remix des Songs. Nina Chuba hat derweil ihr erstes Album veröffentlicht. Das landete wenig überraschend ebenfalls auf Platz 1 der Charts. Bei Pernod Ricard und Schweppes werden die Gläser geklirrt haben.

7. Björn Ommer, Professor an der Ludwig Maximilians Universität

Björn Ommer, Head of Computer Vision & Learning Group der Ludwig-Maximilians-Universität (Foto: LMU)

Spätestens seit dem Papst in der weißen Daunenjacke hat jede:r das revolutionäre Potenzial von KI-Generatoren verstanden, die aus Text-Befehlen fotorealistische Bilder erstellen. Neben dem Tool Midjourney, mit dem der Styler-Papst kreiert wurde, und Dall-E, hinter dem die ChatGPT-Erfinder:innen von Open AI stehen, gibt es noch einen wichtigen Player: Stable Diffusion. Der wurde an der LMU in München entwickelt, von einem Team um Björn Ommer, KI-Professor und Leiter der Computer Vision & Learning Group.

Anders als die kommerziellen US-Rivalen ist Stable Diffusion eine Open-Source-Software. Damit ist nicht nur transparenter, wie der Code arbeitet. Stable Diffusion wurde auch so entwickelt, dass es ohne Supercomputer im Hintergrund auskommt und auf dem heimischen PC läuft. Es sei ihm wichtig, „nicht nur die Anwendung dieser Technologie zu demokratisieren, sondern auch die Forschung an diesem Modell“, sagte Ommer einmal in einem Interview. Es brauche Awareness für die Technologie und ihr Potenzial im Positiven wie im Negativen. Die Wucht des Hypes um die KI-Bildgeneratoren habe ihn überrascht, so Ommer. Doch sein Ziel hat er erreicht: Die Debatte um Chancen und Gefahren der kreativen KI ist voll entflammt.

8. Manon Littek und Janna Ensthaler, Gründerinnen und Geschäftsführerinnen GGF

GGF-Gründerinnen Manon Littek and Janna Ensthaler (Foto: GGF)

Nicht einmal ein Jahr sollen Janna Ensthaler und Manon Littek gebraucht haben, um 100 Millionen Euro für ihren neuen „Green Generation Fund“ einzusammeln. Der gehört damit zu den größten Vehikeln dieser Art in Deutschland. „Backing outstanding Impact Entrepreneurs“ hat sich der Fonds als „Mission Statement“ auf die Fahnen geschrieben und will bis zu 1,5 Millionen Euro in Startups in ihrer Frühphase investieren. Das wichtigste Ziel der beiden Investorinnen: die Reduktion von CO2-Emissionen. Besonders großes Potenzial sehen beide dabei im Lebensmittelbereich. So gehört das Ei-Ersatz-Startup Neggst zu den ersten Investments, deren Technologie am Fraunhofer Institut entwickelt wurde.

Littek arbeitete zuvor unter anderem für den Foodtech-Investor Katjesgreenfood. Ensthaler kommt aus der Performance-orientierten Schule von Rocket Internet, wo sie zu Anfang ihrer Karriere den Kosmetik-Abo-Anbieter Glossybox aufgebaut hat. Das dürfte dafür sorgen, dass bei den unterstützten Startups der Kampf gegen die Klimakrise nicht an wirtschaftlichen Dingen scheitert. Ein bisschen mehr Glamour versprüht dafür Ensthalers Engagement bei „Die Höhle der Löwen“, wo sie aktuell als „Löwin“ zu sehen ist.

9. Oliver Schusser, Vice President Apple Music und Apple TV+

Es gibt nicht viele Deutsche, die im Silicon Valley eine große Nummer sind. Eines dieser seltenen Exemplare ist Oliver Schusser, langjähriger Apple-Manager. In diesem Jahr ist Schusser beim wertvollsten Unternehmen der Welt endgültig in der ersten Reihe angekommen. Seit 2018 hatte er bereits Apple Music und Beats geleitet, Anfang 2023 übernimmt er zusätzlich die Geschicke von Apple TV+. Damit verantwortet Schusser zwei große Content- und Subscription-Wetten von Apple und formt die Entwicklung der ganzen Industrie.

Oliver Schusser steht bei Apple so hoch im Kurs, weil er es geschafft hat, Apple Music international zu skalieren und in neue Richtungen zu lenken. Die Erfahrung dafür hatte er als einer der Architekten von iTunes gesammelt. Dabei beginnt seine Silicon-Valley-Karriere bei einem Player mit ganz anderem Ruf. Er arbeitet für BMG (Bertelsmann Music Group) in New York, als diese 2002 Napster übernimmt. Schusser wird kurze Zeit später VP of Marketing für Napster in San Francisco. Nach einem Zwischenstop bei Vodafone startet seine Apple-Karriere schon 2004 – mit der Aufgabe, iTunes in Europa groß zu machen. Dass ihm das gelungen ist, legte den Grundstein für seine Karriere bei Apple. Die Belohnung und gleichzeitig die herausfordernde Aufgabe hat er jetzt bekommen.

10. Nonakanal, Creatorin

Eine deutsche Modemarke stellt ihre erste Kollektion vor und mehr als 200.000 Menschen gleichzeitig schauen im Livestream zu – wenig erstaunlich, dass dieser Erfolg auf eine Influencerin zurückzuführen ist. „Nonakanal“ (ihren echten Namen nennt sie nicht) hat im vergangenen Jahr ihr eigenes Label „Shadeswear“ gelauncht und die erste Kollektion stilgerecht innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Vorausgegangen war harte Content-Arbeit: Vor allem auf Tiktok veröffentlicht Nonakanal in hoher Regelmäßigkeit Kurz-Clips mit Mode- und Kosmetiktipps.

