Kikis Kitchen: So hat Kiki Aweimer den Hype um Dubai-Schokolade ausgelöst
Die Creatorin ist Expertin darin, Food-Hypes zu generieren – mit ihrem Online-Shop macht sie dadurch Millionen-Umsätze
In den letzten Wochen war es unmöglich, ihr zu entkommen: Die Dubai-Schokolade war vor allem auf Tiktok ein virales Phänomen. Ausgelöst hat den Hype offenbar die Bochumer Creatorin Kiki Aweimer. Die verkauft die Schokolade auch in ihrem Shop und macht mit diesem und weiteren Produkten einen Millionen-Umsatz. Wir haben mit ihr über den Dubai-Schokoladen-Hype, ihren Riecher für virale Phänomene und den Weg von der Youtube-Creatorin zur Unternehmerin mit eigenem Shop und Café gesprochen.
Alle wollen sie, nur wenige bekommen sie. Die sogenannte Dubai-Schokolade ist einer der aktuell größten Social-Media-Hypes. Die mit Pistaziencreme, Tahin und Engelshaar (Kadayif) gefüllte Schokolode sieht so besonders aus, dass sie perfekt für Social Media geeignet ist. Mittendrin im Hype: Die Bochumer Koch- und Back-Creatorin Kiki Aweimer (Kikis Kitchen). Denn sie hat nach eigener Aussage die Schokolade überhaupt erst in Deutschland bekannt gemacht: "Ich habe die Schokolade vor einer Dubai-Reise im Internet gesehen und wusste, dass ich sie da kaufen und auch nachmachen will für ein Video", sagt sie gegenüber OMR.
Selbst vom Hype profitieren
Das Instagram Reel ihres ersten Geschmackstests noch in Dubai kommt auf über sieben Millionen Aufrufe. Ihr erster Versuch, die Schokolade selbst herzustellen landet zwei Tage später bei über sechs Millionen Views. "Bei der Marke in Dubai hieß das Produkt Knafeh-Schokolade. Ich habe sie dann auch als erste 'Dubai Schokolade' genannt." Kiki und ihr Mann Hamza Aweimer verstehen schnell, dass sie die Dubai-Schokolade nach Deutschland bringen sollten, um so selbst vom Hype zu profitieren. "Ich habe noch in Dubai mit einem Pralinenhersteller gesprochen, ob wir die Schokolade nicht nach Deutschland bringen können", so Kiki Aweimer.
Die Dubai-Schokolade ist gefüllt mit Pistaziencreme, Tahin und Engelshaar
Im Juni startet dann der Verkauf im eigenen Online-Shop. Die mit knapp 15 Euro pro Tafel nicht gerade günstige Süßigkeit ist sofort ausverkauft. Zu Beginn kann der Hersteller 750 Tafeln pro Tag produzieren – das Engelshaar muss in Handarbeit in die Pistazien-Tahin-Masse eingerührt werden – das und die derzeit hohen Pistazienpreise seien auch der Grund für den hohen Preis. Dafür habe Kiki Aweimer auch aus der Community erstmals so richtig negatives Feedback bekommen. Sie und ihr Mann Hamza betonen im Gespräch aber, dass der Preis der Herstellung und nicht der hohen Nachfrage geschuldet sei. Auch ein Blick auf weitere Hersteller zeigt: Die richtige Dubai-Schokolade ist eigentlich nicht unter 15 Euro zu bekommen – selbst bei Lindt. Der Nachfrage tut der Preis offenbar nicht weh. Mittlerweile produziert Kiki Aweimers Schokoladen-Partner 1.200 Tafeln am Tag. "Die Schokolade war immer so schnell ausverkauft. Wir liefern täglich das aus, was wir produzieren und geben jetzt bei der Bestellung an, wann wir liefern. Das Datum ist immer so kalkuliert, dass wir das mit den produzierten Tafeln decken können", so Kiki Aweimer. Wer jetzt eine Tafel Dubai-Schokolade bestellt, bekommt die erst Mitte Dezember geliefert.
"Wir schaffen hoffentlich bald die Produktion von 25.000 Tafeln pro Woche. Das brauchen wir auch, um die Nachfrages des LEH's zu bedienen", sagt Hamza Aweimer. Der Hype ist ungebrochen und Edeka, Rewe & Co. wollen die Schokolade dringend listen. Dabei ist es gerade zumindest auf Aweimers Accounts sehr ruhig um das Produkt. "Wir machen gerade eigentlich nichts zur Dubai-Schokolade, weil wir ja nicht sofort liefern können. Wenn sich das ändert, wollen wir nochmal einen Hype auslösen", sagt Hamza Aweimer. Auch ohne großes Trommeln verzeichne der Shop derzeit 2.000 bis 3.000 Bestellungen der Schokolade pro Tag.
