Niddal Salah-Eldin über ihre Rolle im Axel-Springer-Vorstand: „Ich bin kein Zirkuspony“
Der Medienkonzern geriet zuletzt oft selbst in die Schlagzeilen. Salah-Eldin will die Kultur verbessern.
- Axel Springer soll ein transatlantischer Powerplayer werden
- Niddal Salah-Eldin will die Firmenkultur zur Kennziffer machen
- Die Themen des OMR Podcasts mit Niddal Salah-Eldin im Überblick:
Schlagzeilen gehören für Axel Springer zum Geschäft – doch zuletzt produzierte der Berliner Medienkonzern eher Schlagzeilen in eigener Sache. Dabei immer wieder in der Kritik: die Firmenkultur. Niddal Salah-Eldin soll im Springer-Vorstand dafür sorgen, dass sich das wieder ändert. Große Erfahrungen im Personalbereich hat die Managerin bislang nicht gesammelt. Dennoch hat sie ambitionierte Pläne.
Ein Skandal um den Bild-Chefredakteur erschüttert den Medienkonzern Axel Springer und wirft auch die Frage nach der Firmenkultur auf, das Wort Boys-Club macht die Runde – und wenig später präsentiert das Unternehmen ein neues Vorstandsmitglied für Talent & Culture, das diverser kaum sein könnte: jung, weiblich, Migrationshintergrund. Niddal Salah-Eldin ist lang genug in der Medienbranche, um zu wissen, wie das von einigen Beobachter*innen gedeutet wird. Aber die 37-Jährige hat in den vergangenen Jahren so viel erreicht, dass sie auch über ausreichend Selbstbewusstsein verfügt, um darauf souverän zu reagieren: „Nur mit Phänotyp kommt man nicht weit. Irgendwann würde es auffallen, wenn man nicht abliefert“. Im OMR Podcast stellt sie daher klar: „Ich bin kein Zirkuspony“.
Niddal Salah-Eldin stammt aus dem Sudan, ihre Eltern sind für das Studium nach Deutschland gekommen. Inzwischen leben sie in den USA, Salah-Eldins Mutter hat am Corona-Impfstoff des US-Herstellers Moderna mitgeforscht. Tochter Niddal ist in Deutschland geblieben. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst für eine Agentur. Dann wechselte sie zu Axel Springer und machte innerhalb der Redaktion der „Welt“ Karriere, bevor sie das Unternehmen 2019 in Richtung Deutsche Presse-Agentur verließ. Sie wurde Produkt- und Innovationschefin, kehrte dann 2021 zu Axel Springer zurück, um die Journalistenschule Freetech Academy zu leiten, bevor sie dieses Jahr in den Vorstand einzog. Ach ja, Mutter ist sie zwischendurch auch noch geworden (Hier taucht sie auch in unserer OMR50-Liste auf).
Axel Springer soll ein transatlantischer Powerplayer werden
Ihre steile Karriere passt zu den großen Ambitionen, die es spätestens seit dem Einstieg des Private-Equity-Unternehmens KKR bei Springer gibt. Das beschreibt auch Niddal Salah-Eldin im OMR Podcast: „Wir wollen ein transatlantischer Powerplayer werden“. Der Medienkonzern solle gleichermaßen in Europa und den USA verwurzelt sein, was bislang keinem anderen Unternehmen aus der Branche gelungen sei.
Springer hat sich dafür zuletzt mit den Übernahmen von Business Insider und Politico namhaft auf dem US-Markt verstärkt. In diesem Jahr dürfte der Umsatz auch deswegen ungefähr bei vier Milliarden Euro liegen – rund eine Milliarde mehr als noch vor zwei Jahren. Aber gleichzeitig steht der Konzern damit stärker im Fokus. Gerade eine Frage rückte dabei zuletzt in den Mittelpunkt: Wie steht es um die Firmenkultur?
Der Skandal um Julian Reichelt hat sowohl in den USA als auch in Europa für Schlagzeilen gesorgt. Dem Ex-Chefredakteur von Europas größtem Boulevard-Medium Bild wurde vorgeworfen, gegenüber Frauen seine Macht missbraucht zu haben. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe kam Axel Springer nicht mehr aus den Schlagzeilen.
Mal ging es um eine Mail, in der Vorstandschef Mathias Döpfner angeblich für die Wiederwahl des damaligen US-Präsidenten Donald Trump geworben haben soll. Dann wurde bekannt, dass die gerade erst in den Vorstand berufene Ulrike Handel schon wieder gehen wird. Und zuletzt bestätigte das Unternehmen dann einen Bericht des „Spiegel“, wonach der künftige Bild-Chefredakteur vor Dienstantritt zum Drogentest solle.
Niddal Salah-Eldin will die Firmenkultur zur Kennziffer machen
Es dürfte Niddal Salah-Eldin jedenfalls nicht an Arbeit mangeln – zumal die Managerin überzeugt ist, dass die Kultur eines Unternehmens künftig eine immer wichtigere Rolle in dessen Gesamtbewertung einnehmen werde. Entsprechend soll die Frage, wie es um sie steht, bei Axel Springer auch eine ähnliche Bedeutung wie wirtschaftliche Kennzahlen bekommen. „Genauso wie wir uns jeden Monat in großer Runde mit unserer Business-Performance beschäftigen, ist es das Ziel zu sagen, jeden Monat gucken wir uns auch die kulturelle Performance an“, sagt Niddal Salah-Eldin.
Allein aufgrund des gerade in Deutschland zunehmend härteren Kampfs um die besten Köpfe, spielt die Firmenkultur eine immer wichtigere Rolle. Denn laut Salah-Eldin geht es längst nicht nur darum, wie man attraktiv für Talente von außen wird. „Aus meiner Sicht müssen sich Unternehmen jetzt viel intensiver mit der Rentention von Talenten beschäftigen. Also: Wie stellen wir sicher, dass die richtigen Leute auch bei uns bleiben?“, sagt sie im OMR Podcast. Auch daran will sie sich in Zukunft messen lassen, denn ihr Ziel ist klar. Sie wolle, sagt Niddal Salah-Eldin, das kulturelle Betriebssystem von Axel Springer auf einen Standard heben, der auch die internationalen Ambitionen unterstreicht.
Im OMR Podcast verrät Niddal Salah-Eldin außerdem, warum sie weiterhin an Journalismus als lukratives Geschäftsmodell glaubt, warum Axel Springer eigentlich ganz verschiedene Firmenkulturen hat und wieso sich auch Private-Equity-Investor KKR sehr stark für das Thema interessiert.
Die Themen des OMR Podcasts mit Niddal Salah-Eldin im Überblick:
- Eine globale Familiengeschichte: Das Leben von Niddal Salah-Eldin (00:04:30)
- Kulturwandel als Thema: Der Wechsel in den Springer-Vorstand (00:14:00)
- Führungskräfte im Fokus: So soll die Kultur bei Axel Springer verändert werden (00:24:00)
- Vom deutschen Verlag zum transatlantischen Powerplayer (00:34:00)
- Muss man sich für den Arbeitgeber rechtfertigen? Springer als Medienthema (00:44:00)