Darüber hinaus lädt sie ausgewählte Fans zu „Girls Nights“ ein. Bei einer davon fliegt sie eine kleine Gruppe junger Frauen im Privatjet nach Mailand, damit diese sie dort bei der Auswahl ihrer ersten Kollektion unterstützen. 3,2 Millionen Abonnent:innen und 2,5 Milliarden Plays (laut Statistik-Tool Infludata) hat Nonakanal auf diese Weise auf Tiktok angesammelt. Der Start von Shadeswear verlief zwar nicht reibungsfrei; so gab es Beschwerden über verzögerte Lieferungen und Ähnlichkeiten zu Produkten anderer Marken. Nonakanals Ambitionen scheint das nicht auszubremsen: Für den Juni plant sie ein „Shades Festival“ in der Kölner Lanxess Arena.

11. Stepan Timoshins, CEO/Mitgründer Vaditim/Elevate

Als Stepan Timoshins Eltern ihm wegen schlechter Noten im Alter von 14 oder 15 Jahren das Taschengeld streichen, fängt er an, angesagte Sneaker zu kaufen und mit Gewinn wieder zu veräußern. Damit ist Timoshin so erfolgreich, dass er unter dem Namen Vaditim einen eigenen Shop startet, für den er Werbung bei Streaming-Stars wie Knossi und Montana Black bucht. Auf diese Weise lernt er auch Ex-Fußballer und Streamer Sidney Friede sowie dessen Freund Elias Nerlich kennen (heute vielleicht wachstumsstärkster Streamer Deutschlands, vgl. OMR50 2022). Die drei gründen gemeinsam unter dem Namen Elevate eine eigene Modemarke. Die soll nun laut Linkedin-Post von Timoshin im dritten Jahr ihres Bestehens bereits 30 Millionen Euro umsetzen.

12. Sasha Bühler und Katja Hofem, Director International Original Film / VP Content DACH, Netflix

Erfolgreiche Netflix-Produktionen kommen immer häufiger aus Deutsch-land. Dass das so ist (und auch in Zukunft so bleiben soll), hat viel mit Sasha Bühler und Katja Hofem zu tun. Bühler war mit die treibende Kraft hinter der Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“, die 2022 vier Oscars gewonnen hat, u.a. den als bester ausländischer Film. Und Katja Hofem, die zuvor Geschäftsführerin von Pro Sieben Sat 1 war, nachdem sie lange Jahre für die RTL-Gruppe tätig gewesen war, ist im vergangenen Jahr zur deutschen Programmchefin der Streaming-Plattform aufgestiegen. In dieser Funktion soll sie dafür sorgen, dass nach weltweiten Erfolgen wie „Dark“, „How to Sell Drugs Online (Fast)“ und „Barbaren“ auch künftig weitere Serienhits aus Deutschland kommen.

13. Ole Obermann, Global Head of Music Business Development and IP Rights, Tiktok

Ole Obermann, Global Head of Music Business Development and IP Rights bei Tiktok

Tiktok hat die Musikindustrie im Griff: Wer Songs zu Hits und Musiker:innen zu Stars zu machen will, kommt heute an der Plattform nicht mehr vorbei. Mit dem Spotify-Konkurrenten Resso (bislang in Brasilien, Indien und Indonesien aktiv) und der Vertriebs- und Marketingplattform Soundon greift Tiktok nach weiteren Teile der Wertschöpfungskette. Wenig erstaunlich also, dass Ole Obermann, zuvor in führenden Positionen bei Warner und Sony tätig, die Seiten gewechselt hat. Als „Global Head of Music“ von Tiktok verantwortet der Deutsche nun die komplette Strategie der Plattform in Sachen Musik. Dabei will der 50-Jährige auch werbungtreibenden Unternehmen helfen, die gerade angesagten Songs für ihr Marketing zu lizenzieren.

14. Kim Petras, Sängerin und Songwriterin

Die heute 20-jährige Kim Petras ist ein „Digital Native Popstar“: Mit 15 Jahren beginnt sie, Gesangsvideos ins Internet zu stellen, die auf Youtube und Myspace durch die Decke gehen. Gleichzeitig schreibt sie in ihrem Blog über ihre trans Identität sowie die Hormonbehandlung, die sie bereits im Alter von zwölf Jahren begonnen hat. Mit 16 unterzieht sie sich als bis dahin jüngster Mensch einer geschlechtsanpassenden Operation.

Heute lebt Petras in den USA. Mit dem britischen Sänger Sam Smith veröffentlicht sie 2022 den Song „Unholy“, der durch eine geschickte Kampagne auf Tiktok viral geht und mehr als eine Milliarde Mal auf Spotify gestreamt wird. Im Februar 2022 gewinnt sie mit dem Song als erste Transperson der Welt einen Grammy.

15. Jaroslaw Kutylowski, Gründer und CEO DeepL

DeepL-Gründer und CEO Jaroslaw Kutylowski

Ein deutsches Unternehmen, das es mit Google aufnehmen kann – das sorgte vor Jahren für Schlagzeilen, als das Kölner Startup DeepL seine Übersetzungssoftware präsentierte. Denn die Ergebnisse waren genauer als die von Google Translate. Nun plant CEO und Gründer Jaroslaw Kutylowski den nächsten Schritt. Die Kölner wollen beweisen, dass deutsche Unternehmen generell gegen US-Konkurrenten beim großen Megathema Künstliche Intelligenz mithalten können. Seit der jüngsten Funding-Runde Ende 2022 wird auch DeepL mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet. Kürzlich präsentierte das Unternehmen eine Version, die Texte eigenständig schöner und besser machen soll. Mehr als 450 Mitarbeitende hat das Unternehmen inzwischen. Dass KI ein Jobkiller sein könnte, glaubt Jaroslaw Kutylowski übrigens nicht.

