Von Putin-Dokus bis Linkedin-Kolumnen: Wie Karl-Theodor zu Guttenberg sein Leben nach der Politik aufgebaut hat
Der CSU-Politiker wurde zeitweise als Kanzler gehandelt. Dann kam alles anders
Kurzzeit-Wirtschaftsminister, Verteidigungsminister, möglicher Kanzlerkandidat: Es gibt kaum einen Politiker, der so schnell zur Lichtgestalt erkoren wurde wie Karl-Theodor zu Guttenberg – und der danach so heftig abgestürzt ist. Im OMR Podcast spricht der frühere CSU-Politiker darüber, wie er sich ein neues Leben aufgebaut hat, wie es ist, wohlhabend aufzuwachsen – und wieso er als Konservativer ausgerechnet mit Gregor Gysi von den Linken so gut klar kommt, dass die beiden nun sogar gemeinsam einen Podcast machen.
Karl-Theodor zu Guttenberg ist 2010 nicht mal zwei Jahre Bundesminister, als einige Medien bereits die Kanzler-Frage stellen. Wäre das nicht einer für ganz oben? Als Merkel-Nachfolger? Speziell in konservativen Kreisen ist der Hype um den fränkischen Freiherrn groß. Denn zu Guttenberg wirkte auf viele wie der Anti-Merkel. Kein Zaudern, sondern klarer Kurs – etwa bei seinem Nein zur Rettung des damals angeschlagenen Autobauers Opel. Eine Art ordnungspolitisches Gewissen, das seine Argumente auch noch in geschliffene Sätze verpacken konnte. Der CSU-Politiker konnte Bierzelt und Bankett.
Doch dann ging es rasant bergab. "Ich habe viel aufs Maul bekommen", sagt Karl-Theodor zu Guttenberg im OMR Podcast rückblickend: "Aber das hatte ich auch selbst verursacht." Seine Doktorarbeit, zu großen Teilen als Plagiat enttarnt, führte zu seinem Rücktritt. Später stellte sich heraus: zu Guttenberg ist längst nicht der einzige Berufspolitiker gewesen, der wissenschaftlich unsauber gearbeitet hat. Andere, wie die frühere Familienministerin Franziska Giffey, mussten ihren Titel auch abgeben. Ein politisches Amt bekleidet sie heute aber noch immer.
Politische Diskussionen mit Gregor Gysi
Auch Karl-Theodor zu Guttenberg hätte vermutlich in die Politik zurückkehren können, wenn er gewollt hätte. Doch offenbar wollte er nicht. "Mir konnte nichts besseres passieren, als wieder in eine Normalität zurückkehren zu dürfen", sagt er. Nach dem Aus als Verteidigungsminister war es sein Nachfolger Thomas de Mazière (CDU), der die Aussetzung der Wehrpflicht durchgesetzt hat, die Karl-Theodor zu Guttenberg angeschoben hatte. Dieser wiederum zog sich in die USA zurück, stieg bei einem Beratungsunternehmen ein und verschwand zeitweilig weitestgehend aus der Öffentlichkeit.
Inzwischen ist er wieder zurück – allerdings in ganz anderer Rolle. Gemeinsam mit dem Linken-Politiker Gregor Gysi macht er den Podcast "Gysi gegen Guttenberg", in dem sie politische Themen diskutieren. "Wir haben uns die Köpfe eingeschlagen, als wir beide noch im Bundestag waren", sagt Karl-Theodor zu Guttenberg. Doch gleichzeitig habe man auch große Sympathien und Achtung voreinander gehabt. "Als viele gar nicht genug nachtreten konnten, als ich so richtig im Schlamm lag, war er einfach nett zu mir", sagt zu Guttenberg: "Das habe ich ihm nicht vergessen".
Dokus für RTL+ und Kolumnen auf Linkedin
Politischer Kommentator statt Teil des politischen Zirkus – das ist nur ein Teil des neuen Lebens des Ex-Ministers, der zuletzt auch wieder im Fernsehen zu sehen war. Mit Thomas Gottschalk präsentierte er bei RTL vor einigen Monaten den Jahresrückblick, für den Streamingdienst RTL+ produziert er aktuell nach einer Dokumentation über Wladimir Putin bereits ein weiteres Format. Und dann erscheint in Kürze auch noch ein Buch von ihm, das unter anderem eine Sammlung seiner literarisch angehauchten Linkedin-Posts enthält, die ihm auf dem Karriere-Netzwerk inzwischen fast 50.000 Follower gebracht haben.
Wie Karl-Theodor zu Guttenberg heute auf seine Politik-Karriere blickt, welche Rolle er als Lobbyist bei Wirecard gespielt hat und welchen US-Politiker er spannend findet, hat er im Gespräch mit Philipp Westermeyer im OMR Podcast erzählt.