Mit einem Goldman-Sachs-Bonus zum Vermieter von iPhones und Playstations
Wie das Berliner Unicorn mit Miet-Geräten zum Weltkonzern werden will
- Mit dem Goldman-Bonus die ersten Handys geholt
- Grover könnte bald auch Autos vermieten
- Die Themen des OMR Podcasts mit Michael Cassau im Überblick:
Als Michael Cassau nach Berlin kam, musste er viele Möbel und Elektrogeräte neu anschaffen – und ärgerte sich darüber. Mit Grover bietet er seinen Kund*innen nun Laptops, Spielekonsolen und Co. zur Miete an. Mit Erfolg. Das Startup ist inzwischen zum Unicorn aufgestiegen. Für den Gründer ist das nur ein Zwischenschritt. Er denkt größer und könnte sich sogar vorstellen, in Zukunft auch Autos über Grover zu vermieten.
Michael Cassau hat bei der Gründung seines Startups eine gute und eine schlechte Idee. Er will eine Plattform bauen, über die Menschen Elektrogeräte einfach mieten können, anstatt sie kaufen zu müssen. Und er möchte diese Plattform Byebuy nennen. Welche Idee von beiden die gute ist? Nun, rund sieben Jahre nach der Gründung wird das Startup mit einer Milliarde US-Dollar bewertet und ist in den Kreis der deutschen Unicorns aufgestiegen – unter dem Namen Grover. „Byebuy hat keiner geschnallt“, sagt Michael Cassau. Bevor das Unternehmen in den USA startete, verpasste es sich daher einen neuen Namen.
2015 hat Michael Cassau Grover gegründet. Er hatte damals schon erste Erfahrungen in der Gründerszene gesammelt. Nach dem Studium in Heidelberg und zwei Jahren bei der US-Investmentbank Goldman Sachs („Ich war dort die Person, die nachts auch durcharbeitet und um fünf Uhr morgens dem Managing Director irgendeinen Report schickt.“) heuert er bei Rocket Internet an. Ein knappes halbes Jahr arbeitet er am Aufbau des Startups Spaceways mit. Dann geht er. „Aus eigenen Stücken“, wie er betont. Kurz darauf gründet er Grover – und sammelt dafür auch bei seinem früheren Arbeitgeber bzw. Global Founders Capital, das wie Rocket Internet von Oliver Samwer aufgebaut wurde, Geld ein.
Mit dem Goldman-Bonus die ersten Handys geholt
Die Idee zu Grover entsteht dabei laut Michael Cassau ausgerechnet durch den Jobwechsel zu Rocket Internet, für den er von London nach Berlin ziehen muss. „Ich musste eine Wohnung möblieren, Tech-Produkte kaufen, allerlei Sachen anschaffen“, erinnert sich Michael Cassau. Er muss viel Geld ausgeben, obwohl er eigentlich schon seine Rückkehr nach London im Kopf hatte: „Ich fand es sehr ineffizient.“
Mit dem Bonus, den er von Goldman Sachs bekommen hatte, fängt er an zu experimentieren. Er kauft Tech-Produkte ein, zunächst Smartwatches und Handys, und beginnt sie über einen Online-Shop zu vermieten. Es funktioniert – und Michael Cassau beginnt damit, das Geschäft zu skalieren. Heute arbeiten rund 450 Mitarbeitende für Grover, aus ein paar Kund*innen sind insgesamt rund 400.000 geworden. Und mehr als die Hälfte von ihnen mietet nicht nur ein Produkt, sondern mindestens zwei. Aus dem Startup, das Michael Cassau zusammen mit Thomas Antonioli gegründet hat, ist ein Unternehmen mit rund 240 Millionen Euro jährlich wiederkehrenden Einnahmen (Annual Recurring Revenue) geworden.
Grover könnte bald auch Autos vermieten
Das Geschäftsmodell ist dabei denkbar einfach: Kund*innen mieten ein Gerät und wenn sie es nicht mehr möchten, schicken sie es zurück. Damit das nicht am Ende zu einem riesigen Verlustgeschäft für Grover wird, werden die Geräte dort schnell aufbereitet und weitervermietet. Immer und immer wieder. „Aus einem Produkt, das einen Lebenszyklus von zwölf Monaten hat bei einer Person, machen wir vier bis fünf Jahre. Wir reparieren es die ganze Zeit“, sagt Michael Cassau im OMR Podcast. Knapp 40 Prozent Marge lassen sich laut Cassau so erzielen – trotz der hohen Kosten für die Anschaffung und Aufbereitung der Geräte.
In Zukunft kann sich der Gründer vorstellen, das Geschäft noch stärker auszuweiten. Einerseits sind neue Angebote und Services denkbar. In den USA testet das Startup in Kooperation mit dem Unternehmen Gigs beispielsweise aktuell eigene Mobilfunktarife (hier haben wir über die Pläne berichtet). Andererseits kann sich Michael Cassau auch vorstellen, die Produktkategorien zu erweitern. Nachdem das Startup bereits E-Scooter vermietet, seien perspektivisch auch andere Fahrzeuge eine Option. „Je weiter Autos in den E-Mobility-Bereich gehen, desto mehr werden sie auch zu Tech-Produkten“, sagt er: „Und Grover steht ja für Tech. Eine Erweiterung ist definitiv nicht ausgeschlossen.“
Im OMR Podcast verrät Michael Cassau, ob er jetzt wirklich Autovermietungen wie Sixt Konkurrenz machen will, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es mit Klarna oder Netflix gibt – und ob die großen Mengen an iPhones, die Grover bei Apple bestellt, dazu führen, dass er schon mit Firmenchef Tim Cook sprechen konnte.
Die Themen des OMR Podcasts mit Michael Cassau im Überblick:
- (00:00:00) Intro
- (00:03:10) Exkurs in die Grenzkosten-Theorie aus dem BWL-Studium
- (00:09:00) „Nicht jeder will einen Kredit“ – wie sich Grover von Konkurrenten unterscheidet
- (00:18:00) Wie der Bonus von Goldman Sachs beim Start von Grover half
- (00:25:00) Das Modell Grover: Eher Sixt oder eher Netflix?
- (00:35:30) Wie Grover sich vor Betrüger*innen schützt
- (00:43:00) Was Grover von Refurbed und Co. unterscheidet
- (00:46:00) So läuft das Geschäft mit Herstellern wie Apple und Co.
- (00:55:00) Wo Grover in fünf Jahren stehen will