DeepL-CEO Jaroslaw Kutylowski: So machte er die KI-Übersetzungsfirma zum Unicorn

Mit KI-basierten Sprachübersetzungen ist das Kölner Unternehmen weltweit erfolgreich.

Philipp Westermeyer und Jaroslaw "Jarek" Kutylowski in der Kölner DeepL-Zentrale.
OMR-Gründer Philipp Westermeyer und DeepL-CEO Jaroslaw "Jarek" Kutylowski trafen sich zur Podcast-Aufnahme in der Kölner DeepL-Zentrale.
Inhalt
  1. Mehr als 100.000 zahlende Kund*innen
  2. Zweitstärkster Markt: Japan

Als 2017 das erste Modell des DeepL-Übersetzers veröffentlicht wird, ist es eine Sensation: Die Übersetzungen des Startups aus Köln erzielen bessere Ergebnisse als die von Google. Inzwischen hat die Firma mehrfachen Unicorn-Status, der Übersetzer ist weit über Deutschland hinaus in den Arbeitsalltag vieler Menschen integriert und könnte schon bald auch berufliche Videocalls grundlegend verändern. CEO Jaroslaw Kutylowski spricht im OMR Podcast über die Zukunftsvisionen für das Unternehmen, die Konkurrenz aus dem Silicon Valley die Vorteile von Europa für Tech-Unternehmen wie DeepL.

Einer Künstlichen Intelligenz das Übersetzen beizubringen, funktioniert in etwa so wie Kinder, die eine neue Sprache lernen, findet Jaroslaw "Jarek" Kutylowski. Und er muss es wissen, schließlich kam er selbst als Kind aus Polen nach Deutschland und spricht heute nicht nur fließend Deutsch, sondern führt mit DeepL auch das wertvollste KI-Unternehmen Deutschlands, das Text in 30 Sprachen übersetzt – und dabei sogar bessere Ergebnisse abliefert als die Konkurrenzangebote der Tech-Riesen aus dem Silicon Valley.

Er sei als Kind einfach in die neue Umgebung hineingeworfen worden, erzählt der promovierte Informatiker, mit KI mache man es heutzutage ähnlich: "Wir geben der KI kein Grammatikbuch in die Hand und keine Vokabelliste, sondern wir zeigen ihr Beispiele, wie übersetzt wird und daraus leitet sie sehr viele dieser Regeln für sich selbst ab, ohne dass wir es ihr ganz konkret vorgegeben haben."

Mehr als 100.000 zahlende Kund*innen

Und das macht das Kölner Unternehmen extrem erfolgreich: Neben der Gratis-Version nutzen laut Jarek Kutylowski bereits 100.000 Unternehmen und Organisationen die Bezahl-Variante des Übersetzungsdienstes. Bei der letzten Finanzierungsrunde aus dem Sommer 2024 wurde DeepL bereits mit zwei Milliarden Dollar bewertet und soll in den kommenden Jahren noch deutlich an Wert dazugewinnen: Auf konkrete Zahlen will sich Jarek Kutylowski im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer nicht festnageln lassen, aber dass die Unternehmensbewertung auf zehn Milliarden oder mehr gesteigert werden kann, hält er für realistisch. "Das ist mein Ziel, auf jeden Fall." Auch einen Börsengang zieht er in Betracht: Als Unternehmen müsse man eben wachsen, gerade auch in der Techwelt, sagt er. "Und da wir uns eigentlich unabhängig ganz gut fühlen, ist auch ein IPO eine mögliche Variante davon."

Aktuell ist DeepL laut Kutylowski "nicht ganz profitabel", doch das sei eine bewusste Entscheidung: "Wir wollen auch in die Zukunft investieren und gleichzeitig auch die kommerzielle Seite des Unternehmens mit aufbauen". Schließlich will DeepL seinen Vorsprung gegenüber seinen Konkurrenten nicht verlieren, die in Form von Tech-Riesen wie Google oder OpenAI extrem mächtig ausfällt. Wie schafft man es, da die Nase vorne zu behalten? Der Geschäftsführer sieht eine große Stärke seines Unternehmens im absoluten Fokus auf Sprache und Übersetzung. Außerdem sei das vielsprachige Europa ein sehr guter Standort, um eine Sprach-Firma zu gründen, sagt er. "Und dann ist es natürlich auch die Iterationsgeschwindigkeit, die bei kleineren Unternehmen einfach besser funktioniert als bei den großen Tech-Unternehmen."

Zweitstärkster Markt: Japan

Für Kutylowski war die Entscheidung für ein kleineres Unternehmen eine bewusste. Er hat in Breslau studiert, in Paderborn im Fach Informatik promoviert. Seine Karriere beginnt er bei Vodafone, aber es ist ein kurzes Intermezzo, das ihm vor allem zeigt: Konzern – das ist nichts für ihn. Beim Onlinewörterbuch Linguee, dem Vorgängerunternehmen von DeepL, startet er als Chief Technology Officer. Seit 2017 leitet er bei DeepL die Geschäfte.

Inzwischen hat das Unternehmen rund 1000 Mitarbeitende an mehreren Standorten. Neben dem Hauptsitz in Köln gibt es Büros in Berlin, München, London, New York, Austin, aber auch in Tokyo, denn Japan ist nach Deutschland aktuell der zweitgrößte Markt. "Wir sind sehr, sehr bekannt im asiatischen Umfeld", sagt Kutylowski. In Japan sei der Bekanntheitsgrad ähnlich wie in Deutschland, "weil wir Sprachen wie Japanisch wirklich sehr, sehr gut übersetzen können." Warum der Bekanntheitsgrad in den USA hingegen noch ausbaufähig ist, verrät er in der aktuellen Podcast-Folge.

Außerdem spricht Jarek Kutylowski darüber, ob er seine Kinder trotz KI-Technologien noch dazu ermutigt, Sprachen zu lernen, wie Videocalls in Zukunft aussehen werden und welche Marketingmaßnahmen für ein Übersetzungs-Tool Sinn ergeben.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, Linguee sei der Vorgänger von DeepL. Wir haben die Stelle präzisiert, da der Eindruck entstehen konnte, DeepL sei eine Weiterentwicklung des Online-Wörterbuchs. Richtig ist, dass das Vorgängerunternehmen von DeepL Linguee hieß. Die Datensätze des Onlinewörterbuchs wurden zum Training der neuronalen Netze eingesetzt, die die Basis des DeepL-Übersetzers bilden. Es handelt sich aber um unterschiedliche Produkte.

Infos zu aktuellen Aktionen und Gutscheincodes ausgewählter Werbepartner findet Ihr hier.

DeepLOMR PodcastKünstliche Intelligenz
Tanja Karrasch
Autor*In
Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet. Vor ihrem Wechsel zu OMR arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig.

Alle Artikel von Tanja Karrasch

Ähnliche Artikel

Kostenlose Online-Seminare

Robindro Ullah

Recruiting 2025: Diese Trends darfst du nicht verpassen

28.1.2025 10:00 - 11:00 Uhr
Aktuelle Stories und die wichtigsten News für Marketeers direkt in dein Postfach!