Affiliate Marketing im Wandel: Wie die Blockchain die Branche revolutionieren könnte

Torben Lux26.4.2019

Interview mit Matthias Stadelmeyer, seit 2014 CEO von Tradedoubler

OMR19 Interview Tradedoubler Matthias Stadelmeyer Affiliate Marketing Blockchain Sponsored Post
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Affiliate Marketing dürfte wohl die älteste Marketing-Disziplin im Internet sein. Schon um 1989 soll die Firma PC Flowers & Gifts für den Online-Blumen-Shop ein erstes Programm gestartet haben, seitdem sind unzählige gefolgt und haben Unternehmen groß gemacht. Heute schwankt das Image; mal herrscht Goldgräberstimmung, dann gibt es wieder einen Abgesang. Auch Matthias Stadelmeyer, CEO von Tradedoubler, blickt kritisch auf die Branche: Ihm fehlen Innovationen. Im Interview mit OMR verrät er, welche großen Baustellen es im Affiliate Marketing gibt – und wie er das unter anderem mit der Blockchain ändern will.

OMR: Matthias, Affiliate Marketing gibt es gefühlt, seitdem wir denken können. Der Ruf der Branche schwankt dabei vor allem in den vergangenen Jahren sehr. Ein beliebter Vorwurf: Unternehmen in dem Bereich seien vor allem Intermediäre ohne eigene, zusätzliche Wertschöpfung. Matthias Stadelmeyer: Das sehe ich natürlich anders. Und es lässt sich auch einfach widerlegen. Wir erbringen mehrere Leistungen. Auf der technischen Seite stellen wir das Tracking zur Verfügung, das die Partnerschaft zwischen Advertisern und Publishern erst ermöglicht. Als neutraler Partner in der Mitte zahlen wir die Provisionen. Dann gibt es noch die beratende Seite: Da treten wir als Consultant auf, schaffen Wachstum und Sales für E-Commerce-Partner und helfen dem Publisher, sein Inventar zu verkaufen. Das ist zusätzliche Wertschöpfung, die sich auch klar benennen und messen lässt.

Woran liegt es dann, dass Affiliate Marketing kein klares Image hat bzw. als Branche hier und da nicht ganz ernst genommen wird?

Matthias Stadelmeyer OMR19 Tradedoubler CEO

Matthias Stadelmeyer

Die Geschichte der Branche und des Kanals sind sicher ein Grund dafür. Affiliate Marketing gibt es jetzt seit 20 Jahren. Und auf der Traffic-Seite hat sich seitdem immer wieder extrem viel geändert. Retargeting ist beispielsweise über Affiliate groß geworden, gilt heute aber zu recht als eigenständiger Kanal. Ähnliches kann man über Search sagen. Dafür kommen aber seit einiger Zeit auch wieder neue Traffic-Kanäle hinzu, so wie Influencer Marketing. Insgesamt muss man aber leider sagen, dass sich in den vergangenen zehn Jahren nicht sonderlich viel getan hat. Große Innovationen sind ausgeblieben, die Rolle von Affiliate Marketing hat sich nicht verändert. Das bedeutet aber auch, dass wir heute neben großen Herausforderungen auch eine ganze Reihe an Möglichkeiten haben. Und das gilt sowohl für Advertiser als auch für Publisher.

Welche Herausforderungen und Möglichkeiten siehst Du? Das lässt sich, denke ich, gut in sieben Hauptthemen zusammenfassen, die aktuell alle in der Branche beschäftigen. Das fängt schon mit der Frage an, wie man überhaupt Affiliate Marketing machen möchte. Full-Service, also mit Beratung als Dienstleistung, oder Self-Service, also als Private Network mit Fokus auf den technischen Komponenten? Dann folgt der gesamte Bereich der Daten-Transparenz sowie der Kampf gegen Fraud und Potential Fraud, wie eigentlich überall im digitalen Marketing. Natürlich muss sich auch in Sachen Attribution, User Journey, Payment-Abwicklung etwas tun, genau wie im kompletten Tracking-Thema selbst, das durch Features der Intelligent Tracking Prevention vor neuen Herausforderungen steht.

Mit welchem Ansatz geht Tradedoubler diese Themen an? Langfristig gedacht könnte tatsächlich die Blockchain die meisten Herausforderungen im Affiliate Marketing bewältigen und viele Probleme lösen. Die dezentrale Datenbankstruktur der Blockchain ist vereinfacht gesagt ja nur eine andere Möglichkeit, Daten zu speichern. Dadurch, dass sie in der Blockchain im Nachgang nicht verändert werden können und jeder Beteiligte auf die selben Daten zugreifen kann, sind ja schon enorme Fortschritte in Sachen Transparenz vorprogrammiert. Tradedoubler hat daher im Februar seine neue Produktvision angekündigt, die Blockchain-Technologie zum Speichern von Daten verwendet.