16. Gloria Bäuerlein, Founding Partner Beyond Capital

Gloria Bäuerlein, Founding Partner Beyond Capital

Frauen, die ohne Partner einen VC-Fonds aufbauen, sind quasi eine Sensation. Auf Gloria Bäuerlein trifft das zu. Sie hat mehr als 21 Millionen Euro für ihren Fonds „Beyond Capital“ eingesammelt. Das Geld kommt von Führungskräften großer Startups wie Personio oder den Gründern von Stripe oder Coinbase. Das Interesse an einem Investment war angeblich groß. Wohl auch, weil Bäuerlein keine Unbekannte in der Gründerszene ist. Nach dem Studium an der WHU arbeitete sie für den weltweit tätigen Risikokapitalgeber Index Ventures, bevor sie Global Head of Strategy beim schwedischen Health-Startup Kry wurde. Als Business Angel investierte sie parallel bereits in mehr als 20 Firmen, unter anderem das Klima-Startup Planetly.

17. Fabian Spielberger, CEO bei Pepper.com/Mydealz

Fabian Spielberger, CEO bei Pepper.com/Mydealz

Fabian Spielberger ist die prägende Figur in Sachen Shopping-Communitys in Deutschland. 2014 gründet er mit Paul Nikkel Pepper, unter dessen Dach Communitys wie Mydealz, Dealabs und Hotukdeals firmieren. Er nennt sein Unternehmen „Facebook für Shopping“. Ende 2022 gelingt Spielberger ein viel beachteter Exit. Er verkauft Pepper an die Global Savings Group – einen der größten Player auf dem Gutschein- und Cashback-Markt. Wie groß der Deal genau ist, bleibt geheim. Durch den Zusammenschluss soll ein europäischer Champion mit globalem Fußabdruck entstehen. Beide Unternehmen betreiben auch internationale Rabatt-Communitys und wollen jetzt weiter wachsen. Spielberger bleibt als CEO von Pepper weiter an Bord und wird das Geschäft weiter prägen.

18. Sophie Kühn, Gründerin Miss Sophie

Sophie Kühn, Gründerin Miss Sophie

Die Idee hat Sophie Kühn während ihres Auslandssemesters am Strand in Südfrankreich: Weil ihr Nagellack schnell absplittert, sucht sie nach Alternativen – und startet aus ihrer Berliner Ein-Zimmer-Wohnung Ende 2014 eine eigene. Die Nagelfolien von „Miss Sophie“ machen sich vor allem auf Instagram einen Namen, die Produkte werden schnell von großen Playern wie Flaconi, Douglas und dm gelistet. Dank einer Kombination aus TV-Auftritten im Pro-Sieben-Magazin „Red“ und smartem Performance-Marketing auf den Meta-Plattformen wächst das Startup bootstrapped zu einem achtstelligen profitablen Umsatz. In ihrer Zielgruppe ist die Brand so stark, dass auch große Konzerne wie Paramount Pictures für Kampagnen anklopfen. Anfang 2023 übernimmt die Wilde Group Miss Sophie.

19. Philipp Schröder, Gründer und CEO 1Komma5°

Philipp Schröder, Gründer und CEO 1Komma5°

Philipp Schröder könnte schon bald zum nächsten deutschen Unicorn-Gründer aufsteigen. Das Startup 1Komma5° soll zu einem Champion im Bereich erneuerbare Energien werden, der von der Solaranlage bis zur Wärmepumpe alle Lösungen aus einer Hand anbietet. Der Gründer ist seit Jahren eines der prägenden Gesichter der Szene. Er war der erste Deutschland-Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla und war danach maßgeblich am Aufbau des Stromspeicher-Startups Sonnen beteiligt. Als sich die Übernahme durch den Ölkonzern Shell abzeichnete, verließ er das Unternehmen, um nach einem 18-monatigen Wettbewerbsverbot mit dem Aufbau von 1Komma5° neu durchzustarten. Allein in diesem Jahr soll 1Komma5° mehr als 500 Millionen Euro Umsatz machen – rund drei Jahre nach der Gründung.

20. Anne Imhof, Künstlerin

Fast wäre Anne Imhof Box-Profi geworden, nun ist sie Deutschlands gehypteste Künstlerin. Wobei der Begriff zu eng ist. Imhof macht Kunst, gewann 2017 den Kunst-Oscar Goldener Löwe. Doch sie will ihre Arbeit nicht in den Hochkultur-Käfig sperren. Würde auch schlecht passen zu einer Frau, deren erste Performance aus Freiwilligen bestand, die sie zu Punk in einer Stripteasebar gegeneinander boxen ließ. „Zugänglichkeit kann doch nicht nur auf Instagram passieren“, sagt Imhof. Dort folgen ihr immerhin 79.000 Menschen, darunter internationale Rap-Stars wie Shake070 oder Rich the Kid. Dazu passt, dass sie zuletzt mit dem Berliner Rapper Ufo361 zusammengearbeitet hat. What’s next? Ein Kinofilm? Danach wurde sie neulich

in einem Interview gefragt

. Direkte Antwort: „Unbedingt!“

21. Benjamin Kremer und Noël Bollmann, Gründer YFood

YFood-Gründer Benjamin Kremer und Noel Bollmann (v.l., Foto: YFood)

Im Studium und später als Banker fehlt Noël Bollmann und Benjamin Kremer häufig die Zeit, selber zu kochen und sie greifen zu Döner, Burger & Co. Weil es im Convenience-Food-Bereich an gesunden Alternativen mangelt, entwickeln sie kurzerhand selber eine. Erst ist Yfood nur eine Trinkmahlzeit, heute umfasst das Portfolio des Münchener Unternehmens über 30 Produkte inklusive warmen Gerichten, die online und im Einzelhandel verkauft werden. DHDL-Auftritt inklusive Thelen-Investment, ein Fokus auf Paid Social und Influencer-Marketing mit den ganz großen Namen sorgen für ein beeindruckendes Wachstum. Anfang 2023 übertrifft das Startup mit 120 Millionen Euro Umsatz seine eigenen Erwartungen. Kurz darauf steigt mit Nestlé der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt ein und sichert sich 49,95 Prozent – bei einer Bewertung von 430 Millionen Euro.

