„Grenzgaenger“: Wie dieser Online-Shop dank einem Motorrad-Influencer siebenstellige Umsätze macht

Martin Gardt28.11.2017

Wie Grenzgaenger aus der Community des Motorrad-Youtubers "querly" eine Brand aufgebaut hat

querly von Grenzgaenger
Youtuber querly ist das Influencer-Gesicht von Grenzgaenger.
Inhalt
  1. Influencer und Community als Startkapital
  2. Künstliche Verknappung im Online-Shop
  3. Influencer Marketing als stetiger Begleiter
  4. Eigene Reichweite aufgebaut – dank User Generated Content
  5. Eigenes Video-Team und kaum gekaufte Reichweite

Die erst drei Jahre alte Brand „Grenzgaenger“ mischt die Motorrad-Branche auf, hat Hunderttausende Follower auf verschiedenen Plattformen und verzeichnet siebenstellige Jahresumsätze mit dem eigenen Online-Shop. Den schnellen Aufstieg hat sie vor allem der engen Zusammenarbeit mit dem Nischen-Influencer „querly“ zu verdanken. Wir zeigen, wie die Brand seine Community für das eigene Wachstum nutzt und warum Grenzgaenger den Online-Shop nur wenige Tage im Monat öffnet.

Stephan-Peter Jäkel lernt den Motorrad-Youtuber querly 2014 kennen. Schon zu der Zeit kommt dieser auf 200.000 Abonnenten und Millionen von Views. Jäkel kommt nach dem Gespräch mit dem Youtuber auf eine Idee: Warum die Reichweite nicht professioneller nutzen? Also bauen sie die Marke Grenzgaenger gemeinsam auf. „Mit Grenzgaenger haben wir für die immer schneller wachsende Fanbase von querly eine Community geschaffen”, sagt er gegenüber OMR. Unter gleichem Namen baut Jäkel dann innerhalb der letzten drei Jahre eine Brand auf, die mittlerweile Millionen-Umsätze macht.

Influencer und Community als Startkapital

Das Aushängeschild von Grenzgaenger, der Youtuber querly, hat heute über 835.000 Youtube-Subscriber, seine Videos verzeichnen bisher über 95 Millionen Views. Die oft etwa zehn Minuten langen Filme zeigen meist ihn und Freunde on Tour mit ihren Enduro-Motorrädern. Im Mittelpunkt steht augenscheinlich der Lifestyle, mit dem Motorrad durch verschiedene Länder zu reisen und Spaß mit Wheelies und anderen Tricks zu haben. Was nicht zu sehen ist: Das Gesicht von querly. Er will seine Identität nach Aussage von Grenzgaenger-Chef Stephan-Peter Jäkel zum Schutz seiner Privatsphäre geheim halten.

„Wir haben die Brand mal so ganz anders aufgebaut: Zuerst war der Content da, dann der Name und erst zum Ende kamen die passenden Produkte dazu“, sagt Jäkel. Er setzt gemeinsam mit querly zu Beginnn komplett auf dessen Youtube-Subscriber, die sich fortan selbst als Grenzgaenger bezeichnen. Der Influencer beginnt 2014 dann auch, Pullover der Marke zu tragen. So kommen die ersten Verkäufe über den Online-Shop rein. „Wir sind 2014 mit unseren Hoodies gestartet und haben mittlerweile sowohl funktionelle Bekleidung fürs Motorradfahren als auch Lifestyle-Produkte wie T-Shirts und Snapbacks im Shop”, sagt Jäkel.

Künstliche Verknappung im Online-Shop

Stephan-Peter Jäkel

Stephan-Peter Jäkel

„Seit dem Start sind die Shopbestellungen explodiert – obwohl wir den Shop nur einmal im Monat öffnen. Diese Strategie hat nochmal Benzin ins Feuer gegossen, weil durch die Verknappung eine Exklusivität entsteht“, so der Grenzgaenger-Chef zu OMR. Er habe während der Entwicklung der Shopstrategie einen Artikel über den Gründer der Modemarke „Diesel“ gelesen, der Stores zum Teil hat schließen lassen, wenn die Brand gerade hip war. „In der Regel öffnen wir den Shop drei bis vier Tage pro Monat – in der Weihnachtszeit auch mal ein wenig länger.” Ist der Shop offline, läuft ein Countdown, der auf die nächste Eröffnung hinweist. Ein querly-Video kurz vor dem Opening soll den Run auf die Produkte zusätzlich pushen.

Grenzgaenger-Shop offline

Der Grenzgaenger-Shop, wenn er offline ist.

Vom T-Shirt bis zur Handyhülle finden sich verschiedenste Produkte im Grenzgaenger-Shop – inklusive Zubehör für den nächsten Motorrad-Trip wie Handschuhe. Im Mittelpunkt steht immer großflächig der Markenname und das aus einem Totenkopf und gekreuzten Kolben bestehende Logo. Die Anlehnung an eine Piratenflagge ist bewusst gewählt: “Die Marke steht für die Leidenschaft am Motorradfahren, Erlebnis und die Community, die diesen Lifestyle lebt“, sagt Grenzgaenger-Gründer Jäkel. Genaue Verkaufszahlen will er nicht verraten. Das Unternehmen ist in den letzten drei Jahren aber stark gewachsen: „Inzwischen besteht unser Team aus 33 Mitarbeitern und wir liefern in über 35 Länder. Teilweise bis nach Japan oder Kolumbien.“

Grenzgaenger-Shop online

So sieht der Shop aus, wenn er online ist.

