Warum Lea-Sophie Cramer sich bei der Gründung ihrer neuen Firma filmen lässt
Wie investiert man richtig in Aktien, Unternehmen und die eigene Reichweite? OMR Podcast-Stammgästin Lea-Sophie Cramer kennt die Antworten
- Plattformen verstehen, um sie zu knacken
- Entweder senden oder kreieren
- Reichweite verändert das Netzwerk
- Appell für mehr Mut zur Öffentlichkeit
- Die chaotische kreative Phase
- Gegen den Mythos vom Gründen
- Update aus der „Finance Corner“
- Unsere Podcast-Partner im Überblick:
- Die Themen des OMR Podcasts mit Lea-Sophie Cramer im Überblick:
Premiere für die OMR Podcast-Stammgästin: Erstmals wird eine Folge mit Lea-Sophie Cramer nicht remote sondern vis-a-vis mit Philipp Westermeyer (und einer trennenden Plexiglas-Scheibe) im Hamburger Studio aufgenommen. Und diese Folge hat es in sich: Es geht um Cramers Growthhacks für LinkedIn, Clubhouse und neue Social-Media-Plattformen überhaupt, ihre Strategie als Investorin an der Börse und in der Startup-Szene sowie die Antworten der Unternehmerin auf Fragen aus der OMR-Community.
Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an das legendäre „Clubhouse-Wochenende“ im Januar, als die Audio-Drop-Plattform Deutschland überrollt hat (oder zumindest die hiesige Tech- und Digital-Bubble)? Es gab damals einige Leute, die allways-on zu sein schienen und gefühlt ohne Pause immer in irgendeinem Raum auf dem Podium saßen. Die Berliner Unternehmerin Lea-Sophie Cramer gehörte dazu. Und im OMR Podcast erklärt sie das Kalkül dahinter.
Plattformen verstehen, um sie zu knacken
„Bei diesen ganzen Plattformen geht es mir darum, die zu verstehen und dann zu knacken“, sagt Cramer. Und wenn man die Mechaniken einer gerade exponentiell wachsenden App erst einmal erkannt habe, dann sei es leicht, durch große Präsenz und geschicktes Beispielen mit Content, enorme Reichweite aufzubauen. Bei Clubhouse habe sie an besagtem Wochenende so den größten Teil ihrer 65.000 Follower eingesammelt.
Bei LinkedIn hat sie es mit 130.000 Followern sogar unter die 20 größten Accounts aus Deutschland geschafft, bei Instagram auf immerhin 37.000. Wobei sie gerade erfahren hat, wie vergänglich die Reichweite sein kann, sobald man die eigene Aktivität zurückschraubt. Sei sie bei ihren Instagram-Stories weniger aktiv sein, sei die Zahl der Views von 50 Prozent ihrer Follower*innen auf ein Drittel eingebrochen, berichtet Cramer.
Entweder senden oder kreieren
Wobei sie derzeit bewusst in Kauf nehme, durch ein Zurückfahren ihrer Aktivität auf sämtlichen Kanälen ihre dort in den vergangenen Monaten aufgebaute Reichweite nun zum Teil wieder zu verspielen. Denn am Ende habe sie sich entscheiden müssen: „Du bist immer in dieser Phase des Sendens oder des Kreierens“, sagt Cramer. Anders gesagt, jeder Post habe sie davon abgehalten, das zu tun, was ihr gerade wieder wichtiger wird: „Ich möchte wieder gründen“, sagt die Ex-Amorelie-CEO. Social Media halte sie davon ab, sich „hinzusetzen und in den Keller zu gehen und zu arbeiten“, sagt Cramer.
Aus diesem Grund würden auch keine neuerlichen TV-Auftritte – etwa in Gründer-Shows (Cramer war in der Vergangenheit Jurymitglied in der Startup-Show „Das Ding des Jahres) – zur Debatte stehen. Auch wenn die Unternehmerin die Vorzüge sieht, die diese andere Form von öffentlicher Präsenz mit sich bringen würde: „Das große Plus ist, dass man Dinge neu definieren kann“, sagt Cramer. Also etwa das Bild von Gründerinnen verändern und in gewisser Hinsicht zum Rolemodel der kommenden Generation von Unternehmerinnen zu werden.
