Buzz Plug: Diese Jungs erfüllen die Shoppingwünsche der Fußballstars
Luka Ouzounis und Moritz Bäumel fliegen als Personal Shopper durch die Welt und generieren Millionenumsätze. Jetzt wollen sie auch als Content Creator durchstarten.
- Vom Sidehustle zum Vollzeitjob
- "Wir wissen, wie die Jungs ticken"
- Kundenpflege bei Hausbesuchen oder an der Rennstrecke
- Mehr als zwei Millionen Euro Umsatz
- Reisen durch Content monetarisieren
Moritz Bäumel und Luka Ouzounis wollten mal Fußballprofis werden. Doch dann starten die zwei Jungs aus der Nähe von Darmstadt einen Personal-Shopping-Service und profitieren dabei von ihrem Netzwerk aus den Fußballzeiten. 2023 haben sie mit ihrem Unternehmen Buzz Plug mehr als zwei Millionen Euro Umsatz gemacht. OMR hat mit den beiden über ihr außergewöhnliches Business gesprochen, über den Reichweiteneffekt ihrer prominenten Kunden und darüber, wie sie ihr Geschäftsmodell durch Social-Media-Content von ihren beruflichen Reisen ausweiten wollen.
Es gibt da einen Moment vor einigen Wochen, da können sie selbst kaum glauben, was sie sich aufgebaut haben: Moritz Bäumel und Luka Ouzounis sitzen in der Lobby auf dem Trainingsgelände von Real Madrid, kurz vor dem Champions-League-Spiel gegen Leipzig. Seit sie ihr Unternehmen 2021 gegründet haben, sind sie schon vielen Top-Spielern begegnet. Aber das hier, das ist noch mal eine andere Hausnummer: Antonio Rüdiger, Jude Bellingham, Eduardo Camavinga und Aurelien Tchouameni haben Kleidung bei ihnen bestellt. Mehr geht nicht. Besonders Moritz ist riesengroßer Real-Madrid-Fan, schon seit er ein kleiner Junge ist. Die Idole hat er früher im Fernsehen bewundert. Und jetzt sind sie selbst hier, kleiden die Megastars ein und sprechen mit ihnen über Mode und die Welt. "Das war der Peak, wo wir wussten: Wir, zwei Jungs aus Dieburg mit 15.000 Einwohnern, haben es einfach zu Real Madrid geschafft, zum größten Verein der Welt", sagt Luka Ouzounis. "Größer als das kann es im Fußballbereich eigentlich nie wieder werden."
Vom Sidehustle zum Vollzeitjob
Dabei hat alles viel kleiner angefangen: Während der Corona-Pandemie haben die beiden viel Zeit, Luka Ouzounis steckt in den letzten Zügen seines Bachelors, er studiert Fußball- und Sportbusiness. Und auch Moritz Bäumel, der noch länger am Traum von der großen Fußballkarriere festgehalten hat und zeitweise als Nachwuchstalent bei Mainz 05 spielte, macht inzwischen etwas ganz anderes: Er studiert Bauingenieurswesen. Die beiden kennen sich, seit sie 11 Jahre alt sind, interessieren sich schon immer für Mode und werden von Freunden häufig gefragt, wo sie ihre Hosen oder Sneaker herhaben. Damit könnte man sich doch was dazuverdienen, denken sie. Das ist der Beginn von Buzz Plug. "Es ging anfangs nicht primär ums große Geld, sondern eher darum, nebenbei ein bisschen was zu verdienen, damit man sich mal einen Urlaub leisten kann", sagt Luka Ouzounis. Doch sie merken schnell: Damit lässt sich richtig Geld verdienen.
2021 launchen sie ihre Instagramseite und melden eine GbR für ihren Personal-Shopping-Service an. Ihr Geschäftsmodell: Sie besorgen exklusive Kleidungsstücke auf Anfrage. An diese kommen sie über ihre Kontakte bei angesagten Marken oder mithilfe von Mittelsmenschen im In- und Ausland. Die Designerstücke kosten meist mehrere Tausend Euro. Für den Buzz-Plug-Service zahlen die Kunden dann einen Aufpreis. "Den Service wissen die einfach zu schätzen: Die sitzen nachts auf der Couch, sagen das, das, das will ich haben, was kostet das alles? Dann sagen wir einen Gesamtpreis. Und dann kümmern wir uns um die Sachen, das dauert zwei, drei Tage, dann haben die Jungs das gemütlich zu Hause", erklärt Luka Ouzounis.
