Millionen von Rheinmetall – passt das? Jetzt sprechen die BVB-Macher

Florian Rinke16.6.2024

Im OMR Podcast erklären Geschäftsführer Carsten Cramer und Stabsstellen-Leiter Jan-Henrik Gruszecki die Hintergründe.

Haltestelle Sternschanze statt Podcast-Kabine: Carsten Cramer, Philipp Westermeyer und Jan-Henrik Gruszecki
Das obligatorische Foto in der Podcast-Kabine im OMR-Office ist bei der Aufnahme mit BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer (links) und Stabsstellen-Leiter Jan-Henrik Gruszecki (rechts) entfallen – weil der Zug kam. Stattdessen hat OMR-Gründer Philipp Westermeyer sie zur Haltestelle Sternschanze begleitet. Foto: OMR
Inhalt
  1. Deal soll mehr als nur Millionen-Einnahme sein
  2. "Das kann man auch scheiße finden"

Wenige Tage vor dem Champions-League-Finale wird publik, dass der Rüstungskonzern Rheinmetall und Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund eine Partnerschaft vereinbart haben. Der Deal sichert dem BVB Millionen, aber auch eine Diskussion unter Fans und Beobachter*innen des Clubs. Rüstung und Fußball – passt das? Im OMR Podcast sprechen BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer und der Kultur-Beauftragte Jan-Henrik Gruszecki über die Entstehung des Deals – und interne Diskussionen.

Selten war die Fußball-Weisheit "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel" so richtig wie in den vergangenen Tagen. Es geht immer weiter – das ist die Botschaft, das ist die Erkenntnis der vergangenen Tage: Erst wird Dortmunds Kapitän Emre Can doch noch für die Europameisterschaft in den Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen. Dann gibt BVB-Trainer Edin Terzic seinen Rücktritt bekannt. Wenig später ist klar, dass auch Fußball-Weltmeister Mats Hummels den Verein verlassen wird, bevor dann – ausgerechnet – der nachnominierte Emre Can ein Tor zum 5:1 Auftaktsieg der Deutschen gegen Schottland beiträgt.

Fußballerisch ist gerade einiges in Bewegung bei Borussia Dortmund, dem Champions-League-Finalisten der Saison 2023/24. Doch hinter den Kulissen schwelt weiter ein Thema, das von den sportlichen Schlagzeilen der vergangenen Wochen immer wieder überlagert wurde. Die Sache mit Rheinmetall, dem Rüstungskonzern und neuen Partner des BVB. Natürlich, sagt Carsten Cramer, habe man sich auch intern diese Frage gestellt: "Passt das zu Borussia Dortmund?"

Deal soll mehr als nur Millionen-Einnahme sein

Cramer ist Geschäftsführer bei dem Bundesliga-Club und verantwortlich fürs Marketing. Aber er ist am Mittwoch, einen Tag vor dem Terzic-Aus, nicht alleine ins OMR-Studio nach Hamburg gekommen. Der Mann fürs Marketing hat den Mann für die interne Fan-Perspektive des Clubs, Jan-Henrik Gruszecki, mitgebracht. Dieser war selbst mal Ultra, leitet inzwischen aber die Stabsstelle Strategie & Kultur. Die beiden wollen noch einmal ihre Perspektive auf die Partnerschaft mit dem Rüstungskonzern schildern, die für viele Schlagzeilen gesorgt hat, als sie kurz vor dem Finale in der Königsklasse publik wurde.

Für die beiden ist die Partnerschaft mehr als ein Geschäft, bei dem der Eine (Rheinmetall) dem Anderen (BVB) einen kolportierten zweistelligen Millionenbetrag überweist. Wenn Carsten Cramer über den Deal spricht, betont er die gesellschaftspolitsche Dimension. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gebe es ein anderes Sicherheitsbedürfnis, der Blick auf Rüstungsunternehmen habe sich gewandelt. Als Verein wolle man Verantwortung übernehmen und einen Diskurs eröffnen, sagt Cramer. Der Diskurs – das soll wohl die Frage sein, ob die Rüstungsindustrie inzwischen in der Mitte der Gesellschaft so salonfähig geworden ist, dass sie Werbung machen kann wie jede andere Branche.

"Das kann man auch scheiße finden"

Die BVB-Macher widersprechen im OMR Podcast indirekt auch einer Geschichte, die der "Spiegel" veröffentlicht hat. Das Nachrichtenmagazin hatte geschildert, dass sich BVB-Chef Hans-Joachim Watzke und Rheinmetall-CEO Armin Papperger Ende März bei einer Veranstaltung getroffen hätten. Dort sei dann die Idee für das Sponsoring entstanden. Carsten Cramer erzählt die Anbahnung des Deals im OMR Podcast etwas anders. Demnach sei es ein Mitarbeiter des Vermarkters Sportfive gewesen, der schon im Januar bei Rheinmetall vorgefühlt haben soll.

So oder so. Nun ist der Deal da – und es stellt sich die Frage, ob das wirklich alles so nötig: Warum die ganze Sache mit der gesellschaftlichen Verantwortung, die von Rheinmetall und Club mit dem Slogan "Taking responsibility" aufgegriffen wird? Muss man eine Partnerschaft, die Millionen bringt, wirklich als großen Dienst an der Gesellschaft verkaufen? Klar, die Frage hat sich Jan-Henrik Gruszecki natürlich auch schon gestellt. "Das kann man auch scheiße finden", sagt er: "Aber am Ende stimmt es. Am Ende hat der BVB seinen Teil dazu beigetragen, dass ein Teil der Gesellschaft zum ersten Mal über dieses Thema nachgedacht hat".

Im OMR Podcast erklären die beiden, wie die Entscheidungsfindung abgelaufen ist. Carsten Cramer und Jan-Henrik Gruszecki sprechen außerdem über die finanziellen Unterschiede der Ligen in Deutschland und England, das Geschäftsmodell des BVB und die Frage, was eigentlich aus dem Merch wurde, das vorab für einen möglichen Champions-League-Triumph vorbereitet worden war.

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Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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