Reichweite verändert das Netzwerk
„Dass“, so sagt Cramer, „andere Frauen denken: Ach, krass, so kann man das auch machen. Ich muss nicht Bullen-hart sein, ich muss auch nicht die Vorzeige-Frau sein, sondern ich eigentlich so sein wie ich bin und trotzdem kann ich ein großes Unternehmen aufbauen.“ Außerdem eröffneten sich durch mediale Präsenz neue Zugänge. „Dein Netzwerk verändert sich durch deine Reichweite schon sehr“, sagt Cramer.
Allerdings stünden auf der anderen Seite die negativen Effekte, die mit einer wachsenden Bekanntheit einhergingen: sich nicht mehr unerkannt in der Öffentlichkeit bewegen zu können. Und dann natürlich der Neid und die bewertende Kultur in Deutschland, wo man anders als etwa in den USA erfolgreichen Menschen weniger mit Achtung als mit Missgunst begegne.
Appell für mehr Mut zur Öffentlichkeit
Dennoch wünscht sich Cramer, mehr Gründer und Unternehmer würden ihre Medien-Scheu überwinden. Als junge Studentin hätte sie solche Vorbilder gebraucht. „Ich hätte das großartig gefunden, als 21-jähriges Mädel an der Uni Mannheim: einen 30-jährigen Gründer in Berlin zu sehen, der ein Milliarden-Unternehmen aufgebaut hat. Da hätte ich gesagt: Was? Der ist neun Jahre älter, vielleicht kann das auch machen.“
Vielleicht wird Cramer trotzt ihrer Skepsis und Vorbehalte jedoch genau diese Person werden. Zumindest hat sich sich entschieden, sich über Gründungsphase ihres nächsten Startups von einem Filmteam begleiten zu lassen. So sei die Kamera gerade oft dabei, wenn sie sich zu Gesprächen mit Investoren trifft oder zum Sparring macht mit anderen Unternehmern.
Die chaotische kreative Phase
Momentan befinde sie sich in einer Phase, die alle Seriengründer kennen würden, sagt Cramer. „Die erste Idee ist dir vielleicht noch zugeflogen. Aber die zweite Idee fliegt dir nicht zu. Das ist meist, dass du dich wirklich hinsetzen musst und mit vielen Leuten sprichst und dir Sachen durchliest und TechCrunch und dies und das und mit VCs sprichst, was liegt eigentlich auf dem Tisch, wofür kriegt man gute Bewertungen? In dieser chaotischen kreativen Phase bin ich.“
So habe sie bereits über Konzepte für die Baubranche nachgedacht, über Speichertechnologien und neue Programmiersprachen für künstliche Intelligenz. „Ich gucke mir wilde Ideen an und habe das mal aufgenommen“, sagt Cramer. „Es kann sein, dass da nur Scheiße rauskommt.“
Gegen den Mythos vom Gründen
Natürlich hofft sie auf das Gegenteil, denn ihr geht es bei der Dokumentation ihrer neuerlichen Gründung nicht zwangsläufig darum, eine Heldengeschichte zu erzählen, sondern eher, mit Mythen aufzuräumen, die andere davon abhalten, den Schritt zur Gründung eines Startups zu tun. Was sie hoffe, sagt Cramer: „Dass man dann davor sitzt und denkt: Krass, die lesen ja auch nur bei den verschiedensten Magazinen, was das passiert und reden mit ihren fünf sechs Hanseln, dass man mal sieht, wie banal es ist, auf solche Ideen zu kommen – und wie schwer, weil man sich ja quasi jede Idee kaputt rechnet.“ Denn das sei der größte Gegner auf dem Weg zu ihrem nächsten Unternehmen – der rückblickend auch die Entstehung ihres Sexshop-Unternehmens verhindert hätte verhindern können: „Amorelie, da kannst du kein Marketing machen, das gründe ich nicht.“
Wenn Ihr außerdem wissen wollt, warum Lea-Sophie Cramer nicht glaubt, dass Gründerteams komplementär sein müssen, was sie von Oliver Samwer gelernt hat und wie sie die Gewichtungen des Bildungssystems ändern würde: Hört Euch die neueste Folge des OMR Podcasts an!