22. Anna Christmann, „Die Grünen“, Startup-Beauftragte und Bundesregierung

Die Startup-Beauftragte der Bundesregierung: Anna Christmann

Startups und Politik passen von ihrer jeweiligen Natur aus schon nicht sonderlich gut zusammen: Startups wollen schnell und unbürokratisch sein, politische Arbeit ist meistens das Gegenteil. Doch zuletzt war das Verhältnis zwischen Bundesregierung und Gründerszene besonders abgekühlt. Das Fondsstandortgesetz, das die Beteiligung von Mitarbeitenden erleichtern soll, fiel bei den Startups durch; 2022 beklagten diverse namhafte Gründer*innen in einem Brandbrief an mehrere Ministerien einen Mangel an Innovationspolitik. Anna Christmann soll dafür sorgen, dass sich das ändert. „Ich glaube, dass Gründer zu Recht erwartet haben, dass die Politik das Thema Startups noch mehr auf dem Schirm hat“, so die Startup-Beauftragte in einem Interview.

23. David Fischer, Gründer und Geschäftsführer Highsnobiety

David Fischer, Gründer und CEO von Highsnobiety

Die Übernahme der Mehrheit der Mode-Lifestyle-Medienmarke Highsnobiety feierte Zalando 2022 als Win-win. Die neue Tochter könne künftig auf die Ressourcen des Retailers zugreifen und solle diesem im Gegenzug helfen, die Plattform zu einer „ansprechendere(n) Online-Umgebung für Kund*innen und Markenpartner“ zu machen. Das ist die Kernkompetenz von David Fischer, der Highsnobiety 2005 als Berliner Modeblog gestartet hat und zu einer global führenden Tastemaker-Agentur im Streetwear-Segment samt Event-Business und eigenen Produkten ausgebaut hat. Damit aus dem Win-win was wird, ist er als Minderheitsgesellschafter an Bord. Fischer will sein „Lebenswerk auf die nächste Stufe heben“.

24. Anna Engelschall aka Growingananas, Creatorin

Ihre Karriere als Fitness-Influencerin begann eher kurios. Denn Anna Engelschall hat nicht mit Sport angefangen, um abzunehmen. Sie wollte Gewicht zulegen. Seit 2017 teilt die Österreicherin ihr Wissen auch online. Ihre Videos bei Youtube haben inzwischen mehr als eine Milliarde Aufrufe. Als „Growingannanas“ hat sie sich hier eine extrem große Community aufgebaut. Allein der Youtube-Kanal der Fitness- und Lifestyle-Influencerin hat inzwischen mehr als drei Millionen Abonnent*innen. Workouts, Kochrezepte und Fitnesspläne bietet sie außerdem auch über die eigene „Grow with Anna“-App an. Ihren Job bei einem Software-Unternehmen hat sie daher auch längst gegen die Karriere als Creatorin eingetauscht.

25. Anonym, Gründer Kinder Spielzeug

Die Idee ist banal wie brillant: Youtube-Videos, in denen Spielzeug vorgeführt wird, um Eltern Kaufhilfen zu geben (und eine Auszeit, während die Kinder zusehen). Wohl als Copy-cat des US-Unboxing-Kanals „DC Toy Collector“ startete 2015 der „Kinder Spielzeug Kanal“ (KSK). Schnell schwenkte der Macher um und erzählte mit bekannten Figuren wie „Feuerwehrmann Sam“, „Bob der Baumeister“ und „Peppa Wutz“ eigene Storys.

Ab 2018 erscheinen die Clips ohne Kommentar und mit englischen Titeln. Anfang 2023 dann die News: Der anonyme Betreiber hat seinen Kanal mit 20 Millionen Abonnent:innen und über zehn Milliarden Aufrufen an das französische Medienunternehmen Animaj verkauft – für eine zweistellige Millionensumme, schätzten Brancheninsider gegenüber OMR.

26. Denise Kratzenberg, Mitgründerin Cheex

Cheex-Gründerin Denise Kratzenberg

Der Porno-Markt ist einer der größten der Welt – und im Wandel. Erst herrschten US-Produktionsfirmen mit VHS und DVD, dann kamen Gratis-Plattformen wie Pornhub, aktuell geht der Trend hin zu Abo-Plattformen wie Onlyfans. Gleichzeitig wird die Branche den Schmuddelfaktor nicht los. Genau in diese Lücke will das Berliner Startup Cheex stoßen. Gründerin Denise Kratzenberg hat in nur zwei Jahren eine Plattform mit 100.000 verkauften Abos aufgebaut. 2020 startet sie gemeinsam mit Maximilian Horwitz die Erotik-Plattform. „Ich möchte etwas bauen, das Menschen sexuell befreiter macht“, sagt sie gegenüber OMR. Cheex bietet in einem Abonnement Erotikfilme, Hörgeschichten, Live-Tutorials, Workshops und einen Lernbereich. 2022 erwirtschaftet sie schon einen siebenstelligen Umsatz.

27. Luciano, Musiker

Seitdem Rap oder, um einen etwas umfassenderen, aber angestaubten Begriff zu verwenden, „Urban Music“ seit Jahren immer wieder Rekorde bricht, werden sich einige fragen, wann dieser Hype wieder abebbt. Die klare Antwort: Noch nicht – das hat 2022 unter anderem Patrick Großmann aus Bautzen bewiesen.

Unter seinem Künstlernamen Luciano war er im vergangenen Jahr Genre-übergreifend der meistgestreamte Künstler auf Spotify; Album und Single („Beautiful Girl“) mit den meisten Plays gehen ebenfalls auf sein Konto. Und das alles mit dem hierzulande sonst weniger prominenten Subgenre „UK Drill“. Parallel hat der 29-Jährige mit „Loco Juice“ übrigens – wie könnte es in Zeiten der Creator Economy anders sein – seinen eigenen Fruchtsaft auf den Markt gebracht.

