Marketing-Böller, die uns noch mal begeistert haben und Rohrkrepierer bei den Silvester-Profis

Martin Gardt30.12.2015
224_Feuerwerk
Inhalt
  1. Uns sind noch ein paar Geschichten aufgefallen und wir haben uns das Youtube-Marketing der Böller-Hersteller angeschaut
  2. Facebook-Marketing mit ganz viel Kohle
  3. Großes Interesse an Feuerwerks-Content – vor allem bei jungen Typen
  4. Die Unternehmen tun sich schwer auf Youtube

Uns sind noch ein paar Geschichten aufgefallen und wir haben uns das Youtube-Marketing der Böller-Hersteller angeschaut

550_Feuerwerk Wir haben uns die Aktivitäten der Böller-Hersteller mal angeschaut. Um es vorweg zu nehmen, viel können die nicht. Während Youtuber Millionen Views abräumen, siechen die Kanäle der großen Marken dahin.  

Das Jahr ist für uns gleich rum. Dann kommen nur noch Schampus, Schalentiere und Pyrotechnik… Wir sind aber auf den letzten Metern des Jahres noch über ein, zwei Sachen gestolpert, die wir notieren wollten. Während wir gerade mit unserem Rockstars Podcast-Stammgast Sven Schmidt geplaudert haben, um Themen und Termine für die kommenden Tage festzulegen, kamen die sehr smarten Marketing-Winkelzüge der Kollegen von About You zur Sprache. Silvester-Böller Nummer 1 also ist die 50 Prozent Rabatt-Geschichte der Otto-Tochter. About You hatte allen Kunden diesen fetten Rabatt versprochen, wenn 50.000 Menschen Interesse am Crazy-Christmas-Event auf Facebook zeigen. Da das gelang (womit die Aufmerksamkeit für die Aktion schon mal da war), gab es zwischen dem 25. und 27. Dezember 50 Prozent auf alle Waren des Online-Shops – wenn die Nutzer mit der Smartphone- oder Tablet-App von About You bestellen. Ziel der Rabatt-Aktion waren sehr sicher einfach nur neue Installs ihrer App. Die Aktion hat die Kollegen aber weit nach vorne gebracht. Der Zeitpunkt nach Weihnachten war perfekt gewählt, um sich auf vielen neuen Handys fest zu verankern. Den Ranking Boost gab es also dazu. Klar, eine „Customer Acquisition Cost“ (CAC – Kosten für einen neuen Nutzer) von bis zu 250 Euro (auf maximal 500 Euro Bestellwert gab es die 50 Prozent) wirkt auf den ersten Blick sehr hoch. Aber nimmt man 40 bis 60 Prozent Marge auf die Produkte, dürften die echten Kosten nicht so hoch gewesen sein. 

Reichlich mehr Beobachtungen und Analysen dieser Art zum gegenwärtigen Marketing-Geschehen gibt es spätestens im neuen Jahr, wenn Sven Schmidt und Philipp Westermeyer die Januar-Edition des Rockstars Podcasts auflegen. Sie haben sich dafür das Thema „Signaling“ rausgesucht, mehr wird noch nicht verraten. 

Facebook-Marketing mit ganz viel Kohle

Böller Nummer 2 kam auf unseren Tisch, als wir einen Tweet des Exciting Commerce-Machers Jochen Krisch gelesen haben. Er hat einen Recode-Artikel erwähnt, in dem es um die Commerce-Wunder-App „Wish“ geht, über die wir vor ein paar Wochen auch schon geschrieben hatten. Mit der App kann man günstige Waren direkt aus China bestellen. Dass viele Firmen in Berlin genau beobachten, was das US-Unternehmen macht, ist nichts Neues, aber dass die Kollegen von Wish tatsächlich 100 Millionen Euro in diesem Jahr alleine bei Facebook für Marketing ausgegeben haben, hat für uns absolute Böller-Qualität.

So, jetzt sind unsere Böller verraucht, bleibt der Blick auf die Profis: Wie läuft die Youtube-Strategie der großen Feuerwerks-Hersteller? Sucht man bei Youtube nach „Böller“ oder „Feuerwerk“ tauchen ein paar ziemlich verrückte Videos auf (probiert es trotzdem mal). Einige sind aber richtig erfolgreich. Ein Vergleich zwischen Böllern aus verschiedenen Ländern kommt auf 1,4 Millionen Views. Gemacht hat es der Youtuber „PyroJunkieDE“, der zu den erfolgreichsten „Feuerwerks-Youtubern“ in Deutschland zählt. Seine Videos haben bisher insgesamt fast 2,5 Millionen Views. 

