Oliver Bierhoff: "Ich hätte nicht so oft provozieren müssen. Aber es hat mir eigentlich immer Spaß gemacht."
Im OMR Podcast spricht der Fußball-Europameister und Ex-DFB-Manager über seine Karriere.
Oliver Bierhoff ist eine Fußball-Legende: EM-Titel als Spieler, WM-Titel als Manager. Geliebt wurde er dennoch nicht immer von der Öffentlichkeit. Bierhoff polarisierte, wurde zu einem der Gesichter der Kommerzialisierung des Fußballs. Im OMR Podcast verrät Oliver Bierhoff, warum er die Haltung vieler Fans oft nicht versteht, wie er die Neuanfänge in seinem Leben geplant hat – und warum er nun im Finanzbusiness aktiv ist.
Mit 55 Jahren steckt Oliver Bierhoff mitten drin in seinem dritten Leben. Jedes Mal sei es wie bei einem Buch gewesen, sagt Bierhoff im OMR Podcast. Man habe gemerkt, dass die Geschichte sich dem Ende nähert und dann überlegt, wie es im nächsten Teil weitergeht.
Teil 1: Golden Goal
Dann eben doch studieren. Irgendwann kam in Oliver Bierhoff der Gedanke auf, dass es vielleicht doch nicht reichen würde für die große Karriere. Für die Fußball-Bundesliga. Aber wäre das wirklich so schlimm? Hatte sein Vater nicht gesagt, dass die Studienzeit, in der er nebenbei als Amateur gespielt hatte, die schönste Zeit gewesen sei? Bayer Uerdingen, Hamburger SV, Borussia Mönchengladbach – überall hatte er es probiert, dann war er arbeitslos. Dann eben doch studieren. Nur die eine Chance in Österreich, die wollte er dann doch noch ergreifen.
Es gibt diese Momente im Leben, die erst im Nachhinein als große Wendepunkte zu erkennen sind. Der Wechsel nach Salzburg war so ein Moment. Bierhoff hatte sich schon an der Fern-Universität in Hagen eingeschrieben, doch es sollte 25 Semester dauern, bis er auch den Abschluss machte. Denn in Österreich ging seine Karriere richtig los. 23 Tore erzielte er in einer Saison, wechselte nach Italien, erst zu Inter Mailand, später zum Stadtrivalen AC. Er wurde Torschützenkönig der italienischen Serie A, Meister – und mit der deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1996 Europameister. Im Finale schoss Bierhoff zwei Tore, inklusive des ersten Golden Goal der Geschichte.
Teil 2: Fußball-Weltmeister
Oliver Bierhoff hat sich schon früh mit der Frage beschäftigt, wie es irgendwann mal weitergehen soll nach der aktiven Karriere als Spieler. Aber dann kam der Zufall dazwischen. Bei einer Reise in die USA läuft er Jürgen Klinsmann über dem Weg, seinem früheren Mitspieler aus der Nationalmannschaft. "In Newport Beach war es dann so, dass ich schon gemerkt habe, er hat noch mal Bock anzugreifen", sagt Oliver Bierhoff. Wenig später wurde Klinsmann Nationaltrainer, um die deutsche Mannschaft auf die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land vorzubereiten. Und Bierhoff, der sollte als Manager dafür sorgen, dass sich auch die Strukturen rund um das Team erneuerten.
"Wir haben angefangen mit 100 Millionen Euro Umsatz beim DFB und 100 Mitarbeitern. Heute sind es mehr als 600 Mitarbeiter und 430 Millionen Euro", sagt Bierhoff. Die WM im eigenen Land löste einen Stimmungsumschwung aus, die Nationalmannschaft wurde plötzlich geliebt und war erfolgreich – und parallel stiegen die Einnahmen aus Sponsoring- und TV-Geldern. 2014 wurde Deutschland in Brasilien Fußball-Weltmeister. Aber dann kam der Stimmungsumschwung. Die deutsche Mannschaft spielte schlechter, schied zweimal in der Vorrunde aus, zuletzt bei der WM in Katar, wurde kritischer gesehen, inklusive ihres Managers. Verkauft der da gerade nicht die Seele des Fußballs mit seinen Werbedeals und Slogans wie "Die Mannschaft"?
Bierhoff weiß, dass er nicht alles richtig gemacht hat in dieser Zeit: "Vielleicht hätte man hier und da nicht so provozieren brauchen, auch mit den Aussagen. Aber es hat mir eigentlich immer Spaß gemacht". Aber er hadert auch mit der deutschen Mentalität: "Die ganze Welt hat in Katar eine große Feier gemacht und hat eine tolle WM erlebt – und wir grämen uns hier. Überall passiert Kommerzialisierung, werden Dinge vorangetrieben und wir sagen: Nein, wir machen es anders. Du brauchst natürlich Identität, Tradition. Das sind alles Werte, die wichtig sind, und die möchte ich pflegen. Aber ich möchte sie smart pflegen", sagt Bierhoff.
Teil 3: Sport-Unternehmer
Oliver Bierhoff hat die Sportart gewechselt. Football statt Fußball. Er ist jetzt Berater des NFL-Clubs New England Patriots. Die NFL ist im Grunde das Parade-Beispiel für eine durchkommerzialisierte Sportart. Das Paradoxe ist: Das Interesse ist – weltweit – dennoch riesig. Bierhoff wundert das nicht. Wenn ein Sport-Produkt dauerhaft erfolgreich sein soll, muss es für die Fans attraktiv bleiben. Bierhoff glaubt, dass sich die Kommerzialisierung auch in anderen Sportarten weiter fortsetzen wird, auch im Fußball. Er will lieber mitgestalten als zu versuchen, den Lauf der Zeit anzuhalten.
Und gleichzeitig baut er sich damit seine dritte Karriere auf – als Sport-Unternehmer. Bierhoff ist jetzt Berater, hat aber auch gemeinsam mit dem Vermögensverwalter Finvia ein Unternehmen gegründet, dessen Angebot sich stark an Sport-Themen orientiert. Über Finvia Sports können Interessierte ihr Geld im Sportbereich anlegen, etwa um an Transferrechten mitzuverdienen. Und gleichzeitig soll Finvia Sports auch als Family Office für Sportler*innen dienen. Als Profi-Sportler, sagt Oliver Bierhoff, möge man einfach Wettbewerb. "Du möchtest große Leistung bringen. Und wenn du die nach der aktiven Karriere in gewissen Jobs erbringen willst und wieder den Anspruch hast, so gut zu sein wie du auch als Leistungssportler warst, dann musst du dich rein arbeiten."
Im OMR Podcast verrät Oliver Bierhoff außerdem, welche Fehler er als DFB-Manager gemacht hat, wie er den Hype um sein Golden Goal genutzt hat und wieso er Paul Ripke 2014 ermöglicht hat, die Nationalmannschaft beim WM-Finale in Rio de Janeiro zu fotografieren.
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