28. Tijen Onaran, Business-Influencerin und Investorin

„Nur wer sichtbar ist, findet auch statt“ heißt Tijen Onarans Ratgeber-Bestseller aus dem Jahr 2020. Der Titel ist programmatisch für ihre Karriere. Unermüdliches Netzwerken und clevere Nutzung medialer Plattformen als Interviewte, Podcasterin, Kolumnistin haben Onaran und ihrem zentralen Thema Diversity viel Öffentlichkeit verschafft. 140.000 Follower:innen sichern ihr einen Platz auf dem Reichweiten-Olymp der deutschsprachigen Top-20-Linked-Influencer:innen. Doch wer dort hat eine eigene Barbie-Puppe oder einen eigenen Lippenstift („Tijen Red“)? Niemand außer Deutschlands Business-Lifestyle-Ikone. Wobei die Investorin und neue DHDL-Jurorin laut Schulter-Tattoo eine andere Selbstbezeichnung vorzieht: „Be your own fucking hero“.

29. Armin Omerovic, Gründer Pegador

Geschichte wiederholt sich manchmal. Wieder einmal gibt es mit Pegador eine deutsche Hype-Fashion-Marke, die vor allem über Rapper und Fußballer groß geworden ist. Ähnlich lief das schon für LFDY, Peso und 6PM. Hinter Pegador steckt Armin Omerovic, der das Unternehmen 2012 in Emsdetten gründet. Die Marke fällt vor allem seit 2020 auf, weil Fußball-Stars Cargo-Hosen und auffällig zerrissene Jeans der Brand tragen und damit auf ihren Instagram-Kanälen vor Millionen Followern posieren. So spart sich Pegador teure Marketing-Kampagnen. Mittlerweile gibt es Pegador auch bei Snipes, Zalando, Peek & Cloppenburg und vielen weiteren Retailern. Auf Instagram folgen der Marke knapp 350.000 Menschen. 2021 weist Pegador im Bundesanzeiger einen Bilanzgewinn in Höhe von 2,8 Millionen Euro aus.

30. Naomi Jon, Youtuberin

Sie hat Brokkoli zu ihrem Markenzeichen gemacht: Mehr als 2,7 Millionen Follower hat Naomi Jon bei Youtube, bei Instagram sind es mehr als eine Million – und die nennt sie Brokkoli, sich selbst dementsprechend „Mama Brokkoli“. Bzw. „Mama Broccoli“, denn weil Jon ihre Videos rund um Beauty-Themen von Anfang an auf Englisch produziert hat, gehört sie zur kleinen Gruppe der deutschen Influencer:innen mit internationaler Relevanz.

Ihr Erkennungsmerkmal sind dabei ihre bunten Haare und ihr auffälliges Merkmal. Auch in der „Creator Ecomony“ ist Jon schon angekommen: Über den Shop ihrer Modemarke Unprofashional droppt die mittlerweile in Berlin lebende Niedersächsin immer wieder neue Kollektionen, auch ein eigenes Parfüm gibt es von ihr schon.

31. Noel Robinson aka Noelgoescrazy, Creator

Das Schema von Noel Robinsons Gute-Laune-Viral-Videos ist einfach, aber erfolgreich: Der Münchner tanzt Passanten auf der Straße an (meistens, nachdem er sie erst einmal erschreckt hat), zieht dann seine Kapuze vom Kopf und offenbart eine überraschend voluminöse Afro-Frisur. Auf Tiktok hat er mit solchen Clips schon 30 Millionen Follower und 7,8 Milliarden Plays eingesammelt. Seit Anfang des Jahres agiert der 21-Jährige auch als Markenbotschafter für Adidas. So hat er auch bei der Fußball-WM in Katar Videos produziert, was seine Reichweite erneut gepusht hat. Zuletzt gehörte „Noelgoescrazy“ dank seiner „Youtube Shorts“ auch auf Googles Video-Plattform zu den weltweit am schnellsten wachsendenKanälen.

32. Steffi Sinzenich, Gründerin Gaumenfreundin.de

Steffi Sinzenich, Gründerin Gaumenfreundin.de

OMR schaut jedes Jahr gespannt auf die SEO-Gewinner des Jahres – da tauchen immer wieder überraschende Digital-Geschichten auf. So auch bei den Gewinnern von 2022. Denn im vergangenen Jahr stieg die Google-Sichtbarkeit des Foodblogs Gaumenfreundin um 452 Prozent. Wer nach „nudelsalat“, „raclette ideen“ oder „brot backen“ googelt, findet unter den ersten Suchbegriffen die Rezepte-Webseite. Dahinter steckt Stefanie Sinzenich, die aus einem 2013 gestarteten persönlichen Kochblog ein kleines Unternehmen mit ein paar Mitarbeitenden aufgebaut hat. Seit 2017 macht sie das Projekt hauptberuflich. Drei Kochbücher für Familien mit Kindern (ihre Zielgruppe) hat sie auch schon auf den Markt gebracht. Auf Instagram hat sie 126.000 Follower.

33. Max Knabe aka HandOfBlood, Präsident Eintracht Spandau

Max Knabe – hier mit Philipp Westermeyer nach der Podcast-Aufnahme

2022 krempelte Maximilian Knabe aka „HandOfBlood“ mit seinem „League of Legends“-Team Eintracht Spandau die E-Sports-Szene auf links. Das Joint Venture von Knabes Influencer-Agentur Instinct3 und Jung von Matt/Nerd steht für einen einzigartigen Storytelling-Ansatz – im E-Sports und Gaming unvergleichbar. Knabe ist als Präsident der Star in den Content-Stücken, die von Selbstironie nur so strotzen. „Wir sind gestartet, als gäbe es uns schon 100 Jahre“, sagt er im OMR-Podcast. Der Markteintritt mit dem Claim „Hier is Real“ beschert Eintracht Spandau beim Effie Germany 2022 Bronze. Nebenbei kommt „HandOfBlood“ mit seinen Youtube-Channels auf rund 3,7 Millionen Abos, seine Videos haben über eine Milliarde Aufrufe generiert.

