Enpal-Chef Mario Kohle: Milliarden-Pläne trotz "Konsolidierungsjahr"

Florian Rinke27.11.2024

Solar-Konkurrenten geben auf, die Branche steht unter Druck. Dennoch ist Mario Kohle optimistisch.

OMR-Gründer Philipp Westermeyer begrüßte Enpal-CEO Mario Kohle zum zweiten Mal im OMR Podcast.
OMR-Gründer Philipp Westermeyer begrüßte Enpal-CEO Mario Kohle zum zweiten Mal im OMR Podcast. Foto: OMR
Inhalt
  1. Die Solarbranche erlebt ein hartes Jahr
  2. Der Traum vom Amazon der Energie

Mario Kohle hat den Umsatz des Energie-Startups Enpal mit seinem Team innerhalb weniger Jahre auf fast eine Milliarde Euro katapultiert. Doch nun steckt der Markt für erneuerbare Energien in der Krise, mancher Konkurrent zieht sich bereits zurück. Im OMR Podcast verrät der Gründer, warum er trotz eines – O-Ton Mario Kohle – "Konsolidierungsjahres" weiterhin überzeugt ist, dass sich mit Solar und Co. ein Energieunternehmen in der Größe von Amazon aufbauen lässt.

Als Mario Kohle zum ersten Mal im OMR Podcast zu Besuch ist, kann er mit der Bekanntheit seines Großvaters noch nicht mithalten. Als Fußballer schaffte es dieser in die Nationalmannschaft der damaligen DDR – und später dann sogar dank eines besonderen Tores mit einem Eintrag ins Online-Lexikon Wikipedia. Knapp zwei Jahre später ist nun auch der Enkel Teil der weltgrößten Enzyklopädie: Seit Anfang November gibt es auch einen Wikipedia-Eintrag über Mario Kohle, den Gründer des Energie-Startups Enpal.

Der Artikel ist Spiegel einer Entwicklung, die sich auch in den Geschäftszahlen niederschlägt. Als Mario Kohle im Sommer 2022 zum ersten Mal im OMR Podcast zu Gast ist, kalkuliert er mit einem Umsatz von 300 bis 400 Millionen Euro für das Gesamtjahr. Enpal bietet damals Solaranlagen zur Miete an. Inzwischen kann man die Photovoltaik-Anlagen bei Enpal auch kaufen, außerdem auch Wallboxen zum Laden eines Elektroautos, Wärmepumpen oder Stromspeicher. Mit "Enpal One" hat das Unternehmen außerdem einen eigenen intelligenten Energiemanager auf den Markt gebracht. Das Berliner Startup wird damit immer mehr zum Komplettanbieter für erneuerbare Energien. Der Umsatz ist im Jahr 2023 auf 900 Millionen Euro gewachsen. "Und das profitabel", sagt Mario Kohle.

Die Solarbranche erlebt ein hartes Jahr

In diesem Jahr dürften sich die Umsätze allerdings nicht mehr verdoppelt haben. Der Enpal-Günder spricht von einem "Konsolidierungsjahr". Enpal habe zwar Marktanteile gewonnen, insgesamt seien jedoch weniger Solaranlagen verkauft worden. Konkurrent Zolar (dessen Geschäftsführerin im April zu Gast im Podcast war) hat sich zuletzt bereits aus dem Solar-Geschäft mit Privatkund*innen zurückgezogen. Das Startup will künftig stärker Software-Lösungen vertreiben – und hat im Zuge der Neuausrichtung auch eine große Entlassungswelle angekündigt. Auch Enpal hatte sich zuletzt schon von Mitarbeitenden getrennt.

Trotzdem ist der Gründer, zuvor schon mit dem Startup Käuferportal erfolgreich, vom langfristigen Wandel hin zu erneuerbaren Energien überzeugt. "Es gab ja mal eine Zeit, in der fanden es alle irgendwie in Ordnung, wenn sie keinen Internetzugang und kein Handy hatten, weil man beides gar nicht kannte", vergleicht er die Entwicklung mit anderen Technologie-Sprüngen. Heute sind sowohl Internet als auch Mobiltelefon nahezu flächendeckender Standard. Mario Kohle ist überzeugt, dass das auch bei erneuerbaren Energien irgendwann der Fall sein wird.

Der Traum vom Amazon der Energie

Wie riesig das Potenzial aus seiner Sicht ist, macht Mario Kohle mit einem Vergleich klar: Die gesamte Wirtschaft, sagt er, spiele sich im großen und ganzen in vier Bereichen ab – Rohstoffe, Wissen, Maschinen und Energie. "Aber in diesem Multi-Billionen-Vertical Energie gibt es noch kein Amazon, kein Facebook, also keinen dominanten Player. Und das ist halt was, was mich total fasziniert", sagt Mario Kohle im OMR Podcast.

Sein Konkurrent Philipp Schröder, Gründer des Startups 1Komma5Grad, hatte im Februar bei seinem Besuch im OMR Podcast ähnlich argumentiert. Der Hamburger Gründer sagte, er sehe die Chance, im Energiebereich eine Trillion-Dollar-Company aufzubauen – also ein Unternehmen von der Größe von Amazon, Microsoft oder Apple. Mario Kohle nimmt die Zahl nicht in den Mund, die Ambitionen dürften jedoch ähnlich hoch sein. Doch nachdem Enpal im Frühjahr sogar zeitweise in die roten Zahlen gerutscht ist, will er lieber nicht zu offensiv sein: "Unterschiedliche Unternehmer haben unterschiedliche Stile – und alle haben Vor- und Nachteile."

Was Mario Kohle zum teilweise auch öffentlich ausgetragenen Zwist mit Philipp Schröder sagt, ob es stimmt, dass sich die Vertriebsteams Namen wie "Boston Selltics" geben und was der bislang größte Fuckup bei Enpal war, hörst du im OMR Podcast.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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