Das klingt ein wenig nach Zukunftsmusik. Wie weit ist das Thema? Zugegeben, es ist noch ein wenig visionär. Aber: Wir haben einen ersten Prototyp entwickelt und testen Smart Contracts, also digitale Protokolle, die automatisiert prüfen, wann ein Sale valide ist und wann die Provision fällig wird. Das geht dann in die Richtung der Automatisierung, ermöglicht aber auch Micro-Payments und schafft klar definierte Garantien für Advertiser bezüglich der Qualität der Sales und für Publisher bezüglich der zu erwartenden Provisionen. Für eine Hand voll Kunden speichern wir bereits Daten in der Blockchain und entwickeln weiter.

Das klingt doch schon sehr konkret. Es funktioniert auch schon, wir sind trotzdem noch ganz am Anfang. Die Technologie ist eine große Herausforderung, da im Affiliate Marketing riesige Mengen an Transaktionsdaten generiert werden. Alleine Tradedoubler hat 2018 20 Millionen Sales und 3 Millionen Leads für Kunden getrackt. Die sind aus 1,7 Milliarden Klicks entstanden – die Impressions, die dafür nötig waren, bewegen sich im Billionen-Bereich. Diese Datenmengen automatisiert zu verarbeiten ist kompliziert und teuer; in etwa vergleichbar mit Arbeitsspeicher früher. Damals war der Schritt von 64 auf 128 MB ein enormer Leistungsschub und hat richtig viel gekostet. Heute ist diese Leistung fast kostenlos.

Wie sieht denn Euer Zeitplan aus? Die Blockchain im Affiliate Marketing wird kommen, davon sind wir überzeugt. Wann genau, ist schwer zu sagen. Die Tests, die wir aktuell machen, groß zu skalieren, werden aus technischer Sicht schon noch ein bisschen dauern. Unsere Zielsetzung ist aber ganz klar, dass die Art und Weise, im Affiliate Marketing Daten in der Blockchain zu speichern und zu nutzen, zum Branchen-Standard wird. In ein bis zwei Jahren dürften wir eigentlich in der Lage sein, bereits eine Lösung in dem Bereich anzubieten.

Und bis dahin investiert Ihr alles in die Entwicklung? Alles natürlich nicht. Insgesamt fließen rund 20 Prozent unserer Ausgaben in Produktentwicklung und Programmierung. Das ist ein sehr ordentlicher Wert. Zuletzt haben wir so beispielsweise auch unser neues Publisher Interface und die neue Publisher-API gelauncht.

Was bedeutet das? Wir haben unsere Plattform, die die Basis für alles ist, was wir machen, überarbeitet und öffnen sie so, dass sich externe Parteien an diese Datenanknüpfungspunkte anschließen und so alle Funktionalitäten unserer Plattform selber nutzen können. Die API für Publisher mit einer 120 Seiten langen Dokumentation ist bereits fertig. Publisher haben damit in Zukunft extrem viele neue Möglichkeiten. Sie können mit unseren Daten eigene Dashboards entwickeln, sie in eine bestehende Lösung einfließen lassen, neue Geschäftsmodelle entwickeln und noch vieles mehr. In Kürze folgt eine Browser-Extension für Chrome. Dann können Publisher ihre Aktivitäten sehr schnell überblicken und gegebenenfalls anpassen.

Danke für das Gespräch, Matthias.

Wenn Euch dieses Interview neugierig gemacht hat und Ihr mehr von Tradedoublers Plänen für die Zukunft des Affiliate Marketings erfahren wollt, könnt Ihr das natürlich ganz einfach auf dem OMR Festival am 7. und 8. Mai in der Hamburg Messe tun. In einer Masterclass wird Matthias Stadelmeyer noch einmal tief in die Themen Blockchain und Open Plattform eintauchen. Bis zum 30. April könnt Ihr Euch noch um einen Platz bewerben. Oder Ihr besucht das Unternehmen in Halle B5 an Stand PI06. Tradedoubler ist als Premium-Aussteller dabei und freut sich über Terminanfragen. All das geht natürlich nur, wenn Ihr mindestens ein Expo-Ticket für OMR19 besitzt.

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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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