34. Isabell Schneider aka Honeypuu, Streamerin

Im globalen Streaming-Zirkus Twitch mischen meist die üblichen Verdächtigen vorne in den View-Rankings mit. In der männerdominierten Branche fällt eine Frau auf: Amouranth, die es dank freizügiger Inhalte, sogenannten Hot-Tub-Streams, auf 6,4 Millionen Follower gebracht hat. Umso überraschender, als in der dritten Januarwoche 2023 mit HoneyPuu eine deutsche Streamerin weltweit den höchsten Hours-Watched-Wert erreicht.

Dabei verzichtet die 23-jährige Isabell Schneider auf Reichweiten-Hebel im Only-Fans-Stil und konzentriert sich auf das Streamen von Games. Als das bereits 2009 erschienene Baukasten-Spiel Minecraft Anfang des Jahres neue Aufmerksamkeit hatte, war sie mit dabei – und verwies Amouranth auf die Plätze.

35. Ben Unterkofler, Sebastian Stricker Iris Braun, und Tobias Reiner, Gründer*innen Share

Das Gründer*innen-Team von Share: Ben Unterkofler, Sebastian Stricker, Iris Braun und Tobias Reiner (v.l.)

Stärkste Marke unter allen deutschen Startups – diesen Titel trägt laut Jung von Matt aktuell Share. Mit dem Slogan „Dein Kauf tut Gutes“ bietet Share rund 120 verschiedene Konsumprodukte an: Lebensmittel, Getränke, Pflegeprodukte und Schreibwaren. Mit jedem verkauften Artikel spendet Share an soziale Projekte. „Das ist einfach schlau und trifft den Zeitgeist“, sagt Jung-von-Mattler Jonas Bailly. Medienberichten zufolge soll Share bereits mehr als 100 Millionen Produkte verkauft haben. Und das Share-Management rund um Sebastian Stricker soll mittlerweile die Brauerei Bitburger, das Mineralwasserunternehmen Gerolsteiner sowie die Familie Mulliez, die hinter dem französischen Handelskonzern Auchan steht, als Investoren gewonnen haben.

36. Anne Lamp und Johanna Baare, Gründerinnen Traceless

Traceless-Gründerinnen Johanna Baare und Anne Kamp bei der Verleihung des Deutschen Gründerpreises

„Spurlos“ heißt der Name ihres Startups übersetzt und darum geht es. Denn Anne Lamp und ihre Mitgründerin Johanna Baare arbeiten an einer Lösung, mit der sie herkömmliches Plastik ersetzen wollen. Verpackungsmaterial und Co soll stattdessen aus Getreideresten produziert werden, die verrotten können. Die Technologie, um daraus Granulat herzustellen, hat Ingenieurin Lamp während des Studiums entwickelt. 2020 wurde das Startup in Hamburg gegründet, 2022 wurde es mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet. Inzwischen laufen auch Pilotprojekte mit dem Versandhändler Otto und der Fluggesellschaft Lufthansa. Auch Gefrierbeutel und Mülltüten soll es aus dem Plastik-Ersatz geben.

37. Leo Mahalo, Künstler

Tiktoker Leo Mahalo ist in den USA ein richtiger Social-Media-Star. Auf der Plattform folgen ihm über 8,3 Millionen Fans. Warum er jemand für OMR50 ist? Leo ist Deutscher, der erst nach seinem Umzug nach Los Angeles auf Tiktok durch die Decke gegangen ist. Seine Content-Idee? Er bemalt kunstvoll, meist mit Edding, teure Produkte – vom iPhone übers iPad bis hin zum Lamborghini. Geld verdient er mit Brand-Deals und vielleicht auch irgendwann mit seiner Kunst. Sänger Jason Derulo wollte zuletzt ein Kunstwerk von Leo Mahalo und bekam es geschenkt – gegen seine Reichweite natürlich. Jetzt geht Mahalo wohl auch sein Heimatland an. Zuletzt erschien ein Porträt in der Bild-Zeitung, dort verkündete er auch einen geplanten Umzug nach Berlin.

38. Elina Dimitrova, Social Media Managerin Tiktok, Cosnova

Elina Dimitrova, Social Media Managerin Tiktok, Cosnova

Wie produziert man als Marke Kurzvideos, die auf Tiktok funktionieren? Diese Frage kann in Deutschland wohl kaum jemand so gut beantworten wie Elina Dimitrova. Als Social Media Managerin beim Kosmetikkonzern Cosnova ist sie u.a. für den Marken-Account von Essence Cosmetics verantwortlich. Bei dem stehen die Essence-Produkte im Mittelpunkt, werden aber so Plattform-adäquat präsentiert, dass das bei vielen Zuschauenden sehr gut ankommt. Das Ergebnis: In den OMR Tiktok Marken Charts, für die Erhebungspartner Wecreate auswertet, welche Marken mit ihren Tiktok-Videos die meisten Likes im Median generieren, hat in den vergangenen zwölf Monaten keine andere Marke so häufig den 1. Platz belegt wie Essence.

39. Adrian Bianco, Gründer Sabukaru

Adrian Bianco (Foto: Instagram)

Adrian Bianco dürfte auf dem besten Weg gewesen sein, eine große Nummer in Deutschlands Werbebranche zu werden. Er erstellt Social-Media-Konzepte für Sneaker-Stores, jobbt für Dojo und leitet dann ein achtköpfiges Team bei der Vice-Agentur Virtue. Trotzdem setzt Bianco vor drei Jahren alles auf eine Karte, kündigt Job sowie Wohnung und zieht nach Japan. Die auf drei Quadratmetern in Tokio gegründete Agentur Bianco Bianco entwickelt sich seitdem zu der Anlaufstelle für westliche Brands, die in Japan Fuß fassen wollen. Consulting für Fashionbrands, Beratung für Marken wie BMW, Shootings für Ikea und Mini. Das reicht Adrian Bianco aber nicht: Parallel baut er mit Sabukaru einen Publisher für Fashion, Kunst, Mangas und verschiedenste Subkulturen – das Highsnobiety Japans.

