Von 15 Millionen auf eine Milliarde: So hat Marco Fuchs mit OHB einen deutschen Raumfahrt-Champion gebaut
Die Technik des Bremer Unternehmens ist auch in der Raumstation ISS verbaut
Marco Fuchs ist Vorstandschef und Mehrheitsgesellschafter des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB, das mit Satelliten und Co. mehr als eine Milliarde Euro umsetzt. Im OMR Podcast erzählt Fuchs, wie es quasi aus Langeweile zur Firmenübernahme durch seine Mutter kam, wieso er gemeinsam mit KKR das Raumfahrt-Unternehmen von der Börse genommen hat und warum er so große Stücke auf SpaceX und die Ingenieurskünste von Elon Musk hält.
Es gibt viele Geschichten von Tech-Unternehmen, die mit genialen Erfindern in einer Garage beginnen. Die Geschichte von Deutschlands größtem Raumfahrt-Unternehmen OHB beginnt mit einer gelangweilten Hausfrau. Als die Kinder aus dem Haus sind, sucht Christa Fuchs eine neue Herausforderung. Sie überlegt, einen kleinen Laden für Strickbedarf zu übernehmen, den sie im Roland-Center, einem Bremer Einkaufszentrum entdeckt. Doch dann entscheidet sie sich 1981 zum Einstieg bei einer kleinen Bastelbude, wie ihr Sohn Marco das Unternehmen Otto Hydraulik Bremen rückblickend nennt.
Heute macht OHB, wie sich das Unternehmen heute nur noch nennt, mehr als eine Milliarde Euro Umsatz pro Jahr. Mehr als 40 Jahre nach dem Einstieg bei der Bastelbude, die unter anderem Standheizungen für Fahrzeuge baute, ist aus OHB einer der führenden Satelliten-Hersteller Europas geworden. Das Unternehmen liefert Technik für die Raumstation ISS, baut Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo und zählt staatliche Akteure wie die Europäische Union oder die deutsche Bundeswehr zu ihren Kunden.
KKR hat OHB zuletzt von der Börse genommen
Mutter Fuchs hat die Geschäfte längst an ihren Sohn Marco übergeben, der das Unternehmen 2001 an die Börse und danach zur heutigen Größe geführt hat. "Wir sind 2001 am Neuen Markt an die Börse gegangen als kleine Bude. Im ersten Jahr hatten wir 15 Millionen Euro Umsatz – jetzt haben wir über eine Milliarde", sagt Marco Fuchs im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Richtig abgehoben hat der Kurs an der Börse zuletzt allerdings nicht mehr, was auch daran lag, dass Familie Fuchs rund 70 Prozent der Anteile hält und den Freiverkehr von Aktien auch nicht durch eigene Verkäufe stärken wollte.
Um das Wachstum weiter zu beschleunigen hat man nun allerdings einen neuen Partner gefunden – die Private-Equity-Gesellschaft KKR (Europa-Chef Philipp Freise war auch bereits im Podcast zu Gast). Marco Fuchs sagt, der Einstieg sei für ihn nochmal ein Kick gewesen, die Möglichkeit, eine neue Phase bei OHB einzuläuten nach jahrelanger Börsenroutine, an deren Ende oft eine Frage stand: Was machen wir aufs Cover vom Geschäftsbericht? "Das war schon so ein bisschen wiederholend", sagt Marco Fuchs.
"Elon ist ein exzellenter Raketenkonstrukteur"
Gemeinsam mit KKR will er das Geschäft nun weiter ausbauen. Ein Hebel sind dabei unter anderem Raketen, die OHB inzwischen auch über das Corporate-Startup Rocket Factory entwickelt. "Wir glauben, dass man Raketen sehr, sehr preisgünstig herstellen kann, was dann neue Möglichkeiten eröffnet", sagt Marco Fuchs. Während SpaceX, das Unternehmen von Milliardär Elon Musk, immer größere Raumschiffe baut, setzen auch andere Unternehmen wie das Startup Isar Aerospace auf kleine Raketen.
Die Raumfahrt-Szene ist dabei weltweit so klein, dass Marco Fuchs die meisten Akteure persönlich kennt, Elon Musk eingeschlossen. SpaceX-Mitgründer Hans Königsmann sitzt bei OHB sogar im Aufsichtsrat. Obwohl Musk öffentlich zuletzt immer wieder für Kontroversen sorgte, hält Marco Fuchs mit Blick auf die Raumfahrt weiterhin große Stücke auf ihn: "Ich glaube, Elon Musk ist wirklich ein exzellenter Raketenkonstrukteur."
Im OMR Podcast verrät Marco Fuchs, wie realistisch Musks Plan ist, Menschen zum Mars zu befördern und warum der Test des neuen SpaceX-Raumschiffs Starship trotz der zwei Explosionen der Raketenstufen zuletzt aus seiner Sicht ein Erfolg war.