Nur noch 80 Stunden pro Woche? Top-Banker erklärt Work-Life-Balance-Modell
Stefan Povaly hat bei J.P. Morgan eine extrem steile Karriere hingelegt. Im OMR Podcast erklärt er den Investment-Bank-Kosmos.
Er war Deutschland-Chef der wertvollsten Bank der Welt, jetzt ist er Co-Head Global Corporate Banking in Europa: Stefan Povaly. Seit mehr als 20 Jahren ist er bei J.P. Morgan, jener Bank, die mehr Gewinn macht pro Jahr als die Deutsche Bank insgesamt an der Börse wert ist. Im OMR Podcast spricht der Banker über seine größten Deals, die Gründe für die starke Entwicklung von J.P. Morgan – und eine neue Regelung für mehr Work-Life-Balance, die vorschreibt, dass viele Mitarbeitende "nur" noch 80 Stunden pro Woche arbeiten.
Es gibt viele Berufe, in denen es eigene Vokabeln gibt für bestimmte Dinge, die speziell hier üblich sind. Der "Magic Roundabout" hat es im Investment-Banking zu einiger Berühmtheit gebracht, weil er zum Synonym für die Arbeitsbelastung in der Branche geworden ist. Beim "Magic Roundabout" bringt das Taxi die Banker nach Hause, wartet vor der Tür, während diese duschen und sich frische Kleidung anziehen und bringt sie zurück ins Büro.
Stefan Povaly geht nicht so ins Detail, wenn er über seine Anfänge bei J.P. Morgan spricht. Aber er sagt: "Es war wirklich keine leichte Zeit, das war schon eine harte Schule". Langweilig wird den Banker*innen bei J.P. Morgan auch in Zukunft nicht, dennoch hat die Bank nun einen kleinen Kulturwandel angekündigt – den Feierabend. Von Freitagabend mit Samstagmittag sollen die Mitarbeitenden nach Möglichkeit nicht gestört werden. Bei jungen Banker*innen soll die Arbeitszeit auf 80 Stunden pro Woche begrenzt werden. "Die Arbeitsstunden sind nach wie vor extrem hoch. Das kann man auch gar nicht schönreden", sagt Stefan Povaly. Dennoch sei die Begrenzung der Versuch, mehr Work-Life-Balance zu ermöglichen.
Mehr Gewinn als die Deutsche Bank Börsenwert
Stefan Povaly ist seit mehr als 20 Jahren bei der Bank, bei der er zuletzt vom Deutschland-Chef zum Co-Head Global Corporate Banking in Europa aufgestiegen ist. Er hat in London den Verkauf des Fußballclubs Manchester United an den Milliardär Malcolm Glazer Anfang des Jahrtausends begleitet. Der Mantel des Anleihe-Prospekts war damals extra im Manchester-Rot gefärbt. Er hat deutsche Industrie-Schwergewichte wie Continental oder Schaeffler betreut, auch beim potenziellen Börsengang des Fernbusanbieters Flix taucht der Name J.P. Morgan immer wieder in der Berichterstattung auf.
Kein Wunder, wer weltweit Kapitalmaßnahmen plant, kommt an der US-Bank kaum noch vorbei. Mehr als 600 Milliarden Euro ist J.P. Morgan umgerechnet an der Börse wert, keine andere Bank auf der Welt erreicht solche Sphären. Der Gewinn lag im vergangenen Jahr bei rund 50 Milliarden Euro – das ist deutlich mehr als die Deutsche Bank, immerhin das größte Geldhaus des Landes, insgesamt wert ist.
J.P. Morgan hat den Markt konsolidiert
"Der europäische Bankenmarkt hat keine Schwergewichte", sagt Stefan Povaly fast schon bedauernd. J.P. Morgan und andere große US-Banken hätten in den vergangenen Jahren sehr viele verschiedene kleinere Player übernommen und so den Markt konsolidiert. In Deutschland und Europa scheitern hingegen aus Sicht von Stefan Povaly noch zu viele Projekte aufgrund der unterschiedlichen Länderinteressen. "Ich persönlich finde es schade, dass wir in Europa – und ehrlich gesagt nicht nur im Bankenbereich, sondern generell – massiv hinter den USA liegen."
Im OMR Podcast verrät Stefan Povaly außerdem, warum er in Bezug auf den Bitcoin sehr skeptisch ist und wie er selbst sein Geld investiert.
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