40. Giulia Gwinn, Profi-Fußballerin, FC Bayern München

Bei der Fußball-Europameisterschaft 2022 sorgten die deutschen Frauen hierzulande für wahre Begeisterungsstürme. Das Endspiel in Wembley gegen Gastgeber England verfolgten 17,9 Millionen Deutsche an den heimischen Fernsehern – eine neue Rekordquote im Frauenfußball. Giulia Gwinn zählte bei dem Turnier zu den absoluten Leistungsträgerinnen. Die 23-jährige Abwehrspielerin des FC Bayern München liefert aber nicht nur auf dem Rasen ab. Abseits dessen ist sie auch der unangefochtene Social-Media-Star im Frauenfußball. Der sportliche Höhenflug während der EM hat die Anzahl ihrer Follower*innen bei Instagram in neue Sphären katapultiert. Über 500.000 Menschen folgen ihr auf der Plattform – der offizielle Account der DFB-Frauen kommt auf rund 300.000.

41. Johannes und Thomas Heinze, Gründer und Geschäftsführer Popcore

Popcore ist kein neues Musikgenre, sondern der Name eines echten Hidden Champions der deutschen Games-Branche. Das Berliner Studio wurde erst 2018 von Johannes Heinze und Thomas Heinze gegründet. Ende 2022 schon der Exit des auf 150 Mitarbeitende gewachsenen Unternehmens an Rollic, in Istanbul ansässige Tochter des Publishers Zynga, die wiederum zum börsennotierten US-Gaming-Konzern TakeTwo (u.a. „GrandTheftAuto“) gehört.Nach eigenen Angaben wurden Popcorns Free-to-Play-Games wie „Parking Jam 3D“ und „Pull the Pin“ bislang insgesamt mehr als eine halbe Milliarde Mal auf Smartphones und Tablets installiert. Nach den jüngsten öffentlich einsehbaren Zahlen lag der Gewinn 2020 bei über 1,4 Millionen Euro, eine Steigerung von über 40 Prozent gegenüber Vorjahr.

42. Nadine Breaty, Creatorin

Tiktokerin und Youtuberin Nadine Breaty

Als Ü30-Mensch mag man beim Konsum von Nadine Breatys Tiktok-Videos erst einmal einen Kulturschock bekommen. Denn die 24-Jährige greift eben all jene Themen auf, die viele Aufwachsende beschäftigen – und zwar dem Tiktok-Klischee entsprechen häufig tanzend. Damit hat die Rostockerin in kurzer Zeit auf Tiktok 10,4 Millionen und auf Youtube 3,4 Millionen Abonnent:innen gewonnen. Umso erfreulicher für „Erwachsene“ also die Nachricht, dass Breaty dabei auch Dinge wie mentale Gesundheit thematisiert und eine positive Selbstwahrnehmung unabhängig von gängigen Schönheitsidealen vorlebt: Sie thematisiert ihre Piebaldismus-Erkrankung, die zu hellen Haarsträhnen und Hautflecken führt, ebenso wie ihre Borderline-Störung und Depressionen.

43. Alex Hofmann, Mitgründer und CEO 9count

9count-Gründer Alexander Hofmann

Alex Hofmann hat Mitte der 2010er-Jahre die Geschicke von musical.ly in Nordamerika geleitet und die App dort groß gemacht. Nach dem Kauf durch Bytedance wurde aus musical.ly Tiktok – hat man schon mal gehört. Jetzt hat er sein nächstes Ding am Start. Sein Unternehmen 9count hat gerade die App Wink auf den Markt gebracht, die in den Niederlanden schon auf Platz 1 der App-Store-Charts gelandet ist. Über Wink sollen Nutzende weltweit schnell neue Freunde finden und mit diesen chatten und Spiele spielen. Das soll alles freundlicher ablaufen als auf anderen Social-Plattformen. Viral ist Wink aber wegen seines Avatar-Chats gegangen. Hier können Nutzende einen Videochat mit anderen starten – nur eben als digitale Avatar-Version von sich.

44. Laura Haller / Oliver Schellpeper, Brand Managerin / Head of Digital Marketing, Stada

Instagrammer, die auf die Kater-lindernde Wirkung des Medikaments Elotrans schwören, haben dem rezeptfrei erhältlichen Anti-Durchfallmittel im Laufe des Jahres 2022 eine solche Nachfrage beschert, dass Hersteller Stada zwischenzeitig Lieferprobleme hatte. Dumm gelaufen für Menschen mit Durchfall. Smarter Move für Oliver Schellpeper, Head of Digital Marketing beim Pharmakonzern, und Laura Haller, unter anderem für Elotrans zuständige Brand Managerin. Denn Stada befeuerte den Hype um das Pulver auf einem Instagram-Kanal für Elotrans mit launigen Kommentaren zu ausschweifenden Partynächten und Alkoholkonsum, in denen auf die Anti-Hangover-Wirkung angespielt wurde.

