U30 und mehr als fünf Arbeitgeber? "Lade ich nicht zum Vorstellungsgespräch ein"

Florian Rinke23.4.2025

Im OMR Podcast erklärt Unternehmer-Legende Reinhold Würth, welche Werte für ihn im Leben wichtig sind.

Zu Besuch in Künzelsau: Philipp Westermeyer trifft Reinhold Würth zum Gespräch
Zu Besuch in Künzelsau: Philipp Westermeyer trifft Reinhold Würth zum Gespräch. Foto: OMR
Inhalt
  1. So blickt Würth auf Bewerbungen
  2. "Das ist auch ein Dienst am ganzen Land"

Reinhold Würth blickt im OMR Podcast anlässlich seines 90. Geburtstags auf Meilensteine in seinem Leben zurück. Wie sollte man als Unternehmer*in während Krisenzeiten reagieren? Wieso ist Beständigkeit so wichtig im Berufsleben? Und wie geht man eigentlich mit dem Dilemma um, dass man für den Aufbau großer Unternehmen einen großen Teil seines Privatlebens opfern muss?

Es gibt einen Spruch von Warren Buffett, den wohl auch Reinhold Würth unterschreiben würde: Man solle ängstlich sein, wenn andere gierig sind – und gierig sein, wenn andere ängstlich sind, soll die Investoren-Legende mal gesagt haben. In Teilen dürfte Reinhold Würth dieser Aussage des vier Jahre älteren Buffett wohl zustimmen. Denn auch der 90-Jährige hat in seiner langen Karriere viele Höhepunkte und Krisen erlebt und dabei eine eigene Strategie entwickelt, damit umzugehen. In Krisenzeiten, so beschreibt es Reinhold Würth, würden viele Unternehmen anfangen zu sparen und die Lagerbestände abzubauen. Er hingegen macht das Gegenteil. Denn wenn die Wirtschaft wieder anzieht und die Nachfrage plötzlich sprunghaft steigt, seien viele andere Unternehmen nicht ausreichend lieferfähig. Die Firmengruppe des Schraubenkönigs aus Künzelsau hingegen schon. "Es gibt dann einen richtigen Boom – und wenn man den befriedigen kann, geht man sogar gestärkt aus einer Krise hervor."

Mehr als 75 Jahre hat Reinhold Würth gearbeitet. Und auch wenn er sich inzwischen aus der operativen Führung der von ihm aufgebauten Firmengruppe zurückgezogen hat, ist er weiterhin im Hintergrund aktiv, gibt Ratschläge und begleitet das von ihm aufgebaute Schrauben-Imperium bei seiner Transformation. Zwei Enkel von Würth haben inzwischen die Führung übernomme. Es ist ein Schritt, den der Patriarch lange vorbereitet hat. Schon 2022 hat er im OMR Podcast angekündigt, die Führung zu übergeben. Am 1. Januar 2025 wurde dieser Schritt dann auch formal vollzogen, als er den Stiftungsaufsichtsratsvorsitz an Enkelsohn Benjamin übergab. Die Anteile an der Würth-Gruppe werden von Familienstiftungen gehalten, der Vorsitz ist damit die wohl einflussreichste Position im Würth-Universum.

So blickt Würth auf Bewerbungen

"Beständigkeit" ist dann auch etwas, was Würth anderen als Tipp mit auf den Weg geben würde. Reinhold Würth sagt, es lohne sich, nicht ständig etwas Neues anzufangen, sondern die Dinge auch weiterzuentwickeln. Bei Bewerber*innen schaut er daher im Lebenslauf nicht nur auf die Noten: "Ich lade Menschen gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch ein, wenn sie in ihrer Bewerbung im Alter von 30 Jahren schon fünf Arbeitgeber angeben, weil diese Jobhopper auch bei uns das Haar in der Suppe finden würden und dann bald wieder weg sind", sagt er.

Bei aller Beständigkeit verschließt sich Würth allerdings auch nicht dem Wandel. Er verweist auf die rund 1500 IT-Kräfte im Unternehmen. Diese würden sich sehr stark mit der Automatisierung der Warenkommissionierung beschäftigen. Und auch Künstliche Intelligenz wird bei der Würth-Gruppe, die jährlich rund 20 Milliarden Euro weltweit umsetzt, schon im Alltag eingesetzt. "Wir haben ein KI-Programm, das meine Reden in 13 verschiedene Sprachen übersetzt und dabei sogar meine Lippen anpasst", sagt Reinhold Würth: "Das ist schon unglaublich, was da alles läuft." Auch das Vertriebmodell der Firmengruppe wandelt sich immer stärker, der Onlineanteil an den Einkäufen nimmt immer weiter zu. 

"Das ist auch ein Dienst am ganzen Land"

Fragt man Reinhold Würth, was er bereut in seinem Leben, ist die Antwort nicht ganz klar. Er hat mal gesagt, er hätte gerne mehr Zeit mit der Familie verbracht. Gleichzeitig blickt er allerdings auch voller Stolz auf sein Lebenswerk: "Das hat ja auch schon eine gewisse volkswirtschaftliche Bedeutung, wenn da ein Unternehmen praktisch aus dem Nichts entsteht und 88.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Das ist ja dann auch ein Dienst am ganzen Land, an den Bürgern". Es sei für ihn eine Genugtuung, am Ende seines Lebens sagen zu können, dass er nicht nur für sich und seine Verwandtschaft gearbeitet habe, sondern auch zum Gemeinwesen etwas beigetragen habe.

Im OMR Podcast spricht Reinhold Würth außerdem über die Entwicklungen in den USA und seinen Glauben an die Widerstandskräfte der US-Demokratie, und erklärt, was er Leute entgegnet, die sich ein Deutschland ohne Milliardäre wünschen.

Reinhold WürthWürthOMR Podcast
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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