So hat der Bora-Gründer Dunstabzüge zum Luxus-Must-have für die Küche gemacht

Florian Rinke23.10.2024

Willi Bruckbauer hat eigentlich Schreiner gelernt. Nun führt er ein Multimillionen-Unternehmen.

Philipp Westermeyer und Willi Bruckbauer nach der Aufnahme in Hamburg
Philipp Westermeyer und Willi Bruckbauer nach der Aufnahme in Hamburg. Foto: OMR
Inhalt
  1. Post von den Anwälten von Volkswagen
  2. Mit Bora Hansgrohe zur Tour de France

Willi Bruckbauer sagt, er tue sich schwer damit, aufzugeben. Also macht er einfach weiter, nachdem die großen Hersteller von Küchengeräten abwinken, als er ihnen seine Idee präsentiert: Einen Dunstabzug, der den Dampf nach unten zieht. Im OMR Podcast erzählt der Unternehmer, wie er es mit Bora schafft, Dunstabzüge für mehrere Tausend Euro zu verkaufen – und mit welchen neuen Produkten er zu einem Big Player im Küchenmarkt werden will.

Profi-Radfahrer? Sei er nie gewesen, sagt Willi Bruckbauer. Und die 130 Renntage? Naja, die gab es schon. Aber er sei Amateur gewesen. Und heute? Wie viel fährt er noch so? So viel wie möglich, sagt er dann. Nur um anschließend zu ergänzen, dass es wohl so 10.000 Kilometer im Jahr seien. Wenn es um Zahlen und Erfolge geht, dann wird der Chef des Hausgeräte-Herstellers Bora eher zurückhaltend. Aber ein Muster erkennt man dann doch in all dem Understatement: Je kleiner der Bayer seine Erfolge macht, umso größer sind sie.

Und so ist auch die Gründung seines Unternehmens Bora eine der größten David-gegen-Goliath-Geschichten der jüngeren deutschen Wirtschaft. Es ist die Geschichte des gelernten Schreiners aus der Region Rosenheim im tiefsten Bayern, der lieber eigene Küchen entwickelte statt die Familienschreinerei fortzuführen. Es ist eine Geschichte, in der sich Willi Bruckbauer immer wieder darüber ärgert, dass Dunstabzughauben die Küche eher verschandeln als schöner machen – und kurzerhand eine Lösung entwickelt, bei der beim Kochen der Dunst nicht nach oben, sondern nach unten abgesaugt wird. Die Idee gibt es zwar schon, aber Willi Bruckbauer verbessert sie. Er bietet sie den großen Herstellern zum Kauf an, aber alle lehnen ab: Ein Dunstabzug im Herd? Wer soll so etwas denn kaufen?

Post von den Anwälten von Volkswagen

"Ich tue mich ganz schwer damit, aufzugeben", sagt Willi Bruckbauer im OMR Podcast: "Fürchterlich schwer. Und dann haben wir selber begonnen". 2005 hatte er den ersten Prototypen entwickelt, 2006 das erste Patent angemeldet. Und dann, 2007, geht es los: Bora nennt Willi Bruckbauer die Firma, benannt nach einem böigen Fallwind an der Adria. Er findet das passend, immerhin wird ja auch bei seinen Geräten die Luft nach unten gezogen. Dumm nur, dass auch Volkswagen damals ein Modell mit dem gleichen Namen auf dem Markt hat. Schnell bekommt Bruckbauer Post von den VW-Anwälten. Am Ende einigt man sich. "Wir dürfen nie Autos machen", sagt Willi Bruckbauer.

Er kann es verschmerzen. Denn das war ja sowieso nie sein Plan. Bora soll vielmehr ein Schwergewicht im Küchenbereich werden, sich einen Platz zwischen all den Mieles, AEGs und Co. erkämpfen. Und das, obwohl die Produkte teilweise mehrere Tausend Euro kosten. Immerhin: Dass die Konkurrenz ihn und Bora ernst nimmt, merkt Willi Bruckbauer spätestens dann, als alle anderen auch anfangen, Dunstabzüge in der Herdplatte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Das Wachstum von Bora stoppt die neue Konkurrenz nicht, im Gegenteil: Jeder habe plötzlich gesehen, dass die Großen den Kleinen kopieren, sagt Willi Bruckbauer: "Das Bora-Prinzip ist also richtig gewesen. Und dann ging es erst richtig bergauf für uns".

Mit Bora Hansgrohe zur Tour de France

Um die Marke bekannter zu machen, setzt der Bora-Gründer jedoch nicht nur auf die Beratung der Mitarbeitenden in den Küchenstudios zwischen Flensburg und Füssen. 2014 steigt er auch ins Sportmarketing ein – und zwar in jener Disziplin, die ihn quasi schon fast sein ganzes Leben begleitet. Schon als Jugendlicher ist Willi Bruckbauer Radrennen gefahren. Und damals hat er auch Ralph Denk kennengelernt, der ihn nun anspricht. Denk braucht dringend einen Sponsor für seinen Radrennstall. Und Willi Bruckbauer erkennt eine Chance, Bora bekannter zu machen. Bora Hansgrohe heißt das Rennteam fortan, das von Giro d'Italia bis Tour de France bei nahezu allen großen Radrennen dabei ist (hier erzählt Ralph Denk im OMR Podcast vom Aufbau des Rennstalls) – und Bruckbauer die Chance gibt, Geschäftspartner*innen auch mal zu den Rennen einzuladen und einen einzigartigen Einblick in die Sportwelt zu geben.

800 Mitarbeitende hat Bora heute. Zum Umsatz will sich Bruckbauer nicht äußern. Aber ein dreistelliger Millionenbetrag dürfte es sein. Um weiter zu wachsen baut Bora inzwischen das Produkt-Portfolio aus. Einen Dampfbackofen gibt es schon, auch Kühlschränke. Bald soll eine Spüle auf den Markt kommen, sagt Willi Bruckbauer: "Wenn man da auf einen Knopf drückt, läuft ein Wasserfilm am Rand herunter und wäscht direkt Brösen und Schaum ab." Ob die Produkte ein ähnlicher Erfolg werden wie der Dunstabzug? Es gebe Chancen, wenn neue Produkte mehr Probleme als die der Konkurrenz lösen, sagt er. Dennoch: Der Dunstabzug sei eine "Once-in-a-lifetime"-Idee gewesen. Die Frage ist nur, ob das stimmt oder wieder Understatement ist?

Im OMR Podcast spricht Willi Bruckbauer über Expansionspläne in die USA, schwierige Phasen, als er Gehälter teilweise nicht pünktlich zahlen konnte, und das Rezept, um einen Dunstabzug erfolgreich im Fernsehen zu bewerben.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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