45. Michael „Gercollector“ Spegel, Creator

Gercollector und seine Autosammlung

Der Gercollector in seiner Garage (Foto: Gercollector)

Auto-Influencer wie JP Kraemer, Sidney Hoffmann oder Matthias Malmedie würden viele auf der Straße erkennen. Mehr Instagram-Follower als alle drei hat aber Gercollector. Der verbirgt sein Gesicht allerdings hinter einem Helm und erreicht trotzdem 1,2 Millionen Follower auf Instagram und nochmal knapp 270.000 auf Youtube. Das liegt auch an seiner unglaublichen privaten Autosammlung. „Bei uns in der Sammlung finden sich nur limitierte Stücke“, sagt der Gercollector gegenüber OMR. Seine Reichweiten hatten ihm schon in den vergangenen Jahren Brand-Deals mit den großen Autoherstellern beschert. Mittlerweile ist er fester Brand Ambassador von Audi. Gleichzeitig gibt’s vom Gercollector Produkte in seinem Shop – Bestseller sind Autoputzmittel.

46. Alexandra Schulze aka Sashka, Youtuberin

Meta-Defluencerin Sashka (Foto: Youtube)

Defluencing ist ein Buzzword und niemand im OMR-Kosmos wird darauf wetten, dass die massenhafte Abkehr der Influencer:innen von Werbedeals droht. Trotzdem sollte man das Phänomen ernst nehmen – im positiven Sinne. Die Kritik, wie sie die deutsche „Anti-Youtuberin“ Sashka, bürgerlich Alexandra Schulze, vor ihren 600.000 Abonnenten immer wieder übt – etwa an Shirin David wegen ihres Werbedeals mit McDonald’s –, ist ein wichtiger Reminder an alle Marketer. Reichweite ist nicht alles – und Authentizität eine Währung, deren Kurs nicht vom Creator, sondern durch die Community definiert wird. Also: Hört der Meta-Defluencerin Sashka zu.

47. Jonas Weber, Co-CEO COLORSxSTUDIOS

Jonas Weber, Co-CEO COLORSxSTUDIOS (Foto: LinkedIn)

Billie Eilish war da, Quavo und Takeoff ebenfalls, Alicia Keys auch. Die Rede ist hier allerdings nicht von einem bekannten Musik-Festival oder den großen US-Talkshows. Es geht um einen Youtube-Kanal. 2016 geht „COLORS“ an den Start, das Konzept hat sich bis heute nicht geändert: ein Act oder eine Gruppe, ein einfarbiger, bunter Hintergrund und eine Song-Performance. Mit diesem Format hat es der Channel auf fast 2,5 Milliarden Plays und 6,7 Millionen Abos gebracht, alles nur auf Youtube. Dass hinter dem weltweit erfolgreichen Projekt mit der COLORSxSTUDIOS GmbH ein Unternehmen aus Berlin steht, wissen viele nicht. Die drei Gründer waren und sind bis heute nur im Hintergrund aktiv. Einzig Jonas Weber, seit Anfang 2018 Co-CEO, ist als solcher auch auf Linkedin präsent.

48. Rose Friedericke Curschmann aka rose.friederike, Tiktokerin

„Wer schön sein will, muss leiden“, scheint das Motto von Rose Friederike Curschmann zu sein, die auf ihrem Tiktok-Account kuriose Kosmetikprodukte vorführt, vom Highlighter in Cerealien-Verpackung bis hin zu merkwürdigsten Gesichtsmasken. Mit mehr als 138 Millionen Views hat die 25-Jährige dabei das vielleicht erfolgreichste deutschstämmige Tiktok-Video 2022 produziert. Der Inhalt? Die Beauty-Creatorin hatte sich ein neues Mikro für ASMR-Videos gekauft (für die leise Geräusche besonders nahe aufgenommen werden, um bei Zuschauenden ein kribbelndes Gefühl zu erzeugen). Weil bei den Drehs viel schiefging, veröffentlichte Curschmann eine Zusammenstellung aller „Fails“. Und landete damit sogar im offiziellen Jahresrückblick von Tiktok.

49. Niklas Kolorz, Youtube

Dass man mit Wissenschafts-Content auf Youtube Erfolg haben kann, hat Mai Thi Nguyen-Kim mit ihrem Format „maiLab“ bewiesen. Die Chemikerin und Journalistin hat das Game einmal von Web-Show bis zum TV-Format durchgespielt. Auf ihren Pfaden wandelt nun Nikolas Kolorz. Den hat Youtube gerade zum erfolgreichsten „Breakout Creator“ 2022 gekürt, also dem größten Aufsteiger des Jahres.

Während die Queen of Science-Tube sich vor allem um Fragen mit Alltagsbezug gekümmert hat, stehen bei Kolorz abseitigere Gefilde der Wissenschaft im Fokus: Was passiert, wenn man im Weltall stirbt? Lassen sich ausgestorbene Tiere wiederbeleben? Gibt es Aliens auf dem Titan? Mit dieser Mischung konnte Kolorz bereits eine Million Abonnent:innen für sich gewinnen.

50. Hatice Nizam und Ayse Auth, Inhaberinnen Haarwerk Frankfurt

Gute Marketing-Idee: Frisörsalon bietet Passant:innen Gratis-Umstyling gegen Tiktok-Clip an. Schlechte Idee: siehe oben. Zwar erzielen die Tiktoks von Haarwerk Frankfurt sechs- bis siebenstellige Views. Zunächst aber vor allem, weil sich die Tiktok-Community über die Umstylings lustig macht: „Wenn Haarwerk kommt, rennt!“ Die Inhaberinnen, die Zwillinge Hatice Nizam und Ayse Auth, geben nicht auf, sondern sehen die Chance. Sie machen ihren Salon zum Meme. Ein selbstironischer Clip mit Tiktoker Marius (3,5 Millionen Follower) geht viral. Wäre aber vermutlich gar nicht mehr nötig gewesen. Die Stimmung hat sich gedreht: „Haarwerk hat Frisöre eingestellt.“ Die Schwestern werden es mit Humor nehmen, denn die Reichweite von Haarwerk Frankfurt ist stabil.

Texte: Christian Cohrs, Henning Eberhardt, Roland Eisenbrand, Martin Gardt, Torben Lux & Florian Rinke

Transparenzhinweis: OMR ist seit Februar 2023 minderheitlich an The Quality Group beteiligt.

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