Influencer Marketing als stetiger Begleiter

„Mit Grenzgaenger wollen wir die etwas eingeschlafene Motorradszene für die junge Zielgruppe wieder attraktiv machen, was uns in weiten Teilen auch schon gelungen ist“, sagt Jäkel. Er wolle mit seinem Team aber noch deutlich wachsen, um in Zukunft zu jeder Shoperöffnung eine neue Kollektion anbieten zu können. Gepusht werden soll die Brand dabei nicht mehr nur von einem zentralen Gesicht: „Als Influencer ist querly das große Zugpferd, insgesamt arbeiten wir derzeit aber mit knapp zehn Influencern intensiver zusammen.“

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Diese Influencer kommen laut Jäkel ausschließlich aus der Motorrad-Szene, der Großteil seien Lifestyle-Fahrer im Stile von querly. Mit Kevin Gallas ist aber auch der erste Profi-Fahrer an Bord. Der hat immerhin knapp 12.000 Follower bei Instagram, trotzdem fungiere Grenzgaenger in diesem Fall eher als klassischer Sponsor. Grenzgaenger-Chef Jäkel sieht das Influencer-Business – dank der Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit querly – nicht als Einbahnstraße, es fließe nicht einmal immer Geld. „Wir haben verschiedene Vereinbarungen mit den Influencern: Manche bekommen Geld oder unsere Produkte, andere Support bei der Content-Erstellung. Wir unterstützen aber jeden Influencer mit Social-Media-Knowhow. Auf unseren Grenzgaenger-Accounts testen wir neue Plattform-Features erst einmal selbst, schauen wie diese performen und kennen so schon mögliche Erfolgsstrategien.”

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Eigene Reichweite aufgebaut – dank User Generated Content

Mittlerweile hat sich die Brand aber auch eine eigene Reichweite auf verschiedenen Plattformen aufgebaut: „Die wichtigsten Plattformen für uns und unsere Influencer sind Youtube, Facebook und Instagram. Wenn in Zukunft noch mehr Kapazitäten da sind, könnte auch Snapchat interessant sein“, so Jäkel. Auf Youtube hat der Grenzgaenger-Account knapp 35.000 Abonnenten (nur drei gepostete Videos), bei Facebook sind es 385.000 Fans, bei Instagram 276.000.

Neben der Unterstützung von querly, der seine Community immer wieder auf die Grenzgaenger-Accounts hinweist, gibt es noch einen weiteren Push: User Generated Content. „Der wichtigste Reichweitenhebel zu Beginn waren die Fanbilder – das hat damals vor allem auf Facebook sehr gut funktioniert. Mit der Zeit ist das aufgrund des rasanten Wachstums etwas eingeschlafen, aber jetzt posten wir wieder vermehrt Fotos aus der Community. Insbesondere auf Instagram sind wir damit wieder sehr erfolgreich.” Diese Fanbilder sind von Grenzgaenger-Kunden eingeschickte Fotos in Klamotten der Brand – oft auf ihren Motorrädern. Solche Bilder verzeichnen auf Facebook meist über 1.500 und auf Instagram zum Teil um die 30.000 Likes.

Eine weitere effektive Art für Grenzgaenger seine Community zu aktivieren, ist eine Funktion von Facebook: „Ein noch stark unterschätzter Hebel im Social-Media ist aus meiner Sicht die Nachrichtenfunktion. Die Fans schreiben uns direkt an und wir gehen auf jede Nachricht ein. So erhalten wir wertvollen Input und Feedback aus der Zielgruppe“, sagt Jäkel.

Eigenes Video-Team und kaum gekaufte Reichweite

Da der eigene Youtube-Account aktuell noch spärlich bespielt wird, steht auf der Plattform weiter querly im Mittelpunkt. „Wir haben ein internes Video-Team, das auch unsere Influencer bei der Produktion unterstützt“, sagt Jäkel. „Mittlerweile sind die Videos sehr aufwendig produziert und kommen nicht in regelmäßigen Abständen. Es gibt aber ein Video zu jedem Shop-Opening und das Ziel ist es, in Zukunft ein Video pro Tag zu veröffentlichen.” Aktuell sieht es eher so aus, als käme dieses tägliche Video eher bei Facebook. Hier finden sich auf dem Grenzgaenger-Account kurze aber aufwändige Filme.

Die jeweils mit dem eigenen Team produzierten Videos sind laut Jäkel auch Grundlage für Reichweite, die Grenzgaenger auf der Plattform zusätzlich einkauft: „Facebook- und Instagram-Ads sind für uns ein wichtiges Thema aber nur die Kirsche auf der Sahnetorte. Erstmal muss der Content funktionieren, dann kann ein Ad-Push nochmal für eine Reichweiten-Explosion sorgen.” Bei einzelnen Videos scheint das funktioniert zu haben, einige kommen auf über 400.000 Views bei Facebook.

Ihr findet die Geschichte rund um Grenzgaenger und querly spannend? Dann solltet Ihr zum OMR Festival 2018 kommen. Dort wird Grenzgaenger-Gründer Stephan-Peter Jäkel auf einer Bühne der Expo stehen. Und vielleicht bringt er querly ja auch mit – auch wenn der mit Helm auf die Stage kommen würde. Das Gute für Euch: Die Expo Stages befinden sich neben dem Ausstellerbereich in der Hamburg Messe und sind für jeden mit einem Expo-Ticket (und natürlich alle mit einem All Inclusive-Ticket) frei zugänglich. Hier gibt’s die Tickets für das OMR Festival 2018 am 22. und 23. März 2018 – in den nächsten Tagen verkünden wir weitere ziemlich coole Speaker für unsere Expo Bühnen.

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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