Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim: Wie man Millionen für Nerd-Themen begeistert

1. "Man muss erstmal was machen, was die Miete bezahlt."
2. Überhöhtes Selbstbewusstsein in der Küche

Eigentlich war die Sache klar: Nach dem Chemie-Studium, war Mai Thi Nguyen-Kim damals überzeugt, würde der Karriereweg zur BASF führen. Dorthin, wo auch ihr Vater sein Leben lang gearbeitet hat. Doch dann kam alles ganz anders. Im OMR Podcast hat sie erzählt, wie sie durch eine Verkettung glücklicher Zufälle zur bekanntesten Wissenschaftsjournalistin Deutschlands wurde, warum sie jetzt Kinderbücher schreibt, wie sie zu Werbedeals steht und warum wir eigentlich alle in das Periodensystem verliebt sein müssten.

Wer bei Youtube "Dancing Drug Delivery" eingibt, stößt auf einen kleinen Schatz: Das Video ist elf Jahre alt, hat weniger als 8000 Aufrufe und zeigt Mai Thi Nguyen-Kim, die gemeinsam mit Uni-Freundinnen ihre Forschungsergebnisse tanzt. Es ist ihr allererstes Youtube-Video, aufgenommen für einen Wettbewerb, und es löst etwas in ihr aus: Fast ein Jahr lang denkt sie danach darüber nach, einen Youtube-Kanal zu starten, doch sie traut sich nicht. "Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, ein Youtube-Video hochzuladen und am nächsten Tag wieder ins Labor zu gehen. Das wär mir einfach peinlich gewesen", sagt Mai Thi Nguyen-Kim. Heute kann sie darüber lachen.

Erst als sie nach Boston geht, um im Zuge ihrer Doktorarbeit an der Harvard University zu forschen, überwindet sie sich. Weit weg von zu Hause, ein neues Labor, eine neue Forschungsgruppe: "Da hab ich mich dann einfach schon so vorgestellt, dass ich Youtube-Videos mache und an einem Kanal arbeite, der bald kommt." 2015 startet sie "The Secret Life of Scientists". In den USA sei das gar nicht so kurios gewesen: "Die haben einfach gesagt: Cool! Sag Bescheid, wenn du mal Cameos brauchst."

Über den Kanal wird ein Jahr später Funk auf sie aufmerksam, zu dem Zeitpunkt hat Mai Thi Nguyen-Kim rund 2000 Abonnent*innen. Heute folgen @maithinkx 1,48 Millionen Menschen, ihre Videos, in denen sie wissenschaftliche Themen erklärt, werden millionenfach angesehen, auf ZDFneo hat sie seit 2021 ihre eigene Show. Durch eine Verkettung glücklicher Zufälle habe sie ihren Traumjob gefunden, sagt sie im Gespräch mit Philipp Westermeyer: "Und du kannst dir nicht vorstellen, wie dankbar ich bin."

"Man muss erstmal was machen, was die Miete bezahlt."

Als Kind vietnamesischer Eltern ist ihr Karriereplan von Anfang an ambitioniert: "Ich würde sagen, da bin ich typisch Migrantenkind, man muss halt was Gescheites machen. Du hast ja gar nicht den Luxus, irgendwas zu machen, nur weil man es gerne machen würde", sagt sie. Erstmal müsse es etwas sein, was die Miete bezahlt. Mai Thi Nguyen-Kim entscheidet sich für ein Chemie-Studium. "Mir war bewusst: Chemie ist die industrielleste Naturwissenschaft, zumindest hier in Deutschland. Und das hat auch eine Rolle gespielt, also die Jobsicherheit."

Heute kann sie nicht nur die Miete bezahlen, sondern von ihrer Arbeit als Journalistin, Moderatorin und Buchautorin sehr gut leben. Mit der Reichweite und Bekanntheit, die sie heute über ihre Kanäle hat, könnte sie noch viel mehr Geld verdienen, z.B. durch Werbedeals. Für Nguyen-Kim kommt das nicht infrage: Diese "komplette Freiheit" in ihrer journalistischen Arbeit zu spüren, sei ihr viel wichtiger, dafür sei sie auch bereit, auf Geld zu verzichten. "Ich bin ja schon gut bezahlt beim ZDF, ich brauche ja nicht mehr als das." Irgendwann müsse man sich eben überlegen, was man sein will: "Will ich Influencerin sein oder Wissenschaftsjournalistin?"

Überhöhtes Selbstbewusstsein in der Küche

In der aktuellen Folge des OMR Podcasts hat Mai Thi Nguyen-Kim erzählt, warum sie nie Kommentare unter ihren Videos liest, was sie über Elon Musk denkt und warum sie zusammen mit Marie Meimberg eine Sachbilderbuchreihe auf den Markt gebracht hat. Außerdem verrät sie die einzige Sache, die sie an ihrem Mann nervt und warum sie sich selbst beim Kochen ein an Arroganz grenzendes überhöhtes Selbstbewusstsein bescheinigen würde.

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