Mit Youtube fängt alles an
Kiki Aweimers Erfolg startet aber nicht mit einer Hype-Schokolade. Ihre Creator-Karriere startet sie eher unverhofft schon vor einigen Jahren: "Ich habe den Youtube-Kanal einfach als Hobby gestartet. Ich konnte mich 2016 nach einer OP drei Wochen lang nicht viel bewegen und habe einfach mal ein Kochvideo gemacht", erzählt sie. "Ich hätte nicht gedacht, dass daraus mal ein Unternehmen mit 80 Mitarbeitern wird." Auf Youtube erscheinen seitdem regelmäßig Rezeptvideos von ihr. Und seit dem Start auf der Plattform sucht sie nach außergewöhnlichen Ideen mit Viral-Potenzial. "Unsere Strategie war schon von Anfang an: Jeden Sonntag ein Video posten und ein Thema aufgreifen, das gerade beliebt ist. So richtig bekannt geworden bin ich zum Beispiel durch Rezeptanleitungen für XXL-Süßigkeiten wie ein XXL-Toffifee oder einen riesigen Kinderriegel."
Heute verzeichnet der Youtube-Account "Kikis Kitchen" über 700.000 Abonnent*innen. Die Rezeptvideos verzeichnen derzeit stabil zwischen 30.000 und 100.000 Abrufe nach wenigen Wochen. Mittendrin gibt es dann aber auch immer wieder die viralen Ausreißer. Vor der Dubai-Schokolade war das auf Youtube der San-Sebastian-Cheesecake. Den besonders cremigen und gleichzeitig verbrannten Kuchen hatten Kiki und Hamza 2019 in Istanbul entdeckt und das Rezept mit nach Deutschland gebracht. Das Video dazu kommt auf über 2,5 Millionen Aufrufe und bemerkenswerterweise auf über 10.000 Kommentare. Damit ist es eines der am meisten kommentierten Rezeptvideos in Deutschland.
Eigener Shop gegen die Abhängigkeit
Natürlich ist Kiki Aweimer auch auf Instagram und Tiktok aktiv. "Bei Instagram und Tiktok kann ich auch mal anderen Content machen. Bei Youtube funktionieren vor allem die Rezeptvideos", sagt sie. Auf den beiden Plattformen gibt es deshalb auch immer wieder Behind-The-Scenes-Inhalte etwa von den Produktionsstätten der Dubai-Schokolade. Auf Instagram folgen Kikis Kitchen über 570.000 Menschen, auf Tiktok sind es auch schon über 370.000. Auch auf der Kurzvideo-Plattform hat ihr Video zur Dubai-Schokolade über zwei Millionen Views.
Nur von der Reichweite und Partnerschaften wollte Kiki Aweimer aber schon vor fünf Jahren nicht mehr leben. "Wir haben den Shop gestartet, weil wir immer von Affiliate-Links abhängig waren. Da sind wir bei vielen Videos durch Aufwand und Ausgaben für Produkte bei Null rausgekommen", erzählt sie. Also entschließt sie gemeinsam mit ihrem Mann Hamza, einen eigenen Online-Shop aufzubauen und Produkte selbt zu verkaufen, auf die sie zuvor nur per Affiliate-Link unter ihren Videos verweisen konnte. "Zu Beginn hatten wir 80 Produkte, davon 20 bis 30 von unserer Eigenmarke. Wir haben dann in Hamzas Kinderzimmer angefangen, das zu lagern und zu verpacken – sind dann aber recht schnell in ein erstes 80-Quadratmeter-Lager gezogen", so Kiki Aweimer. "Mit Corona kam der richtige Boom. Und zusätzlich habe ich in der Zeit den San-Sebastian-Cheesecake entdeckt und in Deutschland bekannt gemacht. Dadurch sind in der Zeit die Verkäufe für Springformen und Vanilleextrakt im Shop explodiert."