Moritz Bäumel und Luka Ouzounis besorgen alles – von seltenen Vintagestücken bis hin zu neuen limitierten Releases, für die sie sich auch mal in lange Schlangen stellen. Damit sind sie nicht alleine: Zwar gebe es in Deutschland keine direkte Konkurrenz in ihrem Bereich, sagt Luka Ouzounis, dafür aber in England. Plug Leon (wir haben vor zwei Jahren hier über ihn berichtet) hat ein ähnliches Geschäftsmodell, der Account ist mit rund 94.000 Follower*innen deutlich größer als der von Buzz Plug (31,3 Tsd. Follower*innen). Aber Luka Ouzounis und Moritz Bäumel kommt es in erster Linie auf ihre Kund*innen an. Und denen wollen sie einen besonders schnellen Service bieten: "Unser Erfolgsgeheimnis ist, dass wir im Gegensatz zu anderen sehr viele Klamotten schon vorrätig haben. Durch diesen Stock können wir sofort mit vier, fünf Koffern losfahren, wenn uns jemand anruft und sagt: Hey, ich brauche heute Sachen." Und noch etwas halten die beiden für ihr Alleinstellungsmerkmal: ihr Fußball-Netzwerk.
"Wir wissen, wie die Jungs ticken"
Direkt nach Unternehmensgründung profitieren sie von den Kontakten aus ihrer eigenen aktiven Fußballzeit, um die ersten Spieler als Kunden zu gewinnen. Weil ein guter Freund der beiden damals nach Wolfsburg wechselt, haben sie plötzlich Kontakt zu Bundesligaspielern wie Maximilian Arnold oder Maxence Lacroix. Ein Glücksfall. Wer heute durch ihren Instagram-Feed scrollt, trifft auf viele bekannte Gesichter: Rafael Leão vom AC Mailand, Mohammed Salisu (AS Monaco), David Alaba (Real Madrid) oder Hugo Ekitiké (Eintracht Frankfurt) – sie alle haben schon bei Buzz Plug eingekauft. "Dadurch, dass wir beide aus der Fußballwelt kommen, wissen wir, wie die Jungs ticken", sagt Moritz Bäumel. Mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens müsse man etwas anders umgehen als mit Otto Normalverbraucher: "Die haben so viele Menschen um sich herum, die immer was von ihnen wollen. Und bei uns ist es genau andersherum. Die wollen etwas von uns. Und das nutzen wir zu unserem Vorteil, indem wir sie einfach ganz normal behandeln und auf Augenhöhe, was die am Ende dann auch feiern." Für Buzz Plug ist natürlich auch die Reichweite der Stars Gold wert: Wenn diese auf ihren Accounts mit teilweise Millionen eigenen Follower*innen Bilder mit Buzz-Plug-Einkaufstasche posten, ist das für Moritz Bäumel und Luka Ouzounis ein Jackpot – so wie zuletzt bei den Kansas City Chiefs.
Mittlerweile gehören neben Fußballspielern auch Spielerfrauen, Streamer wie Elias Nerlich oder Rapper wie Luciano, Central Cee oder Reezy zu ihrer Kundschaft. Auf Whatsapp sind die Personal Shopper rund um die Uhr für sie erreichbar. Dass große Namen auf ihren Smartphones aufploppen, ist für die beiden 24-Jährigen inzwischen normal: "Früher war das extrem, als uns die ersten Fußballspieler kontaktiert haben, da war man schon nervös, wusste nicht, was man sagen soll, hat angefangen zu schwitzen", sagt Moritz Bäumel. "Jetzt schreiben uns unsere Lieblingsartists auf einmal schon auf Instagram. Ich würde nicht sagen, dass es Alltag geworden ist, aber es schockt einen nicht mehr."
Kundenpflege bei Hausbesuchen oder an der Rennstrecke
Alleine können die beiden das heute kaum mehr stemmen. Eine Mitarbeiterin regelt für sie mittlerweile das Organisatorische, bucht Flüge oder schreibt Rechnungen. Bald wollen sie auch ein bis zwei Freunde einstellen. Aber ihr Business basiert auch zu großen Teilen auf dem direkten Kontakt, den sie mit ihren Kunden pflegen: Mit ihnen in Paris feiern zu gehen oder sie in London in ein teures Restaurant einzuladen. In Monaco bei der Formel 1 dabei zu sein, neue Leute kennenzulernen. Die exklusiven Teile persönlich direkt zu den Spielern nach Hause, ins Hotel oder zum Trainingsgelände zu liefern. Da Mitarbeitende zu schicken, könnte bei der exklusiven Kundschaft nicht gut ankommen.