Großes Interesse an Feuerwerks-Content – vor allem bei jungen Typen

Noch etwas erfolgreicher sind die Kanäle „PyroFreakHD“ (insgesamt 7,8 Millionen Views) und PyroExtrem (insgesamt 8,2 Millionen Views). Dazu kommen noch einige Kanäle mit über einer Million Views. Und dabei gleichen sich die Inhalte meist. Böller und Feuerwerk von verschiedenen Firmen werden ausprobiert, verglichen, eingeschätzt. Die Youtuber schauen auch mal in die Kamera, geben ihre Meinung ab. Das Ziel ist es, einen Eindruck vom Feuerwerk und der „Sprengkraft“ zu bekommen. Die Nutzer wollen sich vor der Feierei informieren, welche Knaller ihr Geld wert sind und Youtube bietet dafür die perfekte Plattform. Das Interesse an den Videos steigt um die Silversterzeit natürlich jeweils stark an.

Die Aufrufe des erfolgreichsten deutschen "Böllervideos" ziehen natürlich zu Silvester deutlich an. (Quelle: Youtube)

Die Aufrufe des erfolgreichsten deutschen „Böllervideos“ ziehen natürlich zu Silvester deutlich an. (Quelle: Youtube)

„Das typische Alter der ‚Videoklicker‘ liegt bei 13 bis 25 Jahren und zu knapp 95 Prozent sind die Zuschauer männlich“, sagt Hendrik Dohmen, der Betreiber des Kanals „PyroFreakHD“ zu Online Marketing Rockstars. Er habe 2007 Youtube für sich entdeckt, um vor dem Kauf von Feuerwerkskörpern passende Videos anzuschauen. Seit 2010 mache er jetzt Produktvideos mit einer HD-Kamera. Die Königsdisziplin für die Youtuber scheint übrigens der gefilmte Silvestereinkauf zu sein, bei dem gut und gerne für 700 Euro geshoppt wird. 

Die Unternehmen tun sich schwer auf Youtube

Beim Blick auf die bekanntesten Feuerwerks-Unternehmen zeigt sich ein ganz anderes Bild. Viele, wie z.B. Keller Feuerwerk und Comet haben gar keinen Kanal (Comet hat eine Doku über das Unternehmen hochgeladen), Blackboxx (350.000 Views), Nico (966.000 Views) und Weco (2,2 Millionen Views) sind immerhin auf Youtube vertreten. Die besten Videos schaffen es bei Weco aber gerade auf 40.000 Views. Das Problem: Meist bestehen die Videos aus abgefilmten Feuerwerken, es fehlen Erklärungen. Die Anbieter verzichten sogar auf Links zu den Produkten. Der wohl größte Unterschied ist aber die unpersönliche Herangehensweise der Unternehmen. Warum nicht mal ein eigenes Pyrogesicht aufbauen, das potenziellen Käufern in den Videos erklärt, wie viel Schuss die Batterie hat und wie hoch die Raketen fliegen?

„Ich denke, dass das ein riesiges Geschäftsfeld ist, in das noch viel zu wenig investiert wird“, sagt Hendrik Dohmen (PyroFreakHD) über Feuerwerks-Marketing auf Youtube. Dabei gilt es dann doch Weco hervorzuheben, die aus der Not eine Tugend gemacht haben. Das Unternehmen vergibt seit 2014 den Weco Community Award und zeichnet private Webseiten, Blogs, Facebook-Gruppen und eben Youtuber aus. Über den Sieger stimmt die Community auf der Facebook-Seite des Unternehmens ab. „Die Youtuber erhalten ein Feuerwerkspaket, werden bekannter und Weco wird auf den Kanälen, die zur Abstimmung freigegeben wurden, oft erwähnt“, sagt Hendrik Dohmen. Feuerwerks-Marketing kann Online also doch ganz clever sein.

So das wars von hier für 2015. Haut Euer Geld lieber nicht für Böller raus, sondern kommt nächstes Jahr zu uns: Rockstars Expo am 25.2. und Konferenz am 26.2.2016 in Hamburg. Wir schonen uns ab jetzt noch mal, dann greifen wir im Januar wieder voll an…

MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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