Viral-Trends als Business-Strategie
"Wir haben heute fast 700 Produkte im Online Shop gelistet. Davon sind um die 400 Eigenprodukte", so Hamza Aweimer. Geliefert wird aus einem 2.800-Quadratmeter-Lager und 50 Mitarbeitende arbeiten nur am Projekt Online-Shop. Zu den Bestsellern gehören neben der Dubai-Schokolade und den Zutaten für den San-Sebastian-Cheesecake vor allem "Kikis Creams", also süße Aufstriche wie Pistazien- oder Haselnusscremes. Ein eher überraschender Bestseller sei derzeit auch Schwarzkümmelöl, das weniger als Zutat für eines von Kikis Backrezepten nachgefragt wird, sondern eher als Nahrungsergänzungsmittel. Sie selbst nutze das Öl seit vielen Jahren und habe damit auch die Community überzeugt. Schwarzkümmelöl gilt im arabischen Raum schon seit Jahrtausenden als Bestandteil gesunder Ernährung.
"Den Großteil der Kunden gewinnen wir organisch. Wir schalten maximal Google-Anzeigen. So kommen wir auf Marketing-Ausgaben von 500 bis 1.000 Euro im Monat", sagt Hamza Aweimer. Das könne sich das Unternehmer-Paar leisten, weil über Kikis Kanäle genug Traffic generiert werde. Unter jedem Rezeptvideo auf Youtube markiert sie alle Produkte, die sie nutzt. Und die gibt es immer komplett in ihrem Shop – von der Küchenmaschine über die Springform und Vanilleextrakt bis zum Tortenheber und dem Kuchenteller. "Ich bin mein eigener Influencer, ich kenne die Produkte, entwickle sie wirklich selbst mit. So kann ich auch immer auf Feedback aus der Community eingehen. Zuletzt habe ich auch mal unsere Honey-Mustard-Sauce dickflüssiger gemacht, weil sich das viele gewünscht haben", sagt Kiki Aweimer.
Hypes wie um die Dubai-Schokolade und den Cheesecake feuern den Zulauf zum Shop immer auf's Neue noch einmal zusätzlich an. Wer die Dubai-Schokolade kauft, greift im Zweifel auch bei weiteren Produkten im Shop zu. Derzeit sind zum Beispiel auch die Pistazien- und die Haselnuss-Cremes ausverkauft – weil man die für die Eigenherstellung der Schokolade nutzen kann. Das führt zu mittlerweile recht beeindruckenden Zahlen. Laut Hamza und Kiki Aweimer ist der Shop in diesem Jahr auf dem Weg, zehn Millionen Euro Umsatz zu knacken. Allein rund um den Black Friday lag der Umsatz im vergangenen Jahr bei 800.000 Euro.
"Instagram ist die Plattform, über die die meisten Menschen in den Shop kommen. Das liegt aber auch daran, dass wir regelmäßig Werbung machen, indem wir unsere Produkte ohnehin natürlich in Rezepte, Alltag & Co. integrieren und verlinken", sagt Hamza Aweimer. Seit sechs Monaten gibt es zusätzlich ein Affiliate-Programm für Micro-Influencer*innen ab 5.000 Followern. Und das Team verschicke immer wieder beliebte Produkte an bekannte Creator*innen, die dann kostenlos dafür werben. Viele Influencer*innen hatten so den Hype um die Dubai-Schokolade zusätzlich angeheizt, weil sie die auf Instagram oder Tiktok live probiert hatten. Viele solcher Videos verzeichnen Hundettausende und zum Teil Millionen Aufrufe.
Unternehmerin, um nicht mehr Creatorin sein zu müssen
"Ich weiß nicht, ob ich mit Mitte 40 noch jeden Tag Instagram machen will. Deshalb ist es vielleicht auch jetzt ganz gut, die Schritte Richtung Gastro und Handel zu gehen", sagt Kiki Aweimer irgendwann im Gespräch mit OMR. Denn zusätzlich zum Shop haben sie und Hamza bereits ein zweites Standbein aufgebaut. In Bochum betreiben sie einen physischen Store für Kikis Produkte und ein Café. Im Store arbeiten zehn, im Café noch einmal 20 Mitarbeitende. In Kürze soll im Mega-Einkaufszentrum Centro in Oberhausen ein weiteres Café mit integriertem Shop eröffnen. Für die Zukunft seien weitere Locations in Großstädten wie Frankfurt, Berlin und Hamburg in Planung.
Der Store von Kikis Kitchen in Bochum
"Ich habe den physischen Store und das Café zu Beginn nur als Marketing-Tool gesehen", sagt Hamza Aweimer. Aber beide sind absolute Gewinn- und Umsatztreiber." Denn im Café verkauft das Team etwa den durch Kiki bekannt gemachten San-Sebastian-Cheesecake (2.000 Stücke pro Woche) auf Wunsch getoppt mit den Cremes aus dem Shop. Wenn Kund*innen das lecker finden, gibt's die Creme wenige Schritte entfernt im Store auch zum Mitnehmen.