CEO der Flugrechte-Firma Flightright: "Wir dürfen an keinem Flughafen werben"
Der Legal-Tech-Player hilft Kund*innen, Schadenersatz bei Flugverspätungen zu bekommen – und das sind bis zu 600 Euro je Flug
Um die Rechte der Kund*innen durchzusetzen, musste das Legal-Tech-Unternehmen Flightright auch schon mal Flugzeuge auf dem Rollfeld vom Gerichtsvollzieher stoppen lassen. Insgesamt wurden bereits mehr als 600 Millionen Euro an Entschädigungen bei Flugverspätungen eingeklagt. Im OMR Podcast spricht CEO Jan-Frederik Arnold über die Anfänge – und erklärt, warum er nun aus Flightright einen breiter aufgestellten Legal-Tech-Player namens Allright machen will.
Es wäre so naheliegend: Die Flugreisenden verlassen nach der Landung die Airline, gehen nach mehrstündiger Verspätung genervt zum Gepäckband oder Ausgang – und sehen dort als erstes eine Werbung für das Angebot von Flighright mit einem Slogan wie "Verspätung? Wir holen dir dein Geld zurück" oder so. Wo könnte ein Portal, das sich um Entschädigungen für Verspätungen kümmert, besser werben als an einem Flughafen? Nur, ganz so einfach ist es in der Praxis dann doch nicht. "Fast alle europäischen Flughäfen haben Werbung von uns verboten", sagt Jan-Frederik Arnold. Er ist der Chef von Flightright, einem Online-Portal, das bereits hunderttausende Entschädigungen für Flugreisende erstritten hat.
Im Jahr 2009 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Flugreisenden auch bei Verspätungen eine Entschädigung zusteht. Je nach Strecke können das bis zu 600 Euro pro Person sein. Das Urteil ist ein Meilenstein, der mehrere Anbieter dazu animiert, rund um diese Regelungen ein Business zu bauen. 2010 starteten drei Freunde in Potsdam das Unternehmen Flightright, das seitdem mehr als 600 Millionen Euro an Erstattungen für Kund*innen erstritten hat. Seit 2021 wird das Unternehmen, das inzwischen zur Medien Union (u.a. Rheinpfalz) gehört, von Jan-Frederik Arnold geführt.
Gerichtsvollzieher auf dem Rollfeld
Ein Selbstläufer war der Aufbau trotz des gesetzlichen Rahmens nicht, auch weil viele Airlines sich nicht besonders kulant gegenüber den Flugreisenden zeigen wollten laut Arnold. Anfangs hätten speziell die Billig-Airlines nicht gezahlt, sagt Jan-Frederik Arnold im OMR Podcast. Bei anderen Playern gibt es selbst innerhalb eines Konzerns große Unterschiede. Eurowings entschädigt laut Flighright beispielsweise die Kund*innen recht gut, der Rest der Lufthansa-Gruppe hingegen nicht.
Die mangelnde Zahlungsmoral hat laut Jan-Frederik Arnold in der Vergangenheit zu teils kuriosen Situationen geführt. 2015 habe man beispielsweise mal ein vollbesetztes Flugzeug von Condor am Salzburger Flughafen von einem Gerichtsvollzieher auf dem Rollfeld stoppen lassen – wegen einer offenen Rechnung von rund 400 Euro. "Und tatsächlich hat Condor dann eine Blitzüberweisung gemacht und der Flieger konnte noch pünktlich abheben", sagt Jan-Frederik Arnold.
Sofortauszahlung? "Ist das unfairste Produkt"
Trotz dieser Erfolge nutzen nur vergleichsweise wenige Flugreisende das Angebot von Flugrechte-Portalen und lassen damit ihre Ansprüche ungenutzt liegen. Flightright macht inzwischen zwar einen mittleren zweistelligen Millionenumsatz, das Marktpotenzial ist jedoch eigentlich fast zehn Mal so groß. Das Team um Jan-Frederik Arnold erweitert die Marke Flighright daher auch noch stärker in der Breite um neue Themengebiete. Unter dem Namen Allright wollen sie fünf Rechtsgebiete abdecken, neben Fluggastrechten auch noch die Mietpreisbremse, Arbeitsrecht, Pauschalreiserecht und Verkehrsrecht.
Eine andere Erweiterung des Geschäftsmodells schließt der CEO hingegen aus: Sofort-Auszahlungen. Natürlich sieht auch Jan-Frederik Arnold, dass andere Legal-Tech-Unternehmen solche Modelle anbieten, bei denen die Kund*innen ihre Ansprüche abtreten und dafür eine Sofortzahlung bekommen. "Wir sind aber der Meinung, dass es eigentlich das unfairste Produkt ist", sagt Jan-Frederik Arnold. Die Anbieter könnten nur sehr sichere Fälle annehmen, um ihr eigenes Risiko zu minimieren. Diese würden aber oftmals wahrscheinlich auch ohne die Hilfe eines Legal-Techs schnell ausgezahlt. Die komplizierten Fälle würden hingegen gar nicht angekommen. "Das passt einfach nicht zu uns", sagt Jan-Frederik Arnold.
Im OMR Podcast spricht er außerdem darüber, was für eine Bewertung ein Legal-Tech-Unternehmen wie Flightright am Markt erzielen könne, wieso Online-Casinos aktuell viele Entschädigungen zahlen müssen aufgrund von Klagen und warum ein Beitrag in der Fernsehsendung "Galileo" ein großer Hebel für das damalige Startup war.
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