Axel-Springer-CEO: Pro-AfD-Gastbeitrag von Elon Musk war „richtige Entscheidung“

Florian Rinke19.1.2025

Mathias Döpfner spricht im OMR Podcast über seine Beziehung zum Tesla-Chef und die Zukunft des Medienhauses nach dem Ausstieg von Investor KKR.

Philipp Westermeyer und Mathias Döpfner nach der Aufnahme
Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner (rechts) empfing OMR-Gründer Philipp Westermeyer am 13. Januar zur Aufnahme im Berliner Springer-Hochhaus. Foto: OMR
Inhalt
  1. Axel Springer setzt auf die USA
  2. Ein Gastbeitrag sorgt für eine Kontroverse
  3. Musk kann zur Gefahr für die Demokratie werden

Seit knapp 25 Jahren führt Mathias Döpfner den Berliner Springer-Konzern – und hat den Traditionsverlag in dieser Zeit mehrmals transformiert. Nun will er den nächsten Schritt gehen, aus Axel Springer soll der größte Digitalverlag der demokratischen Welt werden. Im OMR Podcast spricht Döpfner über seine Strategie, den umstrittenen Gastbeitrag von Elon Musk in der Springer-Zeitung "Welt am Sonntag" und seine Zweifel, ob der teilweise geniale Tesla-Chef langfristig nicht zu einer Demokratie-gefährdenden Figur wird.

Vor knapp zwölf Jahren hat sich Axel Springer das erste Mal gehäutet – und Mathias Döpfner hat all den vermeintlichen Ballast abgeworfen, der ihm auf dem Weg Richtung Zukunft hinderlich erschien. Das alte Print-Geschäft mit Medienmarken wie Hörzu, Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt wurde an die Funke-Mediengruppe aus Essen verkauft. Axel Springer hingegen setzte voll aufs Digitale. Nun häutet sich Axel Springer das zweite Mal, doch dieses Mal bleibt der Journalismus unter dem Dach des Konzerns. Investor KKR, mit dem man das Geschäft in den vergangenen fünf Jahren weiterentwickelt hatte, bekommt die Digitalportale für Immobilien, Jobs und Co – und das wirft natürlich die Frage auf, ob es dieses Mal der mächtige Springer-CEO ist, der mit dem vermeintlichen Ballast da steht.

Mathias Döpfner glaubt das natürlich nicht. Der Ausstieg von KKR, knapp fünf Jahre nachdem die Private-Equity-Gesellschaft geholfen hatte, den Medienkonzern von der Börse zu nehmen, ist für ihn ein Moment der Vorfreude, des Aufbruchs. Axel Springer ist danach schuldenfrei, hat auch mithilfe von KKR große US-Medienmarken wie Politico oder Business Insider gekauft und sich damit internationalisiert – und soll nun den nächsten Schritt gehen. In demokratischen Ländern wolle man durch Gründungen und Zukäufe investieren, sagt Mathias Döpfner im OMR Podcast: "Wir wollen wachsen, um im Idealfall der größte Digitalverlag der demokratischen Welt zu werden. Das ist das Maximalziel."

Axel Springer setzt auf die USA

Schon jetzt arbeitet etwa die Hälfte der Springer-Journalist*innen in den USA – und das wirft natürlich die Frage auf, wie es nun weitergeht, da mit Donald Trump ein Mann ins Weiße Haus einzieht, dem kritische Medien schon lange ein Dorn im Auge sind, speziell wenn sie ihm selbst gegenüber kritisch sind. Schon während des Wahlkampfs hatten Medien wie die Washington Post ihre Praxis geändert, vor der Wahl eine Empfehlung für einen Kandidaten bzw. eine Kandidatin abzugeben. Kritiker*innen hatten das als Kniefall von Eigentümer und Amazon-Gründer Jeff Bezos vor Trump interpretiert. Mathias Döpfner hingegen findet den Schritt richtig. "Ich finde die Wahlempfehlung, vor allen Dingen, wenn sie seit 50 Jahren immer für die gleiche Partei erfolgt, wahnsinnig langweilig für die Leser*innen und auch ein bisschen bevormundend." Er sei froh, dass die Springer-Marken nie eine solche Empfehlung abgegeben hätten, auch nicht die akquirierten US-Player Politico, Business Insider oder Morning Brew.

