Dieser Mann steckt hinter einigen der bekanntesten Slogans der deutschen Werbegeschichte
Wie Jean-Remy von Matt mit Jung von Matt die berühmteste Werbeagentur Deutschlands aufbaute
- Jung von Matt und das trojanische Pferd
- Deutschlands häufigstes Wohnzimmer entstand in Hamburg
- Die Themen des Podcasts mit Jean-Remy von Matt im Überblick:
Die Hamburger Agentur Jung von Matt ist die wohl bekannteste Werbeagentur Deutschlands. Das Team um die beiden Gründer Holger Jung und Jean-Remy von Matt macht Werbung für Unternehmen wie Sixt oder sogar Ex-Kanzlerin Angela Merkel. Im OMR Podcast gewährt Jean-Remy von Matt exklusive Einblicke in die Agentur-Geschichte – und verrät, warum er für eine gute Idee sogar zum Bettler wird.
Jean-Remy von Matt hat legendäre Werbeslogans wie „Supergeil“, „Geiz ist geil“ und „3-2-1, meins!“ geprägt und in Berlin ein Haus entworfen, dass es inzwischen sogar als Kühlschrank-Magnet gibt. Zusammen mit seinem Partner Holger Jung hat er die Agentur nicht nur zur bekanntesten Deutschlands gemacht, sondern auch zu einem Millionenunternehmen, das auch die beiden Gründer reich gemacht hat. Der Werber hatte dabei in all den Jahren viele geniale Ideen. Doch vielleicht wäre alles ganz anders gelaufen, wenn er sich mit einem dieser Einfälle in einem ganz wichtigen Moment durchgesetzt hätte: „Ich wollte die Agentur Jung und Matt nennen“, erzählt Jean-Remy von Matt im OMR Podcast. „Ich fand das lustig.“
Holger Jung (der schon im Januar 2020 im OMR Podcast zu Gast war) legte sein Veto ein, worüber auch Jean-Remy von Matt rückblickend froh ist. Immerhin hat es sich die Werbeagentur in all den Jahren zur Aufgabe gemacht, nicht nur andere Marken, sondern auch die eigene immer stärker erstrahlen zu lassen. Seit Jahrzehnten sorgt Jung von Matt dafür, dass der Autovermieter Sixt immer wieder mit provokanten Anzeigen für Aufmerksamkeit sorgt. Die Werber haben sich den Slogan „Bild dir deine Meinung“ für Deutschlands größte Boulevard-Zeitung genauso ausgedacht wie eine Kampagne für die Sparkassen, in denen sich Männer gegenseitig ihre Errungenschaften präsentieren: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“.
Jung von Matt und das trojanische Pferd
Parallel zu den Kampagnen für ihre Kunden hat die Agentur auch immer wieder die eigene Marke gepflegt. Gleich zu Anfang beispielsweise mit einer eigenen Firmenfarbe (grün) und einem herausstechenden Logo (ein trojanisches Pferd). „Wir haben sehr viel Wert auf Branding gelegt“, sagt Jean-Remy von Matt im Interview, das im Rahmen der Aufnahmen für das neuste OMR Original entstand, einer Dokumentation über die Entstehung und den Aufbau der legendären Hamburger Werbeagentur Jung von Matt. Das Motto sei gewesen: Wer seine eigene Marke nicht pflegt, dem sollte man auch keine andere anvertrauen. „Diese Schularbeiten müssen gemacht sein, sonst sind wir nicht glaubwürdig als Werber“, sagt der Agenturgründer. Dass dies bisweilen absurde Folgen hatte, gehörte dazu. So habe eine Bürotür viermal gestrichen werden müssen, bis er mit dem Grünton zufrieden gewesen sei.
Mit der gleichen Präzision kümmerte sich der Werber auch um Kampagnen seiner Kunden. „Ich habe wirklich sehr, sehr viel gearbeitet und sehr viel Leidenschaft in die Ideen und Kampagnen gesteckt“, sagt Jean-Remy von Matt. Dabei scheute er sich auch nicht, immer wieder mal die Seiten zu wechseln – und selbst vor die Kamera zu treten. Im Gespräch mit Philipp Westermeyer erzählt Jean-Remy von Matt, dass er unter anderem für den Modehersteller René Lezard im Anzug posierte.
Deutschlands häufigstes Wohnzimmer entstand in Hamburg
Ein anderes Mal verkleideten sich Holger Jung und er als Bettler. Eigentlich sollte von Matt höhere Preise beim Kunden Sixt durchsetzen, stattdessen einigte er sich mit Firmengründer Erich Sixt auf eine Kampagne, die selbstironisch die Sparsamkeit der Autovermietung zeigte: Um noch günstigere Preise bei der Vermietung anbieten zu können, habe Sixt seine Agentur im Preis gedrückt, lautete die Werbebotschaft, die sich auch für Jean-Remy von Matt auszahlte. Weil das Plakat auch am Hamburger Flughafen hing, habe eine begeisterte Stewardess ihm sogar mal einen Platz in der Business-Class angeboten, erzählt von Matt.
Mit Aktionen wie dieser sorgte Jung von Matt auch selbst immer wieder für Schlagzeilen. Das größte Medienecho gab es dabei vermutlich zu einer Art Installation in den eigenen Agenturräumlichkeiten: Deutschlands häufigstes Wohnzimmer. Für das wurde nichts dem Zufall überlassen: Vom Bodenbelag über die Tapete bis hin zur Einrichtung basierte alles auf Statistik und Marktforschung. „Am Ende war es wirklich perfekter Durchschnitt“, sagt von Matt. Sogar Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder habe es so spannend gefunden, dass er sich den Raum habe zeigen lassen.
Im OMR Podcast spricht Jean-Remy von Matt auch über die größte Niederlage der Firmengeschichte, erzählt warum Jung von Matt in der Schweiz mal jahrelang das Radrennen einer Gruppe Senioren gesponsert hat und verrät, warum er in Berlin ein Haus renoviert hat, dessen Dach nun an eine weibliche Brust erinnert.
Die Themen des Podcasts mit Jean-Remy von Matt im Überblick:
- Der Aufbau der Marke Jung von Matt (00:07:20)
- Misslungene Kampagnen und eigene Werbeauftritte (00:21:15)
- Die Entstehung von „Geiz ist geil“ oder „Bild dir deine Meinung“ (00:33:40)
- Wie man Werbung für Angela Merkel macht (00:39:30)
- Freundschaften mit Milliardären (00:43:30)
- Alternative Firmennamen (00:49:20)
- „Die Klowände des Internets“ – was Jean-Remy von Matt von Social Media hält (00:57:30)
- Das Berliner Busenhaus und Deutschlands häufigstes Wohnzimmer (01:02:45)
- Die größte Niederlage der Agenturgeschichte (01:13:30)