KKR-Europachef Philipp Freise: Wir vertrauen Mathias Döpfner zu 100 Prozent
Der KKR-Partner spricht im OMR Podcast auch über die Beteiligung am Axel-Springer-Konzern
- Philipp Freise wollte eigentlich Astrophysik studieren
- Medienrechte als langfristiger Renditenhebel
- Die Themen des OMR Podcasts mit Philipp Freise im Überblick:
Philipp Freise ist dort, wo die großen Deals geschmiedet werden: Mit der Private-Equity-Gesellschaft KKR hat der Deutsche Axel Springer von der Börse genommen, in ProsiebenSat.1 investiert und mit Bertelsmann Musikrechte gekauft. Im OMR Podcast verrät Philipp Freise, warum er trotz der großen Unruhe zuletzt bei Springer weiterhin von Vorstandschef Mathias Döpfner überzeugt ist, wieso Medienrechte als Investment so interessant sind und welche Chancen er für den Wirtschaftsstandort Deutschland sieht.
Philipp Freise hat noch einen Anschlusstermin. Nach der Aufnahme des OMR Podcasts Mitte März in Berlin trifft er sich noch mit Mathias Döpfner, Vorstandschef von Axel Springer. Er teilt ein Bild dieses Treffens bei Linkedin. Am nächsten Tag wird bekannt, dass der Berliner Medienkonzern die gesamte Chefredaktion von Europas größter Boulevard-Zeitung Bild abberuft – inklusive des erst wenige Monate zuvor berufenen Johannes Boie. Dieser sollte die Bild nach den Skandalen um Ex-Chefredakteur Julian Reichelt neu ausrichten, einen Kulturwandel vorantreiben. Nun ist er auch schon wieder Geschichte.
2019 hat sich die Private-Equity-Gesellschaft KKR am Springer-Konzern beteiligt und ihn von der Börse genommen. Seitdem läuft der Umbau. Tochterunternehmen wie Stepstone werden fit für einen möglichen Börsengang gemacht, während das Unternehmen im News-Bereich mit Übernahmen wie Politico immer stärker in die USA expandiert. Das Chaos bei Bild, die Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen Julian Reichelt und die damit verbundenen Diskussionen um die Rolle von Vorstandschef Mathias Döpfner – all das sorgt für Unruhe, die Philipp Freise eigentlich nicht recht sein kann. Doch im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer gibt er sich gelassen. Geräuschlosigkeit sei schön, aber nicht das Ziel. Es ginge darum, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. „Da ist ein großartiger CEO am Werke mit seiner Mannschaft und wir unterstützen das zu 100 Prozent“, sagt Philipp Freise.
Anmerkung der Redaktion: Die Podcast-Aufnahme fand Mitte März statt und damit fast einen Monat vor der aktuellen Berichterstattung der „Zeit“, die interne Nachrichten von Mathias Döpfner zitiert, in denen sich dieser u.a. kritisch gegenüber Ostdeutschen äußert. Wir haben Philipp Freise angeboten, noch einmal über die aktuellen Geschehnisse mit uns zu sprechen. Weder er noch KKR wollen sich dazu aktuell jedoch äußern.
Philipp Freise wollte eigentlich Astrophysik studieren
Es gibt wohl wenige Deutsche, die in der Finanzwelt inzwischen ein so großes Rad drehen wie der 50-Jährige. 2001 hat er bei KKR angeheuert, weit vor der Zeit, als der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering Private-Equity-Gesellschaften als „Heuschrecken“ bezeichnete. Philipp Freise würde seinen Beruf anders bezeichnen – KKR helfe Firmen vielmehr dabei, noch erfolgreicher zu werden, indem man versteckte Potenziale in Unternehmen freilegt und gleichzeitig das Unternehmertum innerhalb der Firmen fördert. So wie bei Axel Springer. Dort ist Mathias Döpfner nicht nur Vorstandschef, sondern inzwischen auch Mitgesellschafter. Und Philipp Freise ist einer von zwei Europachefs bei KKR.