Eine Wahlempfehlung gab es in einem Springer-Medium dafür zuletzt von anderer Seite. Tesla-Chef Elon Musk hatte zuletzt mehrfach öffentlich die in Teilen rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) gelobt – unter anderem auch in einem Gastbeitrag in der zu Axel Springer gehörenden „Welt am Sonntag“. Musk hatte in diesem Beitrag geschrieben, die AfD sei der letzte Funke Hoffnung für Deutschland. Es waren jedoch schnell Zweifel daran aufgekommen, wie intensiv sich der reichste Mensch der Welt, dem auch die Social-Media-Plattform X gehört, mit der Partei auseinandergesetzt hat – immerhin setzt die ja auch in Zukunft stark auf den Verbrennungsmotor und fossile Energieträger, während Musk mit Tesla zu den Pionieren der Elektromobilität gehört und stark auf Solarenergie setzt.

Ein Gastbeitrag sorgt für eine Kontroverse

Der Gastbeitrag hatte auch intern zu einer Kontroverse bei Axel Springer bzw. der Welt geführt, unter anderem hatte im Anschluss die Leiterin des Meinungsressorts gekündigt. Mehr als 50 Redaktionsmitglieder sollen laut "Spiegel" außerdem im Vorfeld eine entsprechende Mail an die Chefredaktion unterschrieben haben. Selbst Robin Alexander, der stellvertretende Chefredakteur, soll dagegen gewesen sein, den Beitrag zu veröffentlichen, berichtete der Branchendienst "Medieninsider". Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner sagt im OMR Podcast, er sei über den Gastbeitrag informiert worden, die Chefredaktion habe jedoch entschieden, ihn zu bringen: „Ich finde die Entscheidung vollkommen richtig.“

Den Gastbeitrag kann man in dieser Lesart als Teil von Döpfners grundsätzlicher Strategie verstehen, das Meinungsspektrum in den Springer-Publikationen möglichst breit zu fassen – auch wenn der Aufruf zur Wahl der AfD den hausinternen Springer-Grundsätzen widerspricht, in denen es unter anderem heißt, dass man politischen und religiösen Extremismus sowie jede Art von Rassismus ablehne. Mathias Döpfner sagt jedoch auch: "Unsere Wette ist: Wenn die meisten Medien sich in Lager begeben, die meisten berechenbar werden, die meisten parteipolitisch festgelegt sind, dann sind die wenigen, die es genau anders machen, vielleicht besser unterwegs."

Musk kann zur Gefahr für die Demokratie werden

Mit dem Autor des Gastbeitrags steht Mathias Döpfner schon seit vielen Jahren im Austausch. Der Springer-CEO erzählt im OMR Podcast, dass er Elon Musk schon seit mehr als zehn Jahren kenne. „Wir haben uns ein paar Mal zu sehr intensiven, tiefen Gesprächen getroffen", sagt Döpfner, der – wie aus Gerichtsakten hervorgeht – Musk auch mal das Angebot unterbreitet hatte, für ihn die Plattform X zu betreiben. Befreundet sei er mit Musk allerdings nicht: „Aber ich bin froh und dankbar, eine so faszinierende Person seit vielen Jahren zu kennen und den Weg zu beobachten. Und das tue ich mit der Neugier des Journalisten, aber nicht mit der kumpelhaften Verbundenheit eines Freundes."

Ausschließen will Mathias Döpfner nicht, dass Musk mit seiner breiten Unterstützung von rechten und demokratiefeindlichen Kräften selbst zu einer Gefahr für die freie Welt wird. „Er ist ohne jede Frage eines der prägenden Genies unserer Zeit. Deswegen kann er sich aber trotzdem zu einer sehr, sehr problematischen und vielleicht für die Demokratie gefährlichen Figur entwickeln. Das ist absolut denkbar“, sagt Mathias Döpfner. Ob Elon Musk die Welt unterm Strich besser oder schlechter gemacht habe, werde sich erst in ein paar Jahren zeigen, sagt Mathias Döpfner: "Wie man in Amerika sagt: The Jury is out."

Ob Mathias Döpfner eine Medienmarke wie Wall Street Journal trotz Print-Geschäft kaufen würde, wieso KI der größte Booster für den Journalismus sein könnte und wieso er trotz seiner persönlichen Ablehnung der AfD noch keine Nachricht an Elon Musk geschickt habe, um ihm zu sagen, dass er inhaltlich auf dem Holzweg sei, erfährst Du im OMR Podcast.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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