Paris, London, Madrid, New York, Monaco oder zur Fashion Week nach Mailand. "Natürlich gibt es manchmal auch Zeiten, in denen man sich denkt: Wie soll man das alles noch schaffen? Wenn man in der Woche vier oder fünf Flüge hat", sagt Moritz Bäumel. Gleichzeitig bringt ihr Jetset-Leben auch viele Seiten mit sich, die die beiden in vollen Zügen genießen: Zusammen als Kumpels Zeit zu verbringen, zu Fußballspielen oder Konzerten eingeladen zu werden, für die andere viel Geld bezahlen, mit Fußballstars essen zu gehen und ihnen am nächsten Tag ihre Kleider zu präsentieren – "das ist für uns jetzt nicht primär Arbeit und das wissen wir sehr zu schätzen", sagt Luka Ouzounis. "Aber du bist natürlich 24/7 unter Strom, weil es kann dich jederzeit jemand anrufen und sagen: Hey, ich brauche das und das."
Mehr als zwei Millionen Euro Umsatz
2023 haben die beiden so einen Umsatz von mehr als zwei Millionen Euro gemacht, sagen sie. Wie viel Gewinn sie pro Auftrag machen, schwanke je nach Aufwand zwischen 30 und 50 Prozent. Und ihr Unternehmen sei auf Wachstumskurs: Nicht die Anzahl der Aufträge sei stark gestiegen, aber deren Exklusivität: "Früher haben wir zehn Aufträge gemacht und hatten zum Beispiel einen Umsatz von 100.000 Euro. Heute machen wir zehn Aufträge und sind manchmal bei 300.000", erklärt Moritz. Dabei wächst ihr Unternehmen auch mit dem Erfolg der Kunden: "Wenn die eine gute Saison spielen und den nächsten Wechsel machen zu einem krass guten Verein, dann haben sie auch entsprechend ein anderes Budget, was sie ausgeben können und wollen."
Um noch weiter zu wachsen, wollen sie ihr Businessmodell ausweiten: Durch das Personal Shopping haben sie sich ein Netzwerk aufgebaut, das sie vermehrt auch für Concierge-Services nutzen wollen: Abgesehen von Sneakers, Taschen oder Hoodies vermitteln sie dabei zum Beispiel Privat-Jets, Tischreservierungen in angesagten Lokalen oder beim Clubbing.
Reisen durch Content monetarisieren
Und auch auf Social Media wollen sie weiter durchstarten: "Wir wollen nicht direkt Influencer sein und Werbung für Produkte machen, sondern es soll zu unserer Brand passen", sagt Luka Ouzounis. Was sie damit meinen: Sie wollen ihre Geschäftsreisen als Youtube- und Instagram-Content zweitverwerten. "Wir erleben so viele Dinge, die andere Menschen spannend finden und die als Content gut funktionieren. Dadurch könnten wir auch unsere Reisen rund ums Personal Shopping monetarisieren." Auf ihrem Youtube-Account haben sie daher vor zehn Monaten begonnen, Vlogs zu veröffentlichen, mit denen sie Einblicke in ihren Arbeitsalltag geben. Und bei Buzz Plug gehört dazu zum Beispiel ein privates Konzert von Travis Scott bei der Formel 1. Ihr erfolgreichstes Video vom Besuch bei Real Madrid kommt dabei auf knapp 50.000 Aufrufe. "Das ist auf jeden Fall ein Thema, bei dem wir uns in den nächsten Jahren weiterentwickeln möchten", sagt Moritz Bäumel.
Apropos Travis Scott: Sein Name auf ihrer Kundenliste würde die beiden dann vielleicht doch nochmal so nervös machen wie das Treffen mit ihren Real-Madrid-Idolen. Und wer weiß, teasert Luka Ouzounis an: "Er kommt ja bald nach Europa. Wir haben schon einen ersten Kontakt hergestellt, vielleicht ist das gar nicht unwahrscheinlich."