Seine Karriere hätte dabei auch ganz anders verlaufen können. Denn eigentlich wollte er mal Astrophysik studieren. Stattdessen ging er an die private Hochschule WHU in Vallendar und studierte Wirtschaft. Nach dem Abschluss hätte er Assistent des damaligen Bertelsmann-Chefs Thomas Middelhoff werden können. Doch seine damalige Freundin, eine Französin, habe ihr Veto eingelegt, erzählt Philipp Freise im OMR Podcast: „Gütersloh, du bist komplett durchgedreht, das mache ich nicht mit“. Stattdessen ging er zur Strategieberatung McKinsey und landete in New York.
Medienrechte als langfristiger Renditenhebel
In den fast 20 Jahren, die Philipp Freise nun schon bei KKR aktiv ist, verhandelt er viele entscheidende Deals mit. Immer wieder geht es dabei um Medienunternehmen und -rechte. Schon früh beteiligt sich KKR beim Fernsehkonzern ProsiebenSat.1, später baut die Private-Equity-Gesellschaft mit Bertelsmann eine Firma auf, die Musikrechte ankauft, mit dem Medienunternehmer Fred Kogel schmieden Philipp Freise und sein Team mit Leonine gerade ein Medienunternehmen, dessen Produktionen zuletzt sogar bei den Oscars ausgezeichnet wurden (hier ist Fred Kogel zu Gast im OMR Podcast) – und angeblich soll KKR aktuell auch um die Bundesliga-Rechte buhlen.
„Meine Kunden sind ja Pensionskassen oder Stiftungen, die langfristig irgendwie Renten erwirtschaften müssen“, sagt Philipp Freise. Dafür müssten sie Renditen erwirtschaften, die oberhalb der Inflation lägen. Der KKR-Europachef ist davon überzeugt, dass sich mit der richtigen Auswahl an Rechten die nötigen Summen erwirtschaften lassen. Gerade in einer Welt, wo die Konsumenten immer mehr Auswahl hätten, gebe es Rechte mit hohem Wiedererkennungswert, die immer wertvoller würden.
Im OMR Podcast verrät der Investor außerdem, warum er weiterhin stark auf den Standort Deutschland setzt, wieso er aktuell noch immer skeptisch auf die Aktienmärkte blickt und wieso er davon überzeugt ist, dass unternehmerische Ausnahmetalente wie Elon Musk mehrere Firmen parallel leiten sollten.
Die Themen des OMR Podcasts mit Philipp Freise im Überblick:
- (00:00:00) Intro
- (00:04:00) Wirtschaft statt Astrophysik: Wie Philipp Freise über die WHU zu McKinsey kam
- (00:08:30) Venture Park – ein Idea Lab für Europa (das scheitert)
- (00:12:00) Wie Philipp Freise bei Kohlberg Kravitz Roberts gelandet ist
- (00:19:50) Vom Grünen Punkt bis ProsiebenSat.1: Die ersten Deals für KKR
- (00:26:00) Warum sich KKR noch ein zweites Mal an ProsiebenSat.1 beteiligt hat
- (00:29:50) Philipp Freise über den Einstieg bei Hertha BSC und den Reiz von Sportrechten
- (00:36:40) Von Startups bis Großkonzern: Wie KKR in Unternehmen investiert
- (00:44:45) Der Deal, der für viel Aufsehen sorgt: Die Pläne von KKR bei Axel Springer
- (00:53:50) Wie KKR mit Leonine einen Big Player für Film-Produktionen schmieden will
- (00:58:30) Die Folgen der Pleite der Silicon Valley Bank für die Weltwirtschaft und wie KKR-Deals zustande kommen
- (01:06:45) Wie Philipp Freise auf das Thema Künstliche Intelligenz blickt
- (01:13:00) Die Bedeutung der Samwer-Brüder für Deutschland und die Rolle von Multi-Genies in der Wirtschaft