Hans Königsmann: Dieser Deutsche prägte den Aufstieg von SpaceX

Florian Rinke30.4.2025

Ein Gespräch über Leben auf dem Mars und arbeiten mit Elon Musk

Philipp Westermeyer und Cathrin Gilbert trafen Hans Königsmann (M.) in Berlin.
OMR-Gründer Philipp Westermeyer und ZEIT-Redakteurin Cathrin Gilbert trafen Raumfahrt-Legende Hans Königsmann (M.) in seinem Haus im Großraum Berlin.
Inhalt
  1. "Wir waren vier Leute und eine Kreditkarte"
  2. Heute berät Hans Königsmann Space-Projekte

Fast 20 Jahre lang war Hans Königsmann eine der zentralen Figuren beim Weltraum-Unternehmen SpaceX. Er verantwortete die Sicherheit der Starts und prägte in führenden Funktionen maßgeblich die Entwicklung der Raketen Falcon 1, Falcon 9 oder der Starlink-Satelliten. Im OMR Podcast spricht Hans Königsmann über den ersten Anruf von Elon Musk, Raketenstarts auf einsamen Inseln nahe des Äquators und die Fähigkeit, große Visionen zu entwickeln.

Hans Königsmann hat sich schon früh mit den Sternen beschäftigt, aber danach greifen wollte er anfangs nicht, selbst als er die Chance bekam. Elon Musk wollte zum Mars. Hans Königsmann, studierter Luft- und Raumfahrtingenieur aus Deutschland, wollte erstmal eine Rakete mit einem kleineren Team bauen als es bislang üblich war. Der eine wollte mit SpaceX nach den Sternen greifen, der andere erstmal ein paar Prozesse verbessern. "Damals habe ich gelernt, dass man seine Ziele etwas höher stecken sollte und sie nicht unbedingt in den machbaren Bereich schieben sollte", sagt Hans Königsmann im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer und ZEIT-Journalistin Cathrin Gilbert (hier geht es zum ZEIT-Interview).

Hans Königsmann war der vierte Mitarbeiter bei SpaceX, er war einer der Architekten des Erfolgs, der die internationale Raumfahrt revolutioniert hat. Jahrzehntelang waren es staatliche oder halbstaatliche Akteure wie die Nasa oder die Esa, die Raketen konstruierten und Menschen ins All schickten. SpaceX ist es gelungen, die private Raumfahrt zu etablieren, gewaltige Innovationssprünge zu vollbringen und Raketen zu konstruieren, die nicht nur einmal in den Orbit geschossen werden, sondern zur Erde zurückkehren und erneut verwendet werden können. Die Satelliten der SpaceX-Tochter Starlink wiederum sind so leistungsstark und wichtig, dass sie zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mitverantwortlich für das Überleben des ukrainischen Staates waren. Mit einem Wert von 350 Milliarden US-Dollar gilt SpaceX heute als eine der wertvollsten privaten Firmen der Welt.

"Wir waren vier Leute und eine Kreditkarte"

Dass es einmal soweit kommt, war für Hans Königsmann nicht abzusehen, als sich Elon Musk das erste Mal bei ihm gemeldet hat. Er hatte damals bereits in Bremen an einem Satelliten gearbeitet und war dann in die USA gezogen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Und irgendwann meldete sich dann Musk, der damals bereits durch den Aufbau und Verkauf von Paypal sehr reich geworden war. Musk skizzierte seine Vision – und Königsmann war interessiert, auch wenn SpaceX anfangs nicht mal eigene Räumlichkeiten hatte. "Wir waren am Anfang nur vier Leute und eine Kreditkarte", sagt er rückblickend.

Ausgestattet mit Startkapital aus dem privaten Vermögen von Elon Musk begannen sie mit der Entwicklung einer Rakete. Drei Startversuche wollten sie unternehmen. Sollten sie keinen Erfolg bringen, würden sie das Projekt wieder beenden. Die Rakete Falcon 1 war 20 Meter lang und noch recht klein. Wenn man wollte, konnte man die Arme um sie legen. Falcon 1 ist kein Vergleich mit der heutigen SpaceX-Entwicklung Starship, die allein einen Durchmesser von neun Metern hat. Gestartet werden sollten die Falcon-1-Raketen von einer Insel des Kwajalein-Atolls nahe des Äquators. 20 Stunden dauerte allein die Anreise per Flugzeug, geschlafen wurde auf Matratzen in Containern.

Heute berät Hans Königsmann Space-Projekte

Und dann passierte das, was nicht passieren sollte: Alle drei Starts schlugen fehl. Das Team war niedergeschlagen, doch es gab noch eine vierte Rakete, die man gebaut hatte. Also entschied Elon Musk, einen letzten Versuch zu wagen – und das SpaceX-Team hatte Erfolg. Der Rest ist Geschichte. SpaceX gelang es, immer größere Raketen zu bauen. Mitverantwortlich war dafür auch Hans Königsmann, der fast 20 Jahre in zentralen Funktionen für SpaceX arbeitete. Wie in einem Brunnen sei er sich manchmal vorgekommen, sagt Hans Königsmann. Man habe so viel gearbeitet, dass man manchmal gar nicht mitbekommen habe, wie sich die Welt draußen verändert.

2021 endete die gemeinsame Reise von Elon Musk und Hans Königsmann. Der Deutsche zog sich bei SpaceX zurück. Elon Musk hatte sich verändert, es klingt durch, dass wohl nicht immer einer Meinung war. Und außerdem wollte Hans Königsmann nochmal etwas Neues beginnen. Er ist inzwischen, zumindest temporär, zurück in Deutschland. Er sitzt im Aufsichtsrat der Weltraum-Firma OHB (CEO Marco Fuchs ist hier zu Gast im Podcast), berät ein Startup, das eine neue Raumstation entwickelt will – und nutzt die Zeit, um zu reisen.

Im OMR Podcast verrät Hans Königsmann, warum er bislang nie versucht hat, auch selbst mal ins All zu fliegen, ob er an ein Leben auf dem Mars glaubt – und was ihn auch aufgrund seiner Erfahrungen in den USA und bei SpaceX besonders stark an der heutigen deutschen Gesellschaft stört.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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