Update aus der „Finance Corner“
Dann gibt es in dieser OMR Podcast-Folge noch die neue Ausgabe der „Finance Corner“ mit Scalable-Capital-Gründer Erik Podzuweit. Darin geht es u.a. umr die Rückkehr der Zinsen auf Staatsanleihen, die Auswirkungen auf den Aktienmarkt und die Frage, ob nun der große Crash kommt.
Unsere Podcast-Partner im Überblick:
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Die Kollegen von Vodafone haben sich was Neues ausgedacht. Und zwar GigaKombi Business. Das bedeutet, Ihr könnt nun auch Mobil- und Festnetztarife miteinander kombinieren. Ein Beispiel: Wenn Ihr den Mobilfunktarif „Red Business Prime“ mit dem Festnetztarif „Red Business Internet & Phone Cable 1000“ kombiniert, zahlt ihr nicht nur 29 statt 39 Euro im Monat für den Mobilfunktarif. Ihr bekommt außerdem die ersten sechs Monate des Festnetztarifs für 0 Euro statt 49 Euro im Monat. Dazu kommen noch ein unlimitiertes Datenvolumen und weitere Vorteile. GigaKombi Business gibt es für Neu- und Bestandskunden. Alle Infos zu der Kombinationsidee findet Ihr unter vodafone.de/giga-business.
Dann möchten wir Eure Aufmerksamkeit auf zwei Unternehmen lenken, die viele nicht auf dem Schirm haben. Es geht zum einen um ein Unternehmen, das die europäische Antwort auf Amazon AWS und die Google Cloud ist. Der in Klagenfurt gegründete IT-Dienstleister Anexia betreibt mittlerweile mehr als 100 Rechenzentren überall auf der Welt. Zu den Kunden zählen unter anderem Netflix, Lufthansa, Teamviewer und Airbnb. Auf mehr als 100.000 Kund*innen kommt im B2C-Bereich kommt Netcup, die für das Consumer-Segment zuständige Tochterfirma von Anexia, die Services wie Webhosting, Domains und virtuelle Server anbietet. Wenn deren Angebot mal ausprobieren wollt, dann findet Ihr unter netcup.de/omr aktuell einen 20-Euro-Gutschein. Und falls ihr auf der Suche nach einem neuen Job im Bereich Cloud-IT seid, dann schaut euch die Kollegen ebenfalls an. Aktuell gibt es bei Anexia über 40 offene Stellen.
Die Themen des OMR Podcasts mit Lea-Sophie Cramer im Überblick:
- Warum sie in letzter Zeit auf ihrem Social-Media-Profilen deutlich weniger aktiv gewesen ist (ab 4:08)
- Über das „Clubhouse Wochenende“ im Januar zurückblickt und das Ende des Hypes und wenige Highlights wie Naval Ravikant und Cathie Wood (ab 7:59)
- Ihre Learnings aus dem OMR Börsenspiel und ihre aktuelle Investment-Strategie (ab 11:01)
- Von wem Lea-Sophie Cramer sich Tipps für die Zusammenstellung Ihres Portfolios besorgt hat (ab 16:54)
- Wie sie versucht hat, in den Supermarkt-Lieferdienst Gorillas zu investieren (ab 18:42)
- Über ihr Investment in das Nachhilfe-Startup Cleverly (ab 20:00)
- Wie viele Anfragen für TV-Auftritte sie bekommt und ob sie darüber nachdenkt, solche Angebote anzunehmen (ab 23:43)
- Warum Unternehmertum und Öffentlichkeit in Deutschland nicht zusammengehen (ab 28:02)
- Über den aktuellen Stand ihre Pläne, wieder ein Unternehmen zu gründen und warum sie sich dabei mit der Kamera begleiten lässt (ab 34:01)
- Ihre Antworten auf Fragen aus der OMR-LinkedIn-Community zu Co-Gründer-Suche, Tipps an das jüngere Ich und Buchempfehlungen (ab 38:20)
- Scalable-Capital-CEO Erik Podzuweit in der „Finance Corner“ über die aktuellen Börsen-Themen (ab 55:22)